Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • "Früher" hatten die meisten Hunde und Katzen längst nicht den Stellenwert wie heute. Wer nicht funktioniert hat oder sogar Probleme bereitet hat, die nicht schnell und einfach beseitigt werden konnten - hier auf dem Land klärte das der Jäger oder der Knüppel. Tierärzte waren für wertvolle Großtiere da, mit Katzen ging man garnicht hin, mit Hunden häufig erst, wenn die Krankheit absolut nicht von selbst verschwand. Verhaltensauffällige Hunde blieben im Zwinger oder an der Kette. In der Öffentlichkeit erschienen die gar nicht. Ich bin überzeugt, das Phänomen der Zunahme "schwieriger" Hunde resultiert wesentlich aus der Änderung von Haltung und emotionalem Wert.

  • Ich würde es anders formulieren wollen.


    Als ich Kind und Teeny war, da war es völlig normal das ein Hund aufpasste und ggf. bellte.


    Mir wurde beigebracht den Hund zu achten und ihm nicht auf den Pelz zu rücken wenn er deutlich zeigt: "Äh neeee! Will ich nicht."


    Laufen bei einem Hund, neben einem Hund? Neverever, denn mir wurde beigebracht das der Hund mir zurecht hinterher gehen würde.


    Hund so anpacken? Nope, machen wir nicht. Du willst auch nicht so angepackt werden.


    Und wenn ich gebissen wurde? Dann hatte ich selbst schuld. Hätt den Hund nicht anfassen müssen.


    Hund wie auch andere Tiere wurden mir als fühlende Lebewesen mit eigenen Gefühlen und Grenzen vermittelt die sich durchaus wehren durften.


    Man kannte seinen Pappenheimer und wusste, wann man streicheln konnte und wann man besser koordiniert zügig weiterging und seine Hände bei sich behielt.

  • "Früher" hatten die meisten Hunde und Katzen längst nicht den Stellenwert wie heute. Wer nicht funktioniert hat oder sogar Probleme bereitet hat, die nicht schnell und einfach beseitigt werden konnten - hier auf dem Land klärte das der Jäger oder der Knüppel. Tierärzte waren für wertvolle Großtiere da, mit Katzen ging man garnicht hin, mit Hunden häufig erst, wenn die Krankheit absolut nicht von selbst verschwand. Verhaltensauffällige Hunde blieben im Zwinger oder an der Kette. In der Öffentlichkeit erschienen die gar nicht. Ich bin überzeugt, das Phänomen der Zunahme "schwieriger" Hunde resultiert wesentlich aus der Änderung von Haltung und emotionalem Wert.


    ich red nicht von 1800 sondern von vor 30 oder 40 Jahren

  • "Früher" hatten die meisten Hunde und Katzen längst nicht den Stellenwert wie heute. Wer nicht funktioniert hat oder sogar Probleme bereitet hat, die nicht schnell und einfach beseitigt werden konnten - hier auf dem Land klärte das der Jäger oder der Knüppel. Tierärzte waren für wertvolle Großtiere da, mit Katzen ging man garnicht hin, mit Hunden häufig erst, wenn die Krankheit absolut nicht von selbst verschwand. Verhaltensauffällige Hunde blieben im Zwinger oder an der Kette. In der Öffentlichkeit erschienen die gar nicht. Ich bin überzeugt, das Phänomen der Zunahme "schwieriger" Hunde resultiert wesentlich aus der Änderung von Haltung und emotionalem Wert.


    ich red nicht von 1800 sondern von vor 30 oder 40 Jahren

    Selbst ich habe das noch mitbekommen und ich bin logischerweise nicht 1800 geboren.


    Es ist definitiv ein Zusammenspiel aus:

    • Geldmaschine Hund
    • Unseriöse Vermittlungen in allen Bereichen
    • Naive Neu-HH
    • Immer mehr Menschen mit 0 Berührungspunkten zu Tieren
    • Zunahme der Hundedichte
    • Hund vom Arbeitstier zum Kuscheltier mutiert
    • Utopische Anforderungen an Hunde (HH, Gesellschaft, überall - hauptsache leise und unsichtbar)
    • ...
  • Selbst ich habe das noch mitbekommen und ich bin logischerweise nicht 1800 geboren.

    Hunde an der Kette gibts auch heute noch in Deutschland und ertränkte Babykatzen etc.

