"Erziehung ohne richtig gesetzte Korrekturen ist ein Verbrechen am Hund."

  • Meine Art von Korrektur ist das, was das Handeln des Hundes zuverlässig unterbricht und ihm gleichzeitig zeigt "das will ich nicht!", danach folgt das Belohnen des Richtigen Verhaltens.

    Die Belohnung kommt aber nie sofort, da sie die Korrektur unter Umständen so überspielen kann, dass die Korrektur zum Marker für eine Belohnung wird.


    Ich persönlich möchte, dass meine Hunde Belohnung und "Strafe" klar voneinander trennen. Das ist am einfachsten für alle Beteiligten.

    In etwa so würde ich das auch für mich definieren.

    Ziel ist, dass der Hund durch die Korrektur und durch positive bzw. bestätigende Rückmeldung erlernt, in welchem Rahmen er sich frei bewegen kann.

    Welches Verhalten in gängigen Situationen okay ist und welches Verhalten immer unerwünscht ist.

    Dann gibt es noch Verhalten das situativ okay ist, aber in bestimmten Situationen unerwünscht ist.

    Dazu finde ich Bestätigungs- und Verbotsmarker/Abbruch unerlässlich.

    Der verinnerlichte Abbruch ist natürlich eine Korrektur, welche aber für den Hund eigentlich nur eine (später sehr unaufgeregte und ziemlich neutrale) Rückmeldung ist, dass das Verhalten jetzt nicht gewünscht ist.

    Das Resultat ist das von @Willyundwir beschriebene stressfreie Zusammenleben, weil der Hund sehr genau weiß, woran er ist und was konkret von ihm erwartet wird.

    Er hat Leitplanken, die ihm helfen, sich zu orientieren und kann sich dadurch sicher sein, dass in der Regel Harmonie zwischen ihm und seinem Halter herrscht.

    Dann hat man bestenfalls einen in sich ruhenden, gelassenen Hund.

  • Das alles sind Dinge, womit sich einfach viele Menschen arrangieren, aber sich selbst dann eigenen, dass sie ja nur positiv erziehen.

    Aber was ist daran schlimm? Wenn man bestimmte Dinge nur über "negative" Erziehung erreicht, diese nicht machen will, aber ein funktionierendes Management dafür umsetzen kann, ist doch alles in Ordnung.


    Kritisch wird es doch erst, wenn das Management nicht funktioniert. Kann aber beim negativ erzogenen Hund, der im Gehorsam steht, ebenfalls passieren, dass der Gehorsam (was genau genommen ja auch Management ist) nicht funktioniert.

  • Ich war auch eine Zeit lang in einer Hundeschule, die "nur positiv arbeitet".


    Die Chefin der Hundeschule und ihre Mitarbeiter filmen ständig aus Autos heraus Hundehalter oder ihre Konkurrenz, die die Hunde aus ihrer Sicht "schlecht behandeln". Das wird dann ins Netz gestellt, teils ohne die Personen zu anonymisieren.

    Nichts davon, was ich je gesehen habe, verstößt gegen das Tierschutzgesetz...

    Sie sind so verbissen dogmatisch, dass sie echt Grenzen überschreiten.


    In deren Gruppen fixieren sich die Hunde Löcher in die Köpfe, das Einzige, was man als Halter machen darf ist, den Hund wegzulocken und "reinzumarkern".


    Mein Ersthund hat nach einigen Teilnahmen nur noch wie ein Besessener in die Luft gebellt, sobald wir den Parkplatz betreten haben. Und das war nicht aus Freude.

    Ich habe über ein Jahr gebraucht, um ihn wieder auf das "Vorher-Level" zu bringen.


    Seitdem bin ich davon weg.


    Ich korrigiere dann, wenn das Verhalten eines meiner Hunde die Grenzen zur Freiheit und Unversehrtheit eines anderen Lebewesens überschreitet oder wenn die allgemeinen Regeln unseres Zusammenlebens gebrochen werden.

    Wenn mein einer Hund halt schlafen will, der andere ihn aber wecken und mit ihm spielen will, dann muss ich eben manchmal einschreiten.

    Klar mache ich sowas i.d.R. über wegrufen und Alternativverhalten, aber das geht halt nicht immer und überall.


    Dennoch sind manche schneller bei der Wasserflasche als nötig. Ich finde, man kann es schon erst mal so machen, über positive Verstärkung das erwünschte Verhalten aufzubauen und muss nicht gleich auf einen Fehler des Hundes "lauern", um ihn dann nasszuspritzen.

