Freilauf - absolute Freiheit oder totale Kontrolle?

  • Ich quatsche ja relativ viel mit den Hunden, das meiste ist unwichtiges Zeug, zb wie schön die Gegend oder das Wetter gerade ist. Sie

    Haha, ich bin auch so. |) Wie oft ich schon zum Hund gesagt habe: "Guck mal, wie schön das hier ist!" xD Oder ich kündige an, dass wir abbiegen mit "Hierlang" (klares Kommando, das der Hund kennt) und dann folgt noch eine Erklärung wie "Wir wollen doch noch um den See rum, da war es letztens so schön!" (Blabla, das kein Schwein interessiert, und schon gar nicht den Hund). :headbash:

    Es ist echt schlimm und wird mit dem Älterwerden nicht besser. Wenn ich mal alt bin, wird der Cringe-Faktor ins Unermessliche steigen. :hilfe:

  • Völlig vergessen zu beantworten, WARUM ich das so mache:


    Ich halte meine Hunde zu meinem eigenen Vergnügen.

    Dabei habe ich mir ein denkendes und fühlendes Lebewesen ins Haus geholt, mit eigenen Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen.


    Hunde sind Lauftiere, und haben von der Natur 3 Gangarten mitbekommen, die sie auch frei bewegen können müssen.

    Dabei selber entscheiden zu dürfen, wann sie welche Gangart einsetzen wollen, gehört für mich zwingend zur Lebensqualität eines Hundes, weil es eine biologische Vorgabe bei Hunden ist.

  • Angeblich war ein Ergebnis dieser Studie, dass Hunde viel weniger jagen würden als angenommen. :ka: Die haben das auch mit Windhunden gemacht zum Beispiel. Aber wie gesagt, über die Qualität dieser Aussagen kann ich nichts sagen, damit kenne ich mich nicht genug aus. Aber kann es auch nur schwer glauben. Selbst mein Pudel würde sicher eher mehr Vögel jagen als weniger, wenn ich da nicht einwirken würde.

    Kann ich mir schon vorstellen, Eine mehr oder weniger erfolgreiche Jagd, auch ohne Beute stellt den Hund sicher ne Zeit zufrieden.

    Aber hier im Dorf, in meinem Wohngebiet gibt es 15-20 Hunde. Allein, wenn ich davon ausgehe, dass jeder Hund nur alle paar Tage jagen geht...wow....nein....

    Mal davon abgesehen, wieviel ungewollte trächtigkeit dazu kommen, weil Jagd ja nicht die einzige Motivation ist, der ein Hund so nachgehen könnte.

  • Ich muss da immer viele Jahre zurückdenken.

    Ich wohnte in einer relativen Großstadt und dort gab es eine Menge Punks, viele davon lebten wohl auch wirklich auf der Straße. Die alle hatten Hunde, große, kleine, Mixe, aber nicht nur. Keiner trug je ein Halsband, geschweige denn hatte man eine Leine dabei. Die Hunde blieben meist ohne Ansprache immer nahe bei ihren Leute. Wirklich Beachtung bekamen sie selten, wohl aber Futter, denn unterernährt war keiner von denen. Ich kannte sie viele Jahre lang, weil sie oft in dem einen Park rumhingen, wo ich mit meinem Wuschel vorbei lief. Nie hat ihm einer der Hunde nur einen Blick gegönnt. Die Hunde waren durchgehend gechillt. Ich habe bis heute keine Ahnungen, wie die das gemacht haben. Wenn jetzt einige sagen, na ja, kam bestimmt mal der ein oder andere Hund unter die Räder. Vielleicht. Mitbekommen habe ich es nie, im Gegenteil, ich kannte eigentlich fast alle ihrer Hunde vom Sehen her. Bis ich wegzog, waren alle noch da.

    Ein Mädchen, die auch einen Schäfermix hatte, kannte ich näher. Sie ging in einer Art Gottvertrauen mit dem Hund um. Und so war der Hund auch, der liebste Schäferirgendwas, den ich kennengelernt habe. Klingt irgendwie esoterisch, ich weiß, aber eine wirkliche Erklärung habe ich dafür nie gefunden.

  • Hunde sind Lauftiere, und haben von der Natur 3 Gangarten mitbekommen, die sie auch frei bewegen können müssen.

    Dabei selber entscheiden zu dürfen, wann sie welche Gangart einsetzen wollen, gehört für mich zwingend zur Lebensqualität eines Hundes, weil es eine biologische Vorgabe bei Hunden ist.

