Brauche dringend Rat - Wohin mit extrem schwierigen Hund?

  • Du fragtest nach Beschäftigung: Es geht auch ohne Ballspielen (und das ist bei den meisten Hunden sowieso anzuraten, das "sinnlose" Ballspielen zu unterlassen) und ja, auch einen Freilauf muss man sich erarbeiten. Bei einem Hund, der so stark wie beschrieben auslöst - ist das dann eben nicht drin.

    Also wenn da ein HSH mit drinsteckt, will der natürlich wachen, patrouillieren, verbellen, solche Sachen eben. Das sind Dinge, die ihn erstmal alleine auslasten. Das ist ggf. bei für den Hund ungünstigen Wohnverhältnissen sehr unerwünschtes Verhalten. Aber selbst mit einem HSH-Anteil kann man Kooperationsübungen machen und somit in Rahmen des Möglichen eine Ansprechbarkeit fördern. Wenn alle bereits nervlich und mental auf dem Zahnfleisch gehen, wird das natürlich umso schwieriger. Sucht der Hund gerne? Trägt er gerne Dinge umher? Was hat er für Qualitäten, an die die Halter oder zukünftige Besitzer anknüpfen können?

    Vielleicht suchst du mal im Netz nach Miriam Cordt, die kennt sich mit HSH sehr gut aus.

  • Ich denke aktuell sind die Spaziergänge die größte Belastung für die beiden bzw auch das Wissen, dass sie den Hund nicht so beschäftigen können wie sies gerne tun würden (Ball spielen, Freilauf etc.).

    Wenn es ein Hsh Mix ist. Dann kann der wahrscheinlich mit Ball spielen zum Beispiel überhaupt nichts anfangen. Und Freilauf würde ich auch erstmal überhaupt nicht als Ziel sehen.

    Für viele Neuhundebesitzer ist das scheinbar das nonplusultra. Übertrieben gesagt: Der Hund soll lustig über die Wiese springen, mit anderen Hunden spielen und wird zusätzlich durch Ball werfen ausgelastet.

    Das passt aber für die meisten Hunde nicht und für einen HSH erst recht nicht.


    Für einen Hsh kann es schon "Auslastung" genug sein, wenn er irgendwo auf der Wiese sitzen und alles beobachten kann. Und das natürlich an der Leine, damit er eben nicht irgendeinen einsamen Spaziergänger stellt, der am Horizont auftaucht.


    Haben deine Freunde einen gesicherten Garten?


    Ich habe eine Hsh Mix Hündin, die wirklich sehr umgänglich ist. Aber Freilauf geht bei ihr nicht wegen dem Jagdtrieb. Sie ist jetzt 10 Jahre alt und seit 8,5 Jahren bei mir und läuft zu 90-100% an der Leine. Aber sie ist trotzdem genug "ausgelastet" und zufrieden.


    Meine Eltern haben eine Hsh Mix Hündin aus Rumänien. Und ja, sie haben außer der engsten Familie keinen Besuch zuhause. Der Hund wird auch eigentlich nirgends mit hingenommen. Geht eben nicht.

    Mit den Enkelkindern kommt sie aber übrigens sehr gut zurecht, solange die einfachsten Regeln eingehalten werden. Also Kinder nicht alleine mit Hund und den Hund niemals bedrängen und auf seinen Platz in Ruhe lassen.


    Ich denke, die Besitzer sollten sich von ihrer Traumvorstellung von einem Hund verabschieden und den Hund erstmal so akzeptieren, wie er ist. Und managen. Also Maulkorb draußen und drinnen keinerlei Kontakt zu Besuch.

    Ich finde, wenn man akzeptiert, dass der Hund eben bestimmte Eigenschaften hat, kann man damit auch besser umgehen und wird selbst wieder entspannter.

    Ich hatte das mit meiner Hündin mit dem extremen Jagdtrieb. Mein Ziel war immer, dass der Hund frei läuft. Und wir hatten viele Rückschläge und furchtbar frustrierende Spaziergänge. Seit ich dann akzeptiert habe, dass sie einfach dauerhaft an der Schleppleine läuft, lief es besser und wir konnten wieder entspannter unterwegs sein.

