Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • Es kommt meiner Meinung nach hinzu das:


    Man früher eben nicht meinte Gebrauchshunde entschärft für Liesschen Müller züchten zu müssen weil die die Optik so toll findet.


    So waren Koppelgebrauchshunde beim Schäfer zu finden, Wachhunde sollten wachen und auch schützen und Jagdhunde wurden auf Jagdfähigkeit gezüchtet und nur in jagdliche Hand abgegeben.


    Die Hunde waren in sich stimmiger und da, wo sie ihrem Zuchtziel nachgehen durften. Was von der Gesellschaft so gewollt und respektiert war.

  • Okay, das war doch ein bissl vor meiner Zeit😉


    Nur wann war der Moment, wo bei Jagd- wie auch Koppelgebrauchshunden der Augenblick wo man anfing, den Hund in light Version zu züchten um ihn für die Allgemeinheit verkaufbar machen zu können?

  • Schon 1960

    Frage ist halt was "früher" bedeutet. Und über welche Hunde man genau spricht.


    1920? 1960? 1990? Oder gleich 19. Jahrhundert.


    Auch schon in den 80ern gab es sehr viele "arbeitslose" Hunde; auch viele auf den Höfen sollten zwar mal anschlagen, durften vielleicht mit, wenn die Kühe morgens auf die Weide kamen - aber "gebraucht" wurden die auch nicht im eigentlichen Sinne.


    Gab und gibt natürlich Ausnahmen.

  • Frage ist halt was "früher" bedeutet. Und über welche Hunde man genau spricht.


    1920? 1960? 1990? Oder gleich 19. Jahrhundert.


    Auch schon in den 80ern gab es sehr viele "arbeitslose" Hunde; auch viele auf den Höfen sollten zwar mal anschlagen, durften vielleicht mit, wenn die Kühe morgens auf die Weide kamen - aber "gebraucht" wurden die auch nicht im eigentlichen Sinne.


    Gab und gibt natürlich Ausnahmen.

    Für 1960 hab ich es halt schriftlich :D


    Es gab schon immer Leute die sich Gedanken gemacht haben, und Leute die es nicht taten.


    Früher wurden anstrengende junghunde in dunkle Ställe gesperrt heute sperrt man sie in kleine Boxen.

  • Ich weiß nicht, ob das ne Rolle für das aktuelle Problem spielt.


    Wie weit würdet ihr denn den Kreis ziehen für ‚eigentlich Arbeitshund‘? Ein Goldie ohne Jagd? Ein Bernhardiner ohne Hof?

    Das sind so die gefährlichen Hunde meiner TH-Zeit, an die ich mich erinnere.

    Ist ein Husky, der alles zerlegt, was unter ihm durchlaufen könnte, eigentlich gefährlich oder nur rassetypisch?


    Was die Verwahrung von gefährlichen Hunden im TH angeht, ist oft die fehlende Leidensfähigkeit bzw, so möchte ich das eher nennen Leidenslust der Leute ein Thema.

    Viele der Langzeitinsassen bei uns sind nicht wirklich gefährlich, sondern bei vertrauten Leuten relativ (da isses) easy zu händeln.


    Da muss man eben bei Besuch managen/wegsperren. Da muss man eine Betreuungsperson langsam aufbauen. Da können halt keine Kinder oder andere Tiere im Haus sein. Da kann man halt nicht auf der Couch kuscheln.

    DAS sind die Standard-Probleme, die unsere Hunde zu Dauerbrennern macht. Ernsthaft aggressive Hunde, die man schiebern muss oder wo nur ein, zwei Menschen drangehen können, sind superselten.

  • Ein Husky der alles zerlegt ist in den falschen Händen gefährlich egal ob das rassetypisch ist oder nicht. Man kann doch nicht zulassen, das der Husky alles zerlegt , nur weil das "rassetypsich" ist ?


    Wieviele Leute mit Hundeerfahrung gibt es , wo keine Kinder und keine anderen Tiere im Haus leben ? Und warum sollten sich diese Personen , einen Hund mit Beissvorfall aus dem Tierheim holen, wenn die genauso gut einen Hund ohne Beissvorfall haben können ? Hunde , die einmal als gefährlich eingestuft wurden, haben Auflagen und kosten weitaus mehr Hundesteuer als ein Hund, der nicht als gefährlich eingestuft wurde.

  • Ich glaub da gibt es regional halt auch viele Unterschiede.

    Hier sind die Langzeitinsassen meist SoKas aus Beschlagnahmungen wegen illegaler Anschaffung. Und für die Hunde und den Behördenaufwand ist die Anzahl der Interessenten einfach zu gering. Dazu Gebrauchshunde mit Beißvorfällen und immer wieder mal einzelne HSH-Mixe mit Beißvorfall. Sonst nette Kleinhunde die meist gut vermittelbar sind.