    Das finde ich einen sehr wichtigen Aspekt! Das ist auch eines der Argumente in dieser Studie für möglichst viel Freiheit beim Freilauf - wobei ich dennoch der Meinung bin, dafür muss der Hund sich ja draußen nicht gänzlich ohne Regeln (und damit auch eine gewisse Kontrolle) bewegen. Das kann er auch ausleben, wenn er im Sichtfeld und auf den Wegen bleibt zum Beispiel. So, wie ihr es ja auch handhabt.


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    Eine Sache, die Anne Bucher in ihrem Podcast sagt, kann ich übrigens bestätigen: Wenn der Hund nicht so oft Freilauf bekommt, wie er sollte, dann ist der "Laufdruck" bei ihm erst mal deutlich höher.

    Zitat

    "Häufig hat es auch etwas damit zu tun, dass erst einmal dieser Laufdruck raus muss. Ja, vielleicht hast du schon mal Pferde beobachtet, wenn die im Frühjahr das erste Mal wieder auf die Sommerweide kommen. Da muss erst mal richtig Gas gegeben werden. (...) Aber dieser erste Druck, dieses Knallgas geben und erst einmal nur rennen. Das ist besonders schlimm, wenn sie mir vorher in die Leine geknallt ist, wenn sie länger mal nicht in den Freilauf durfte. Und hier haben wir das Bedürfnis zu kontrollieren und zurückzunehmen führt halt häufig dazu, dass wir das Bedürfnis zu rennen immer größer machen beim Hund."

    Bei uns ist es ja so, dass Bobby durch meinen Beinbruch leider sehr lang - über viele Monate hinweg - keinen richtigen Freilauf bekam. Also wir waren natürlich immer mal in eingezäunten Grundstücken, auf dem Hundeplatz und täglich bei uns im Garten, aber das ist einfach nicht zu vergleichen mit echtem Freilauf. Und jetzt dann wieder anzufangen, da habe ich schon gemerkt, dass er erst mal die Energie rauslassen muss. Und normalerweise neige ich dann auch dazu, dagegen zu arbeiten, weil ich ja nicht will, dass er so einen großen Radius hat - was wieder dazu führt, dass er nicht genug Freilauf bekommt. :tropf:


    Meine Familie hat ein großes eingezäuntes Grundstück, ca. 2 ha mit Wald und Wiese, also so weitläufig, dass man den Freilauf gut simulieren kann. Am ersten Tag rennt Bobby erst mal wie bekloppt rum, direkt außer Sicht, und macht sein Ding - kommt aber zuverlässig, wenn man ihn ruft. Am zweiten Tag wird das schon weniger und am dritten Tag latscht er so mit mir mit, wie ich mir das eigentlich wünsche: immer in meiner Nähe, maximal 15-20 m entfernt, wartet vor Kurven etc.

    Aber im freien Gebiet würde ich mich das halt gar nicht trauen. Aktuell sind wir so weit, dass er im gut einsehbaren Gebiet wieder freilaufen kann - nachdem er erst mal eine Runde über die Wiese flitzen durfte. Zwischendrin leine ich ihn aber immer wieder an, wenn es mir zu heikel ist - better safe than sorry.

  • Keiner trug je ein Halsband, geschweige denn hatte man eine Leine dabei. Die Hunde blieben meist ohne Ansprache immer nahe bei ihren Leute.

    Ganz genau, das erlebe ich in meinem Umfeld auch oft, nicht nur bei Wohnungslosen. Und die meisten halten hier Hunde aus dem Tierschutz. Da könnte man ja meinen, der Anspruch ist sogar noch höher als bei einem gut gezogenen Welpen vom Züchter. :ka: Die gehen einfach stur und stumm ihres Weges und der Hund folgt halt. Und ich trainiere mir einen ab und der Freilauf ist trotzdem nicht so entspannt, wie ich ihn gern hätte (was natürlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass Bobby in seinem Leben bisher einfach zu wenig davon hatte - s. mein Post zuvor).

  • Die Hunde bei denen das so nicht funktioniert sind halt nicht mehr da. Weggelaufen oder überfahren. Darf man jetzt selbst entscheiden, ob man ausprobieren möchte, ob das funktioniert und ggf. den eigenen Hund opfern.


    Bei mir gibt es im Freilauf bedeutend mehr Regeln als an der Leine, Hund kann nicht weglaufen und es gibt Stopknöpfe, also wozu die Arbeit. Ich finde Leinen ganz furchtbar schrecklich und doof und ich bin erziehungsfaul :ops: Aber lustigerweise haben meine Hunde kein Problem mit Leinen, vielleicht auch ein Erfolgsrezept. Nur ich müsste ganz dringend nochmal positiv aufgebaut werden.

