Wie lernt man ruhige Spaziergänge?

  • Ich muss jetzt auch noch mal nachfragen bevor ich das komplett falsch verstehe.

    Der 9 Monate alte Hund bekommt jeden Tag nur etwa eine Stunde Bewegung? Und das über den kompletten Tag verteilt?

    Und maximal zweimal die Woche etwas mehr?

    Wenn ja, das finde ich, ehrlich gesagt, arg wenig. Da läuft mein Sheltie ja mehr, und der ist noch nicht ganz ein halbes Jahr alt.

  • Da viele Themen mehrfach angesprochen wurden, will ich nicht einzelne Zitate herauspicken. Ich fasse es einfach mal zusammen.


    Zum Thema "Mehr Auslastung": wir waren testweise mit ihm viel an der Schleppleine unterwegs und haben ihn nur noch zum kurzen Lösen an der kurzen Leine gehabt. Er ist auch auf diesen Spaziergängen schnell "drüber" und rennt dann wie irre herum, stolpert über Äste und prallt gegen Bäume. Das hat sich nicht mit der Zeit verändert. Ganz im Gegenteil ist er auch daheim oft überdreht gewesen und ist gar nicht mehr zur Ruhe gekommen. Nach 5 Tagen im Wald an der Schleppleine hatte er abends 30 Minuten lang Zoomies und war gar nicht mehr ansprechbar. Wir waren kurz davor ihn in die Tierklinik zu bringen.


    Einfach jeden Tag auspowern lassen ist eine nette Vorstellung, funktioniert aber einfach nicht. Wie BieBoss schon erwähnt hat, gerät er in einen Stresszyklus, der sich nur durch Ruhe wieder abbauen lässt. Wenn er aber durch jeden Waldspaziergang noch schneller "drüber" ist und nicht mehr runter kommt, ist das wohl ein Beweis, dass das Programm zu viel ist. Das ändern leider auch traurige Smilies nicht. Wir würden liebend gerne jeden Tag mit ihm im Wald herumtollen, aber er macht das nicht mit. Mit 2 Ruhetagen dazwischen funktioniert es aber einigermaßen ausgeglichen. Er ist nicht schon nach 5 Minuten im Wald "drüber" und kommt auch danach wieder runter.


    Generell habe ich auch den Eindruck, dass ein falsches Verständnis von unseren aktuellen Spaziergängen entstanden ist. Er muss nicht 20 Minuten an der kurzen Leine neben mir laufen. Wir haben eine 3m Leine, die ich locker halte, so dass er etwa 2.5 Meter Radius hat. Er kann überall schnüffeln, wir bleiben stehen, machen auch kurze Pausen auf einer Bank oder stehen einfach nur herum. Aber das alles geht nicht mehr wenn er "drüber" ist, weil er dann nur noch rennen will und sich mit voller Kraft in die Leine hängt. Er darf auch ansonsten spielen, wir toben mit ihm und machen eine Menge Unsinn. Allerdings immer auch mit einem Auge darauf, dass er nicht in dieses Dauer-Überdrehen gerät ("nach müde kommt doof").


    Wobei er ja gottseidank noch viel schläft, wie Du berichtest, also noch ist da kein heftiger Schaden eingetreten. Aber es ist klasse, daß Du drauf achtest, und die Situation so wahrnimmst, und was dagegen tun möchtest! Weil dauerhaft so ein Streß richtet auch Schäden im Körper an.

    Es ist nicht "noch", sondern "wieder". Gerade in den ersten 4-5 Wochen bei uns hat er VIEL zu wenig geschlafen. Abends haben wir ihn jeden Tag 1-2 Stunden im Arm halten müssen, damit er nicht noch die ganze Nacht durch die Wohnung tobt. Wir haben ihn nur durch ganz viel Ruhetraining wieder an den Punkt gebracht, dass er zuverlässig zur Ruhe kommt.


    Ansonsten, BieBoss vielen Dank für den langen Text mit vielen Ideen. Das Herumsitzen haben wir immer wieder mal angefangen, haben aber keine Erfolge gehabt. Er schaukelt sich auch dabei selbst immer wieder hoch und fängt dann an zu buddeln. Im Wald darf er buddeln, aber bei Sitzbänken bzw. nahe Gehwegen ist das nicht so toll. Selbst wenn man danach die Löcher wieder zuschiebt und festtritt, klebt überall die lose Erde und so ein Schlachtfeld will ich eigentlich nicht hinterlassen. :see_no_evil_monkey:

  • Ich muss jetzt auch noch mal nachfragen bevor ich das komplett falsch verstehe.

