Stürmischer Retriever - Erlernen alternativer Strategien

  • Okay, also hier kamen ja ganz verschiedene Ansätze, viele Meinungen gehen auseinander, aber einig sind wir uns ja alle, weder für meinen noch für die anderen Hunde ist das „Spaß“. Deshalb habe ich auch den Workshop besucht und stelle jetzt im Anschluss noch diese Fragen hier.

    Ich halte für mich im Endeffekt fest, dass ich weiterhin keinen „Stop an Go“ Fremdhunde Kontakt möchte, ich denke das richtet bei meinem Hund mehr Schaden an als dass es ihm aktiv hilft mit Hunden entspannt umzugehen. Ich bin auch kein Fan von „die Hunde regeln das unter sich“, aber es ist teilweise super schwer einzugreifen bei einem wuseligen fiddler.

    Ob ich Hundekontakt an der Leine zulasse muss ich mir nochmal ganz genau überlegen, da ich es an sich bisher bewusst nicht zugelassen habe. Auch sehe ich eine gewisse Verletzungsgefahr bei einer langen Leine, bei einer kurzen wiederum die Einschränkung der Kommunikation.

    Bisher ist er zum Glück im Freilauf noch nie abgedüst zu anderen Hunden, ich rufe ihn, wenn wir einen Hund entdecken, zu mir und dann wird angeleint oder teilweise in einem großen Bogen im „bei mir“ gelaufen. Er hört wirklich ganz ganz toll, aber es setzt langsam die Pubertät ein, ich bleibe gespannt..

    Tatsächlich haben mich eure Antworten generell etwas beruhigt. Was mir aber noch Magengrummeln bereitet ist der doch geringe Kontakt zu anderen Hunden. Findet ihr es „unfair“ (Jung)hunde nur einmal in der Woche wirklich mit anderen Hunden in den direkten Kontakt treten zu lassen?

  • Was bei Donna wichtig gewesen ist, dass ihre Erwartungshaltung:" Juchuh, Hunde bedeuten action: spielen, agieren, mobben oder sonstwas" durchbrochen wurde.

    Fremde Hunde bedeuten erstmal gar nichts.

    Zb bin ich auch mit Bekannten und ihren Hunden regelmäßig spazieren gegangen, ohne dass zum Spielen abgeleint wurde.

    Auch fremde Hunde mussen nicht per se "begrüßt" oder auf keinen Fall angelauert werden.

    Donna musste die Verknüpfung los werden, dass sie direkt hoch drehte, wenn andere Hunde dabei waren.

    Das bedeutete damals auch viel ( und monatelange) Arbeit an der Schleppleine.


    Findet ihr es „unfair“ (Jung)hunde nur einmal in der Woche wirklich mit anderen Hunden in den direkten Kontakt treten zu lassen?

    Nein, finde ich nicht.

    Ich würde mir die Kontakte sorgfältig aussuchen und dann ein- bis mehrmals die Woche gemeinsam Gassi gehen. Was nicht heißt, dass die Hundefreunde dann besinnungslos herumballern , sondern dass ganz gezielt und besonnen auch mal zusammen trainiert wird. Und immer gut geschaut, ob es noch frohes Spiel und kein Mobben oä wird.

  • Meine Erfahrungen nach und mit dem dritten Golden Rüden:


    Das Hochdrehen konnten und können alle drei sehr gut. Unterschiedlich war jedoch das drauf zu stürmen wollen. Mein jetziger Rüden ist gut zu Händeln, weil ich hier von Anfang an den Schwerpunkt auf (spielerisch erlernte) Impulskontrolle gelegt habe.

    Und das nicht im Bezug auf Hundebegegnungen, sondern generell. Ruhe zu bewahren zahlt sich für ihn aus.


    Das heißt, er kann abwarten, er lässt sich ganz gut abrufen und er setzt sich mittlerweile freiwillig hin um zu beobachten und Kontakt zu mir aufzunehmen.


