Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • Irgendwie widerstrebt mir, einzelne Personen als "Opfer des Systems" zu sehen. Jeder Mensch, der aktiv Tierschutz betreibt, sollte seine Grenze erkennen. Für mich gehört das zum Tierschutz dazu und fängt nicht erst bei der Zahl der betreuten Tiere an.


    Wenn ich allein auf FB in meiner Freundesliste sehe, wie viele schwerstkranke, alte Tiere mit höchstmöglichem Aufwand aus Ägypten, Belarus, Ungarn oder Rumänien nach Deutschland gekarrt werden, wird mir übel. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass auch Tierschutz in diesen Ländern häufig nur ein Geschäft ist.

    Gerade im Tierschutz wird so sehr mit Emotionen gespielt, da fällt es schwer, eine Grenze zu ziehen.

    Bezogen auf die Diskussion - und ich weiß, dass ich mich damit in die Nesseln setze - gehört erstmal der unkontrollierte Import von Tieren anders gelöst. Wie oft ich jetzt schon gelesen habe, dass "Adoptivfamilien" für Katzen aus dem Ausland gesucht werden, weil es zwar Flugpaten gab, aber keine Endstelle hier in Deutschland oder diese eben kurz vorher abgesprungen sind.

    Dann diese ganzen schiefgelaufenen "Adoptionen", wo der "Tierschutz" sich weigert, die Verantwortung zu übernehmen, wenn sich der "liebe Bär" plötzlich als waschechter Schutzhund mit Beschädigungsabsicht heraus stellt.

    Weiter geht es beim Produzieren von Tieren. Und das betrifft ja nicht nur Hunde und Katzen, sondern alle Tiere. Nur bei Meerschweinchen und Kaninchen fällt es weniger auf, wenn man sich nicht in entsprechenden Bubbles bewegt.


    Man kann nicht jedes Tier nach Deutschland holen und retten. Das geht einfach nicht.

    Und Hunde, die mehrfach bewiesen haben, dass sie ernsthaft zubeißen, die sind nicht vermittelbar.

    Wenn man sie unbedingt verwahren will, dann braucht man Zeit, Personal und Geld. Ich habe gerade nachgelesen, dass für Welpen / Junghunde bis zur 20. Woche ein Betreuungsschlüssel von max. 5 Hunden pro Pfleger vorgesehen ist und dieser muss sich mind. 4h am Tag ausschließlich um die Sozialisierung kümmern. Für ältere Hunde gilt 1/10.

    Wer glaubt denn ernsthaft, dass man so vielen Hunden in der Zeit gerecht wird? Und bezahlt werden wollen diese Tierpfleger/Trainer halt auch ...


    Ich hab keine wirkliche Idee, aber ein Teil des Problems liegt sicherlich daran, wie leicht es ist, an ein Haustier zu kommen.

  • Wir machen uns nicht ehrlich. Es gibt zu viele Hunde, die Otto-Normal-Hundehalter nicht gemanaget bekommt.

    Das unterschreibe ich zu 100%! Und dabei geht es mMn nicht nur um möglicherweise wirklich gefährliche Hunde, sondern auch um diejenigen, die missverstanden und ihren Bedürfnissen entsprechend nicht angemessen geführt werden, die dann vor lauter Frust unangenehm auffallend werden. Von dieser Sorte kenne ich wahrlich viele...

  • Ne, eher der NICHT an der Leine geführt wird in (für ihn) Triggersituationen. ;-)

    Ah sorry, das habe ich tatsächlich falsch gelesen. Da gehe ich mit, ein Hund wird dann gefährlich, wenn er nicht richtig gemanagt wird.

    Gefährlichkeit ist also immer eine Frage der Hund-Halter-Kombination.

  • Ich finde auch, dass der Import von Auslandhunden viel strikter geregelt gehört. Direktimporte ohne Pflegestelle von Tierschutzhunden gehören verboten.

    Der Tierschutz müsste verpflichtet werden, die Rücknahme eines Hundes bis zu 6 Monate nach Vermittlung zu garantieren.

    Für die richtig guten, seriösen Orgas sicher machbar, die anderen gehören weg vom Markt.

  • Ich finde auch, dass der Import von Auslandhunden viel strikter geregelt gehört. Direktimporte ohne Pflegestelle von Tierschutzhunden gehören verboten.

    Der Tierschutz müsste verpflichtet werden, die Rücknahme eines Hundes bis zu 6 Monate nach Vermittlung zu garantieren.

    Für die richtig guten, seriösen Orgas sicher machbar, die anderen gehören weg vom Markt.

    Und Katzen.

    Gefühlt wird das sogar noch mehr von Privatpersonen betrieben (keine Ahnung, ob die Auflagen da noch lascher sind, was Impfungen etc. angeht).

    Die Tierheime hier im Kreis laufen über mit Katzen, von den ganzen wilden Streunern mal nicht zu reden.

  • Wir reden hier aber ja vor allem von richtig gefährlichen Hunden.