  • Dumme Frage: Warum muß der Hund denn überhaupt regelmäßig spazierengehen, wenn ihn das Bewachen des erweiterten Reviers so dermaßen streßt? Kann er nicht erstmal von irgendeinem Platz aus in Ruhe gucken und wachen (für so einen schon ein Ganztagesjob!), bis er ein kleines bißchen runterkommt?


    Er sieht sich da ja offensichtlich täglich vor eine unlösbare Aufgabe gestellt: HSH- und wahrscheinlich vor allem jahrhundertelange Hofhundegene sagen ihm ,dass es seine Lebensaufgabe ist, das Revier von Fremden freizuhalten - und nun wird er täglich mit neuen Fremden im Territorium konfrontiert und darf nicht, was er doch seiner Meinung nach muß. Kein Wunder, dass da die Hundewelt auf dem Kopf steht und er komplett am Rad dreht.


    (Die Frage, weshalb man sowas überhaupt in unsere Welt "retten" muß, wenn man sich doch vorher schon mit ein paar Mausklicks informieren könnte, spar ich mir jetzt lieber...)

  • Die Umsetzung da wäre sicher etwas aufwendig und wir müssten schauen wie man das macht aber denke ich umsetzbar. Könnt ihr mir vielleicht ein paar Infos dazu geben wie sowas aussehen kann für mich als jemand der da nicht viel weiß? Lebt der Hund dann tagsüber im Zwinger und ist nachts in Haus? Geht man immer noch auf Spaziergänge? Ist das für das Wohl von so einem Tier vertretbar als Lösung?

    Ich habe meine Hunde im Zwinger. Es gibt da natürlich verschiedene Möglichkeiten. Die Mindestgröße wird durch die Tierschutzhundeverordnung vorgegeben. Es gibt Hersteller wie Bromet, deren Zwinger gibt es auch immer mal gebraucht. Die Hunde können Tag und Nacht im Zwinger leben und benötigen eine Isolierte Schutzhütte. Man kann auch einen Auslauf anbauen.


    Natürlich kann man auch sagen, dass der Hund nur tagsüber im Zwinger ist und nachts ins Haus kommt. Aber beachten, dass wir Winter haben und die Hunde Winterfell entwickeln müssen.


    Ja, man muss sich immer noch kümmern, Gassi gehen, den Hund beschäftigen. Viele Konflikte keimen aber grade bei territorialen Hunden nicht auf und die Halter sind im restlichen Leben entlastet.


    Mit anderen Eigenschaften unterwegs muss man vielleicht auch einfach seinen Frieden finden. Also, dass der Hund nicht so ist, wie man sich das erträumt hat, sondern er einfach ein Hund ist. In sowas kann man sich leider auch reinsteigern, finde ich. Da tut es oft gut, manche Dinge auch einfach mal stehen zu lassen und sie dann nochmal anzugehen, wenn die Energie wieder da ist. Hier kann man sich dann gute Trainer empfehlen lassen.

  • Für mich klingt es nach einen HSH-Mix aus dem aus dem Ostblock, der weiß was er ist.


    Also sehr territorial, sehr wachsam, nicht erfreut über Artgenossen und fremde Menschen.


    Nicht verwunderlich wenn man überlegt wofür der HSH gezüchtet wurde.


    Mirjam Cordt fiele mir als Trainer noch ein, nur dazu muss man als Halter auf den Hund zugehen wollen und das ist hier offenbar nicht gegeben.


    Abgabe wird schwierig, sich weil die TH voll sind mit unüberlegt angeschafften Hunden mit special effects. Auch die Hellhound Foundation. Die läuft wegen so etwas auch über.


    Genau wie Bündnis Schattenhund.

  • Ja...wieder einer. Wieder ein HSH?mix der die Erwartungen bzw die Vorstellungen nicht erfüllen kann, die Menschen sich so in ihrem Hinterkopf ausgedacht haben.


