Direktvermittlung? - Bitte um Ratschläge
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Hallo liebe Community,
ich stehe vor der Entscheidung, ob ich einen Hund aus einem russischen Tierheim aufnehmen soll oder nicht. Ich sehe Direktvermittlungen selber eher kritisch, aber lest unten, wie es trotzdem "so weit kommen konnte".
Ich bitte euch, Direktvermittlungen nicht pauschal zu verurteilen 🙂 Meine Fragen sind: Was sollte ich aus eurer Sicht dringend noch bedenken/ erfragen/ anfordern, um eine gute Entscheidung treffen zu können? Und: Kann jemand etwas zu dem unten genannten Verein sagen? Ich würde mich über sachliche und differenzierte Meinungen und Tipps freuen.Zu meiner aktuellen Lebenssituation:
- Single, Halb-Alleinerziehend seit Sommer 2022 (Kind ist 9, kennt Hunde und wechselt wöchentlich zwischen Papa und mir)
- 1 Katze mit Hundeerfahrung.
- berufstätig, flexible Arbeitszeiten und überwiegend Home Office. Wenn Büro, dann nur 3,5h (+ Fahrtzeit = max. 5 h).
- 3-Raum-Wohnung 73m², 1. Etage, ländlich gelegen. Vermieter erlaubt Hundehaltung.
- Betreuung des Hundes bei Abwesenheit ist möglich durch Familie, Freunde, Nachbarn, Ex-Mann oder bezahlte Betreuung- Hundeschule oder Trainer sind natürlich möglich
- finanziell komme ich gut über die Runden, eine Krankenversicherung würde ich dennoch abschließen.
- Erfahrungen mit Hunden: 2 Jahre mit einer Rumänin (siehe meine alten Beiträge), die dann bei meinem Ex-Mann geblieben ist. Damals habe hauptsächlich ich sie erzogen, Bücher gewälzt, Besucher gemanagt, den Leuten erklärt dass der Hund von Fremden nicht gleich gestreichelt werden will usw.
Außerdem bin ich mit Hunden aufgewachsen und in meiner Familie gab und gibt es mehrere Hunde aus dem Auslandstierschutz.Was ich suche:
- 2-6 Jahre
- mittlere Größe (max. 50cm und max. rund 20kg, um ihn notfalls tragen zu können)
- katzen- und kinderverträglich
- nicht extrem sportlich
- nicht extrem ängstlich
- sollte Menschen grundlegend gut finden
- sollte andere Hunde zumindest im Regelfall tolerieren
- gern aus dem Auslandstierschutz, muss aber nicht
Meine bisherige Suche:Ich recherchiere schon einige Wochen und habe in der Zeit auch ab und zu Kurskorrekturen vorgenommen. Einen 1,5 Jahre alten Rüden aus Rumänien (in einem deutschen Tierheim) habe ich z.B. nach Lektüre vieler Beiträge im DF wieder verworfen, weil ich lieber etwas mit ausgereiftem Charakter möchte, also mindestens 2 oder sogar 3 Jahre alt.
Eine Direktvermittlung hatte ich für mich ursprünglich ausgeschlossen. Ein Hund von einer Pflegestelle wäre natürlich ideal. Da habe ich in letzter Zeit aber auch schon viel gesucht. Gefühlt gibt es in den neuen Bundesländern sehr viel mehr Pflegestellen als in meinem Maximalradius von 200km ab Dresden. Immer wenn ich dachte "Das klingt gut!"...: Westdeutschland. Südbayern. Hessen. Norddeutschland. Oder wenn ich nach Postleitzahl gefiltert habe: Aus 200 Treffern wurden 5.
Tierheime habe ich auch schon kontaktiert. Zum Beispiel das, aus dem wir unsere alte Hündin hatten. Oder das, für das meine Mutter Vorkontrollen durchführt. Dort war ich heute zum Gassigehen und es waren ca. 10 Hunde da, davon 8 zu groß und 2 anderweitig nicht passend. Zur Zeit scheint es oft so zu sein, dass viel vermittelt wurde und nur noch die schweren Fälle da sitzen. Oder Welpen oder alte Hunde. Oelzschau schreibt das zum Beispiel auch auf der Webseite: Kein Gassigehen bis auf Weiteres, weil keine anfängerfreundlichen Hunde da sind.
Doch eine Direktvermittlung?
Und dann bin ich durch einen Beitrag von Schlinchen hier im Forum auf "Russische Tiere in Not e. V." gestoßen.
Kennt noch jemand den Verein? Der Schutzvertrag ist online einsehbar. Einige der Hunde leben in Deutschland oder Russland auf Pflegestellen.
