Wie mit Stress und Frust durch den Hund umgehen?

  • Ja, dass er irgendwann alt ist und man sich die Zeit zurückwünscht, wo er noch so viel Unsinn gemacht hat.

    Wenn ich mich über mein Tier ärgere, muss ich nur eine Sekunde daran denken, dass der Hund irgendwann nicht mehr ist. Und schon tut mir leid, dass ich sauer war.

    Jetzt muss ich dolle weinen - ihr seid voll doof :(

  • Vielleicht geht es noch jemanden so, und ihr könnt Tipps teilen, wie ihr mit dem Stress und Frust durch euren Hund umgeht. Ich will einfach ihr gegenüber entspannter sein, hab aber das Gefühl, dass sie mich teilweise an die Grenzen des Möglichen bringt.

    Mit Verständnis. Und ansonsten je nach Situation. Bei ausrastern zB indem ich mir immer wieder aktiv bewusst gemacht hab, dass er das nicht tut um mich zu ärgern, zu frustrieren, zu provozieren oder sonst etwas in der Art.

    Er war einfach verzweifelt und wusste (noch) keinen besseren Weg, als einfach sprichwörtlich um sich zu schlagen.


    Ich kannte die Situation von Menschen zur genüge, also hab ich mich an meinen Erfahrungen damit orientiert und sie angepasst wenn nötig. Die innere Grundhaltung ist aber dieselbe geblieben.


    Wenn es aber um Frustration im Sinne von "Der werte Herr Pubertant ist selektiv taub, blind und vergesslich" gegangen ist... Mit viel Gefluche. Und Humor. Meistens in Kombination.

  • Ich würde mir Aus Zeiten vom Hund nehmen.


    ZB Tageweise Huta für den Hund, oder Ähnliches.


    Ggf ein gemeinsames Hobby suchen, was euch beiden liegt.

    ZB Agility, Abteilung, etc.

    Das lenkt den Focus auf Sachen, die Spaß machen.


    Den Rest würde ich vermeiden.

    Wenn Hundebegegnungen stressig sind, erstmal dort gehen, wo weniger los ist.


    Ggg den neuen Trainer zum Spazieren mitnehmen, etc.


    Meine Hündin ist früher bei fast jeder Hundebegegnung im Viertel ausgeflippt. Die Leute haben uns schon gekannt...


    Die neue Trainerin hat mir erstmal erklärt, dass ich ihr den Stress nehmen muss und wie ich das mache.

    Zur Not kam die Maus auf den Arm.

    Dort konnte und musste sie sich nicht so aufregen.

    Und ich war ruhiger, weil ich wusdte, dass ich ein Mittel habe, damit sie nicht völlig austickt.


    Nicht, dass ihr euren Hund hochnehmen sollt.

    Ist nur ein Beispiel dafür, dass manchmal andere Sichtweisen weiterhelfen.

  • Ist sie denn euer erster (Jung-)Hund?

    Wenn ich so an die anfängliche Pubertätszeit von meinem zurück denke, habe ich mich damals vor allem selbst zu arg unter Druck gesetzt - und den Hund dann natürlich gleich mit. Da ist eine Baustelle nach der anderen aus dem Boden geschossen und bei jeder bin ich halb verzweifelt, weil es noch und noch mehr zu trainieren gab und scheinbar kein Ende nahm. War eine Baustelle weg, kamen zwei neue dazu :ka:

    Erst gegen Ende der Pubertät habe ich dann sowas wie Gelassenheit gelernt. Nicht jede Baustelle muss jetzt sofort trainiert werden, teilweise hilft auch einfach eine vorübergehende Umstrukturierung im Alltag. Hund hat vergessen, wie man an der kurzen Leine läuft? Okay, machen wir vorerst paar Flexi-Runden.

    Hund pöbelt Mensch und Hund an? Okay, fahren wir für die großen Gassirunden in die Pampa.

    Hund kickt sich beim Jagen weg? Dann gibt's halt erstmal nur Stadtspaziergänge.

