Hündin aus dem Nichts heraus aggressiv

  • Mein Partner und ich haben uns sehr lange überlegt, einen Hund anzuschaffen. Vor 2 Wochen haben wir eine knapp 2jährige Tierschutzhündin aus Kroatien mitgebracht. Wir haben sie vor Ort kennengelernt und schließlich mitgenommen. Sie ist ein Terrier-Mix und ca 42cm groß.

    Die 12 Stunden Fahrt nach Deutschland waren unproblematisch und sie ist sehr gut angekommen bei uns. Sie hat laut Aussage des Tierheims noch nie mit Menschen gelebt, läuft aber super an der Leine, hört schon bisschen, ist stubenrein und sehr verschmust. Kinder sind auch kein Problem.

    Die Baustellen sind:

    • Katzen (hier schlägt sie sofort an)
    • Hundebegegnungen (hier schlägt sie auch an, lernt sie die Hunde dann kennen ist sie sehr dominant und wenn die Rangfolge gecheckt ist okay)
    • Jemand steht vor der Tür (hier bellt, knurrt und schnappt sie, alledings nur bei Männern, vor allem solche mit "Stallgeruch" (Landwirte))
    • Buddeln (jedes Mauseloch ist interessant)


    Für einen Terrier-Mix sind diese Verhaltensweisen nicht besonders ungewöhnlich und ich denke, mit Hundeschule und evtl einem persönlichen Hundetrainer kriege ich das hin.


    Nun ist aber eine akute Sache passiert die mir Sorgen macht:


    Mein Bruder (Landwirt, der berufsbedingt immer bisschen nach Stall stinkt :woozy_face:) stand vor der Tür, auch hier hat sie wieder angeschlagen, gebellt und als die Tür offen war nach ihm geschnappt. Wir sind dann direkt raus zum gemeinsam Gassi gehen und alles war okay. Danach ist er noch mit reingekommen was auch erstmal okay war. Wir haben uns unterhalten und nach 10 Minuten aus dem Nichts heraus (!) ist sie auf ihn los. Mit Bellen und beißen, sie hat zuerst seinen Schuh erwischt und anschließend das große Kissen das er in der Not vor sich gehalten hat. Ich hatte große Mühe sie an ihrem "Haltegriff" am Geschirr zu packen. Sie hat sich auch nicht mehr beruhigt und er ist gegangen, was wahrscheinlich ein Fehler war, denn so hat sie ihr Verhalten als Erfolg verbucht.


    Meine erste Frage: Wie verhalte ich mich in so einer Situation korrekt? Meine Idee: Sobald sie bellt und schnappt (auch wenn sie es schon an der Tür macht) nehmen, ins Bad mit ihr und Tür zu. Anschließend wenn sie sich beruhigt hat wieder raus zum Besuch (der sie ignorieren soll) aber mit Leine. Ich hab eine sehr offene Wohnung und das Bad ist das einzige Zimmer das separat ist. Was haltet ihr davon bzw was wäre euer Ansatz?


    Meine zweite Frage: Kann diese aggressive plötzliche Reaktion passiert sein, weil sie überfordert war? Ich war mit ihr an diesem Tag den ganzen Nachmittag gemeinsam mit Freunden an einer Badestelle. Sie hat also Nachmittags nicht geschlafen sondern war am schnuppern und beobachten. Als Abends mein Bruder zur finalen Gassirunde kam, konnte sie sich danach nirgends zurückziehen (wie gesagt, meine Wohnung ist sehr offen) und war evtl genervt dass wir noch geredet haben während sie eigentlich nur Ruhe wollte. Manche sagen, Tierschutzhunde brauchen erstmal wochenlang nur Ruhe, andere meinen ein neuer Hund sollte direkt in den Alltag (Leute treffen, einkaufen gehen...) mit eingebunden werden. How to do it right?

  • Hi,

    herzlichen Glückwunsch zum Familienzuwachs.


    Insgesamt klingt es ein wenig so, als ob sie zu viel eigenen Spielraum hat. Was ja prinzipiell nicht verboten ist - solange der Hund eben damit klar kommt. Aber das sieht ja bei Euch anders aus.


    Es scheint so, als wäre sie die Erste an der Türe, zum Beispiel.