    Solche gibt es halt leider auch.

  • Das alles sind Dinge, womit sich einfach viele Menschen arrangieren, aber sich selbst dann eigenen, dass sie ja nur positiv erziehen.

    Aber was ist daran schlimm? Wenn man bestimmte Dinge nur über "negative" Erziehung erreicht, diese nicht machen will, aber ein funktionierendes Management dafür umsetzen kann, ist doch alles in Ordnung.


    Kritisch wird es doch erst, wenn das Management nicht funktioniert. Kann aber beim negativ erzogenen Hund, der im Gehorsam steht, ebenfalls passieren, dass der Gehorsam (was genau genommen ja auch Management ist) nicht funktioniert.

    Ich habe nie gesagt, dass Management schlimm ist!

    Ich habe lediglich Beispiele gebracht, die den Unterschied zwischen Erziehung und reiben Management verdeutlichen sollen.


    Was mir noch immer wieder auffällt: Hundehaltern, die offen damit umgehen, auch über Zwang zu arbeiten, wird dann oft unterstellt, sie würden nur so arbeiten. Wir arbeiten genauso auch über Motivation. Eigentlich bedienen wir uns einfach allen 4 Quadranten und beschneiden uns da nicht selbst in den Möglichkeiten.


    Bleiben wir beim Beispiel auf dem Platzl bleiben. Meine Hunde lernen sehr wohl über Motivation, dass auf dem Platzl liegen toll ist. Aber sie lernen eben von Anfang an mit, was passiert, wenn sie unerlaubt ihren Platz verlassen. Ja, da gibt’s auch mal eine Korrektur. Woher soll der Hund auch sonst wissen, dass er nicht herumlaufen darf?

    Ergebnis sind zwei in der Wohnung entspannte Hunde, die nicht bellen, wenn’s klingelt, Besuch nicht belästigen usw … und das ist nun bei der Rassekombi kein Selbstläufer. Gerade Riesenschnauzer sind ja für ihre Wachsamkeit bekannt. Arielle war da auch mal aktiv … jetzt weiß sie, dass es einfach garnicht ihre Aufgabe ist, sondern sie bitte daheim einfach auf dem Platz liegen und schlafen soll.


    Als ich noch deutlich positiver unterwegs war, war Arielle eben mehr in der Box. Ist natürlich auch OK. Aber jetzt ist schon irgendwie entspannter.

  • Monstertier


    Dieses erfolgreiche Management wird aber häufig nicht als solches erkannt und kommuniziert, sondern befeuert die Illussion der korrekturfreien Erziehung. Wenn es dann noch durch reichweitenstarke Personen, wie bekannte Hundetrainer, Influenzer etc. in den Social Media verbreitet wird, bekommt diese Illussion eine Bedeutung und beginnt, einen Maßstab zu setzen, an dem gemessen die Erziehung mit Korrektur als unangemessen betrachtet wird.

  • Dennoch sind manche schneller bei der Wasserflasche als nötig. Ich finde, man kann es schon erst mal so machen, über positive Verstärkung das erwünschte Verhalten aufzubauen und muss nicht gleich auf einen Fehler des Hundes "lauern", um ihn dann nasszuspritzen.

    Solche gibt es halt leider auch.

    Es gibt Hunde, da muss man leider erstmal korrigieren, um danach positiv zu arbeiten.


    Beim Rest stimme ich dir voll zu 👍

  • Monstertier


    Dieses erfolgreiche Management wird aber häufig nicht als solches erkannt und kommuniziert, sondern befeuert die Illussion der korrekturfreien Erziehung. Wenn es dann noch durch reichweitenstarke Personen, wie bekannte Hundetrainer, Influenzer etc. in den Social Media verbreitet wird, bekommt diese Illussion eine Bedeutung und beginnt, einen Maßstab zu setzen, an dem gemessen die Erziehung mit Korrektur als unangemessen betrachtet wird.

    Genau das habe ich gemeint 👍


    Ich finde es garnicht schlimm, wenn mehr Management und weniger Erziehung passiert. Aber wenn dann das reine Management als nur positive Erziehung verkauft wird, dann werden einfach Unwahrheiten verbreitet.

  • Wenn man bestimmte Dinge nur über "negative" Erziehung erreicht, diese nicht machen will, aber ein funktionierendes Management dafür umsetzen kann, ist doch alles in Ordnung.

    Ne, finde ich nicht.

