Kleinhundehalter:innen: Wie geht ihr entspannt in Begegnungen mit großen Hunden?

  • Zur Ausgangsfrage: Nein, ich bin nicht entspannt. Nach vielen Jahrzehnten Klein(st)hundehaltung habe ich genügend Erfahrungen gemacht, und mit steigender Hundedichte wird das nicht besser. Es gibt viel zu viele sich selbst überschätzende Idioten unter Hundehaltern. Wieso also entspannt sein, wenn die Situation diese Art der Entspannung gar nicht hergibt?

    Taucht ein Hund am Horizont auf, bin ich weg. Entweder ich weiche aus oder ich gehe notfalls zurück (wobei einige das ja auch nicht verstehen und von hinten in einen reinrennen müssen...). Ich habe extra einen Buggy dabei, in den meine Zwerge bei nicht vermeidbaren Begegnungen kommen. Traurig, aber wahr.

    In meinen Augen sollte einfach jeder seines Weges gehen und anderen sein Schatzipupsi ersparen. Mein Interesse an jedweden Begegnungen mit fremden Hunden kann man im Minusbereich nicht mal mehr messen. Deshalb gibt es auch keinerlei Kontakt zu irgendwem oder irgebdwas. Wo ist denn der Mehrwert? Weder müssen meine Hunde alles und jeden kennenlernen noch interessiert mich die Lebensgeschichte von Opa Franz.

  • Vielen Dank für eure zahlreichen ehrlichen Antworten. Ich hatte wohl nicht nur ordentliches Pech.

    Ich werde jetzt auch dazu übergehen, meinen Hund schon bei der Annäherung fremder größerer Hunde präventiv auf den Arm zu nehmen und das auch gezielt einüben, damit es im Ernstfall möglichst schnell und reibungslos funktioniert (mein Hund hält da meistens nicht besonders still und zieht sogar noch zu den fremden Hunden hin).

    Auch werde ich ihm beibringen, auf Kommando hinter mich zu gehen und auch zu bleiben.

    Ich habe außerdem auch eine Trainerin kontaktiert, um zu lernen, wie ich fremde Hunde im Ernstfall wirklich effektiv blocken und darüber hinaus auch genauer einschätzen kann.

    Das waren schon mal richtig gute Tipps.


    @Mrs.Midnight: Ich werde mir auch eine Notfall-Abwehr überlegen, denn es wird vielleicht schon mental etwas Sicherheit zurückgeben, diese dabei zu haben.


    @Shyruka: Auch für deinen Beitrag vielen Dank. Ich wollte hier auf keinen Fall ausdrücken, dass sich Großhundehalter:innen häufiger daneben benähmen, als Kleinhundehalter:innen. Ich glaube, das ist ziemlich ausgeglichen. Es ist ohnehin in meiner Gegend eine Minderheit. Die allermeisten sind nett und vernünftig und leinen ihren Hund an, wenn sie meinen schon von weitem an der Leine kommen sehen.


    @RafiLe1985: Anders als du mir da unverschämterweise unterstellst, habe ich bei dem letzten Vorfall sehr wohl versucht, meinen Hund zu schützen, indem ich versucht habe, die anderen Hunde abzublocken. Das gelang mir nur leider nicht, weil sie zu zweit kamen und von unterschiedlichen Richtungen an meinen Hund sind. Ich bin nun auch nicht die größte Person und kann meinen Hund nicht so einfach außer Reichweite heben. Es ist nicht immer leicht, in einer plötzlichen und beängstigenden Situation spontan bestmöglich zu reagieren, aber genau deshalb werde ich mich ab jetzt gezielt auf solche Situationen vorbereiten, da es ja anscheinend keine Einzelfälle sind.


    @Gersi: Habe natürlich auch schon überlegt, ob es an mir/uns/ihm liegen könnte. Er hat rassebedingt eine in Neutralstellung hoch getragene Rute, aber ob es nur daran liegt... Jedenfalls werde ich auch diesen Aspekt, sein Auftreten, auch im Hundetraining ansprechen.


