Wie lernt man ruhige Spaziergänge?
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Wir haben auch gesagt bekommen, dass wir mehr Beschäftigung auf dem Spaziergang machen sollen, also zum Beispiel mal einen Dummy verstecken und suchen lassen. Auf langen Spaziergängen im Wald machen wir das, aber direkt von unserer Wohnung aus ist das eher schwierig weil es kaum geeignete Versteckmöglichkeiten gibt. Ich will den Dummy ja nicht bei den Nachbarn in den Briefkasten stecken.
Ich würde davon absehen, einem überreizten Hund noch mehr Konzentration abzuverlangen mit derartigen Beschäftigungen.
Ich habe gerade auch eine Junghündin in dem Alter. Unsere Trainingssequenzen sind SEHR kurz. Leinenführigkeit existiert nicht. Ich mache nur hier und da mal Übungen, die vorbereitend darauf sind.
Spar dir die Vergleiche mit einem 3 Monate alten Welpen. Das ist ein anderes Energielevel. Mit 3 Monaten ist meine Hündin auch noch an der lockeren Leine gelaufen.
Ich setze darauf, die Situationen zu entstressen (für mich und den Hund)
- An kurzen Runden nehme ich die Schlepp oder die Flexi (die ich eigentlich gar nicht mag, aber manchmal.. warum nicht?)
- Hund darf ganz viel einfach nur Hund sein, ohne dass ich was von ihr möchte
- Spazieren in sehr reizarmer Umgebung
- Zur Not mit dem Hund 1x am Tag raus fahren und ihn flitzen lassen, wo kein Hund und kein Mensch ist
Im Körbchen bleiben, wenn ihr das sagt erfordert viel Konzentration und Impulskontrolle. Verbraucht also eher Energie als sie zu regenerieren. Würde in diesem Alter die Einheiten dazu auch sehr kurz halten.
Spart euch die Energie für Training, wenn der Hund auf diesem Energielevel ist. Hunde KÖNNEN so nicht lernen.
Noch jemand mit einem Junghund (Großpudel) im gleichen Alter. Ich hatte Anfangs auch viel zu hohe Erwartungen, bis meine Hundetrainerin in der Junghundschule mich mal auf den Boden der Tatsachen geholt hat: Leinenführigkeit bedeutet für einen so jungen Hund in dem Alter einfach höchste Konzentration und Anstrengung. Die Hormone schießen ein, alles riecht, Geräusche, im worst case dann noch Schnee... da purzeln die Murmeln gut durcheinander. Ich habe mir eine Biothane-Schleppleine zugelegt, gar nicht sooo mega lang (ich glaub 5 Meter?) und die pack ich ihm meist zu Anfang des Spaziergangs ans Geschirr - und lass ihn machen. Die erste Aufregung verfliegt dann irgendwann, meiner ist dazu auch immer etwas hektisch, bevor er sein Häufchen gelegt hat, danach ist der Hund deutlich besser ansprechbar und empfänglicher. Ich selbst bleibe ruhig und gelassen, hin und wieder frage ich Kleinigkeiten von ihm ab ("Warte", wenn ich zB damit beschäftigt bin, die Kackbeuteltüte zu knoten), ansonsten darf er schnüffeln, laufen, schauen, eben im Rahmen der Schlepp. Das ist für mich stressfreier, für ihn entspannter und er kann sich einfach auch besser konzentrieren, wenn wir zwischendurch mal eine Einheit "Fuß" einschieben, oder er mal warten muss. Aber das sind wenn überhaupt kurze Impulse, und auch nur, wenn ich merke, der Hund ist gedanklich bei mir. Orientiert er sich von sich aus an mir? Leckerli in die Schnute.
Und wir machen natürlich auch regelmäßig - nicht jeden Tag allerdings - Spaziergänge, wo er im Freilauf wirklich rennen und blöd sein darf.
Es ist doch echt immer recht viel, womit sich das Hundehirn so in der Pubertät auseinandersetzen muss, ich glaub, das unterschätzen wir manchmal zu sehr.
