Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?
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Von kurzfristiger Lösung hab ich auch nicht gesprochen.
Ich fang mal mit 2. an: Von der Ausbildung der Tierpfleger/Trainer verspreche ich mir, dass auf lange Sicht mehr Hunde so sozialisiert werden können, dass sie vermittelbar sind. Dass man einschätzen kann, mit welchen Problemen man es zu tun hat.
Und 3.: Klares Ja. Es bräuchte ein klares Merkmal, dass Käufer auch erkennen können, dass diese Organisation/Tierschutzverein mit dem Vet-Amt oder einem Tierheim zusammen arbeitet. Dass die Herkunft der Welpen/Hunde klar ist, dass Gesundheitsprüfungen und Impfungen echt sind, etc.
Wie viel Plätze das schafft? Keine Ahnung. Aber irgendwo muss man anfangen.
Die Alternative wäre: unerwünscht gewordene Tiere werden direkt euthanasiert oder die Familien müssen den Hund behalten?
Okay. Ich drösel mal auf, was ich meine
Zu 1: Du unterstellst, dass eine weitgehende (vermutlich staatliche, weil als Eigenentscheidung dürften sie das nach Befragung dee Ethikkommission ja achon?) Regelung zur Tötung von (gefährlichen) Langzeitinsassen freie Plätze schaffen würde. Was erstmal logisch klingt.
Ich gebe zu bedenken: 1. Würde das eine striktere rechtliche Regulierung und Kontrolle erfordern. Heißt: Aus dem vorhandenem Budget mehr Geld für administrative Tätigkeiten.
Und Du selbst hast den Fall Chicco erwähnt. Hältst Du es für gesichert, dass die erzielten „Gewinne“ durch eine solche Entscheidung ggf. wegfallende Spenden, Sponsoringeinnahmen und Aktive, die sagen „wenn Ihr uns vorschreiben wollt, welche unserer Tiere wir ohne akute Not töten sollen, dann macht den Job demnächst bitte allein“ aufwiegen?
Zu 2. Da steckt das Urteil drin, dass Tierpfleger heute aufgrund von Ausbildungsdefiziten in einem solchem Umfang nicht in der Lage sind, die ihnen anvertrauten Hunde angemessen zu sozialisieren und einzuschätzen, dass dadurch so viele Langzeitinsassen produziert werden, dass die Tierheime überfüllt werden. Und dass ein mehr an administrativen Aufwendungen (=weniger Geld für die direkte Tierversorgung) unsere Tierpfleger dermaßen zügig fitter macht, dass sich das amortisiert.
Da fehlt mir tatsächlich völlig die Evidenz. Anekdotisch kann ich nur sagen, dass ich einerseits Zeitmangel und andererseits Begrenzungen bei dem, was der Hund mitnimmt, als weitaus größere Hemmnisse bei der Sozialisierung der Tiere erlebt habe, aber auch das hat natürlich keine Evidenz.
Zu 3: Das gibt es schon, nennt sich Traces.
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Hi
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Ach ja, ein Nachtrag noch, weil Du nach der Alternative gefragt hast. Ich hatte in meinem ersten Beitrag dazu ja schon erwähnt, dass es die Möglichkeit gäbe, einen staatlichen Rechtsanspruch zu schaffen. Nur würden dann logischerweise alle ins Boot genommen.
Wenn das nicht gewünscht ist, dann bleibt es ein Problem des einzelnen Halters. Mit oder ohne freie Plätze im Tierschutz. Er muss sich kümmern.
Den privat finanzierten Teil der Tierschutzarbeit so intensiv und unter Einschneidungen bei derer Entscheidungsfreiheit regulieren zu wollen, dass die Vereine mit ihren privaten! Mitteln eine flächendeckende Versorgung sicherstellen sollen - da sehe ich weder eine rechtliche noch ehrlich gesagt eine moralische Rechtfertigung.
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Eigentlich würde ich erwarten, dass solche Vereine dann eben so viele Tiere übernehmen/vermitteln, wie sie aus dem vorhandenen Budget stemmen können.
Und wer die Entscheidung, einen wirklich gefährlichen Hund (bei Chicco gibt es da wohl keinen Zweifel), einzuschläfern, davon abhängig macht, dass da evtl. Sponsoren abspringen, sollte den eigenen moralischen Kompass nochmal justieren.
Natürlich ist es unpopulär, Hunde zu euthanasieren. Vor allem, wenn sie vielleicht aus der Tötung gerettet wurden.
Aber nochmal: Die Alternative ist jahrelange Zwingerhaft ohne Aussicht auf eine artgerechte Haltung.