  • .

    Meine Hunde haben von klein an gelernt das sie nach mir gucken müssen wenn sie nicht wollen das ich weg bin und das klappt wunderbar.

    Wie haben sie das gelernt bei dir? Viele HH, die ich im Real Life kenne, machen es so, dass sie einfach stur den Weg lang gehen, nicht stoppen, wenn der Hund stoppt zum Beispiel. Und die Hunde folgen ihnen sehr gut, weil sie eben aufmerksamer sein müssen. Hast du das auch so gemacht?

    Ja genau und ich habe als sie klein waren oft "verstecken" gespielt. Also mich mal wo hinter gestellt wenn sie wo geschnuppert haben und mal aus dem nichts die Richtung gewechselt wenn sie mir z.B zu weit vor gelaufen waren . Die haben so beide sehr fix gelernt das sie mich im Blick haben müssen damit sie nicht verloren gehen.


    Die laufen nur da frei wo es sicher ist, sowas würde ich niemals da üben wo es gefährlich ist für für Hunde oder für andere.

  • Das kann bei Tierschutzhunden kaum vorhergesagt werden, aber die müssen tatsächlich nicht anspruchsvoller in der Ausbildung beim Thema Freilauf sein als Hunde vom Züchter.


    Bei Lilly - Straßenhündin aus Bulgarien - hatten wir das Angstthema, das war anfangs viel Arbeit und Gewöhnung und hat auch echt gedauert, bis sie angefangen hat, sich zu entspannen und zu schlafen. Aber was Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Kooperation angeht: Nachdem sie das Konzept mal begriffen hatte und aus ihrem Angsttunnel herausgekommen war, hat die uns so viel angeboten, da war Einiges viel einfacher als mit Ronja oder sogar mit Momo.


    Ich hab ihr genau einmal etwas schärfer verboten einem Reh, und einmal einem Hasen hinterherzugehen. Und damit war das Thema durch, sie hat es nie wieder probiert. Auch nicht, wenn sie direkt vor ihr auf den Weg gesprungen sind. Gleiches beim Mäuseln. Sie versucht mal Abstecher ins Unterholz, wenn sie denkt, ich passe nicht auf. Aber kommt bei einer Korrektur dann grinsend angelaufen.


    Das ist nicht „Will to please“, ihr ist konzentrierte Aufmerksamkeit eher unrecht. Und sie macht kaum einmal wie Momo Spässchen oder Tricks, um Aufmerksamkeit und Beschäftigung mit ihr zu kriegen (seitdem Momo da ist, kommt es ganz selten mal vor. Wenn ich was wirklich Leckeres dabei habe. In ihr gibts einen Kern, der bleibt „wild“, scheu und unzugänglich, darin unterscheidet sie sich von den Hunden, die ich bisher gehabt habe. Können git gut respektieren und mit leben).


    Es ist auch nicht Angst, sie ist entspannt dabei, und sie ist von uns auch noch nicht hart oder heftig unfair bestraft worden. Sie befolgt einfach von sich aus die Regeln, die sie verstanden hat (man kann nicht alles von ihr fordern, sie muss es verarbeiten können). Und passt auf, dass Momo sie auch einhält. Keine Ahnung, womit ich das verdient habe.


    Kontakt hält sie (reichlich) über Pendeln, Nasenstüber bzw. Stupser und leichten Blickkontakt mit Freugesicht. Gelegentlich werde ich auch mal angehüpft, darf sie. Wenn ich hier die vertrauten Wege gehe, kann ich mit Lilly tatsächlich nahezu blind laufen und mich darauf verlassen, dass sie bei mir bleibt und keine Dummheiten macht. Sie hat trotzdem den Tracker zur Absicherung, weil ich denke, wenn sie mal flüchtet, hört sie nicht wieder auf und bliebe ohne Unterstützung auch weg. Aber sie geht mittlerweile nicht mal bei wirklich heftigen Schreckreizen durch.

  • Die Hunde bei denen das so nicht funktioniert sind halt nicht mehr da. Weggelaufen oder überfahren. Darf man jetzt selbst entscheiden, ob man ausprobieren möchte, ob das funktioniert und ggf. den eigenen Hund opfern.

    Äh, das klingt ziemlich polemisch.


    Man probiert das ja nicht neben der Autobahn, sondern in geeigneten Gebieten.

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