    Nochmal danke euch!

  • Ich bin mittlerweile so gut in Kniebeugen, weil ich Betti so oft hochnehmen muss. Hintern aus Stahl.


    Das auf den Arm nehmen habe ich übrigens antrainiert. Das kann mein Hund als Kommando in jeder Situation. Wir haben ein Ritual. Ich knie mich runter, lege den Arm vor sie und sie hebt beide Vorderpfoten drauf.


    Grundsätzlich hintere ich jeden Hund davor ungeplant in den Kontakt mit uns zu gehen. Zur Not seeehr vorzeitig. So, dass der andere Hundehalter denkt ich wäre ein Monster und schnell weg will.

    Also ich kann auch erst nett anfragen, den Hund bitte zurückzurufen, aber das wird nicht immer getan.


    Wenn es zu spät ist, dann rennt Betti mittlerweile schnell zu mir und springt in den Arm.


    Wir hatten aber auch schon sehr ungünstige Begegnungen mit Bissverletzung. Oder Hunde die unvermittelt von hinten auf Betti draufgesprungen sind, mitten in der Stadt. Ehrlich, da reagiert man dann so, wie der Panikmodus es zulässt. Bei mir ist das Fight. Aber denke nicht, dass man das groß beeinflussen kann.

  • An dieser Stelle werfe ich immer gern ein:

    Kleinhunde sind die Hunde mit der längsten Lebenserwartung. Rund die Hälfte von ihnen erreichen ein Alter von 12,5 Jahren und darüber, bei großen Hunden sind es ca. 11,5 Jahre, bei Riesenhunden viel weniger.

    Die allermeisten Kleinhunde werden nicht totgebissen sondern sterben "alt und lebensatt" bei ihren Besitzern.

    Natürlich sind es schreckliche Erlebnisse und natürlich vergisst man die nicht so schnell. Ich habe auch zwei Schäferhundangriffe auf meine Kleinhündin erlebt, mit klarer Tötungsabsicht.

    Aber ich laufe auch seit 26 Jahren mit Kleinhund durchs Leben. Meine erste Hündin wurde 14, mein zweiter ist jetzt 12.

    Wie ich damit umgehe: Ich gehe einfach spazieren. Hier daheim treffe ich als Frühaufsteherin fast nie jemanden, auch nicht auf stundenlangen Wanderungen. Mein Hund läuft immer frei, er kann bei Hundebegegnungen so weit ausweichen, wie er möchte. Begegnungen mit fremden Hunden mit oder ohne Leine verlaufen meist ganz unaufgeregt. Mit freilaufenden Hunden regelt er die Begegnungen souverän. Wenn er bedrängt wird, greife ich ein, splitte und hole ihn da raus. Und manchmal streite ich mich auch mit dem anderen Hundehalter.

    Aber das geschieht vielleicht 5 mal im Jahr. An sämtlichen anderen Tagen leben wir friedlich und freundlich mit unseren Mit-Hunden und Mitmenschen zusammen.

  • Hallo!

    Ich habe eine nicht ganz kleine Hündin (11kg, 46cm), die aber bei Hundebegegnungen ziemlich panisch und kopflos werden kann.

    Die meisten Halter hier sind eigentlich ganz ok und leinen an, wenn sie mich mit angeleintem Hund sehen.

    Sollte jemand auf Hailey zu rennen nehme ich sie immer auf den Arm. Sie versteht in dem Moment kein Kommando mehr und rennt panisch um mich herum, bzw. im schlimmsten Fall weg.

    Nachdem sie ein Sicherheitsgeschirr trägt, geht das recht gut und ich erwische sie auch im Panikmodus an irgendeiner Stelle.