    Spannend finde ich halt immer wieder, dass gerade die HSH eine Gemeinsamkeit zu haben scheinen - sie sind unsicher und haben nicht gelernt fremden Menschen zu vertrauen (zumindest aus den Beschreibungen) und gehen dann auf Passanten los, weil sie vermeintlich ihre Menschen schützen müssen.


    Das diese Hunde zu Langzeitinsassen werden, wundert mich aber tatsächlich nicht. Vielleicht bin ich da gedanklich zu weit in meiner eigenen Bubble, aber einen Hund zu erziehen ist halt einfacher, als einen Hund zu resozialisieren. Wer hat halt das Know-How und die Muße, sich solcher Hunde anzunehmen?

    Wenn ich halt einen DSH haben möchte, würde ich mir eher einen vernünftigen Züchter suchen als so einen Hund aus dem TS zu holen. Gar nicht mal, weil ich die Hunde dort für Monster halte. Sondern eher denke, dass diese Hunde schon speziell sein können auch ohne Vorgeschichte. Ich weiß nicht, ob ich mit der Ansicht ein Alien bin oder viele Leute so denken!?


    Zu deiner Frage bzgl. Arbeitshunde - mir fällt in der Tat kein Hund ein, der nicht entweder ein Arbeitshund ist oder zu den Qualzuchten gehört. Also bei den Begleithunden im klassischen Sinne denke ich an Mops und Co. oder eben Minis. Ein Retriever ist für mich ebenso ein Jagdhund wie beispielsweise der Pudel. Es scheint nur Rassen zu geben, die arbeitslos weniger auffällig sind. Aber auch da würde ich bei Anschaffung erstmal nicht von ausgehen, weil ja auch wieder individuelle Unterschiede möglich sind.

    Übrigens, wenn man hier mal mit Menschen spricht, die Arbeitstechnisch mit Hunden zu tun haben (Trainer, Physio, TA), schimpfen sie sich alle über die gleiche Art Hund - alles was nach dem Pudel kommt (egal ob reinrassig oder gedoodelt) :ugly:

  • Ich greif das mal auf weil das was ich schreibe auch in den Kontext zu "früher" passt.

    Habt ihr wirklich eure ersten Hunde ohne jegliche Erfahrung im Umgang mit Hunden angeschafft?

    Ich bin ja mit Hund aufgewachsen, der erste Hund in meinem Leben war ein DSH Mix.

    Bei meiner Mutter sah das damals ( noch DDR Zeiten ) anders aus. Ihre Mutter wollte keinen Hund, meine Mutter wollte unbedingt einen Hund, also hat sie sich den ersten sehr jung ( glaub irgendwas zwischen 16 und 18 oder so ) vollkommen ohne Ahnung heimlich angeschafft. Es gab irgendwo nen Wurf Schäferhund Mischlinge, sie ist mit der Bahn hingefahren, hat den Welpen abgeholt, is mit der Bahn zurück gefahren und hat den Hund heimlich in die Wohnung geschleust. Ihre Mutter hat das irgendwann raus gefunden, aber weil sich dagegen gesträubt wurde den Hund wieder abzugeben war eben die Anweisung dass der aber nur den Balkon zur Verfügung haben soll ( Spoiler- Hund wurde trotzdem immer wieder rein geholt ). Irgendwie wurde der Hund dann so mehr oder weniger toleriert.

    Sie hat den Rüden erzogen, ihm nen paar Dinge beigebracht und fand es sehr gut dass der Rüde ausgeprägten Wach-/Schutztrieb hatte. Gab mehrere Situationen, da hat der Rüde sie tatsächlich schützen müssen und damals hat sie da auch absolut keine Konsequenzen befürchten müssen. Sie wäre übrigens auch wahnsinnig gerne mit ihm auf den Hundeplatz gegangen, aber da die sich allesamt gesträubt haben einen Mischling aufzunehmen, wurde daraus nix. Daher war es lange lange Zeit ihr Traum irgendwann einen richtigen/reinrassigen DSH zu haben ( naja, daraus wurde schlussendlich dann nix - aus der einzig sich passenden Gelegenheit nahm man den einzigen Mischling im Wurf und später hat die Vernunft da deutlich nein gesagt xD ).


    Ich bin mir dahingehend sehr sicher dass ein großer Faktor warum das so funktioniert hat auch einfach der war dass die Begebenheiten damals einfach anders waren.