    Hundekontakt immer unterbinden halte ich für falsch, Hunde verknüpfen beim Lernen nicht wie Menschen.

    "Wenn ich mich nicht gut benehme, darf ich da nicht hin" ist meiner Meinung nach typisch menschlich gedacht.


    Wenn es ganz blöd läuft, lernt dein Hund bei Hundesichtung möglichst weit weg von dir zu sein, weil er sonst nie erreicht, was er möchte.


    Lieber am Impuls arbeiten und solange es mit dem Abrufen nicht klappt eben hingehen und ohne großes Gedöns anleinen undweiter geht's.

    Und dann auch mal etwas interessantes folgen lassen, sonst ist Anleinen gleich negativ verknüpft. Man kann auch Anleinen, Pause machen, Aufmerksamkeit holen und dann in etwas interessantes umleiten.

    Das kann ein bisschen Suchen sein, ein Spiel, was auch immer.


    Retriever werden wegen ihrer starken menschenbezogenheit gelobt. Das kann man für solche Dinge wunderbar nutzen.

  • Das halte ich für essentiell.

  • Findet ihr es „unfair“ (Jung)hunde nur einmal in der Woche wirklich mit anderen Hunden in den direkten Kontakt treten zu lassen?

    Qualität vor Quantität. Lieber feste Kontakte aufbauen, mit denen du dich zum Spazieren gehen treffen kannst.

    Ich wohn in der Großstadt und ungewollte Hundekontakten in Perfektion zu meiden geht gar nicht. Außer wir würden einen täglichen Spießrutenlauf veranstalten. Mindestens 98% der anderen Hunde Halter Teams sind für uns nichts anderes, als Teams, an denen wir desinteressiert vorbei laufen. Aber 2% haben nette, ruhige, nicht aufdringliche Tut Nixe, mit weniger aufdringlichen Haltern. Die sehen wir auch fast täglich und darum wurde dann stückchenweise mehr Interkation zugelassen. Da ist auch zwischen den Hunden ein Nasenstupser zur Begrüßung erlaubt. Mit denen kann man auch angeleint mal ein wenig zusammen laufen. Oder mit Abstand zueinander stehen, sich Unterhalten und die Hunde sitzen an kurzer Leine nur neben uns und haben gar keinen Kontakt. Diese 2% sind aufgrund der Großstadt immer noch ne Menge Hunde, die meine über die Zeit, damit verknüpft hat "Es gibt gar keine, oder nur wenig und ruhige Interaktion miteinander. Es wird nicht gespielt". Alles immer mit viel Lob, für jedes gezeigte Alternative Verhalten aufgebaut. Jedes zu mir orientieren wurde belohnt. Auch mit konditionierten Wort Signalen dabei. Wenn ich meiner auf Distanz ein "Ruuuuhhiger" sage, dann macht sie eine Pause und nimmt sich mehr zurück. Sag ich ihr "Abmarsch", geht sie auf Abstand von dem anderen Mensch, oder Hund. Sag ich ihr "Kein kontakt" läuft sie an durchhängender Leine ignorant vorbei, selbst bei Bekannten Hunden. Aber dafür brauchts die richtigen Menschen und Hunde, mit denen du öfter Kontakt hast und solche Signale Etablieren kannst. Du musst Wissen, dass der andere Hund ruhiger ist und nicht mit aufdreht.
    Dazu kommt bei deinem noch die Pubertät wo manches mal besser und manchen dann plötzlich wieder überhaupt nicht klappt.
    Mit Fremdhunden, die du und dein Hund gar nicht einschätzen können ist es schwierig. Die Kontakte lohnen sich oft nicht :ka: .