    Liebe Grüße

  • Hier hilft am besten: mit einer Dose Pfefferspray wedeln und sehr unfreundlich „Nimm deinen Hund da weg!“ zu brüllen. Habe ich so gemacht als ich einen kleinen Gassihund hatte. Mache ich so, seit mein 20kg Hund von einem 40-50kg Hund gebissen wurde. Hätte ich das Zeug dabei gehabt, hätte ich den anderen Hund sehr viel schneller von meinem weg gehabt (war ein American Bullterrier, der sich verbissen hatte und nicht loslassen wollte).


    Die Sprays gibts als „Tierabwehrspray“. Wedeln mit der Spraydose hat bisher immer gereicht, die Leute sind dann ganz plötzlich doch in der Lage ihren Hund einzusammeln.


    Übe aber den Umgang damit, damit du im Ernstfall das richtige Ziel treffen kannst. Und nimm eins das einen Strahl macht und keinen Nebel, sonst trifft es dich und deinen Hund auch, das will man ja nicht.

  • Meine Alltagsrunden laufe ich so, dass wir möglichst wenig Menschen treffen. Ich bin zeitlich zum Glück flexibel. Ich drehe auch manchmal um, wenn ich bestimmte Menschen sehe, gerade heute früh wieder, als zwei Hunde, die nicht hören, aber sowieso kaum geführt werden, schon einer Joggerin hinterhergelaufen sind. Wir haben sogar extra ein Kommando für die sofortige 180-Grad-Wendung, das mit und ohne Leine perfekt funktioniert.


    Was ich auch mache: An wenig attraktiven Orten laufen. Wir haben hier in der Nähe eine gut einsehbare Laufmöglichkeit, die optisch nicht viel hergibt. Da kann Sasa flitzen und laufen, wie es ihr gefällt.

    Beim Wandern sind es oft nicht nur andere Hunde, sondern vor allem auch die vielen E-Bikes, die den Wald für mich potenziell problematisch machen. Auf manchen Strecken ist wirklich ständig was los, da halte ich sie lieber gleich bei mir, gerade auch, weil man so einen kleinen Hund bei höherer Geschwindigkeit kaum sehen kann.


    Sasa ist außerdem ein Hund, der Probleme nicht selbst lösen könnte. Sie freezet sofort, wenn ein Hund auf sie zukommt, und mag am liebsten überhaupt keinen Kontakt zu 99 % der Hunde. Ich muss hier also noch deutlich mehr regeln als bei einem Kleinhund, der auch mal Paroli bieten kann.


    Bisher hatten wir zum Glück noch keinen schlimmeren Zwischenfall, aber schon viele brenzlige Situationen. Was mich aber wirklich, sorry, komplett ankotzt, sind die Großhundehalter mit ihren Tutnixen, die sogar die Leine länger werden lassen, wenn sie uns sehen, auch wenn ich meinen Hund schon abschirme, dann noch kommentieren "Oh, der hat aber Angst!" und noch pampig werden, wenn ich bitte, dass sie doch ihre Hunde auch bei sich behalten können, wenn sie das schon sehen.


    Ich verfahre immer nach dem Prinzip "better safe than sorry". Ich kann aber auch ganz schön unfreundlich werden, wenn es sein muss. Und immer wieder hoffe ich, dass das ausreicht, um dem kleinen Hund ein gutes, aber sicheres Leben zu bieten. Sie soll ja auch nicht im Goldenen Käfig leben müssen, nur damit nichts passiert.


    Ich wüsste aber ehrlich gesagt auch nicht, ab welcher Gewichtsklasse ich da entspannter wäre. Und der Vorteil bei den drei Kilo ist immerhin, dass ich sie schnell auf dem Arm habe. Ich habe sie sogar schon an der Leine zwischen zwei unkontrollierten Hunden rausgezogen und auf meinen Arm bringen können, weil das mit ihrem Geschirr gut klappt. Nicht ideal, aber besser als zwei große Hunde, die sie plattmachen.