    Heutzutage undenkbar. Abgesehen von der ursprünglich angedachten Haltung ( die so definitiv nicht ok war, über die sich heute sicherlich Menschen beim OA beschweren würden, aber rückblickend betrachtet bereut sie da sehe viel ^^ ) waren da einfach viele Dinge im Toleranzbereich die heute ein absolutes tabu sind. Heute hat ein Hund nett und tolerant zu allem und jedem zu sein, die dürfen nicht mehr schützen und 10 mal nicht ihre Zähne nutzen.

    Wäre sie also bspw in der jetzigen Generation aufgewachsen und hätte das selbe getan, wär das nicht lang gut gegangen und der Hund im Tierheim gelandet. Selbiges hätte übrigens vielleicht auch mit dem Hund danach, der Zwergschnauzer Hündin, passieren können. Denn wenn sie jemand streicheln wollte hieß es einfach ,,Die will das nicht und wenn Sie die trotzdem anfassen beißt die.", aber dann lief das im Fall des Falles auch unter "selbst Schuld". Heute zieht sowas einfach nicht.



    Da muss man eben bei Besuch managen/wegsperren. Da muss man eine Betreuungsperson langsam aufbauen. Da können halt keine Kinder oder andere Tiere im Haus sein. Da kann man halt nicht auf der Couch kuscheln.

    DAS sind die Standard-Probleme, die unsere Hunde zu Dauerbrennern macht. Ernsthaft aggressive Hunde, die man schiebern muss oder wo nur ein, zwei Menschen drangehen können, sind superselten.

    Und da wäre man wieder bei dem Thema falschen Hund gekauft.

    Wachen/schützen, darunter haben viele ja im Kopf dass das dann so Kommissar Rex mäßig wäre und der Hund immer nur ganz zuverlässig grantig zu denjenigen wird die wirklich böse sind. Oder man kauft sich ne Rasse weil die so schön aussieht und sieht das ganze eher als Bonus oder als etwas das man einfach unterschätzt.

    Wenn man realistisch ist, sind viele ernsthaft wachsame Rassen bspw garnicht mehr wirklich für die heutige Gesellschaft gemacht.

    Früher wollte man nen knackigen Wachhund haben der niemand Unbefugten auf den Hof lässt, heute geht das aber nur wenn der Hund nicht zu viel bellt, nicht jeden Fremden doof findet, nicht jedes Fleckchen bewachen will an dem man 5 Minuten steht.

    Die Ansprüche an Hunde sind anders, die Möglichkeit an Rassen die man bekommen kann stark gestiegen, und viele greifen da einfach zu hoch oder falsch und ausbaden dürfen es dann die Tierheime die solche Hunfe schlecht vermittelt bekommen weil es ja erstmal jemand braucht der damit zurecht kommt und gewillt ist erstmal entsprechend Zeit auf sich zu nehmen damit der Hund überhaupt mal nen Draht aufbauen kann ohne dass der ,,Ein Fremder ! Kenn ich nicht, trau ich nicht!"-Alarm angeht.

    Jaaa


    Hat dann so an sich erstmal nichts mit richtig gefährlichen Hunden zu tun, aber das Potential dafür ist bei solchen Hunden natürlich höher als bei nem Hund der erstmal an sich kein Problem mit Menschen hat.


    Ich denke da spielen an sich einfach so einige Faktoren mit rein wie es zu einem richtig gefährlichen Hund kommt.

    Die obig genannten sind ein paar davon.

    Dann denk ich da bspw noch an schlechte Genetik, Hunde bei denen das evtl durch körperliche Sachen erschwert wird, entsprechende Erfahrungen, gewisse Dinge zu lange laufen lassen bis es dann so richtig eskaliert oder auch einfach mal an Hunde die ne Klatsche haben.

  • Da muss man eben bei Besuch managen/wegsperren. Da muss man eine Betreuungsperson langsam aufbauen. Da können halt keine Kinder oder andere Tiere im Haus sein. Da kann man halt nicht auf der Couch kuscheln.

    Naja naja, das klingt finde ich immer erstmal einfacher als in der Realität. In einer Wohnung beispielsweise ist das mit dem Wegsperren schon gar nicht mehr so einfach, bzw. die Sicherheitsmechanismen können versagen und oft ist es eine Heidenarbeit, dass der Hund hinter den Barrieren dann auch klanglos! Besuch etc. erträgt. Keine Kinder ist auch leicht gesagt, ja, gibt viele kinderlose Personen, aber im Alltag sieht es dann schon wieder anders aus und in die Zukunft zu schauen geht halt auch nicht.


    So viele Leute mit Grundstück, wo ein sicherer großer Zwinger vorhanden ist, in welchen der Hund dann immer gesteckt werden kann bei Besuch etc. ist nicht so einfach.


    Meiner Meinung nach verliert man im Tierschutzsetting schnell den Blick dafür, wie ein unkomplizierter Alltag mit unkompliziertem Hund aussieht.

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