2. hängt ein bisschen mit 1. zusammen: Wenn in dem einen Tierheim gut 80% Problemhunde sitzen, dann habe ich ernsthafte Zweifel, dass mit all diesen Hunden adäquat trainiert werden kann, wenn der Schlüssel 1/10 ist. Und ich glaube auch nicht, dass jeder Tierpfleger ausgebildet ist, mit "solchen Hunden" umzugehen. Das ist kein Defizit, sondern einfach der Ausbildung geschuldet. Man kann auch im Zoo das Elefantengehege betreut haben und ist dann Tierpfleger. Befähigt einen nicht, Hunde zu beurteilen. Das heißt nicht, dass so Langzeitinsassen produziert werden, aber es macht den Abbau auch nicht leichter.
Und das, was Du schreibst, kommt ja noch dazu. Nur: wenn der Hund nicht sozialisierbar ist ... soll er dann jahrelang verwahrt werden? Was ist mit denen, die keinen Platz im TH finden?
Wie man es wendet ... es sind zu viele Tiere für zu wenig Plätze.
Deine Lösung wäre also, es den privaten Vereinen selbst zu überlassen. Das klappt ja aktuell nur so semi ...
Ich sag ja nicht, dass mein Weg richtig ist, aber irgendwie scheint mir "alles den Tierschützern überlassen, die machen das schon irgendwie" auch nicht richtig.
Zu den Traces: das gilt aber nur in der EU ... und beim Kauf über Kleinanzeigen erfährt man da erstmal nix oder?
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Siehe meinen Beitrag über Dir.
Du willst wirklich Ehrenamtlern, Sponsoren und Spendern staatlich genau vorschreiben lassen, wie sie ihre Mittel einzusetzen haben?
Und wie um alles in der Welt kommst Du auf die Idee, dass es nur „semi“ funktioniert? Mit jedem aufgenommenem Abgabetier hat eine kleine freiwillige Solidargemeinschaft ohne was Konkretes dafür zu kriegen einem privatem Menschen ein Problem abgenommen und ggf. das Umfeld dieses Menschen ein Stück sicherer gemacht. Statt dass das mal in dem Maß anerkannt wird, das dieser Leistung zukommt, wird nach staatlicher Regulierung gerufen und Kritik geübt bis hin zur Hinterfragung des kompletten (mMn nicht vorhandenen) Systems, wenn es in einzelnen Fällen auch mal schief geht oder es nicht für alle reicht. Schade eigentlich.
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Es gibt durchaus Hunde, die eben nicht (mehr) trainierbar vs. resozialisierbar sind und Halter brauchen, die damit umgehen können.
Sog. Schattenhunde. Ihre Definition: Schattenhunde sind Hunde, die trotz Trainings- und Resozialisierungsbemühungen immer speziell bleiben und kaum verantwortungsvoll an den Otto-Normal-Hundehalter mit Kindern und Garten vermittelt werden können und somit zu Langzeitinsassen in den Tierheimen werden. Unter dem Begriff Schattenhund kann man eine Vielzahl von Hunden mit Problemverhalten zusammenfassen: Was jedem zuerst einfällt, ist natürlich der Hund mit gesteigertem Aggressionsverhalten gegen Menschen oder andere Tiere. Es gibt jedoch auch andere Verhaltenseigenschaften, die einen Hund zu einem Schattenhund werden lassen, wie etwa mangelnde Sozialisation auf Umweltreize, gesteigertes Beutefangverhalten, jahrelange isolierte Haltung ohne Menschenkontakt – Schattenhunde sind in ihrer Verhaltensindividualität vielfältig.
Quelle findet sich hier: https://buendnis-schattenhund.org/
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Die Alternative zu, alles den privaten Tierschützern überlassen, ist aber nicht, den privaten Tierschützern vorzuschreiben, wie sie Tierschutz betreiben müssen.
Bei den Alternativen gibt es erstmal ganz viele offene Fragen.
Sehe ich es als staatliches Problem an?
Will ich die Ursache bekämpfen oder will ich jetzt Symptombekämpfung betreiben?
Usw.
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Ach ja, ein Nachtrag noch, weil Du nach der Alternative gefragt hast. Ich hatte in meinem ersten Beitrag dazu ja schon erwähnt, dass es die Möglichkeit gäbe, einen staatlichen Rechtsanspruch zu schaffen. Nur würden dann logischerweise alle ins Boot genommen.
Wenn das nicht gewünscht ist, dann bleibt es ein Problem des einzelnen Halters. Mit oder ohne freie Plätze im Tierschutz. Er muss sich kümmern.
Den privat finanzierten Teil der Tierschutzarbeit so intensiv und unter Einschneidungen bei derer Entscheidungsfreiheit regulieren zu wollen, dass die Vereine mit ihren privaten! Mitteln eine flächendeckende Versorgung sicherstellen sollen - da sehe ich weder eine rechtliche noch ehrlich gesagt eine moralische Rechtfertigung.