    Ich kanns mir gut vorstellen, man hoffte, "das alles" irgendwie "hinzubiegen" und war auch bereit, dafür Zeit und Geld aufzubringen und jetzt ist man doch ziemlich hart auf dem Boden der Realität gelandet und merkt: aus einem Dackel macht man keinen Windhund bzw aus einem HSHMix keine "Lassie".


    Gegen die Gene kann man nunmal nicht viel antrainieren. Oder anders gesagt: die Hündin wird bei diesen HHs niemals die (event. unterschwelligen) Erwartungen erfüllen können.Es sei denn, die HHs denken um.


    Ich weiss wovon ich red, unser Joey war ganz ähnlich. .


    Wir hatten immer viel Besuch und meine Kinder auch - wie gesagt, da muss man dann eben mitdenken und den Hund entsprechend managen. Und manchmal auch "die Besucher" ein bisschen erziehen.


    Dann blieben die Hunde eben mal im Garten draussen - oder in einem separaten Zimmer. Gassi gehen entsprechend gesichert - Leine dran natürlich und wenn nötig, hatte er eben auch mal einen (gut akzeptierten und passenden) Maulkorb drauf. I.d.R. war ich mit den Jungs aber eh in eher ländlichen Gegenden Gassi, auch das hat sich dann alles mit der Zeit eingespielt.


    Irgendwann ist das bei uns als Familie auch in Fleisch und Blut übergegangen, es wurde ganz normal und überhaupt nicht mehr stressig. Sogar unsere "Besucher" hatten sich alle daran gewöhnt, und ab und an wurden aus "Besuchern" sogar für Joey "nette Menschen" die man im Haus problemlos akzeptieren konnte...



    Joeys Job war auf meine zahlreichen Gartenvögel und anderes Getier (Igel z.b.) aufzupassen und den Garten Katzenfrei zu halten (Mein Garten ist gesichert wie Fort Knox muss ich vielleicht dazu sagen - also Hundeausbruchssicher ). Er durfte wachen und melden und das hat er auch sehr ernsthaft und gründlichst gemacht. Mit der Zeit hörte ich schon an der Art des Bellens, was da grade los war. Er hätte sich für die Familie vierteilen lassen und war mit uns und unseren anderen Hunden ein absoluter Schmusebär. Er war auch ein sehr zuverlässiger Begleiter auf unseren vielen Bergtouren und im Grunde einer der entspanntesten Hunde, die ich jemals hatte, als er so richtig "erwachsen" wurde.


    Natürlich muss man das wollen. Aber wenn man akzeptieren kann, dass man einen HSHMix nicht grundlegend verbiegen kann aber eben durchaus managen dann ist es eigentlich gar nicht mehr so mühevoll und stressig, denn dann arbeitet man ja mit dem Hund und nicht mehr dagegen.


    Da muss aber zwingend die Bereitschaft da sein, sich selber (nicht den Hund) anzupassen. Ich möchte die HHs gar nicht verurteilen, ich kenn die Menschen nicht. Ich bedauere es einfach nur, mir tuts für die Hündin in der Seele weh.


    Denn wie so viele vor mir bereits geschrieben haben: jemanden zu finden, der so einen Hund aufnimmt ist fast unmöglich. Ich weiss im Moment auch nur, dass alle Pflegestellen und THOs komplett voll sind (zumindest die, wo man diese Art Hund guten Gewissens hingeben könnte) - die nehmen alle nicht mehr auf. Und ich befürchte, das wird auch noch länger so bleiben. Da kann ich also auch nix Hilfreiches beitragen, sorry. Nur die Daumen drücken, dass irgendwo und irgendwann jemand gefunden wird, der mit dieser Art Hund "kann".


    Für den Hund tuts mir - wie gesagt - sehr leid. Der macht ja nix falsch. Und nein - diese Hündin ist nach der Beschreibung KEIN Fall für HHF und Co. (ganz davon abgesehen, dass ich persönlich überhaupt keinen Hund an VB abgeben würde. )

  • Weiterhin vielen Dank für den Input.