Tatsächlich gab es auf der Seite Hunde, die zu meinen Wünschen passten. Leider keiner davon in Deutschland. Ich habe Kontakt zu dem Verein aufgenommen und hatte ein nettes Telefonat mit einer Mitarbeiterin. Sie hat nochmal geschaut, wer zu mir passen könnte, und meinte dann, dass mein Vorschlag (Iva) tatsächlich eine gute Wahl wäre: https://russische-tiere-in-not.de/hunde/weibchen/iva
Sie hat mir mehrere Videos zukommen lassen, die den Hund mit Kindern und Katzen zeigen. Ich habe ihr dann noch eine lange Liste mit Fragen geschickt, die sie geduldig beantwortet hat. Zusätzlich zu der Beschreibung auf der Webseite weiß ich seitem:
- Iva lebt seit 2 Jahren in einem Moskauer Tierheim mit über 1.000 Hunden. Seit kurzem hat sie einen Betreuer des Tierschutzvereins, der sich mit ihr beschäftigt und Informationen über sie bereitstellt
- In den Videos mit dem Kind lässt sie sich knuddeln und sucht auch den Kontakt. Sie wirkt aufgeregt und abgelenkt durch Dinge außerhalb des Bildes, aber nicht ängstlich.
- Die Katzen (oder die Situation mit den tiefenentspannten Katzen in einem Raum) scheinen sie zu verunsichern. Die Rute ist eingeklemmt. Die Mitarbeiterin vermutet, dass es eher an dem unbekannten geschlossenen Raum liegt. Mit Katzen sei Iva "absolut freundlich".
- Der Mensch als Ressource könnte (aber das ist nur meine Interpretation) ein Thema sein. Es wurde nicht beobachtet, dass sie Futter, Spielzeug, Räume etc. verteidigt. Allerdings versucht sie offensichtlich, gar zu aufdringliche Artgenossen von "ihrem" Menschen fernzuhalten
- Sie kommt mit ruhigen Hunden besser aus und maßregelt welche, die zu wuselig sind.
- Sie reagiert gut auf Signale von Menschen und lässt sich korrigieren.
- Bei großen Männern, die auf ihrer Seite als Problem erwähnt werden, zieht sie sich eher zurück und sucht Schutz bei einer vertrauten Person, als sie z.B. zu verbellen.
Vielleicht hat auch jemand eine Vermutung, was in ihr so an Rassen drinstecken könnte? Den typischen Schäferhund sehe ich da weniger. Vielleicht Border Collie? Oder lasse ich mich von der Farbe täuschen?
Lieben Dank und liebe Grüße
Breonna -
- Vor einem Moment
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Ich schmeiß nur mal kurz in den Raum, was mir direkt kritisch auffällt:
Direktimport ohne Garten ist in manchen Fällen sehr schwierig (Hund will nicht raus und wird dann genötigt)
Direktimport ohne Ersthund (viele Straßen- und Shelterhunde ziehen ihren Mut aus anderen Hunden, da enger Kontakt zu Menschen unbekannt ist und sie sehr stressen kann)
BackupLösung falls der Hund nicht alleinbleiben kann? Viele solche Hunde haben alles verloren und kleben förmlich an ihrem menschlichen Anker. Und diese Verlassangst kann sehr ausgeprägt sein und langes Training beinhalten.
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So wie die Beschreibung formuliert ist, ist sie für mich unglaubwürdig. Alles, aber auch wirklich alles, nur super und toll und absolut unproblematisch. Ich kenne leider mittlerweile zu viele Leute, die genau dieser Art von Beschreibung vertraut haben und enttäuscht worden sind. Daher würde ich hier Abstand nehmen. Lieber länger warten und die Möglichkeit haben, den Hund zu erleben. Gerade mit Kind und Katze.
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Die Katzen (oder die Situation mit den tiefenentspannten Katzen in einem Raum) scheinen sie zu verunsichern. Die Rute ist eingeklemmt. Die Mitarbeiterin vermutet, dass es eher an dem unbekannten geschlossenen Raum liegt. Mit Katzen sei Iva "absolut freundlich".
Der Mensch als Ressource könnte (aber das ist nur meine Interpretation) ein Thema sein. Es wurde nicht beobachtet, dass sie Futter, Spielzeug, Räume etc. verteidigt. Allerdings versucht sie offensichtlich, gar zu aufdringliche Artgenossen von "ihrem" Menschen fernzuhaltenDie zwei Punkte sind mir aufgefallen. Katzen - das klingt nicht nach einem Test, der aussagekräftig ist. Kann klappen, kann aber auch schiefgehen. Und was dann? Kannst Du Katzen und Hund trennen? Ggfs. auch auf Dauer?
