Hund ist überdreht, Tochter ist frustriert, ich bin genervt

  • Was kann ich tun, damit Wednesday runterkommt? Wie kann ich ihr helfen, wenn meine Tochter nicht da ist?

    Ich glaube, die Frage sollte eher heißen: Wie kann ich ihr helfen, WENN meine Tochter da ist?


    Wenn Deine Tochter nicht da ist, dann hat die Hündin ja anscheinend kein Problem, zur Ruhe zu kommen. Sie braucht Dich, wenn Deine Tochter rein kommt. Und da müsstest Du bei Deiner Tochter ansetzen. Wenn sie rein kommt, dann wird der Hund erstmal ignoriert, das wird beide frustrieren, da brauchst Du starke Nerven. Erst, wenn die Hündin ruhig ist, wird sie gelobt und zwar ganz unaufgeregt, sodass sie nicht wieder hoch fährt. Sie muss lernen, dass Deine Tochter keine Action bedeutet. Wenn Dein Kind rein kommt, ist es stinklangweilig, genau wie bei Dir.

    Aber das kann dauern ... und es wird Rückschläge geben.

    Wenn allerdings zwei Trainerinnen und der TA sagen, dass es am Stress liegt und Deine Tochter trotzdem nicht hört ... dann bleibt vielleicht wirklich nur, den Hund abzugeben. Stress macht krank. Das siehst Du ja.

  • Ja, Struktur, aber hier bin ich überfordert. Was ist zu viel was ist zu wenig?


    Das Problem ist, dass meine Tochter mir kein Wort glaubt und wir nur noch am streiten sind, was Wednesday gefühlt noch mehr stresst. Shelties sind ja recht sensibel was das angeht.


    Und außerdem dreht sie komplett durch, wenn man gar nichts macht. Also das kann auch nicht die Lösung sein? Die letzte Trainerin meinte, dass wir mal mehrere Wochen gar nichts machen sollen, aber bereits nach einem Tag sind wir alle am Zahnfleisch gegangen. Und dann hat meine Tochter beschlossen, dass das Quatsch ist.


    Es ist ja nicht so, dass sie keine Verantwortung übernimmt. Sie liebt diesen Hund. Wenn sie könnte, würde sie sie sogar in die Schule mitnehmen. Sie steht extra früher auf um mit ihr vor der Schule rauszugehen. Wenn sie sich mit Freunden trifft ist Wednesday immer dabei, sie vergisst nie sie zu füttern oder ähnliches.


    Aber es ist alles zu viel und ich bin die doofe Spielverderberin.


    Und natürlich sagen sie im Verein schon was. Sie haben sie schon oft heimgeschickt und dann erzählt sie mir, dass sie dort gemobbt wird und in einen anderen Verein will.


    Ich habe bereits alle Parcours Sachen abgebaut und verstaut, damit sie zuhause nicht weiter machen kann.


    Ich tue und mache, aber da ich selbst unwissend bin, gehen mir dann die Argumente schnell aus.


    Danke auf jeden Fall für den Trainertipp. Werde mich dort erkundigen.


    Ich war bis jetzt so gut wie gar nicht in die Erziehung eingebunden. Ich hatte das Gefühl, dass meine Tochter das im Griff hat und meine Unterstützung nicht so dringend braucht. Aber ich hätte schon viel früher eingreifen müssen, das sehe ich jetzt auch.

  • Versteht Deine Tochter, dass der Hund mit diesem Programm krank gemacht wird? Das will sie garantiert nicht.


    In ihren Augen hast Du garantiert keine Ahnung von Hunden und sie weiß es besser. Ist sie mit Wednesday in einem Verein? Wenn ja: Sprich mit den Leuten.


    Aus welcher Ecke kommt Ihr?


    Wenn es hart auf hart kommt, bist Du verpflichtet den Hund zu schützen - egal, wie das aussieht.


    Ihr tut mir alle drei leid - Deine Tochter ist übermotiviert und will es gut machen, der Hund, weil er durchdreht und Du, weil Du dadurch Drama live miterlebst.

