Schäferhund - eine Herausforderung!

  • Wissen ob bei euch der Schutztrieb eskaliert oder ob das Verhalten angstmotiviert ist.

    Interessante Sichtweise, also welches Verhalten überwiegt.


    Welche Erfahrungen hast du denn damit gemacht? Wie hast du es festgestellt, was es bei deinem Hund war?

    Bei den meisten meiner Hunde ist es denkbar simpel. Das waren immer selbstsichere, in sich ruhende Hunde aus seriöser Zucht, von denen ich garantieren kann, dass die in ihrem Leben noch nichts groß Schlimmes erlebt haben. Aber eben Rassen mit ordentlich Schutztrieb und Arschgeigen aus vollster Überzeugung.

    Die haben aber auch nie groß Probleme gemacht. Das wurde, wenn es auf kam, im Ansatz unterbunden und geklärt und gut wars.


    Ansonsten hatte ich noch eine Schäferhündin mit Beißvorgeschichte aus dem Tierheim. Die war mit Hinterhofmethoden scharf gemacht worden und da hat Angst wahrscheinlich schon auch etwas mit rein gespielt. Aber eben auch da bei einem Hund der eben vom Charakter her voll Gebrauchshund war (Geschwister von ihr waren im Sport und Dienst) und kein wesensschwaches, super ängstliches/unsicheres oder sonstwas Tierchen.

    Da hat das was hier schon geschrieben wurde, eng und vorausschauend führen, Wohlfühldistanz wahren, klare schwarz-weiß Kommunikation, im Gehorsam stehen, geholfen. Die durfte anfangs absolut nichts alleine regeln, stand immer im Kommando wenn uns ein Mann entgegen kam, bis sie sich irgendwann entspannt hat. Dann war sie ganz okay. Sie wurde aber zeitlebens immer durch solche Begegnungen geführt und musste sie nie alleine regeln. Das hätte ich ihr, um ehrlich zu sein, nie sicher genug zugetraut um das zu riskieren, selbst mit bekannten Männern nicht. Aber, wie gesagt, solange die Vertrauensperson, aka ich, da war und ihr gesagt hat wie es läuft, war die im Alltag eigentlich recht gechillt und einer meiner einfachsten Hunde bisher.

    Die ist aber auch nie aggressiv auf jemanden losgegangen, sondern war nur defensiv gefährlich, wenn jemand zu nahe kam. Das dafür dann aber mit vollem Ernst und Erfolgserlebnissen in der Vergangenheit.

  • Ich habe den Eindruck, "Strafe" bedeutet für dich Schläge oder sonstige körperliche Grobheiten gegenüber dem Hund.


    Das ist aber viel zu eng gefaßt. Strafe kann grob gesagt alles sein, was dem Hund in der jeweiligen Situation irgendwie unangenehm ist. Auch ganz banale Dinge, die wir oft nicht einmal als Strafe wahrnehmen.


    Der Hund rechnet zB bei einer Übung mit einem Leckerli, das bleibt aber aus - schon das ist lerntechnisch gesehen eine Strafe.


    Frauchen ruft, der Hund kommt, Frauchen beugt sich über den Hund, um ihn anzuleinen - viele Hunde empfinden das Drüberbeugen als bedrohliche Geste und damit als Strafe und kommen als Folge ungern dicht heran.


    Sogar freundliches Tätscheln und Streicheln kann in bestimmten Situationen als unangenehm empfunden werden, zB wenn der Hund gerade im Arbeitsmodus ist. Obwohl der Mensch es ausdrücklich als Lob meint, empfindet der Hund es dann als Strafe.


    Negative Strafe = etwas Angenehmes wird entzogen: der Hund wird zB angeleint, obwohl er lieber frei laufen möchte.


    Positive Strafe = etwas Unangenehmens konmt hinzu, wie das oben erwähnte Drüberbeugen oder Tätscheln.


    Das sind alles Alltagssituationen, wie sie jeden Tag vorkommen und nicht alle davon sind vermeidbar. Wir müssen unsere Hunde ja manchmal anleinen, ihnen irgendwas verwehren oder wegnehmen.

    Deswegen kann es eine absolut straffreie Erziehung nicht geben. Das heißt aber nicht, daß wir unsere Hunde schlagen, treten oder sonstwie grob behandeln sollen oder dürfen.


    Und natürlich ist es völlig richtig, Trainer zu meiden, die das tun.

  • Die durfte anfangs absolut nichts alleine regeln, stand immer im Kommando wenn uns ein Mann entgegen kam,

    Ja, oft wird Aggression ja mit Angst verwechselt, was ich so mitbekommen habe. Meine Hündin wurde wohl die ersten 2,5 Jahre mehr oder weniger tagsüber im Garten gehalten und saß dann 1,5 Jahre im Tierheim. Sie wurde 2019 geboren, also vor Corona, und ich denke mal, dass die Besitzer dann 2020/21 eben keine Hundeschule besuchen konnten, in Italien war es damals wohl extrem.