    Tatsächlich habe ich durch diese Art des "Managements" (= unangenehmen Sachen aus dem Weg gehen :pfeif: ) sehr viel Druck rausgenommen und erstmals erkannt, dass vieles tatsächlich nur von einer vorübergehenden Umstrukturierung im Hirn kommt, die - ich trau es mich kaum zu sagen, aber war hier wirklich so - innerhalb ner nächsten 2-3 Wochen wieder von allein weggeht.


    Die Pubertät war bei Milo wirklich zum Davonlaufen, aber inzwischen ist er viel konstanter und gesetzter. Nichtsdestotrotz nutze ich immer noch gerne Management und trainiere nur dann gezielt, wenn ich wirklich richtig Lust dazu habe. Das ist sowohl für Hund als auch für Mensch angenehmer und damit auch produktiver. Lieber ein gutes Training als 10 genervte, weil "das muss jetzt".

  • Ich persönlich finde es sehr hilfreich, Probleme nicht als Hund-Probleme, sondern als Ich-Probleme anzugehen. Wenn der Hund etwas falsch macht, dann macht nicht der Hund etwas falsch, sondern dann habe ich etwas falsch gemacht

    Finde ich persönlich zum Beispiel eher kontraproduktiv. Ich setze mich damit ja noch mehr unter Druck, weil ich nicht genug trainiert habe, wieder falsch reagiert habe, zu langsam, zu schnell, nicht genug Abstand, zu doof bin es meinem Hund zu verklickern etc.


    Ich würde einfach die Schuld bei keinem suchen. Was klappt, wird gefeiert, was nicht klappt, daran wird in Ruhe gearbeitet oder man nimmt es einfach hin. Keiner ist Schuld, jeder versucht sein Bestes, und mit dem Ergebnis arrangiert man sich halt.

  • Oh ja, das Gefühl kenne ich. Er ist ja im Januar eingezogen, dann hatten wir mit diversen Krankheitsgeschichten zu tun (Hund und Mensch) und ich bin auch grade noch kurz vor den Abschlussprüfungen.

    Und dann ist da ein junger Hund mit Sprungfedern, der mir bei Hundesichtung am Horizont zwei Minuten lang bellend ins Gesicht gesprungen ist (keine Übertreibung, er ist wirklich mit seinem Maulkorb in mein Gesicht geknallt wenn ich zu langsam war).


    Jo, das war super anstrengend. Mit allem anderen hab ich gerechnet (Jagdtrieb zB), aber nicht mit diesem Pöbeln, da er ja im Rudel aufgewachsen und dort auch immer frei gelaufen ist. Hier durfte er nicht mehr, also Frustexplosion. Dazu dann noch die Schmerzen, das wussten wir ein paar Wochen lang nicht, die haben es natürlich auch verschlimmert.


    Und ich hab mich oft gefragt, warum mich sein Verhalten so triggert. Ich bin oft richtig sauer geworden, das war in den 5 Jahren Hundesitting nie der Fall, obwohl da deutlich "schwierigere" Hunde dabei waren.


    Momentan lese ich grade ein Buch, das mir sehr hilft meine eigenen Themen zu verarbeiten. Das hat mir bei vielem die Augen geöffnet. Teilweise ommen da einfach Sachen hoch, die früher mal Thema waren oder wo früher der Umgang der Erwachsenen mit mir für mich nicht gepasst hat. Das ist aber kein Thema von Blue, er löst es nur in mir aus (warum auch immer).


    Seitdem ist ein riesen Batzen Druck und Stress von mir abgefallen. Klar haben wir das Leinenpöbeln auch sehr viel trainiert, aber seit ich innerlich entspannter bin sehe ich oft wie Blue einen Hund sieht, richtig nachdenkt was er jetzt macht und dann entscheidet, zu mir zu kommen. Er ist, seit ich innerlich entspannter bin, auch viel entspannter. Bin ich mal wieder einen Tag gestresst, mere ich das sofort an seinem Verhalten (und teilweise bekommt er dann auch Durchfall, er ist da echt sensibel).


