Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?
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Was ist deine Lösung? Die Hundehalter sollen ihre Tiere halt einfach behalten, wenn sie überfordert sind?
Nein. Ich habe auch in dem Thread mit dem nach einem Angriff von einem bekannten Hund verstorbenen Mops absolut befürwortet, dass die Halterin den Hund wieder abgibt.
Hund in falschen Händen befürworte ich hingegen nicht.
Das ist aber der Punkt. Irgendwie ist er ja in die falschen Hände gekommen und jetzt ist er ein Hund, der einen anderen getötet hat. Den nochmal zu vermitteln ist ultimativ schwerer geworden, weil die Halterin sich nicht bewusst war, was sie an der Leine hat. Oder in dem Fall ohne Leine freirumlaufen ließ.
Meine Lösung ist nicht DIE Lösung für alles. Aber ich wünsche mir mehr und sinnvolle vorherige Kontrollen. Ich wünsche mir mehr Menschen, die sich vorher wirklich umfassend mit Tieren beschäftigen und danach realistisch einschätzen, ob sie das können und wollen und nicht haben, haben, haben, ups, kaputt.
Das ist ein entscheidender Faktor dabei, Hunde gar nicht erst gefährlich werden zu lassen. Denn wenn sie das einmal sind, dann bleibt Verwahrung, Euthanasie oder hoffen und beten, dass man jemanden findet, der die entsprechende Kraft, den Willen und die Kompetenz mitbringt, den Hund zu händeln. Mehr gibt's da nicht. Also muss man vorher ansetzen.
Jemand hatte gefragt, ob ich gefährliche Hunde vermittelt habe. Ja, habe ich. Andere Hunde, Hundetrainer, Passanten, eigene Halter gebissen, mit Beschädigungsabsicht auf Kinder. Lebenslang Maulkorb, lebenslang Leine, lebenslang rundum sichern und managen und wissen, was man hat.
Bevor das wieder als selbstherrlich ausgelegt wird: Es ist einfach meine Erfahrung, meine Meinung und meine Statistik. Und ich hab keine Goldfische vermittelt und nicht wie jetzt ausschließlich pflegeleichte Welpen, sondern hauptsächlich Hunde, die zum Teil auffällig waren oder bereits mit Auflagen versehen, und 21 Katzen.
Die Rückläufer bei Katzen finde ich das übrigens nicht vergleichbar. Überfahren, ausgesetzt, beim Umzug zurückgelassen, erschossen, vergiftet - da muss man sich nicht so oft die Mühe machen, die wieder zurückzubringen. Gibt reichlich Gefahren, mit denen Freigänger konfrontiert sind. Hat man keine Lust mehr oder macht das Tier Probleme, kommt es eben vor die Tür.
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Hi
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Oft beschleicht mich das Gefühl, dass die Tiere den Preis bezahlen für die Freiheiten, die wir Menschen uns nehmen.
Grundlegende Freiheiten, an denen niemand rütteln will, ich auch nicht.
Die Entscheidungsfreiheit, sich einen Hund nach Gutdünken zuzulegen. Die Entscheidungsfreiheit, ihn nach eigenem Gutdünken zu erziehen, zu prägen, zu trainieren. Die Entscheidungsfreiheit, ihn wieder abzugeben, wenn man überfordert ist und nicht mehr zurechtkommt.
Die moralischen Bedenken, ein gesundes Tier zu töten, weil es zur Gefahr geworden ist. Als Folge dieser Bedenken sitzt es lebenslang hinter Gittern und wird verwahrt, weil niemand das Risiko auf sich nehmen möchte, diesen Hund zu vermitteln, falls dann doch was passiert.
Auch der Import von Straßenhunden etc. Wie will man die vielfältigen Ursachen des Tierleids in den Herkunftsländern angehen? Mit welchem Recht? Es ist immer auch eine Gratwanderung, weil man in die Rechte und Freiheiten der Menschen dort vor Ort eingreift.