Hat sich überschnitten :)
Ich denke, es wäre ja schon ein Anfang, wenn die privaten Tierschutzvereine / Organisationen sich um ihre eigenen Schützlinge kümmern (und ggf. die Verträge, die sie mit den Kommunen haben). Also erstmal die Tiere wieder anzunehmen, die sie ursprünglich vermittelt hatten oder die - laut Vertrag - noch unter den Eigentumsvorbehalt des jeweiligen Vereins fallen. Bei manchen Orgas hat man - auch anekdotische Evidenz - das Gefühl, dass es erstmal darum geht, alles hierher zu holen und dann zu gucken, wohin damit.
Das mit dem Rechtsanspruch fände ich im Sinne der Gefahrenabwehr zwar gut, seh aber auch das Problem, dass die TH dann ja u.U. noch voller werden, weil sie niemanden mehr ablehnen dürfen.
Die Situation ist einfach für alle Beteiligten verfahren.
edit:
ZitatUnd wie um alles in der Welt kommst Du auf die Idee, dass es nur „semi“ funktioniert? Mit jedem aufgenommenem Abgabetier hat eine kleine freiwillige Solidargemeinschaft ohne was Konkretes dafür zu kriegen einem privatem Menschen ein Problem abgenommen und ggf. das Umfeld dieses Menschen ein Stück sicherer gemacht. Statt dass das mal in dem Maß anerkannt wird, das dieser Leistung zukommt, wird nach staatlicher Regulierung gerufen und Kritik geübt bis hin zur Hinterfragung des kompletten (mMn nicht vorhandenen) Systems, wenn es in einzelnen Fällen auch mal schief geht oder es nicht für alle reicht. Schade eigentlich.
Naja, das verklärt den Blick jetzt aber doch etwas.
Die Tierheime sind ja nun nicht alle mit Rassehunden vom seriösen Züchter oder den Ups-Würfen aus Deutschland voll gelaufen.
Wenn so viele Tierheime "STOP" schreien, wo kommen diese Hunde denn her? Natürlich sind da auch Tierschutzhunde (In- und Ausland) bei. Es ist heutzutage doch sehr einfach, den Wunsch nach einem Hund zu erfüllen und ihn dann ggf. wieder weg zu geben.
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Dann beißt sich die Katze aber in den Schwanz
Wenn die TSV eben jahrelang nicht vermittelbare Hunde verwalten und verwahren wollen, können sie sich nicht beschweren, dass es keine Plätze gibt
Die Zahl der Plätze ist fix
Entweder Schläfert man die Neuanfragen ein, oder den Bestand
Irgendwer muss in den sauren Apfel beißen
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Das Problem ist doch nicht, dass die Hunde nicht eingeschätzt werden können. Natürlich mangelt es daran auch, aber selbst wenn mit ihnen gearbeitet wird und die Einschätzung klar ist unter welchen Bedingungen der Hund vermittelt werden kann, sind die Hunde doch nicht automatisch vermittelbar. Die warten häufig Jahre darauf, dass sich jemand findet. Wer möchte schon einen großen schwarzen unsicheren Schäfer-Mix, der fremde Menschen eher blöd findet? Dafür braucht es noch gar keinen Beißvorfall in der Vergangenheit.
Phonhaus
Weiß ich nicht, bzgl. anderer Tiere habe ich keinen Überblick. Bei Katzen ist ja die unkontrollierte Vermehrung noch immer ein riesiges Thema. Eine Registrierungs- und Kastrationspflicht für Freigängerkatzen wäre sicher hilfreich.
Lysaya
Du weißt aber schon, dass Tierheime privat finanziert werden und es deswegen natürlich überhaupt keinen Anspruch auf irgendwelche Plätze gibt. Warum soll denn jemand seinen Hund einschläfern, damit er andere Hunde aufnehmen kann. Es darf doch wohl noch jeder selbst entscheiden, welche Tiere er halten will?
Dir schwebt eine ganz andere Struktur vor. Staatlich finanzierte Tierheime müssten aber zunächst überhaupt mal aufgebaut werden und billiger und besser wird das sicher nicht. -
Ich denke, es wäre ja schon ein Anfang, wenn die privaten Tierschutzvereine / Organisationen sich um ihre eigenen Schützlinge kümmern (und ggf. die Verträge, die sie mit den Kommunen haben). Also erstmal die Tiere wieder anzunehmen, die sie ursprünglich vermittelt hatten oder die - laut Vertrag - noch unter den Eigentumsvorbehalt des jeweiligen Vereins fallen
Zahlen, Daten, Fakten.
Ich habe schon von Geschichten gehört, wo das eben nicht funktioniert und ich kenne persönlich noch mehr Tierschutzvereine in denen das ganz hervorragend funktioniert. Wer von uns beiden hat denn jetzt Recht?
Wie groß ist das Problem denn jetzt wirklich?
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