    Und, sowieso immer, wurde ja auch schon gesagt: nimm dir mal Zeit ohne den Hund. Geh alleine oder mit Freunden einen Kaffee trinken. Gönn dir eine Massage. Gönnt euch Spazierstrecken, auf denen nix los ist. Flexileine ist hier an manchen Tagen auch hoch im Kurs. Manchmal merke ich auch, er hat grade akute Pubertät, wir haben beide keinen Spaß, dann chillen wir halt im Garten oder üben zu Hause einen neuen Trick, anstatt draußen rumzulaufen. Dann gibts halt am nächsten Tag wieder eine große Runde.


    Und, was hier sowohl am Anfang als auch aktuell wieder (Jagdtrieb kommt grade immer mal wieder durch) sehr hilft: 33 Meter Schleppleine. Da ann er richtig rennen, hat viel Platz um zu erkunden, mit dem Ruckdämpfer ist es auch nicht so schlimm wenn er reinrasselt. Nehme ich nur wenn ich fit bin, tut ihm aber richtig gut und macht ihn entspannter.


    Aber ja, falls du einen sehr sensiblen Hund hast, guck mal wie es dir emotional geht und schau, ob das einen Effekt beim Hund hat (ich hab ca. 9 Monate gebraucht um zu merken wie sehr ihn meine Gefühle und mein Stress beeinflussen).


    Und dicken Drücker, es wird besser! Hoffe ihr habt auch schöne Momente miteinander, oder geht auf die Suche was euch beiden Spaß macht. Vielleicht gibt es in deiner Stadt ja auch zB Freilaufflächen, die man sich stundenweise mieten kann, dass ihr mal da hinfahrt, er rumflitzen kann ohne andere Hunde, und du ein bisschen entspannt rumstehst, ihm was versteckst oder so. Hundeschulen bieten das manchmal an :)

  • Keiner ist Schuld, jeder versucht sein Bestes, und mit dem Ergebnis arrangiert man sich halt.

    Und manchmal dämmert es einem auch, dass es bei Hunden genauso wie bei Menschen auch kleine Hosenscheißer gibt, die halt auch einfach mal kein Bock haben und lieber machen, was ihnen gefällt, egal, wie sehr man trainiert und macht und tut :partying_face:


    Bisher hat ja noch niemand ne Fernsteuerung erfunden für Hund, Pferd oder Kind... xD

  • Hört sich kitschig an, mir hat es aber geholfen mit anderen Hundehaltern zu reden. Die Tatsache, dass es bei vielen von denen nicht anders war, hat mich beruhigt. Es gibt sehr viele, die auch Welpen haben die das Welpenhandbuch nicht gelesen haben. Meine hatte das auch nicht. Es hat fast gar nichts so funktioniert wie man es so in Büchern, im Web und auch hier so zu lesen bekommt. Wir haben dann einfach unser Ding nach Bauchgefühl gemacht und andere Wege gesucht. Siehe da, es ging. Ab 12 Monaten gabs dann nen Hundetrainer weil Hundebegegnungen bei uns die Hölle waren. Nicht weil Hera aggressiv ist, sondern weil sie einfach zu jedem Hund zum spielen wollte und dann auch irgendwann angefangen hat Frust zu schieben. Bevor das ganz eskaliert haben wir uns Hilfe geholt weil unsere Herangehensweise null gebracht hatte. Inzwischen kann ich mit ihr an 4 von 5 Hunden vorbei gehen. Das ist ein ENORMER Vorschritt für uns. Und genau da komme ich zu meinem weiteren Punkt. Es hat geholfen die kleinen Vorschritte zu sehen und jeden wieder in Erinnerung zu holen. Junge Hunde machen manchmal 2 Schritte nach vorne und die nächste Woche geht's dann wieder einen Schritt zurück. Behalt dir das vor Augen. Und vor allem musst du auch selbst lernen, in solchen Situationen ein wenig ruhiger und cooler zu bleiben. Ist einfacher gesagt als getan. Aber evtl. helfen dir ja in diesem Thread einige Punkte.

    Ich wünsche dir in jedem Fall viel Erfolg weiterhin und hoffe, du bekommst dein Problem gelöst :)

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