Ich sehe da keine Lösung. Ich sehe nur, dass Tiere leiden (nicht nur Hunde) und niemand kann etwas dagegen tun, außer, man versucht, in seinem Umfeld selber, jeder Einzelne, etwas zu bewegen.
Dem Widerspreche ich. Hunde können sich wunderbar in die heutige Gesellschaft einfügen. Ich führe durchweg Gebrauchshunde und nehme Pflegehunde auf, welche aus diversen Gründen weg müssen.
Ich habe Züchterhunde, pflege aber gute Kontakte in unseren ansässigen Tierschutz mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe.
Problematisch ist meiner Meinung nach, dass die Leute nicht erziehen, wenn es darauf ankommt. In der Jugend und im Welpenalter. Zwänge sind böse, Strafe ist böse und in der ansässigen Hundeschule
soll der Hund ganz viel Spaß mit anderen Hunden haben. Und es muss natürlich alles nur mit Liebe funktionieren. Ja, es mag diese Hunde geben. Dabei fallen aber ganz viele Hunde hinten über! Hunde, die
unter anderer Anleitung ganz normale Hunde geworden wären. Aber das wurde ihnen verwährt, weil ihre Besitzer sich damit schlecht fühlen, Grenzen zu setzen und durchzusetzen.
Ich verstehe nicht, wo du mir widersprichst... auch das gehört zur individuellen Freiheit der Halter, ihre Hunde nach Gutdünken zu erziehen.
Man kann halt niemanden zwingen, seinen Hund "richtig" im Sinne von nachhaltig, artgerecht und gut für den Hund zu erziehen.
Genau das habe ich gemeint und geschrieben. Und den Preis dafür zahlt das Tier.
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Ich denke vielen Hunden wäre geholfen, wenn Zwingerhaltung nicht mehr so kategorisch abgelehnt werden würde und man sich davon verabschiedet, dass es für jeden Hund den perfekten Platz gibt.
So würden sich viele Probleme im Rahmen halten und es muss nicht jeder Hund direkt ins Tierheim, wo er genauso im Zwinger sitzen würde.
Ich glaube nicht dass Zwinger viele Probleme lösen würden. Ein großer Teil der Hunde lebt heute dort wo ein Zwinger gar nicht möglich ist. Mehrfamilienhaus, nachbarschaftliche Probleme wegen Hundegebell, sehr kleine Grundstücke.
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Die Rückläufer bei Katzen finde ich das übrigens nicht vergleichbar.
Ich auch nicht. Ich finde Hunde und Katzen überhaupt sehr unterschiedlich. Darum ging es auch nicht. Es war ein Beispiel dafür, dass Bauchgefühl, gesunder Menschenverstand oder wie auch immer man es nennen möchte und Realität nicht übereinstimmen. Und allein deshalb fällt es mir schwer über Pflichten des Tierschutzes zu diskutieren, wenn es überhaupt keine gesicherten Erfahrungswerte gibt, was sinnvolle Maßnahmen sind und was nicht. Weil da finde ich es doch wieder vergleichbar, ich bin mir sicher, dass nicht alles, was sich gut anhört auch wirklich gut ist.
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Ja, es gibt ein Problem.
Vor einigen Wochen gab es ja den "Notruf" eines Tierheims - und eine Petition (?), einen offenen Brief (?) den ja auch etliche andere Einrichtungen/Vereine unterzeichnet haben.
Finde es gerade leider nicht wieder.
Auch hier im Forum taucht ja immer wieder ein Neu-Nutzer auf, der mit seinem Hund nicht mehr klar kommt und zuerst nicht weiß wohin (teilweise klingt es zumindest so, als wären da auch welche dabei, die wirklich Potential haben, gefährlich).
Das Thema ist auch mehreren Gründen so kompliziert. Zum einen stellt sich dann die Frage, was ein gefährlicher Hund ist. Jeder Hund, der umsichtiges Management bedarf? Oder nur die, die wirklich unberechenbar mit Beschädigungs- oder Tötungsabsicht "ausrasten". Aber was, wenn es schon an Leuten fehlt, die zu umsichtigem Management in der Lage sind und sich einen Tierschutzhund ans Bein binden wollen?