  • Die Sache ist die: Das ganze Stresssystem eures Hundes ist durch die ständige Beschäftigung komplett am A.... Die Hormone im Körper der Kleinen sind es gewöhnt, dass ständig Halligalli ist. Wenn ihr jetzt einfach mal nichts tut und das Programm komplett runter fahrt, ist das erstmal wie kalter Entzug. Das ist blöd, aber da müsst ihr leider durch, bis sich das Stresssystem wieder auf einem normalen Level eingespielt hat.


    Ich sage übrigens ganz bewusst "euer" Hund, weil eine 13jährige - geschweige denn eine damals 12jährige - schlicht und einfach gar keinen Hund allein besitzen kann. Letztendlich ist es DEIN Hund, dessen Erziehung du in die Hand deiner Tochter gelegt hast. Da das, wie du ja selbst gemerkt hast, nicht funktioniert, ist es jetzt deine Aufgabe, für das Wohl DEINES Hundes zu sorgen. Und wenn das heißt, dass deine Tochter erstmal Hundeverbot hat, dann ist das so. Ich weiß, das ist nicht einfach, ich habe berufsbedingt auch viel mit Jugendlichen in dem Alter zu tun und kann mir vorstellen, was da erstmal los sein wird. Aber letztendlich musst du die Verantwortung für den Hund, dessen Erziehung, Verhalten und Gesundheit übernehmen. Weil zu viel Stress macht leider auch wirklich körperlich krank.


    Zu YouTube/TikTok Videos würde mir ganz spontan Luxushund mit ihrem El Chabbo einfallen. Ich bin kein uneingeschränkter Fan von ihrem Content, aber sie hat schon viele Beiträge zu Ruhe und auch zu Stresssymptomen vom Hund. Vielleicht mag deine Tochter sich das ja mal anschauen:

  • Auch ich sehe die Verantwortung bei dir - ideal wäre natürlich, wenn deine Tochter die Situation versteht und dann selbst die Konsequenzen zieht - aber wenn sie das nicht kann, dann musst du deiner Verantwortung gerecht werden.


    Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass man nie einem Kind in dem Alter einen Hund besorgen darf. Es gibt durchaus Kinder/Jugendliche, die das gut hinkriegen. Deine Tochter ist fleißig, das ist natürlich schön - aber was ihr fehlt (in dem Alter auch noch völlig okay), ist Empathie und Einsicht für den Stress den Hundes - und dann gehört sie trotz der vielen Aktivitäten, die sie mit dem Hund unternimmt, zur großen Mehrzahl der Kinder/Jugendlichen, die in dem Alter noch überfordert mit der Verantwortung sind.


    obwohl die zwei fast gleich alt sind und sich von Anfang an kennen.

    Randnotiz in diesem ganzen Schlamassel: DAS ist eher typisch, "obwohl" passt da nicht. Häufiger wird es schwierig wird zwischen Hunden gleichen Alters, die viel Kontakt hatten und dann erwachsen werden.

  • Du schreibst, dass deine Tochter dir nicht glaubt. Und dann auch, dass du eine Trainerin bestellt hast, die euch (erneut?) gesagt hat, dass der Hund mehr Ruhe braucht.
    Also glaubt deine Tochter dieser Trainerin auch nicht? Und dem Tierarzt auch nicht?

    Es scheint doch einige Menschen, auch Fachleute zu geben, die auch deiner Tochter gegenüber geäußert haben, dass der Hund mehr Ruhe braucht. Falls nicht, lass diese Menschen noch einmal klar und deutlich mit deiner Tochter reden.
    Und danach musst du konsequent durchsetzen, dass sie weniger mit dem Hund macht. Macht euch einen Plan, wieviel genug ist. Und daran wird sich strikt gehalten. Falls deine Tochter das nicht akzeptieren will, musst du hier sehr klare Konsequenzen ziehen. Ich würde dem Kind sehr klar sagen, dass sie den Hund mit dem Überangebot an Reizen kaputt macht, und dass du für den Hund ein neues Zuhause suchst, falls sie ihr Verhalten nicht überdenkt und ändert.

