Starke Erregungslage Hundekontakt

  • Hi Mara,


    es kamen ja noch einige Tips, die auch in dieselbe Richtung gingen. Also dass man die Hunde nicht in voller Erregung ableint usw.

    Viele machen es ja z.B. so, dass er wirklich erst "Sitz" machen muss, bevor abgeleint ist, dann sitzen bleiben muss, an Dir orientiert bleiben muss und dann erst die Freigabe für den Kontakt bekommt.

    Das schreibt sich so einfach, natürlich ist das für einen jungen Hund sehr schwierig.


    Also mein Junghund ist grundsätzlich eher ruhig, also kann ich die Frage, ob man es nach fünf Minuten noch mal probieren kann, nur aus theoretischen Überlegungen heraus beantworten: Ich finde schon.

    Es geht ja nicht darum, den Hund zu strafen, so nach dem Motto "jetzt hast Du's Dir versaut, jetzt gibt es keinen Kontakt mehr", sondern es geht darum, dass er wieder runter kommt und lernt, dass er halbwegs ruhig ist, wenn es in den Kontakt geht. Und dass Du es entscheidest.


    Ich kann aber aus einer anderen Situation berichten: Mein Junghund ist manchmal bei Wildreizen sehr aufgeregt und wäre dann ggf. irgendwann nicht mehr ansprechbar. Dann kommt er kurz an die Leine (was ich aber von Anfang an positiv aufgebaut habe, damit er nicht wegrennt, weil es eine Strafe für ihn ist).

    Dann läuft er so 100m in der Leinenführigkeit und das tut ihm total gut!

    Gerade hatten wir es wieder: Er hat Wild gewittert und war ultra aufgeregt. Ich habe ihn freundlich abgerufen und angeleint, und er wirkte - vermenschlicht ausgedrückt - dankbar. Er hat sich schnell beruhigt und durfte dann wieder in den Freilauf. Ok, dann war natürlich der Reiz auch weg, aber dieses Vorgehen hilft genauso, wenn er meinen Ersthund zu intensiv anspielt, der das oft nicht möchte. Dann kommt der Junghund kurz an die Leine und nach 2-3 Minuten kann ich ihn wieder ableinen.


    An der Orientierung zu arbeiten ist eine gute Idee und die Orientierung ist ja die Voraussetzung für vieles (auch Leinenführigkeit zum Beispiel). Das schadet wirklich nie.


    Was meiner Erfahrung nach auch besser klappt ist, den Kontakt dann im Spaziergang zu machen. Also nicht nach dem Motto: Man stellt sich an eine Wiese, quatscht und die Hunde machen Halligalli, sondern man läuft eben erst an der Leine ein Stück, und wenn sie dann ruhig sind, löst man unaufgeregt die Leinen und geht einfach weiter.

    Ich sehe gerade, dass tassut genau Dasselbe geschrieben hat.



    Weil Du das zum Thema "den Hund lesen" geschrieben hast:

    Kennst Du die Anzeichen für ein "gutes Spiel"?

    Ich kann die gerne mal zusammen fassen und hoffe, dass ich nichts vergesse.


    * Das Spiel ist für alle freiwillig und findet in entspannter Atmosphäre statt.

    * Im "guten Spiel" sind die Bewegungen locker (wobei das natürlich auch von Rasse zu Rasse etwas unterschiedlich ist. Ein Pudel wirkt lockerer als ein Terrier (sorry für die Verallgemeinerung, gibt sicherlich Ausnahmen)).

    * Es werden Handlungen aus anderen sogenannten Funktionskreisen gezeigt, aber nur unvollständig. Also z.B. aus dem Jagdverhalten, Sexualverhalten, Aggressionsverhalten, usw. Das Ganze wird aber eben nur angedeutet und ohne Ziel gezeigt (also sie "hetzen" sich kurz gegenseitig, aber nicht mit der Absicht, sich zu töten).

    * Es werden Pausen gemacht und vom Anderen akzeptiert. D.h., wenn einer nicht mehr will, wird das vom Anderen akzeptiert. Ich kann bei meinen beiden Hunden die Uhr danach stellen: Es sind meist so 60 Sekunden. Dann schütteln sie sich und machen entweder weiter (meist nach Aufforderung eines der beiden) oder hören auf, weil einer sich abwendet und weggeht.

    * Das Spiel ist wechselseitig ausgeglichen (einer "jagt" den Anderen und dann umgekehrt). Mal ist einer oben, mal der andere, usw.

    * Die individuellen Spielstile passen zusammen (es gibt ja zB. körperliches Spiel, Rennspiel, usw. Hunde haben da oft Vorlieben. Mein Hund mag körperliches Spiel nicht so gerne, da bringt es nichts, wenn er mit entsprechenden Hunden zusammen gelassen wird).

    * Stärkere Hunde betreiben Selbsthandicap, passen sich also an die Kraft eines Schwächeren an.


    Das fällt mir z.B. dazu ein. Diese Dinge kann man ja auch alle als Laie recht gut beobachten, finde ich.


    Achso: Grimassieren gehört auch dazu, ist natürlich auch von Rasse zu Rasse etwas unterschiedlich. Mein Pudel sieht im Spiel immer aus wie ein Clown: Man sieht das Weiße der Augen, die Zähne (aber "locker", nicht wie vor einem Biss). Bei meinem anderen Hund ist es nicht so ausgeprägt.

  • Im Endeffekt sowas, ja. Das ist doch schon mal super, wenn das bei kleineren Aufregern klappt. Und das würde ich ausbauen und belohnen. So dass er, wie hier auch schon Tenor, ansprechbar bleibt und lernt, dass er mit Ruhe bzw. Konzentration eher zum Ziel kommt.


    Bei meiner jungen Pudeldame (ein kleiner Zorngickel mit Hang zu „ich will mich jetzt aber aufregen) hilft Ansprache, damit sie sich kurz „erdet“. Bei meiner anderen Hündin mit Hang zur Panik bei hoher Reizlage hilft ruhiges Halten. Bei meiner verstorbenen früheren Hündin (Stinkmorchel mit Hang zum Mobben) half ein kurzer Rüffel.

  • Wenn du noch mehr über Körpersprache allgemein und bei Spiel im Besonderen lernen möchtest kann ich dir die Website Sprich Hund! – Dein Hund spricht mit dir! Hab Spaß es zu verstehen! empfehlen, es gibt dazu auch eine Fb Gruppe in der man Videos kommentieren (lassen) kann.


    Ich wäre auch bei der Empfehlung erst einmal zusammen angeleint spazieren zu gehen bis die Anspannung weg ist. Ob dafür 5 Minuten reichen - das ist m.M. nach noch nicht einmal für den einzelnen Hund vorhersagbar, sondern hängt immer auch am anderen Hund, an der Tagesform, an den weiteren Umgebungsreizen etc. Wenn mein Jungspund auf einen anderen ähnlich gepolten Jungspund trifft .... reicht das oft nicht.

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