    Meiner Meinung nach kommen wir früher oder später nicht dran vorbei auch einzuschläfern. Wir reden ja nicht von Hunden die mal geschnappt haben. Sondern teilweise ihre Besitzer krankenhausreif gebissen haben. Natürlich erst nach amtlichen Gutachten. Ggf. entweder als Alternative zu einer Organisation mit Kapazitäten (nachgewiesen) oder selber genug Fähigkeiten. Aber klar schwer.


    Und ich habe es schon mal in den anderen Threads geschrieben. Egal wie resozialisiert- ICH möchte einen solchen Hund hier nicht haben.


    Hier wurde vor einer Weile ein Hund tot gebissen (ein sehr großer). Ich meine ‚der Gegner‘ war ein Hund mit Auflagen, den man für mal kurz raus keinen Maulkorb angezogen hat. Das müsste ich noch mal ganz genau nachlesen. Aber nein, so ein Hund verursacht bei mir Unwohlsein. Das ist eine echt extreme Verantwortung.

  • Aber sind die Hunde von denen wir reden echt überwiegend Direktimporte? Ich kann das kaum glauben. Zumal die 6 Monate gerade bei jung vermittelten Spätzündern gar nichts bringen.

  • Nicht überwiegend, denke ich.

    Aber beim Direktimport aus dem Ausland ohne "Sicherheitsnetz" ist das Risiko wahrscheinlich nochmal höher, weil da ja keine echte Kontrolle stattfinden kann, ob Hund/Halter zusammen passen. Allein in den letzten Wochen so viele Ersthundhalter, die mit dem "niedlichen Import" völlig überfordert waren - was dann natürlich auch kippen kann.

    Das mit der Rückgabefrist sehe ich auch kritisch, das fängt nur die ab, die sich in den ersten Wochen schon eingestehen, dass sie sich übernommen haben. Manche Hunde packen ja aber auch erst später aus.

  • Ich finde auch, dass der Import von Auslandhunden viel strikter geregelt gehört. Direktimporte ohne Pflegestelle von Tierschutzhunden gehören verboten.

    Der Tierschutz müsste verpflichtet werden, die Rücknahme eines Hundes bis zu 6 Monate nach Vermittlung zu garantieren.

    Für die richtig guten, seriösen Orgas sicher machbar, die anderen gehören weg vom Markt.

    Aber sind die Hunde von denen wir reden echt überwiegend Direktimporte? Ich kann das kaum glauben. Zumal die 6 Monate gerade bei jung vermittelten Spätzündern gar nichts bringen.

    Ich würde das Thema nicht so verengen.

    Für mich stellt sich da eh die Frage, was ist ein wirklich gefährlicher Hund.

    Für mich ist das nur einer, der gezielt beschädigend beissend gegen Menschen geht und dabei eine gewisse Schadenswirkung erzielen kann (also eher kein bissiger Chi oder Yorkie).

    Und dann kann das ja einmal das Resultat einer falschen Haltung und Führung sein, aber auch das Resultat genetischer bzw. neurologischer Schäden.

    Und es geht ja auch im weitesten Sinne um den Tierschutz und wenn dann in den Tierheimen überproportional viele Owtscharkas, Kangals und osteuropäische Herdenschützer- und Hofhunde ab 25kg aufwärts hocken, dann stellt sich mir schon die Frage: Warum sind die überhaupt da?

    Und wer kann so einen Hund heutzutage wirklich brauchen?

    Es holen sich halt viel zu viele Leute unbedarft einen Hund, der ihnen dann über den Kopf wächst. Manche beissen sich irgendwie durch, andere wollen den Hund wieder loswerden.

    Und dann kommen wir halt dahin, wo wir jetzt stehen: volle Tierheime und viele Hunde, die schwer vermittelbar sind (weil halt bereits Vorfälle mit anderen Hunden oder Menschen), auch wenn sie nicht richtig "gefährlich" sind.

    Das hängt doch miteinander zusammen.

  • Auf jeden Fall scheint es ja ein Problem zu geben, dass einige "Tierschutzorganisationen" Hunde aus dem Ausland vermitteln und dann bei Problemen aber den Kopf wegducken. Zumindest gibt es dazu ja einige Aussagen von unterschiedlichen Tierheimen, die sich dann eben mit diesen Hunden konfrontiert sehen, für die sich eigentlich ein anderer Tierschutzverein bereits zuständig fühlen sollte und auch wenn dann von Verein zu Verein nachgefragt wird, kommt da häufig wohl leider nichts.
    Gehört habe ich auch, dass teilweise sogar damit gedroht wird, dass der Hund dann bei Abgabe eben wieder zurück ins Ursprungsland muss und dass dies tatsächlich wohl auch so passiert.
    Ich wäre auf jeden Fall dafür, dass Vereine, Händler und Züchter, die über ein gewisses Maß hinaus, tätig sind, entsprechende Aufnahmekapazitäten für "Rückläufer" vorhalten müssen.

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