    Soweit ich weiß ist das Thema mit Herdenschutzhund und was das bedeutet auch noch garnicht so lange klar, wenn man die Situation durch die Perspektive anschaut ist da vieles am Verhalten wieder deutlich verständlicher. Bisher war es den Großteil der Zeit eben ein Hund, der sich so und so verhält, kein typischer Herdenschutzhund der sich in diesem Ausmaß wie ein Herdenschutzhund verhält. Das sorgt natürlich bei den Haltern dann auch für viel Konflikt und Unverständnis weil man dann, wie ihr richtig sagt, versucht den Hund zu verbiegen obwohl das möglicherweise einfach gegen die Natur der Tieres geht.

    Ich denke auch das ein riesiger Teil der Frustration und der Belastung mit dem Hund bisher wahrscheinlich auf genau diesem Konflikt beruht. Die Halter haben immer und immer wieder versucht das Verhalten des Hundes in einen gemäßigten Bereich zu kriegen was vieleicht wie ihr sagt einfach nicht drin ist mit dieser Art Hund. Natürlich führt das auf Dauer zu einer Menge Frust und einem geht die Energie aus.

    Das verstehe ich dank eurer Antworten auch soweit. Es ist oft schwer so "einfache" Schlussfolgerungen selbst zu ziehen oder zu sehen wenn man schon so lange an einem Thema dran ist, deswegen habe ich ja den Post hier überhaupt erst gemacht.

    Ich schreibe hier auch teilweise Sachen in meinen Antworten die auf meinem Unwissen basieren und nicht unbedingt die Halter selber repräsentieren, schließlich haben die ja mit den Trainern etc. geredet und Erfahrungen gesammelt.

    Bereitschaft den eigenen Umgamg mit dem Hund anzupassen und Lösungen zu finden ist absolut da. Die Möglichkeiten sind begrenzt und vor allem auch der Glaube daran das der nächste Trainer da was anderes bringen wird als die vorher.

    Ich sehe aber jetzt auf jeden Fall das allein der Perspektivwechsel zu "der Hund ist nunmal so, wie gehen wir damit um?" eine unglaubliche Erleichterung schaffen würde im Vergleich dazu, immer wieder dagegen zu arbeiten und zu scheitern. Vielen Dank da an Xsara und die anderen.

    Vielen Dank auch dir WorkingDogs für die Erklärungen zum Zwinger. Einige von euch hatten Miriam Cordt erwähnt, habt ihr vielleicht noch weitere Ressourcen oder Ansprechpartner für mich die in der Situation hilfreich sein könnten. Im Sinne von "Wir akzeptieren jetzt das unser Hund ein Herdenschutzhund ist und wollen das Leben und unseren Umgang daran anpassen. Wie setzen wir das um?"

  • Vielleicht mag Pfeffernaserl ja ein bisschen darüber schreiben, was sie sich von Leben mit Carlo erwartet hat, was die Realität war und jetzt nach viel Arbeit ist und welche Qualitäten ein Leben mit einem Hund hat, der anders ist.

    Ich hab mich ja selbst auch stark wiedererkannt im Ausgangspost...

    Für mich liest es sich aber schon eher danach, als ob man sich entschieden hätte, den Weg nicht mit dem Hund gemeinsam zu gehen und ich weiß nicht, wie hilfreich da mein Erfahrungsbericht wäre, aber ich red ja gern über den Hund und unser Leben :pfeif:


    Meine Erwartungen an das Leben mit Hund waren als Ersthundehalter sehr, sehr, sehr rosarot und naiv - Bällchen werfen, über Wiesen springen, mit allen Hunden und Menschen gut Freund sein, Hund immer mit dabei,...


    War eine äußerst harte Landung in der Realität, als Carlo nach zwei Wochen bei uns beinahe ein Kind ins Gesicht gebissen hat.