  • Mein Retriever-Teenie (fast 2 Jahre alt) ist auch sehr hemmungslos gewesen. Also im direkten Kontakt eigentlich sehr sensibel, hat Korrekturen von anderen Hunden schnell angenommen, hat aber den Stress des Kontakts durch Aufreiten kompensiert, und war generell sehr aufgeregt an der Leine. Bei ihm hat sich schon ganz früh eine Erwartungshaltung gefestigt, weil uns ein paar Mal an der Leine Kontakt "aufgezwungen" wurde.


    Ich fahre daher seit 1,5 Jahren folgende Strategie:

    - kein Kontakt an der Leine, ausnahmslos, Fremdhunde werden geblockt

    - keine Aufregung an der Leine, kein Ziehen zu anderen Hunden, kein Fiepen, Fixieren (wird abgebrochen, oder als das noch nicht fest drin war, ausweichen, umkehren, notfalls wegtragen) - Hauptsache kein Erfolg für das Verhalten ermöglichen

    - ruhige Leinenspaziergänge ohne Spiel und mit klaren Regeln, mit wenigen, ausgewählten Hunden, die klar kommunizieren und sich von seiner aufgeregten Art nicht anstecken lassen

    - direkten Kontakt nur mit ausgewählten Hunden, die klar kommunizieren können


    Aktuell können wir gesittet an anderen Hunden vorbeigehen, nur gutriechende Hündinnen verleiten noch zum Fiepen. Im Freilauf würde er immer noch Kontakt suchen, aber das lässt sich a) mittlerweile besser kontrollieren und b) vermeide ich die Situationen, indem ich rechtzeitig anleine.


    Meine Erfahrung ist, dass die meisten Hunde gar keinen Kontakt haben wollen. Auch die Retriever nicht. Die haben dabei einen Konflikt, können mit direktem Kontakt (noch) nicht umgehen, werden dann zu aufgedreht und aufdringlich, und bekommen keine Anleitung von ihrem Menschen, als fahren sie ihre genetische Fiddle- oder "Spiel"-Strategie. Die meisten Hunde reagieren mMn an der Leine (egal ob mit Aggressionen oder Fiepen), weil sie den Kontakt und damit den Konflikt erwarten.

    Deswegen ist es für meinen Hund total wichtig zu wissen: nein, der andere Hund ist uns egal, wir gehen einfach dran vorbei und du musst dich nicht mit ihm auseinandersetzen.

  • Goldenhour

    Bei uns sieht es aktuell ähnlich aus wie bei euch. Wir haben zwar keinen Retriever sondern eine 6 Monate alte Aussie Hündin, die aber auch immer zu allen Menschen und Hunden hin möchte und dann erstmal sehr überdreht ist.


    Ich habe mir die gleichen Gedanken gemacht, da wir meistens auch nur einmal in der Woche Hundekontakt in der Hundeschule haben.

    Aber in unserem Umfeld haben wir leider nie aktuell niemanden, der Hunde hat mit denen wir uns regelmäßig treffen können...

    Und bei Begegnungen auf dem Spaziergang, wenn ich dachte mit dem Hund könnte es ganz gut sein, war es oft doch kein guter Kontakt und meist gehen wir dann einfach an den anderen Hunden vorbei ohne Kontakt...

    Ich habe auch schon versucht einen "Aufruf" für Begegnungstraining und evtl. auch Kontakt wenn die Hunde ruhig sind auf einer Hunde App zu erstellen. Aber auch hier hat sich bis jetzt nicht wirklich was ergeben und somit haben wir auch wenig Hundekontakt :ka:

    Ich würde ihr auch so gerne mehr Kontakt vorallem mit souveränen Althunden ermöglichen.

  • Hier gibt es keinen Kontakt solange der Hund aufgeregt ist.

    Bei mir dürfte er erst dann in Kontakt gehen, wenn er vorher ne gewisse Zeit anständig ohne rum zu kaspern an der Leine in Gegenwart des anderen Hundes unterwegs war, das heißt keine spontanen Kontakte für den Fiddelkasper.

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