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Wir haben ja auch einen Pudel hier. Kennengelernt haben wir ihn als er 7 Monate alt war, da haben wir uns am Waldrand getroffen mit der Züchterin und noch zwei von ihren Pudeln, er wurde abgeleint und ist erstmal wild bellend in den Wald gehüpft, wild um uns herum gerast und musste erstmal ein paar Minuten lang Energie loswerden. Das Bellen hat dann aufgehört, das Rennen so nach ca. einer Stunde frei rennen im Wald. Dann hatte er auch Zeit etwas zu schnüffeln, uns mal zu begutachten und andere Sachen wahrzunehmen Einen Monat später ist er dann eingezogen, da war er acht Monate alt (also schon ein Junghund). Freilauf ging natürlich nicht, also habe ich eine 33m Schleppleine besorgt (ist vielleicht ein bisschen schwer für euren, aber es gibt auch richtig lange dünne Schleppleinen; passt aber auf eure Beine auf, dass sich nichts einschnürt oder verbrennt!). Und dann ging es einmal am Tag mit dem Auto raus, an einen Ort der gut einsehbar war mit Wiese und so, und da durfte Hundini dann flitzen. Ruckdämpfer an der Leine war sehr hilfreich, das Tierchen wiegt ja um die 20kg (bei eurem weniger ein Problem). Er brauchte das einfach, sonst ist er unleidlich geworden, ungeduldig, konnte sich draußen nicht konzentrieren. Die Energie musste einfach raus.
Es gab auch Phasen von jeweils 2-3 Wochen, wo das Gehirn scheinbar grade im Umbau war und die Konzentrationsfähigkeit gegen Null ging. Da sind wir nur 30-40 Minuten pro Runde gegangen und haben sehr wenig bis gar nichts vom Hund verlangt, außer dass er nichts jagt und niemanden anpöbelt (was nur bedingt geklappt hat, aber dann gabs ein paar Meter kurze Leine, danach normal weiter).
Auch hier vor der Haustür gabs dann ne Flexi, ein Signal bevor die Leine gestoppt wurde, und er hatte zumindest 8 Meter Radius. Kurz nur, wenn wir an jemandem vorbei mussten.
Inzwischen ist das Lockentier 19 Monate alt und von selbst viel ruhiger und entspannter geworden. Er hält es inzwischen auch aus, wenn wir 2-3 Tage mal nur 30 Minuten Gassi gehen, und wenns dann wieder rausgeht rennt er immer noch gerne, aber hat dabei den Kopf noch an. Wir haben draußen viel "sitzen und gucken" gemacht, er hat zB ordentlich Jagdtrieb und wir standen dann einfach rum und haben die Kaninchen oder die Enten beobachtet. Anfangs ist er dabei dann bellend in die Leine gesprungen, dann ging es ein paar Meter zurück und das Gucken ging aus größerer Entfernung weiter. Anfangs waren das dann ca. 500m oder so, Kaninchen nur kleine Punkte weit weg auf einer Wiese und wir oben auf dem Deich. Es hat viele Monate gedauert, aber inzwischen hatten wir es auch schon, dass ihm ein Reh vor der Nase weggesprungen ist und ich ihn noch schnell anleinen konnte (das geht nur in sehr guten Phasen, an sehr guten Tagen. Sonst bleibt nach wie vor die Schlepp dran, wenn Wild auftauchen könnte). Mach die Übungsphasen ersichtlich für den Hund (zB kurze Leine für Übungen, Flexi/Schlepp/lange Leine für Freizeit) und übe echt nur einige Sekunden. Nicht gleich die Bewegung, sondern das ruhige Sitzen draußen. Das stehen und beobachten. In Bewegung ist das viel schwerer für so ein Pudelchen.Der English Setter, mein Gassihund, war übrigens genau so als er jung war. Das sind einfach Rassen mit viel Energie, die wollen sich bewegen wenn sie jung sind (freie Bewegung, nicht stundenlang am Stück wegen der Gelenke, aber eben ne Stunde am Tag flitzen können ohne sich konzentrieren zu müssen).
Fazit: Gib dem kleinen Kerl Zeit sich zu entwickeln und Gelegenheit, seine Energie loszuwerden. Vieles kommt von selbst mit der Zeit. Übe die Sachen die dir wirklich wichtig sind, zB den Rückruf wenn er eh grade auf dem Weg zu dir ist. Die Ruhe kommt dann schon von selbst (soweit ein Pudel eben ruhig wird, aber ein entspannter lebendiger Hund reicht ja zum entspannten Spazieren gehen).