    Aber es war noch nie alles nur schwarz weiß. Es hat auch früher, vor 30 oder 40 oder 50 Jahren nicht jeder einfach seinen schwierigen Hund über den Jordan geschickt oder dem Jäger mitgegeben (ob Jäger eigentlich wirklich so viele Hunde umgebracht haben, wie hier immer unterstellt wird? Ob Menschen früher wirklich alle so rational herzlos und unemphatisch waren?)


    Und es fing eben an, früher, daß sich Menschen Gedanken machten. Daß Stachelhalsband und Schläge eben nicht mehr so ok waren, das ist nicht erst ein aktuelles Phänomen. In den 60er kam man aufs clickern. usw

  • Ich kann mich schon noch an Zeiten erinnern wo bei gefährlichen Hunden recht schnell ein finales Ende gesucht und gefunden wurde. Bei gefährlich gegen Menschen sowieso, aber auch bei wildernden Hunden, weniger wenn ein Hund das Opfer war.

    Und ich komm aus einer Kleinstadt wo es nicht ganz so rustikal wie auf dem land zuging und wir schon seit 1931 einen Tierschutzverein mit Tierheim haben.

    Der Auslöser für diesen Verein war kein Hund, es war ein zusammengebrochenes Kutschenpferd.

  • ob Jäger eigentlich wirklich so viele Hunde umgebracht haben, wie hier immer unterstellt wird? Ob Menschen früher wirklich alle so rational herzlos und unemphatisch waren?)

    Alle Jäger, die ich näher kenne, sagen, dass sie niemals einen eigenen oder bekannten Hund erschießen könnten - das ginge zu nah, für eine ruhige Hand


    Und beim Zweiten denke ich, dass es "früher" eben weniger Möglichkeiten an Tiermedizin, Fütterung und Ausrüstung gab - aber das galt ja auch für die Menschen - meine Großeltern haben Tiere genauso betüddelt, wie ich das heute auch tue - eben im Rahmen des Machbaren

  • Heute wird kein Jäger mehr ohne Not einen Hund erschießen. Mein erster wurde noch von einem Freund erschossen. Der brauchte anschließend einen ganz großen Schnaps. Das war allerdings 1970 und zu dem Zeitpunkt hat jeder erzählt dass es beim Tierarzt nicht schonend ist.

    Unsere Jagdhunde lebten in der Wohnung, es gab aber zu dem Zeitpunkt nicht einmal ordentliche Schmerzmittel für einen alten Hund, von Röntgen usw. ganz zu schweigen. Ich kann mich noch an die Ankündigung des ersten MRT für Hunde erinnern. Heute ist das alles Standard.

  • Heute wird kein Jäger mehr ohne Not einen Hund erschießen. Mein erster wurde noch von einem Freund erschossen. Der brauchte anschließend einen ganz großen Schnaps. Das war allerdings 1970 und zu dem Zeitpunkt hat jeder erzählt dass es beim Tierarzt nicht schonend ist.

    Unsere Jagdhunde lebten in der Wohnung, es gab aber zu dem Zeitpunkt nicht einmal ordentliche Schmerzmittel für einen alten Hund, von Röntgen usw. ganz zu schweigen. Ich kann mich noch an die Ankündigung des ersten MRT für Hunde erinnern. Heute ist das alles Standard.

    Naja ist halt das Problem..was ist ein Jäger? Ein Mann mit Jagdschein. Da gibt's genauso sehr komische Exemplare in der Randverteilung.

  • Also, wenn ich mir alte Hundebücher anschaue, habe ich nicht das Gefühl dass die Leute sich weniger Gedanken gemacht haben. Da gab es offenbar auch solche und solche. Die Methoden waren aber anders und entsprachen dem Zeitgeist. Genauso wie es heute der Fall ist.


    Sehr interessant finde ich auch, das namenhafte Ausbilder sehr viel wert auf freie Bewegung gelegt haben und, trotz zwingerhaltung, hervorheben wie wichtig es ist, dass junge Hunde laufen und sich auch auspowern dürfen.


    Klar, am Ende kam Erziehungstechnisch dann die Dressurhalsuns zum Einsatz, für die Entfernung auch gerne die Zwille, aber ansonsten wird da ein sehr freies Leben geschildert, grade in der Aufzuchtzeit (1. Lebensjahr). Das könnten heute in der Form wohl nur die wenigsten leisten in der heutigen Welt. Aber am Ende sollte der Gehorsam sitzen.

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