    Management, da lernt der Hund nix bei. ZB wenn ich Hundebegegnungen meide, weil mein Hund nicht mit Hunden umgehen kann.

    Ich mache das momentan zwar, einfach, damit der Hund lernt, bei mir ist er geschützt und es passiert ihm nichts. Aber das Ziel dieses Managements ist, daß er einfach entspannter unterwegs ist, und ich im entspannten Ausgangszustand dann Begegnungen werde trainieren können.


    Diese Managementmaßnahme hilft aktuell, Streßsituationen zu verhindern. Aber nicht dauerhaft, weil im täglichen Leben Begegnungen schlichtweg nicht immer zu verhindern sind.

    Sprich, wenn ich dauerhaft beim Managen bleibe, setze ich den Hund zwangsläufig immer wieder dieser Streßsituation aus, mit der er nicht umgehen kann.


    Insofern ist meines Erachtens nach managen nur die zweitbeste Lösung. Dauerhaft bringt ein angehen des Problems definitiv mehr für Hund und Halter, da dann weniger Streß.

    Was man nun unter Korrektur oder Strafe definiert, ist ja oft sehr unterschiedlich.

    Wenn ich die Augenbrauen hebe, weil der Hund ansetzt, auf Sofa zu springen, ist das genau genommen auch schon eine Korrektur. Wenn er vom zugewiesenen Platz aufstehen möchte und ich sage ähäh, würde der ein oder andere Extremler bestimmt schon sagen, das sei ne positive Strafe oder so.

    Für mich ist es schlicht und ergreifend Kommunikation.

  • Für mich bedeutet "Korrektur" im weitgesteckten Rahmen, dass der Hund ein situatives feedback von mir bekommt, wenn eine seiner Handlungen nicht ok war. Genauso, wie er ein feedback bekommt, wenn was wie gewünscht war.


    Sich nur gut gelaufene Momente rauszupicken und die zu loben, macht für mich keinen Sinn, weil der Weg zum Ziel "der Hund weiß in vielen Situationen in unserem Leben, welches Verhalten von ihm da gewünscht ist", so nur unnötig in die Länge gezogen wird. Das empfinde ich als unfair gegenüber dem Hund, weil er oft unnötig lang in einem Zustand gehalten wird, der es ihm nicht möglich macht, genau zu wissen, was von ihm grad erwartet wird.


    Das ist andersrum übrigens genauso - neulich beim TA ein typisches Beispiel, Ersthundehalter (ich hab gefragt) mit Berner Sennenhund-Welpen. Der Kurze hat gejault, gefiept, war unruhig und ist ständig mit "Neins" drangsaliert worden, ohne aber, dass kurze Momente der Ruhe gelobt worden wären. Das ist doch Kacke. Da ist mir das Prinzip Topfschlagen "heiss - kalt - lauwarm...", wobei jede Aktion des Hundes in einem zu übenden Moment ein feedback bekommt, weitaus lieber, weil klarer für den Hund.

  • Das alles sind Dinge, womit sich einfach viele Menschen arrangieren, aber sich selbst dann eigenen, dass sie ja nur positiv erziehen.

    Aber was ist daran schlimm? Wenn man bestimmte Dinge nur über "negative" Erziehung erreicht, diese nicht machen will, aber ein funktionierendes Management dafür umsetzen kann, ist doch alles in Ordnung.


    Kritisch wird es doch erst, wenn das Management nicht funktioniert. Kann aber beim negativ erzogenen Hund, der im Gehorsam steht, ebenfalls passieren, dass der Gehorsam (was genau genommen ja auch Management ist) nicht funktioniert.

    Ich finde, Erziehung ist mehr als Gehorsam durch Signalkontrolle, weil der Hund ja bestimmtes Verhalten verinnerlicht und etliches an unerwünschtem Verhalten nicht mehr zeigt, weil er weiß, was in der Situation "richtiges" Verhalten ist.

    Ich muss dann nicht mehr z.B. das Verhalten bei Gästen in der Wohnung managen oder den Hund über Gehorsam regeln, weil er gelernt hat, dass Gäste grundsätzlich weder bedrängt noch belästigt werden, sondern dass man diese ignorieren soll.

    Kann natürlich auch beim erwachsenen Hund mal vorkommen, dass er das vergisst und dann eben durch eine Korrektur dran erinnert werden muss. Das ist dann ein Wegschicken vom Gast und eventuell das Verweisen auf seinen Platz.

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