    Ich würde schon bevor sie bellt und schnappt eingreifen und sie gar nicht erst an die Türe lassen, sondern schon vorher ins Bad bringen. Und als Management zum Schutze aller nicht zu Besuch lassen (Leine dran, oder, wenn sie es kennt, was eher unwahrscheinlich ist, Maulkorb drauf)


    Was das Programm angeht: Das kommt halt auch auf den Hund an. Das kann man also nicht pauschal sagen, darum gibt es die unterschiedlichen Empfehlungen.


    Ich würde Euch mal dazu raten, einen guten Trainer kommen zu lassen, der Euch coacht.

  • Wir haben uns unterhalten und nach 10 Minuten aus dem Nichts heraus (!) ist sie auf ihn los. Mit Bellen und beißen, sie hat zuerst seinen Schuh erwischt und anschließend das große Kissen das er in der Not vor sich gehalten hat. Ich hatte große Mühe sie an ihrem "Haltegriff" am Geschirr zu packen. Sie hat sich auch nicht mehr beruhigt und er ist gegangen, was wahrscheinlich ein Fehler war, denn so hat sie ihr Verhalten als Erfolg verbucht.

    Das ist für mich ein Punkt, an dem ich der Meinung bin dass

    - sich ein Profi das vor Ort angucken muss

    - und der Hund bis dahin mit Maulkorb gesichert wird.


    Alles was wir hier schreiben, können nur Ferndiagnosen sein.


    (Profi vor Ort: Trainer, der zu euch nach Hause kommt - eine Gruppe in der Hundeschule ist nicht das was ihr braucht)

  • Der Hund hätte bei mir absolut nix an der Tür zu suchen und an Besuchern natürlich auch nicht.

    Vielleicht wäre ein Türgitter im Bad nicht verkehrt, um sie nicht komplett zu isolieren.

    Auch mit Maulkorb, würde ich sie sichern. Der Hund hätte erstmal keine eigenen Entscheidungen mehr zu treffen.

    Zwei Wochen sind ja noch gar nix. Sie kennt euch nicht und umgekehrt.

    Da muss erstmal Vertrauen und Beziehung entstehen. Das dauert und sie braucht da erstmal enge Führung durch euch.

    Und nicht zu viel Programm am Anfang.

  • Mir scheint, Du verlangst ganz schön viel von dem Tierchen, dessen Lebensumstände ja nun komplett andere sind. Alles ist neu. Alles. Also wirklich jeder Atemzug.


    Hinzu kommt, dass die meisten Mixe aus dem Osten echte Wachgene in sich haben. Also nicht bloß Wauwau, sondern zubeißen, wenn der Eindringling nicht geht. Das in Kombination mit dem Mammutprogramm, was ihr gerade abfordert ... ja, da würde mir als Hund auch der Kragen platzen.


    Schafft dem Hund Raum. Für sich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Pausen von alle Euch Menschen. Schlafen, schlafen, schlafen. Und komm von dem Gedanken weg, dass der Hund bei Besuch dabei sein soll. Das würde ich ihm erst Mal komplett ersparen. Schaffe dafür einen Rückzugsort, der definitiv niemals von Fremden betreten wird. Einen Ruhebereich, den Du ohne irgendeinen Aufreger etablierst. Weg vom Eingangsbereich, nah an Bereichen, wo ihr selbst zur Ruhe kommt.


    Edit: Noch vergessen: Mit so einem Hund würde ich die ersten zwei bis drei Wochen gar nicht Gassi gehen und schon überhaupt keine Ausflüge machen. Erst Mal nur das Zuhause kennenlernen.

  • Vor 2 Wochen haben wir eine knapp 2jährige Tierschutzhündin aus Kroatien mitgebracht.

    Da drängt sich mir eine Frage auf. Hatte sie zu dem Zeitpunkt eine gültige Tollwutschutzimpfung (s. Impfpass)?

    Hintergrund: Sollte sie die nicht gehabt haben, habt Ihr sie illegal importiert.

    Deshalb solltet Ihr diese Frage nicht im Forum, sondern nur für Euch selbst beantworten.