    Wie hast du das denn gemacht mit dem im Kommando stehen? Aber schon angeleint bei solchen Begegnungen, oder? Wie lange hat es gebraucht mit dem Training, bis sie nicht mehr an der Leine zog, sondern normal neben dir her ging?


    Du musst mir keine Details nennen, aber so als Richtwert. Weil das klingt alles so spielerisch einfach bei dir, aber ich kann mir vorstellen, dass es das nicht immer war, oder?

  • Ja, oft wird Aggression ja mit Angst verwechselt,

    :???:


    Aggression ist Aggression und Angst ist Angst. Aber die Motivation oder der Grund fuer Aggressionsverhalten ist verschieden. Je nach Hund (und je nach Mensch der da zustaendig ist). Das Endergebnis ist im Grunde das selbe. Die Trainingswege unterscheiden sich, aber nur zum Teil und nicht komplett..

  • Ich hatte einen Malinois-DSH-Mix aus dem Tierheim mit unbekannter Vorgeschichte.


    Zuerst jung, etwas wild, freundlich. Nach ein paar Wochen kam der Gebrauchshund durch.


    Geholfen hat er hier tatsächlich ein "Schwarz-Weiß-Leben":


    Erwünschtes Verhalten wurde oft massiv belohnt, unerwünschtes ( auch das minimalste) sofort unterbunden und das auch körpersprachlich.


    Oft hat man gerade bei Hunden mit nicht nachweislich toller Vergangenheit die Tendenz diese als traumatisiertes Etwas zu sehen. Dabei packen die gerade einfach ihre Genetik aus und benennen sich wie eine offene Hose, weil sie es können.


    Für mich sind je nach Hund auch körpersprachliche Strafen ok, solange man nicht unfair wird und nichts persönlich nimmt.


    Ich war sein ganzes Hundeleben mit diesem Hund im Hundesportverein bei gebrauchtshunderfahrenen Leuten. Und da waren wir genau richtig.

  • Ich hatte auch einen Schäferhund aus dem Tierschutz. Er hatte auch ein paar special effects... Menschen stellen, Hunde anpöbeln inkl rückgerichteter Aggression, Jagen auf Spur und Sicht, Ressourcen verteidigen und so ein paar Eigenheiten, die man beim zusammen leben beachten musste. Er wurde mit einem Jahr ausgesetzt und kam dann zu uns. Er hatte nicht gelernt zu lernen, dafür immer eigene Entscheidungen zu treffen. Und er konnte null mit Druck umgehen, entweder er hat einfach dicht gemacht oder er hat auf Gegenwehr geschaltet. Wir mussten immer versuchen ihn in seinem Kompromissbereich zu halten und ihn im Rahmen des möglichen in Entscheidungen einzubeziehen.


  • Ich habe den Eindruck, "Strafe" bedeutet für dich Schläge oder sonstige körperliche Grobheiten gegenüber dem Hund.



    Und natürlich ist es völlig richtig, Trainer zu meiden, die das tun.

    Ganz genau, das meine ich mit Strafe - auch Dinge nach dem Hund werfen, wenn der gar nicht damit rechnet. Also alles, was die Würde des Tieres untergräbt.


    Danke für deine Hinweise bezüglich der sonstigen unbewussten "Strafen" gegenüber dem Hund. Ja, das würde ich vielleicht eher als so etwas wie Respektlosigkeit oder auch Unwissenheit seitens des Menschen betrachten, weil es in einer anderen Absicht geschieht als das klassische Strafen.


    Meine Hündin züngelt sehr viel, wenn ich sie am Hals oder so streichele. Wenn ich aber aufhöre, rückt sie ganz kuschelig näher und will weitergestreichelt werden. Da wundere ich mich über das Verhalten - also nicht jeder Hund, der züngelt, tut damit auch beschwichtigen. Und so empfindet es vielleicht auch nicht jeder Hund als unangenehm, wenn sich der Mensch über ihn beugt, so meine Vermutung. Muss natürlich nicht stimmen. :)

  • Ich hatte auch einen Schäferhund aus dem Tierschutz. Er hatte auch ein paar special effects... Menschen stellen, Hunde anpöbeln inkl rückgerichteter Aggression, Jagen auf Spur und Sicht, Ressourcen verteidigen und so ein paar Eigenheiten, die man beim zusammen leben beachten musste. Er wurde mit einem Jahr ausgesetzt und kam dann zu uns. Er hatte nicht gelernt zu lernen, dafür immer eigene Entscheidungen zu treffen. Und er konnte null mit Druck umgehen, entweder er hat einfach dicht gemacht oder er hat auf Gegenwehr geschaltet. Wir mussten immer versuchen ihn in seinem Kompromissbereich zu halten und ihn im Rahmen des möglichen in Entscheidungen einzubeziehen.


    Wow, da habt ihr euch auch eine echte Kanone ins Haus geholt. Krass. Diese rückwärtsgerichtet Aggression kommt oft von solchen Tipps wie Wasserflasche usw. Irgendwann geht der Hund dann auch auf den Halter los, weil er von ihm eine Strafe erwartet.


    Wie habt ihr das geschafft bzw. habt ihr in jemals ohne Leine lassen können?

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