    Und ab dem Zeitpunkt gings erstmal nur noch weiter bergab. Ausraster, wenn sich irgendwas am Horizont bewegt hat, dabei auch rückwärtsgerichtete Aggression, bei Druck sofort Gegendruck vom Hund, blieb er allein, hat er die Wohnung zerlegt, extreme Reaktionen auf Geruchstrigger, Manipulation am Hund unmöglich,...

    Bei uns gings so weit, dass ich Angst hatte, mit meinem Hund vor die Tür zu gehen, dass mehr als schnell zum ersten Busch pinkeln und wieder zurück nach Hause von meiner Seite aus nicht mehr ging.


    Ich kann es so gut nachvollziehen, die Gedanken an die Abgabe und vor allem das "wo anders hätte der Hund es so viel besser, wenn er nur in das richtige Umfeld kommt, die richtigen Lebensbedingungen, Halter, die sich auskennen" - aber wie realistisch ist es, dass so jemand um die Ecke kommt? Und dann auch noch Platz für genau meinen Hund hat?


    Bei uns war es mein Mann, der immer wieder gesagt hat, dass wir die Verantwortung übernehmen wollten und jetzt auch übernehmen werden, der als erster auch akzeptieren konnte, was ist und was nicht und dass wir unser Leben halt an den Hund anpassen müssen, weil der das anders rum offensichtlich nicht kann und sich auch nicht so ausgesucht hat.

    Bei mir hats länger gedauert mit der Akzeptanz.

    Mein Hund ist "so einer".

    Mein Hund ist Maulkorbträger.

    Mein Hund wird nie lustig über Wiesen springen und schon gar nicht mit allen gut Freund sein.

    Daran hatte ich echt lange zu knabbern.


    Fast foward: wir hatten letzte Woche unser 5-jähriges mit Carlo.

    Wir haben unser Leben stark nach dem Hund ausgerichtet, sind aufs Land umgezogen, raus aus der Mietwohnung in ein Haus mit kleinem Garten. Mein Mann arbeitet zu 100% im Homeoffice und ich hab mein Nebengewerbe aufgegeben, um mehr Zeit für Carlo zu haben.


    Wir leben dafür inzwischen ein sehr entspanntes Leben mit Carlo. Manche Dinge, von denen ich nie dachte, dass sie mal möglich wären, funktionieren sehr gut, wie zum Beispiel Besuch empfangen. Anderes ist einfach normal, wie anderen Hunden in großen Bögen ausweichen. Management ist ganz normal: kommen zum Beispiel Handwerker, wird Carlo im Büro eingesperrt und wir haben den Schlüssel bei uns, damit auch ja nix passieren kann. Verlassen wir das Haus, dann trägt Carlo immer seinen Maulkorb, Freilauf gibts minutenweise nur unter gewissen Voraussetzungen.


    Einschränkungen für uns sind auch normal und an der Tagesordnung. Wir waren vor Carlo schon nicht die, die groß draußen unterwegs waren, aber seit 5 Jahren gabs halt auch keinen Urlaub mehr und auch keine gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Ja, manchmal trauere ich dem schon noch hinterher, aber ich weiß, dass ich mein Leben mit Carlo nicht für einen Urlaub eintauschen möchte.

    Aber ja, hier ist der Unterschied wohl, dass wir das so auch tragen können und wollen, weil wir diesen verrückten Rumänen nicht mehr missen wollen. Sich all das gemeinsam zu erarbeiten hat uns sehr eng zusammen geschweißt. Für mich gibts kaum was schöneres, als mit Carlo zu trainieren oder bei einer Wanderung mit ihm die Seele baumeln zu lassen. Der Weg hier her war hart, aber für mich war ers absolut wert.

  • Warum ist denn das örtliche Tierheim keine Option? Ggf gäbe es dort für den Hund die Chance auf ein geeignetes Zuhause. Und für deine Schwester die Chance endlich wieder ein normales Leben zu führen. Beides finde ich absolut legitim.