Einschläfern ist - zu Recht - ein schwieriges Thema.
Staatliches Rundum-Sorglos-Paket? Aus Steuergeldern finanzierte Einrichtungen, in denen "gefährliche" Abgabehunde jahre- vielleicht sogar lebenslang verwahrt werden? Ich bezweifele, dass das konsensfähig ist. (Davon, dass es dann auch mehr Fachpersonal bräuchte, ganz ab.)
Die Aussage von Vanessa Bokr, dass sie regelmäßig angefleht werde, ob sie nicht noch einen Hund nehmen könnte, weil die Leute nicht mehr wissen wohin damit? Halte ich für absolut glaubwürdig (und passt auch zum oben genannten Hilferuf des Tierheims).
An dieser Stelle würde ich das gerne teilen:
Ich denke dieser Brandbrief ist schon aussagekräftig. https://innn.it/brandbrieftierschutz?fbclid=IwAR09RfPGJ_jNNdd9I436NAnbo2Pa45u-WbAlFXAmZCVpWfDTPAO-XCjxVhY_aem_AfykqPXFhtCbajKnD5ktGtlz9IfSbmqDhGnjO90D-gQOW_g3a2vWX9E4_R0eZq9wz70
Sie fordern unter anderem Kontrollen und Reglementierungen für den übermässigen Import aus dem Ausland.
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Es gibt ja nicht einmal gesicherte (schriftlich festgehaltene, nicht gefühlte) Erkenntnisse darüber wie viele der in inländischen Tierheimen langfristig untergebrachten Tiere aus dem Ausland stammen, im Inland geboren wurden oder aus gesetzeswidrigem Hundehandel stammen.
Aufstellungen über gefährliche Hunde nach Herkunft gibt es auch nicht.
Mit dem pauschalen: Auslandstierschutz ist daran schuld macht es sich mancher schon leicht.
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Vor Allem was ist Auslandstierschutz?
Gefühlt, ja gefühlt, weil mal wieder Daten fehlen importiert doch jedes größere Tierheim selbst Hunde, weil es gefühlt kaum gut vermittelbare deutsche Hunde gibt, um eben genau jene zu finanzieren.
Ist das jetzt Inlandstierschutz, weil die eigenen Hunde so versorgt werden? Ist das jetzt Auslandstierschutz? Ist das Hundehandel?
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Ein Teil des Problems ist natürlich dass die negativ auffälligen Hunde, alte Hunde und zu große Hunde eben deutlich schwerer zu vermitteln sind wenn aus dem Ausland jüngere, kleinere und oft auch einfachere Hunde kommen.
Das hat aber jetzt natürlich alles nichts mit gefährlichen Hunden zu tun.
Zu welchem Prozentsatz es sich bei den wirklich gefährlichen Hunden um Hunde aus dem Ausland handelt ist wohl noch nirgends festgehalten worden. So etwas steht in der Regel auch nicht in den Berichten.
Nur weil da evtl. Kangal steht heisst ja nicht dass der aus dem Ausland kommt. Die werden auch hierzulande vermehrt (natürlich auch gezüchtet, aber die werden nicht auffallen). Nachfrage ist doch da.
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Ein Teil des Problems ist natürlich dass die negativ auffälligen Hunde, alte Hunde und zu große Hunde eben deutlich schwerer zu vermitteln sind wenn aus dem Ausland jüngere, kleinere und oft auch einfachere Hunde kommen.
Das würde ja bedeuten, wenn es diese Hunde nicht gäbe, wären die Hunde, die da sind leichter zu vermitteln. Bezweifle ich irgendwie.
Wenn ich einen netten Hund will, will ich einen netten Hund. Wenn es keine netten Hunde gibt, nehme ich doch nicht plötzlich einen Anderen.
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