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Also wenn meine Shelties dauerhaft nur 40min am Tag vor die Tür kämen und 16-20 Stunden schlafen müssen würden sie mir vermutlich auch kopfüber an der Decke laufen.
Ich verstehe den grundsätzlichen Ansatz zwar, aber von so wenig Auslastung kann ein Hund doch nur Frust schieben.
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Naja dann muss man sich halt den Aufwand machen um den Hund entsprechend seiner Bedürfnisse zu halten.
1 - 2 x die Woche mal Gas geben dürfen ist nix, schon gar nicht in dem Alter.
Und natürlich "hibbelt" der rum, bis der zu euch kam ist der tgl dauerhaft uneingeschränkt gewesen mit seinen Geschwistern etc.
Der muss irgendwo die Energie rauslassen können und das muss der auch nicht in Training statt freier Bewegung. Das sind zwei paar Schuhe ..
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Sucht euch doch ein paar Leute mit Hunden in ähnlichem Alter (sollten natürlich auch zusammenpassen), damit er sich mal austoben kann.
Wäre es Sommer, hätte ich gesagt, fahrt irgendwohin zum Picknicken und lasst ihn einfach mal die Gegend erkunden. "Abrufbar" und "läuft weg" sind zwei unterschiedliche Dinge. Meine Kleine ist auch nicht immer abrufbar, aber sie würde niemals weglaufen. Gerade in dem Alter braucht man Geduld und genug Verständnis für die Bedürfnisse des Hundes.
Trotz Garten und naher Felder bin ich fast täglich der Hunde wegen mit dem Auto unterwegs, damit sie irgendwo frei laufen können, wo nichts passieren kann.
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Zusätzlich zu der Bewegung würde ich an dem Außenfokus arbeiten. Denn wenn das AUßEN so spannend ist, hängt man meist eher "vergessen" am andren Ende der Leine rum und wird bestenfalls vom Hund als Störfaktor wahrgenommen, wenn überhaupt. Außerdem ist es deutlich leichter für den Hund, sich von Reizen abzuwenden, die ihn überfordern, wenn er gelernt hat, sich auf Dich zu konzentrieren. Er sieht die Reize nicht mehr, sondern Dich, und kann sie daher auch gedanklich ausblenden, wenn zu viel wird (aus den Augen, aus dem Sinn). Und bei Dir kriegt er Halt, Sicherheit ein Leckerli, bei Dir fühlt er sich wohl - NICHT mit dem da draußen. Er wird dann, wenns ihm zu viel wird, Deine Nähe suchen auf Dauer. Geht nicht von heute auf morgen - logisch. Dauert Monate! Aber je mehr man daran arbeitet, desto leichter fällt es dem Hund.
Das Problem ist halt auch: der hat draußen Streß. Streß ist nicht grundsätzlich negativ, aber..... Bei Streß werden Hormone ausgeschüttet. Ich sag nur Adrenalin etc. Die brauchen bis zu einer Woche, um wieder abgebaut zu werden! Wirken also so lange im Körper! Sprich, ist der Hund früh nach dem Gassi auf 180, wird er mittags GENAU SO (sprungbereit durch die Hormone) wieder rausgehen. Auf 180. Laß da dann noch ne kleine Aufregung oder Hundebegegnung dazukommen, ist der nimmer zu bändigen. Weil WIEDER Adrenalin ausgeschüttet wird. Und so geht das immer weiter, bei JEDER Gasirunde wir Adrenalin nachproduziert wegen der Aufregung, der dreht immer höher. So kommt der nie aus dem Streßkreislauf raus. Wobei er ja gottseidank noch viel schläft, wie Du berichtest, also noch ist da kein heftiger Schaden eingetreten. Aber es ist klasse, daß Du drauf achtest, und die Situation so wahrnimmst, und was dagegen tun möchtest! Weil dauerhaft so ein Streß richtet auch Schäden im Körper an.