  • Und außerdem dreht sie komplett durch, wenn man gar nichts macht. Also das kann auch nicht die Lösung sein? Die letzte Trainerin meinte, dass wir mal mehrere Wochen gar nichts machen sollen, aber bereits nach einem Tag sind wir alle am Zahnfleisch gegangen. Und dann hat meine Tochter beschlossen, dass das Quatsch ist.

    stell dir vor sie ist ein Mensch auf Droge. Beschäftigung= Adrenalin= Droge. Dass sie das krank macht hast du erkannt. Deine Tochter ist scheinbar zu jung dafür (das ist keine Wertung) Und nun stell dir vor du setzt jemanden auf kalten Entzug (etwas anderes hilft leider nicht) natürlich dreht der jenige durch und Wednesday dreht da natürlich auch durch. Sie ist es gewöhnt so hochtourig zu fahren und sie geiert nach ihrem Hochgefühl dass das Adrenalin auslöst. Die Trainerin hat komplett recht. wochenlang nichts tun! Nur Pippi und Kacki, vielleicht nach 4 Wochen ruhiges Fährten aber wirklich ohne Adreanlin- auch da bräuchtet ihr fachliche Begleitung. Und erst wenn sie mehrere Wochen entspannt ist gaaaanz ganz vorsichtig anfangen und dann wirklich bewußt machen das 2x täglich 5 Minuten den Hund schon wieder high machen können und auch bewußt machen dass selbst erfolgreiche Hundesportler ihre Hunde nicht derart wegschießen bzw sie sich die HUnde nicht wegschießen lassen. Ruhe ist wichtig zum Lernen und für die Gesundheit.

    Du musst da deiner Tochter wirklich ganz enge Grenzen setzen, da darf es von deiner Seite aus keinerlei Diskussion geben. Dann ist das jetzt für die nächsten Monate dein Hund wenn sie sich nicht dran hält und nur du gehst kurz Pipp und Kacki und sie ist auch nicht bei deiner Tochter im Zimmer wenn die Tür da zu ist. Das ist hart aber ich denke du hast das Problem bereits erkannt


  • Naja ... ein Tag reicht da wirklich nicht. Das muss man schon mal mehrere Wochen durchziehen, bevor man erste Erfolge sieht. Sie ist halt einfach in dauerhafter Erwartungshaltung.


    Das heißt nicht, dass ihr gar nichts mehr mit dem Hund machen könnt, aber die muss halt erstmal runter von dem Trip kommen.

    Shelties sind ja generell etwas "hysterisch" und lassen sich wirklich sehr schnell hochfahren - aber das geht auch in die andere Richtung. Mit Konsequenz und Ruhe eben.



    Vielleicht mal eine laienhafte Erklärung für das Verhalten.


    Shelties sind Hütehunde, die werden von Bewegung und Action "getriggert" - das heißt, sie schütten in dem Moment Hormone aus, die ihnen "Glücksgefühle" geben und sehr selbstbelohnend sind. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass Hütehunde und einige Gebrauchshunde eine deutlich gesteigerte Ausschüttung von Dopamin haben. Da dieses "Belohnungssystem" so gut funktioniert, werden solche Hunde irgendwann ganz gezielt nach Triggern suchen, um sich wieder in einen "Hormonrausch" zu bringen und sich das "Glücksgefühl" zu verschaffen. Man kann es tatsächlich ein bisschen mit einer Sucht vergleichen.

    Das Problem ist, wenn der Hund in diesem Dauerzustand ist, wird er normale Zustände wie z.B. Schmerz und Erschöpfung überhaupt nicht mehr richtig wahrnehmen - der Cortisolspiegel steigt dauerhaft an. Der Körper ist nonstop im "Flucht- und Angriffsmodus" und arbeitet auf Hochtouren. Der Körper benötigt aber auch mal Zeit für Erholung, Verdauung, Regeneration - und genau das ist, was den Hund am Ende krank macht. Nicht nur körperlich, sondern eben auch mental.


    Deshalb ist es so wichtig für eure Hündin diese Trigger einzuschränken, ihr mehr Zeit für Erholung zu geben und auch bei gemeinsamen Aktivitäten zu erkennen, wann die Situation in "krankhaftes Verhalten" kippt. Bzw. eben auch dort an bestimmten Ritualen zu arbeiten, die in den gesamten Ablauf mehr Ruhe reinbringen.

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