    Egal ob das wirklich ein gestandener hsh (Angst aggressiv ist ja nicht so typisch) oder eben ein angstaggresiver sonst wie Mix. Das ist offensichtlich in dieser Konstellation nicht zu lösen. Nur zu Managen. U d das die nächsten 10/15 Jahre. Anstatt einen netten Hund als Bereicherung ins gemeinsame Leben zu nehmen. Und auch nicht fair dem Hund ggü.

    Wie führt sie denn den Hund derzeit? Maulkorb (würde schon mal viel Sicherheit und Bewegungsfreiheit geben). Möglichkeit der freien Bewegung, kommt der Hund gut zur Ruhe, wie geht's den Menschen ? Wie leben die/wollen die leben?

  • Bisher war es den Großteil der Zeit eben ein Hund, der sich so und so verhält, kein typischer Herdenschutzhund der sich in diesem Ausmaß wie ein Herdenschutzhund verhält. Das sorgt natürlich bei den Haltern dann auch für viel Konflikt und Unverständnis weil man dann, wie ihr richtig sagt, versucht den Hund zu verbiegen obwohl das möglicherweise einfach gegen die Natur der Tieres geht.

    Ich denke auch das ein riesiger Teil der Frustration und der Belastung mit dem Hund bisher wahrscheinlich auf genau diesem Konflikt beruht. Die Halter haben immer und immer wieder versucht das Verhalten des Hundes in einen gemäßigten Bereich zu kriegen was vieleicht wie ihr sagt einfach nicht drin ist mit dieser Art Hund. Natürlich führt das auf Dauer zu einer Menge Frust und einem geht die Energie aus.

    Ich glaube, das ist wirklich ein Knackpunkt. So wie es klingt, sind es ja auch Ersthundehalter. Da hat man einfach unrealistische Erwartungen an (die meisten) Hunde, an sich selbst und an die Trainierbarkeit.


    Ich habe vor Elvis wirklich zugesehen, mich bestmöglich zu informieren. Aber trotzdem habe ich irgendwie gedacht, man kann Hunde durch Training recht weitgehend formen. Yo, kann man nicht.


    Vereinfacht gesagt sind Hunde über Jahrhunderte die Bio-Roboter der Menschen gewesen. Das gewünschte Verhalten wurde durch Selektion immer unverrückbar "einprogrammiert", nicht durch Software, sondern durch Gene. Gegen diese über Jahrhunderte eingezüchteten rassespezifischen Eigenschaften kommt man mit Training nicht gegen an. Oft auch mit krasseren Methoden nicht unbedingt, denn die eingezüchteten Eigenschaften sollte ein Hund ja gerade in widrigen Situationen beibehalten, wenn es darauf ankommt. Ein Jagdhund soll sich von der Jagd nicht abhalten lassen, ein HSH soll die Herde auch dann schützen, wenn es gefährlich für ihn selbst wird.


    Man kann aber mit diesen EIgenschaften arbeiten, dazu gab es hier ja schon viele Beispiele (z. B. wachen lassen). Aber als Ersthundehalter weiß man das nicht (und alle Trainer wissen das auch leider nicht).

    Und selbst wenn man es theoretisch weiß, ist es etwas komplett anderes, das wirklich zu erleben. Meistens geht man ja eher davon aus, man wäre zu blöd, macht alles falsch etc. und zerfleischt sich selbst, denn alle anderen Hunde sind ja so brav, lieb, laufen frei usw. usw.


    Genau wie du schreibst, das führt zu Frust, raubt Energie, kostet sehr viel Aufwand, Zeit und oft auch Geld, bringt aber bitterlich wenig Ergebnisse. Das ist hart für Hund und Halter. Wirklich zu realisiseren, dass der Hund ist, wie er ist, ist da schon eine große Erleichterung. Die wünsche ich deiner Schwester und ihrem Mann.


    Wie du auch schreibst, sie werden den Hund ja ohnehin noch längere Zeit haben. Allein schon mit Management, wie es hier beschrieben wurde, ist da wahrscheinlich schon viel gewonnen. Und wer weiß, was sich noch ergibt, wenn der Blick auf den Hund nicht mehr von den eigenen unrealistischen Idealvorstellungen verstellt ist.

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