    Schafft dem Hund Raum. Für sich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Pausen von alle Euch Menschen. Schlafen, schlafen, schlafen. Und komm von dem Gedanken weg, dass der Hund bei Besuch dabei sein soll. Das würde ich ihm erst Mal komplett ersparen. Schaffe dafür einen Rückzugsort, der definitiv niemals von Fremden betreten wird. Einen Ruhebereich, den Du ohne irgendeinen Aufreger etablierst. Weg vom Eingangsbereich, nah an Bereichen, wo ihr selbst zur Ruhe kommt.

    Was flying-paws da beschreibt, ist wirklich wichtig. Der Hund muss erstmal richtig zur Ruhe kommen und Adrenalin abbauen.


    Je nach Hund kann es Dir im Endeffekt passieren,

    - dass sich das Ganze beruhigt und später vielleicht sogar Besuch mag ,

    - dass sie sich gut managen läßt und Dir die Kontrolle übergibt (in diesem Fall könnte sie bei Besuch anwesend sein, sollte aber mit MK versehen werden und/oder keinen direkten Kontakt zum Besucher haben)

    - dass sie Besuch nie gut findet und immer wieder mal meint, Besuch vertreiben oder maßregeln zu müssen


    Sie darf aber ab sofort auf keinen Fall weitere Angriffe starten können, das würde das Muster vertiefen und jede Erziehung erschweren.

    Ich würde vermuten, sie hat mit Männern schlechte Erfahrungen gemacht. Eine Einschätzung eines Profis (guter Trainer) wäre durchaus sehr sinnvoll. Wenn Du hier Deine PLZ oder deinen ungefähren Wohnort schreibst, kann Dir vielleicht jemand einen guten Trainer empfehlen.

  • Danke für euer ehrliches Feedback!

    Vorneweg: Sie ist gechippt, kastriert, entwurmt, geimpft...sie hat einen Pass usw. Da ist nichts illegal...

    PLZ ist 745**, über Tips für gute Hundetrainer würde ich mich freuen.

    Mein Bruder ist der einzige Angriff der bisher passiert ist. Anderer Besuch (Kinder, meine Schwester, meine Tante...) war fein.

    Absolute Ruhe kann ich ihr nicht geben, meine Schwester ist mit ihren drei Kindern meine direkte Nachbarin. Ich hab selbst eine Tochter (9 Jahre). Unsere Hündin kann ihr Körbchen auch nur im offenen Wohnzimmer/Esszimmer/Arbeitszimmer haben und die Eingangstür ist halt leider direkt am Wohnzimmer (ohne Flur).

    Ich werde es jetzt so machen, hoffe das passt dann:

    1. Sie die nächsten 2 Wochen viel schlafen lassen und sofern vermeidbar nirgends mitnehmen
    2. Erstmal nur kurze Gassirunden zum Pipi/Häufchenmachen machen mit kurzgehaltener Leine
    3. Wenn männlicher Besuch sich ankündigt dann kommt sie vorher mit ihrem Hundekorb ins Bad und bleibt dort
    4. Hundetrainer zu Rate ziehen
    5. Hundeschule erstmal absagen


    Sie mal streicheln und bisschen mit ihr reden ist aber okay, oder?

    Ziel erstmal: Ankommen und gute Bindung mit mir und Partner als Rudelanführer und Tochter wird auch respektiert.

  • Wenn männlicher Besuch sich ankündigt dann kommt sie vorher mit ihrem Hundekorb ins Bad und bleibt dort

    Bad ist ungeeignet. Zum einen geht da Besuch auch mal hin und zum zweiten ist der Raum für die meisten Hunde null mit Ruhe und Wohlgefühl verknüpft.


    Und überlegt Euch noch mal wie ihr einen Ruhebereich schaffen könnt. Manche Hunde bevorzugen auch eine Höhle.

  • Absolute Ruhe kann ich ihr nicht geben, meine Schwester ist mit ihren drei Kindern meine direkte Nachbarin. Ich hab selbst eine Tochter (9 Jahre). Unsere Hündin kann ihr Körbchen auch nur im offenen Wohnzimmer/Esszimmer/Arbeitszimmer haben und die Eingangstür ist halt leider direkt am Wohnzimmer (ohne Flur).

    ein Schlafzimmer mit Tür habt ihr vermutlich, vielleicht wäre das eine Möglichkeit?

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