Erstmal lernen, mit Reizen umzugehen:
Für den Anfang würde ich daher: anleinen, aus dem Haus gehen, nächstmögliche Sitzgelegenheit in ruhiger (!) Lage nutzen, Hund gucken lassen. An kurzer Leine, mit aufgeregtem Rumgehüpfe pusht er sich noch höher. Nix machen, nix sagen, einfach nur gucken lassen und die Reize verarbeiten lassen. Auf dem Weg dorthin und auf dem Rückweg kann er seine Geschäfte erledigen. Nimm Dir ne Decke fürn Hund mit (u.U. Mantel drauf!) und zieh Dich warm an (und nimm nen heißen Kaffee mit *gg). Bleib so lange sitzen, bis du merkst, der Hund hat alles angeguckt, alle Reize für sich einsortiert, empfindet jetzt Langeweile oder sogar Entspannung, weil er zu dem Ergebnis gekommen ist, da tut sich eh nix Wildes, is alles harmlos. "Same procedure as every day" draus machen. Entweder legt er sich dann hin, wenn er so weit ist, oder er wendet sich vom Außen ab und kommt zu Dir, fordert Dich mit nem Anstupsen um Aufmerksamkeit oder Weitergehen, oder beschäftigt sich nur noch mit der Decke oder so. Siehst dann schon, wenn er nimmer starrt, hibbelt etc., wo der Fokus dann liegt.
IMMER erst, wenn der Hund RUHIG ist, ruhig aufstehen und heimgehen. Weil: ist er noch nicht fertig damit, die Reize für sich einzusortieren, stehst an derselben Stelle wie oben beschrieben: Adrenalin, Hund aufgeregt, und geht genau so aufgeregt wieder in die nächste derartige Situation bei der
nächsten Gassirunde.
Ziel ist ja, daß er lernt, sich SELBST herunterzuregulieren, und das kann er nur, wenn Du ihm Zeit dafür gibst. Vielleicht dauert es beim ersten Mal ne Stunde. Am nächsten Tag dann nur noch 30 Minuten. Etc. Du wirst sehen, dann geht es schnell voran, wenn das Prinzip mal klar ist: "ich sitz hier und setze mich mit den Reizen auseinander".
Rausgehen könntest, wenn kleiner Hund, mit Hund aufm Arm. Dann zieht er Dich nicht erfolgreich die Treppe im Haus runter, oder springt und hüpft. Ganz unaufgeregt anleinen, auf den Arm nehmen, draußen absetzen. Oder, wenn Ihr keine Treppen habt, absitzen lassen, anleinen und erst wenn er ruhig sitzt, Türe öffnen. Dann immer noch ruhig sitzenbleiben lassen (sonst verknüpft er "Tür auf=Sprungfedern an"!)- dann darf er gesittet mit Dir rausgehen. (Vorzugsweise für die Pipirunden lieber kurz zum Rausgehen auf den Arm nehmen, weil dieses Prozedere könnte, wenn Hundi dringend muß, zu Pfützen führen *gg das wär dann zu viel verlangt, ruhig zu sitzen, wenn die Base schon drückt!) Und ne kleine Anmerkung dazu: Aufregung beim Losgehen fördert natürlich auch das "mal müssen". Wer kennt das nicht, is ja beim Mensch nicht anders "Ich bin sooo aufgeregt - wart, ich muß nochmal schnell aufs Klo...." So kann man auch evtl mal ne Pfütze im Hausflur vermeiden, wenn Hundi noch 2 Minuten ruhig bleiben kann. Also lieber bissel zu früh in die nächste Pipirunde gehen, als erst, wenn Hundi schon mit zusammengekniffenen Beinen dasteht, weil dann hat er´s eilig, und keine Geduld, da erstmal ne Runde abzusitzen und runterzufahren.
Zwischendurch Pipi machen lassen würde ich den Hund derzeit einfach mal im Garten/vorm Haus, wenn irgend möglich, um nicht wieder in die Aufregungsspirale reinzukommen. Und halt erstmal immer dieselbe Bank zum Gucken nutzen. Erst, wenn Du bei der Bank ankommst, und der Hund setzt sich gelangweilt mit "nicht schon wiiieder diese oberlangweilige Stelle!! Können wir mal was MACHEN??"-Blick, kannst die Strecke variieren oder verlängern, um zu einer andren Bank zu kommen. Hier wieder dasselbe Spiel. Gib ihm echt die Zeit, die Reize wahrzunehmen (1), zu verarbeiten (2) und eben auch für sich einzuordnen als "ungefährlich" oder "langweilig" oder "normal" (3). Wenn Du jeden Tag da nur 15 Minuten nach der Uhr Deine Zeit absitzt, wird er davon nicht lernen, mit den Reizen umzugehn, weil er dafür gar keine Zeit bekommt. Da isser noch mit Gucken beschäftigt. Der glotzt halt dann ne Viertelstunde, ist immer noch aufgeregt, und geht aufgeregt wieder heim. Damit ist nichts gewonnen.
