Kastrationschip mit 12 Monaten?

  • Ich finde es ja spannend, dass man mit einem Hund der sich draußen komplett abschießt auch noch draußen trainieren soll. Wie soll das aussehen? ‚Die Motivation muss nur groß genug sein‘? Aber hier scheinen ja Experten zu sein. Da kann ich echt nur müde lächeln.


    Ich habe mit ca. 12 Monaten meinem Rüden einen Chip gesetzt. Und es war das beste überhaupt. Er hat sich nur abgeschossen draußen, da war an gar kein Training zu denken. Er war mit NICHTS motivierbar. Und ja, ich kenne sie auch, die ‚anstrengenden‘ Jungrüden, die ein bisschen ihr sexuelles Interesse erforschen. Das sind himmelweite Unterschiede zu Hunden die sich dauerhaft draußen abschießen.


    Ich bereue das nicht. Ich bereue eher gezögert zu haben. Mein Rüde hat sich auch ganz normal entwickelt.


    Ganz sicher nicht jeden Hund einfach kastrieren. Aber dass sich manche nicht vorstellen können wie das ist und das mit der richtigen Beschäftigung aufhört. Ich wiederhole mich- kann ich nur müde lächeln.

  • Ich finde es ja spannend, dass man mit einem Hund der sich draußen komplett abschießt auch noch draußen trainieren soll. Wie soll das aussehen? ‚Die Motivation muss nur groß genug sein‘? Aber hier scheinen ja Experten zu sein. Da kann ich echt nur müde lächeln.

    Ja das frage ich mich da auch. Vermutlich fehlt mir einfach das Know-How dafür, an Training war bei uns auch nicht zu denken. Es gab keine Belohnung mehr für ihn, die ihn nur ansatzweise davon abgehalten hat, Pipi zu suchen.

  • Du hast zum Beispiel geschrieben, dass er nur einmal die Woche frei laufen kann. Das finde ich heftig wenig.


    Nicht selten spinnen sich Rüden in dieser Phase in ihre Sexualverhalten, wenn es an anderen Stellen nicht richtig läuft. Viele Hunde greifen dann auf das zurück, was gerade von der Entwicklung her präsent ist. Jagen, Sex, Wachen ... Das überzogene Sexualverhalten ist dann ein Symptom und nicht die Ursache. In meiner Hundeschule erlebe ich das häufiger. Oft spinnen sich Rüden da zum Beispiel maßlos rein, die meiner Erfahrung nach vorher schon zu wenige Grenzen erlebt haben.


    Wie zum Beispiel unterbrichst Du das Pipi lecken draußen? Den Hund mit Leine wegziehen? Das ist vom Stresslevel für den Hund was ganz anderes, als wenn ich ihm vorher schon beigebracht habe, dass nicht alle Reize seine sind und ich auch sauber was verbieten kann, ohne an den Hund zu müssen.


    Mein Spitz hatte auch eine Phase, da hatte er nur das eine im Kopf. Puh, war das ätzend. Er hat zu der Zeit auch jeden Hund bejuckelt, und zwar sofort und von der Seite, von der er zuerst ran kam. Also notfalls auch am Kopf. Ich war mir damals auch unsicher ... hypersexuelle oder unerzogen? Tatsächlich habe ich nach einer Weile die Zügel angezogen und in massiv eingegrenzt bzw. quasi jeden Schritt vorgegeben wie er ihn zu tun hat. Und siehe da, er würde ein ganz normal potenter Rüde, der immer noch nichts anbrennen ließ, wenn er gekonnt hätte, aber wieder beieinander, steuerbar und halt normal.

  • Das sind himmelweite Unterschiede zu Hunden die sich dauerhaft draußen abschießen.

    Ich denke, genau da liegt der Kern der gesamten Diskussion. Die Frage ist halt, wie krass ist der Stress für den Hund?


    Es gibt Hunde, die sind wirklich sehr sexuell motiviert und wahrlich super anstrengend - aber eben immer noch in einem insbesondere für die Pubertät "normalen" Bereich. Aber die sind mit entsprechendem Handling und ein bisschen (oder auch viel) Zähne-zusammenbeißen grundsätzlich immer noch in der Lage, ein halbwegs normales Hundeleben zu führen. Ein paar Zeiträume, in denen die Hormone im Kopf verrückt spielen, mal außen vor gelassen. Nichtsdestotrotz ist das für Ersthundehalter (oder auch für Hundehalter, die nie einen so sexuell motivierten Hund hatten) super anstrengend und ich kann absolut nachvollziehen, dass man sich da Gedanken macht, ob das noch "normal" ist - genauso, wie ich diejenigen nachvollziehen kann, die so einen Hund in der Pubertät hatten und jetzt im Nachhinein sagen, ein Chip war nicht nötig, weil ja, das gibt sich mit entsprechender Haltung und Training wieder. Ist ja in den meisten Fällen auch der Fall.


    Aber es gibt eben durchaus noch die paar wenigen Hunde, die wirklich so dermaßen out of order und gestresst sind, dass es eben nicht mehr normal ist. Das sind wirklich nicht viele und ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir vor Milo auch nie vorstellen konnte, wie krass dieser Sexualstress sein kann. Ich kenne auch bis heute keinen anderen Hund, der da so extrem gelitten hat und bei dem wirklich so absolut gar nichts mehr ging. Demnach hätte ich vor Milo wahrscheinlich auch gesagt: "Augen zu und durch, das ist ganz normal und wird mit dem entsprechenden Handling schon". (Wenn ich anderen Leuten Videos von Milo in seiner schlimmen Phase gezeigt habe, sind sie damals nebenbei durch die Bank weg komplett schockiert davon gewesen, wie gestresst er tatsächlich war - weil das eben eine Ausnahme ist und man sich das selbst mit Hundeerfahrung nicht vorstellen kann, wenn man es nicht selbst gesehen hat.)