Mensch als Ressource - nur anderen Hunden oder auch anderen Menschen gegenüber?
Kind und Kontakt suchen und aufgeregt - sicher, dass sie da nicht fiddelt?
Allein die Voraussetzung "muss kinder- und katzenverträglich sein" ist ja schon eine recht hohe Anforderung und würde mir persönlich echt Bauchschmerzen machen.
Was ist denn, wenn es schiefgehen sollte? Hast Du eine Möglichkeit, den Hund mehr oder weniger sofort zurückzugeben? (Mit dem Verein absprechen) Oder sicher zu trennen? Evlt. im Vermietergarten einen Zwinger (Achtung! Teuer!!) aufzustellen?
Ich drück Euch auf jeden Fall die Daumen, dass der richtige Hund zu Euch findet - ob es nun Iva wird oder Ihr nochmal weitersuchen müsst.
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Nur ganz kurz - falls eine Übernahme in Frage kommt, lass' sie auf Sticker Sarkom testen.
Das ist ein ansteckender Krebs, der von osteuropäischen Hunden "importiert" wird.
Das wird immer gerne verschwiegen.
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Ich gehe mal von der „anderen Seite“ aus an die Frage. Was muss Euer Hund nach dem, was Du schreibst, wirklich unbedingt können:
1. Enges Zusammenleben im Wohnraum
2. Verträglichkeit mit Kind in beengten Verhältnissen
3. Verträglichkeit mit Katze in beengten Verhältnissen
4. Nur moderate Wachsamkeit bzw. Akzeptanz von Fremden im Haus ohne Bellattacken bei Bewegungen von Mitbewohnern im Haus.
Diese Hündin lebt derzeit in komplett anderen Umständen. Die Gewissheit, dass sie das leisten kann, kann der Verein nicht haben und Dir nicht geben. Momentaufnahmen von sporadischem Kontakt helfen da nicht wirklich, da könnte man eher sehen, ob es auf gar keinen Fall klappt.
Gibt es einen sicheren Plan für den Fall, dass die Hündin einen dieser Punkte nicht leisten kann? Diese Frage wäre für mich der Angelpunkt.
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So wie die Beschreibung formuliert ist, ist sie für mich unglaubwürdig. Alles, aber auch wirklich alles, nur super und toll und absolut unproblematisch.
Die Beschreibung anderer Hunde verstärken den Eindruck. Wie kommen die an so tolle perfekte Hunde?
Wie wohl ein Text von einem Bot klingt, wenn ich Kriterien für einen perfekten Vermittlungstext eingebe? Dann könnte sowas wie "lässt sich gern von Kindern umarmt" drin stehen. Ein echter Text zu einem Hund klingt anders!
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…und dieser perfekte Hund sitzt seit zwei Jahren im Tierheim?
Ich finde auch die Idee, derzeit einen Hund aus Russland nach Deutschland zu holen, merkwürdig.
Deutschland hat die Handelsbeziehungen nach Russland weitgehend abgebrochen, um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nicht mitzufinanzieren. Auch der Hund wird bezahlt…
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Wir haben auch einen Direktimport.
Leila war damals 16 Wochen als sie zu uns kam und war dennoch ganz anders, als sie beschrieben wurde und wie sie sich auf Videos und Fotos gegeben hat.
Lange hatte sie ihr Geschäft nur in der Wohnung verrichtet, obwohl wir recht ruhig wohnen, aber das hat sie überfordert. Besuch mag sie bis heute nicht, es sei denn, sie kennt ihn. Wenn Spielkinder vorbei kommen, separiere ich sie bis heute, weil mir das zu heiß ist.
Sie wird immer ein unsicherer Hund sein.
Auslandstierschutz käme für mich nicht mehr in Frage, da zu viele Dinge einfach eine Überraschung sind.
Mein erster Gedanke bei dem Text war aber das alleine bleiben. Da kann ich auch total falsch liegen, aber für mich klingt das sehr nach „braucht immer seine Person um sich rum“
Ansonsten klingt sie fast schon zu gut.
Dann ein Tipp, weil es in meinem Umfeld gerade der Fall ist. Lass dir vertraglich/schriftlich bitte vom Arbeitgeber zusichern, dass du unwiderruflich im Homeoffice arbeiten darfst. Gerade weil du alleine bleiben noch nicht abschätzen kannst.
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Frage ich mein Bauchgefühl, sagt dieses "klingt gut". Vor allem die Tatsache, das du Fragen stellen kannst und die vernünftig beantwortet werden. Warum sollte es solche Hunde denn nicht geben? Ich finde das nicht so abwegig, auch das sie "immer noch" im Tierheim ist.
Ich würds machen 🤷♂️
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