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Paßte nicht alles in einen Beitrag, sorry - hier der 2. TEil:
Der zweite Punkt: alles, was der Hund an Orientierung am Halter zeigt, ab sofort IMMER bestätigen. Ein Blick zu Dir, ein Zurückkommen zu Dir (von sich aus!), ein unaufgefordertes Warten auf Dich,.... (wenn sowas nicht kommt, versuch, ihm das mit dem jeweiligen Kommando abzuverlangen (vorher in reizarmer Sitaution daheim einüben!) und lobe, wenn ers schafft). Man kann daheim zB drei Schritte mit Hund an der Leine laufen, dann stehenblieben und WARTE dazusagen. Damit er das Kommando kennenlernt und verinnerlicht. Wenn er das gut kann, kann man das außen verwenden und dann super bestätigen. Könnte dem Hund helfen, draußen ein gut bekanntes Verhalten zeigen zu dürfen, das dann auch noch belohnt wird.
Anfangs notfalls hilfsweise zeigen, daß man Leckerlies dabei hat (in dem Alter darf man das *g) - und dann wird Hundi schon merken, in welchen Situationen er was davon abstaubt. Vorzugsweise bei DIR. Du kannst auch anfangs, wenn Du merkst, er ist nicht KOMPLETT gedanklich woanders, mal seinen Namen rufen - wenn er reagiert: Leckerlie anbieten. Sollte der Hund das in dem Moment nicht nehmen können, weißt Du eines: er ist so ziemlich auf 180... ;-) Weil nicht fressen können ist auch ein Streßanzeiger. Wenn er nichtmal gucken kann: nicht schimpfen (Du hast ja nur den Namen genannt, aber kein Kommando gegeben!), er kann grad nicht, ist halt dann so. Dann warte ein bissel und guck, ob sich wann anders die Gelegenheit bietet, ihn nochmal anzusprechen. Oder ob er an irgendeiner Stelle von selbst ein Zeichen git: Ohren Dir zuwenden, selbst wenn er dabei nach vorn guckt, ist toll! Party!, Warten auf Dich ist klasse, Dich angucken ist klasse. Und wenn er Dich anbettelt - super! Ich bestätige das normalerweise nicht - aber in der Situation würde ich es tun, zeigt es doch, er hat verinnerlicht, daß es bei Dir was Gutes gibt! Spielt einem in DIESER Situation also in die Hände.
Er soll auf Dauer lernen, daß es BEI DIR toll ist, sich immer lohnt, ZU DIR zu gucken, BEI DIR zu bleiben, BEI DIR Sicherheit zu suchen, MIT DIR unterwegs zu sein. Und das, indem Du ihm das schmackaft machst. Leckerlie, wenn er zu Dir guckt. An ner aufregenden Stelle neben ihn stellen, Sicherheit geben, während er den Reiz bewertet und einsortiert. DU entscheidest, ob er Kontakt mit Fremdhund aufnehmen darf. Und das findet NICHT statt, bevor er ich angeguckt hat (weil angucken = im Kopf bei Dir sein!). So lernt er: nur durch DICH kommt er zum Ziel, nur DU kannst ihm Freigabe erteilen. Wenn DU das nicht willst, kommt er nicht hin. DU bist also wichtig. Das alles wird auf Dauer den Fokus von der Außenwelt ein ganzes Stück in Deine Richtung schieben. Das wird sicher nicht von heut auf morgen ein Hund, der nur noch Dich anhimmeln und dabei die Außenwelt vegessen wird. Aber es wäre schon schön, wenn er Dich nach und nach in fast allen Situationen im Hinterkopf hätte, wenn er lernt, nach Dir zu gucken, und vor allem, wenn ihn was aufregt oder verunsichert, zu DIR zukommen, statt irgendwie zu eskalieren, oder sich an der Situation festzuglotzen und reinzusteigern. Weil das einfach den Streß im Alltag minimiert. Und je weniger Streß, desto ruhiger und auch ansprechbarer wird der Hund. Und dann kann man Abwechslung in die Strecken bringen. MAL ne neue Strecke aber abends wieder Standardrunde. LANGSAM steigern.