    Das Problem ist halt: Niemand hier hat den Hund gesehen. Es kann sein, dass er wirklich "nur" sehr sexuell motiviert ist und es sich mit entsprechender Auslastung, Zeit und Geduld gibt, wie es das bei den meisten Hunden tut. Es kann aber natürlich auch sein, dass besagter Hund tatsächlich zu den wenigen Exemplaren gehört, die so komplett raus sind, dass da gar nichts mehr geht, und dann wäre ein Chip wohl die beste Lösung.

  • Ich konnte meinen Rüden beispielsweise über ein Kommando abbrechen. Wirklich abbrechen. Aber sie haben ja ein weitaus mehr Möglichkeiten sich abzuschießen. Und manches (Luftschnüffeln beispielsweise) finde ich sehr schwer abzubrechen. Ich muss so einem Hund an sich alles verbieten.


    Ehrlich, ich halte es für unrealistisch. Zumindest bei Hunden die sich komplett abschießen. Zumal das Verhalten selbstbelohnend ist. Und sich so Hunde in der Regel durch nichts anderes ablenken lassen. Wenn ich Pech habe versaue ich mir auch noch den Abbruch.

  • Hatte einen Hund der wurde unter 12 Monaten kastriert, auf Empfehlung vom TA. Ob wir es im Nachhinein nochmals als machen würden, fraglich.


    Probier doch mal aus ihn von den Strecken zu nehmen auf denen alle Hunde unterwegs sind. Da müsste sich in ein paar Tagen eine Richtung abzeichnen. Uns hat es Mega weitergebracht, einfach ruhigere Strecken zu laufen. Wir sind in der Auslastungsspirale gelandet wenn uns da jemand früher den Stecker gezogen hätte, wer vieles einfach gewesen.

  • Von dem was du schilderst, würde ich es wohl auch mit dem Chip versuchen.

    Aber mein Ansatz wäre dann auch, diese Zeit fürs intensive Training zu nutzen und anzufangen, meinen Hund auszulasten. Also mir etwas zu suchen, das ich mit ihm machen kann, das ihm und mir Spaß macht und dem Hund einfach mehr gibt als "nur" spazieren gehen.

    Auch meine Pudel kommen auf mehr oder weniger lustige Ideen, wenn wir phasenweise mal nicht mehr tun als spazieren zu gehen. Man kann mit Hund so so so viel mehr machen als "nur" das. Du kannst ja auch Verschiedenes ausprobieren, ohne dich festlegen zu müssen. Tricksen, Physio- Krams (immer gut!), Longieren, Zielobjektsuche fallen mir spontan ein, was man auch super mit Online-Kursen z.B. ausprobieren kann. Schau in Vereinen vorbei wenn es dich interessiert, sieh dir an, was die so anbieten. Auch das sind meist viele verschiedene Sachen.


    Und was man auch nicht vergessen darf: Oft gibt es unter dem Chip eine Erstverschlimmerung. Die ersten paar Wochen könnten also durchaus noch anstrengender werden als es gerade schon ist.

  • Wenn ich an einen krankhaft hypersexuellen Hund denke, dann denke ich nicht an einen, der drinnen total gechillt ist. Wir wissen ja noch nichtmal, wie lang das schon so geht. Wahrscheinlich hat echt jeder ein anderes Bild im Kopf, aber für mich klingt das Gelesene einfach völlig normal. Nervig und frustrierend, aber normal. Die TE schreibt AKTUELL. Er hat vor 2!! Wochen das erste Mal seine Hundefreundin gerammelt. Das kann man beileibe noch nicht als andauerndes Problem oder "ich hab alles versucht" bezeichnen.


    Übrigens, auch nen Hund, der nur am Pipisuchen und Schnüffeln ist, kann man belohnen. Man muss halt mit Umweltbelohnungen arbeiten.

  • Übrigens, auch nen Hund, der nur am Pipisuchen und Schnüffeln ist, kann man belohnen. Man muss halt mit Umweltbelohnungen arbeiten.

    Jetzt wird es spannend. Hättest du mal konkrete Beispiele (so Ausdrücke finde ich immer schwierig, sie klingen toll, aber sagen nichts aus)? Wir reden hier nach wie vor von dem sich abschießendem Hund bei selbstbelohnendem Verhalten (NICHT nur Pipi lecken und Schnüffeln).

  • Wenn ich mal die Kurve zum Jagdverhalten mache, was bei meiner achtmonatigen Hündin derzeit DAS Verhalten der Wahl auf alles mögliche ist ... Was mache ich an Maßnahmen? Ich trainiere erst Mal viel am Grundgehorsam und in dem Fall an Regeln, die auch das Jagdverhalten für mich kontrollierbar machen und für den Hund mit Regeln besetzen. Außerdem gehe ich möglichst wenig in Gebieten, in denen viele Jagdreize sind. Außerdem halte ich das Tagespensum so, dass sie nicht aus Stress ins Jagen will. Wenn ich also Sachen mache, die Hirn verbrauchen, dann gehe ich an dem Tag nur noch mal kurz wo Gassi, wo möglichst wenige dieser Reize sind. Ansonsten Sorge ich für viel freie Bewegung (bei uns ist es mit Schleppeleine, weil Jagdbares gibt es quasi ja überall, aber sie hat dabei so viel Radius wie sie ihn auch frei laufend hätte) an Orten, wo mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Jagdtrigger nicht vorkommen.


    Dass er im Haus Ruhe findet und schläft, finde ich gut! Das zeigt, dass man mit der Wahl der Gassigebiete und Training ja einiges erreichen könnte.

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