  • Er hat rassebedingt eine in Neutralstellung hoch getragene Rute, aber ob es nur daran liegt... Jedenfalls werde ich auch diesen Aspekt, sein Auftreten, auch im Hundetraining ansprechen.

    Schon merkwürdig, mein Hund hat ja auch Ringelschwanz und große Stehohren. Ich habe immer den Eindruck, sein Aussehen trägt dazu bei, dass fast alle freilaufenden Hunde ihn respektieren. Grade jetzt im Alter verhalten sich jüngere Hunde, auch Rüden, sehr unterwürfig und umschwärmen ihn geradezu. Er scheint eine große Sicherheit auszustrahlen, wie auch immer er das macht.

    Neulich hat ein junger Labbi versucht, sich ganz platt zu machen um ihn von unten anhimmeln zu können. Das sieht dann schon witzig aus...

  • Es kommt wohl auch stark drauf an, wo man wohnt.


    Wir wohnen ja recht ländlich. Man kennt so seine täglichen Gassibekanntschaften. Hier benehmen sich die allermeisten Leute gut, sprich: Hund wird angeleint, wenn man einen anderen angeleinten Hund trifft. Dass kleine Hunde völlig aus dem Nichts attackiert werden, habe ich noch nicht mitbekommen. Hier geht es also recht friedlich zu.


    Als ich damals mit meinem Kleinhund (SH 40cm, 12kg) in einer Großstadt gewohnt habe, war es schon ein wenig rauer. Ich bin Hundebegegnungen, die mir suspekt vorkamen, meist ausgewichen, auch wenn es bedeutete umzukehren und den Weg zurück zu laufen. Mein kleiner weißer Wuschel wäre das typische „Jagdobjekt“ gewesen, bzw. Wurde er einmal im Wald von einem Schäferhund tatsächlich auch gejagt. Er rannte weg und war verschwunden. Ich habe bis in die Nacht mit einer Bekannten gesucht, er blieb weg. Ich war am Boden zerstört, bin nach Hause und da saß er bei meiner Nachbarin und hat sich mit Katzenfutter vollstopfen lassen. Die kleine Kröte ist allein durch die halbe Stadt nach Hause gelaufen. Das will ich nicht mehr erleben. Seither ziehen hier nur noch größere Hunde ein.

    Hochnehmen würde ich skeptisch sehen, am Ende wird nicht nur dein Hund sondern auch du verletzt. Es kommt auch immer auf deinen Hund an. Lärmt er auf deinem Arm, bellt er dann extra laut, weil vermeintlich sicher? Gibt es nicht so nette Tragetaschen? Ich glaube, wenn ich Kleinhundhalter wäre, hätte ich so was. Darin würde ich meinen Hund verstecken, dafür müsste er aber ruhig sein.

    Ansonsten sind die allermeisten großen Hunde hier friedlich, wenn auch mal neugierig. Schlecht wird es, wenn die Besitzer anfangen panisch zu reagieren und die kleinen Hunde die Stimmung übernehmen. Das puscht die großen Hunde auch und es schaukelt sich zu einem Konflikt hoch, der eigentlich unnötig ist.

    Die meisten Kleinhunde, die hier am coolsten sind, sind die, die von Anfang an Kontakt mit den großen haben durften, ohne Leine. Davon gibt es hier einige. Keiner würde auf die Idee kommen, die zu jagen. Die pöbeln auch nie, weil sie sich im Grunde nicht bedroht fühlen.

    Aber wie gesagt, die Hundedichte ist hier moderat, die Leute relativ angemessen und vorausschauend im Umgang.


    Was euch passiert ist, finde ich schon in der Häufung heftig.

    Damals, in der Großstadt, gab es zu jener Zeit (Ende der 90er) eine regelrechte Kampfhundschwemme und trotzdem sind mir in den ganzen Jahren genau zwei Fälle bekannt, wo ein Kleinhund schwer verletzt wurde. Und da liefen wirklich noch viele Hunde grundsätzlich frei herum.

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