ACHTUNG: Orientierung an Dir kann man natürlich auch daheim üben! Dürfte dem hudn deutlich leichter fallen. Wenn der Hund zB Dich erstmal fragend anschaut, bevor er aufs Sofa hüpft - dann feier das! Sag ihm, daß das toll ist, und laß ihn dann, quasi als Bestätigung, auch drauf. Oder mach das Futter fertig. Stell den Napf hin, beweg Dich nur laaangsam davon weg. Wenn Hund dasitzt und wartet, loszuschießen, heißt das, er hat Dich im Kopf, er achtet auf Dich - und Deine Freigabe, das zu fressen, ist die beste aller Bestätigungen in dem Moment!
Herrchen kommt heim, Hund schaut im Körbchen auf: "Ja feiiin, hast gemerkt, daß er heimkommt, gell?" und dann eben freigeben oder mit WARTE und nem Leckerlie kurz im Körbchen festnageln, wenn man künftig keinen Hund will, der zur Haustür rennt bei jedem klingeln. Und dann geht Herchen ziemlich direkt (damit die Impulskontrolle nicht überreizt wird) ans Körbchen und begrüßt den Hund dort. Dann hat er quasi mit dem Aufschauen "angefragt", und die Bestätigung fürs Anfragen UND Liegenbleiben zugleich ist die Begrüßung.
Das ist so das, was mir spontan einfällt, als erste Maßnahmen. ;-)
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Ich finde für das Alter ist das ganz schön viel Kontrolle, Beherrschung und Füße stillhalten. Viel zu viel. Meine Hündin lief (und läuft jetzt mit acht Monaten) viel, viel, viel weniger an der kurzen Leine und hat bei den Spaziergängen immer frei (bzw. 30 Schleppleine, weil die zu keiner Einschränkung führt). Außerdem spielt sie stundenlang in der Wohnung und bewegt sich auch immer wieder komplett frei im Garten.
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Du hast ja jetzt schon viele Tipps bekommen und ich denke, das meiste geht in dieselbe Richtung - öfter frei toben lassen als 1-2x die Woche, weniger erwarten und wenn dann kurz - und ich kann mich da nur anschließen.
Eine Kleinigkeit würde ich noch ergänzen:
Das Stehenbleiben und Richtungswechsel haben wir viel geübt, aber Barry versteht das als Spiel. Wenn man stehenbleibt, kommt er sofort zurückgelaufen, um dann sofort wieder in die Leine zu rennen.
Das passiert sehr schnell wenn man unpassend belohnt. Heißt dein Hund hat gelernt dass du das zurückkommen erwartest. Aber du willst ja eigentlich gar nicht dass er zurück kommt sondern sich gar nicht erst so weit entfernt dass er zurückkommen muss (ich hoffe das war verständlich). Heißt eine Belohnung sollte es geben solange er noch an der Position ist die du möchtest und nicht nachdem er am Leinenende hing. Das ist oft am Anfang nur ein winziger Augenblick und nach nur einem Schritt, exakt belohnen klappt mit Markerwort oder Clicker meist besser als nur mit dem Keks. Geduld, Geduld, Geduld .... nicht aufgeben, aber auch nicht verbissen jede Minute des Spaziergangs Konzentration einfordern.
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Es ist wie beim Dampfkessel:
Wenn es bereits kocht, nützt es nichts noch einen Deckel drauf zu machen. Irgendwann explodiert es.
Wenn Frust und Impulse noch überschäumen, muss parallel zum ganzen Erziehungs- und Ausbildungs Gedöns auch die Möglichkeit da sein, FREI zu rennen.
Ohne freies rennen in einigermassen sicherem Umfeld wird jeder Hund, der sich eh schon dauernd zurück nehmen muss, irgendwann hinüber sein.
Also nebst:
- korrektem Futter
- genug Erholung
- alleine bleiben lernen
- Arbeit an diversen Alltagsthemen
- Leinenführigkeit
- Impulskontrolle
- Frustrationstoleranz
.....
ist Freilauf ganz, ganz wichtig.
Hunde brauchen das. Und ja, auch wenn es Aufwand bedeutet: man muss dafür sorgen dass es möglich ist.
Irgendwo wird es wohl Wald oder Felder geben, wo man hinfahren kann, Hund raus und ab die Post. 20min dann einsammeln, Pause. Oder ganz fertig.
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