    Der 9 Monate alte Hund bekommt jeden Tag nur etwa eine Stunde Bewegung? Und das über den kompletten Tag verteilt?

    Und maximal zweimal die Woche etwas mehr?

    Wenn ja, das finde ich, ehrlich gesagt, arg wenig. Da läuft mein Sheltie ja mehr, und der ist noch nicht ganz ein halbes Jahr alt.

    Geht die Frage an mich?


    Falls ja, verstehe ich nicht, woher du die Informationen nimmst. Zum einen ist er 6 Monate alt, zum anderen geht es hier um unseren "Haupt"-Spaziergang, die "große Runde". Natürlich gehen wir mehrmals am Tag raus.

  • Es gibt aber einen Unterschied zwischen


    "frei bewegen" und "hirnlos auspowern bis der Hund gaga ist und sich selbst verletzt"


    Man kann einen Hund einige Minuten frei laufen lassen, um ihn dann wieder an die kürzere Leine zu nehmen und Ruhe zu etablieren.


    Es gibt nicht entweder - oder. Es gibt ergänzend beides.


    Man kann auch mit einem Hund im Freilauf tolle Dinge machen, so dass er MIT dir was macht, nicht einfach nur rennt und sich nicht mehr spürt.

    Er muss ja nicht bis zum Horizont und zurück rennen.


    Wenn du ihn an der Leine hast, kannst du auch ma einen Futterbeutel oder ein tolles Spiele fallen lassen auf dem Weg, und ihn dann frei zurück schicken um es zu holen. Dann tauschen gegen Fleischwurst oder Käse etc. Damit er sofort lernt, bei dir gibt es den leckeren Superjakpot.

    Dann wird rennen verbunden mit Zisammenspiel.

  • Wenn du ihn an der Leine hast, kannst du auch ma einen Futterbeutel oder ein tolles Spiele fallen lassen auf dem Weg, und ihn dann frei zurück schicken um es zu holen. Dann tauschen gegen Fleischwurst oder Käse etc. Damit er sofort lernt, bei dir gibt es den leckeren Superjakpot.

    Dann wird rennen verbunden mit Zisammenspiel.

    So haben wir das auch eigentlich immer gemacht. Zwischendurch mal etwas suchen, auf einen Baumstamm klettern oder zusammen darüber balancieren.

  • Wir haben ihn nur durch ganz viel Ruhetraining wieder an den Punkt gebracht, dass er zuverlässig zur Ruhe kommt.

    Wie kann ich mir denn "Ruhetraining" vorstellen?

    Die Idee, die ich davon jetzt habe, ist alles andere als "Ruhe". Wenn ich einen Hund zur Ruhe zwinge, dann ist das keine Ruhe sondern erfordert extrem viel Impulskontrolle. Daher frage ich, wie ihr das gemacht habt oder auch macht. Ich finde 16-20 Stunden am Tag schlafen für einen Hund in dem Alter auch extrem viel. Meine Hündin schläft niemals so viel. Die beackert eigentlich ständig irgendwas. Ihre Kuscheltiere, ihre Kauhölzer, manchmal rennt sie auch die Wohnung auf und ab.. Und irgendwann legt sie sich hin und pennt. Aber bestimmt keine 16-20 Stunden.


    Du schreibst, dass ihr schon mal versucht habt, den Hund überwiegend an der langen Schlepp zu lassen und nur zum Lösen an der kurzen. Wie lange habt ihr das denn gemacht und wie sah das Programm nebenher aus? Aus deinem ersten Beitrag hab ich geschlossen, dass ihr im Alltag relativ viel Konzentration und Impulskontrolle vom Hund abruft. Ihr habt anscheinend auch einige verschiedene Trainingsmöglichkeiten alleine für die Leinenführigkeit probiert. Viel hin und her ist anstrengend. Möglicherweise hat er damit schon sein Pulver verschossen und kommt dann auch im Wald nicht mehr klar. Ein Wald ist ja auch ein Ort, an dem es echt viele Eindrücke gibt.

    Die Erklärung mit dem Adrenalin, was eine Woche braucht, um sich abzubauen, fand ich damals sehr erleuchtend. Einem Hund, dem ich zB einen super anstrengenden Spaziergang durch die Innenstadt zugemutet habe, würd ich danach erstmal TAGE in Ruhe lassen mit jeglichen Anforderungen.


    Ich weiß nicht, wie eure Welpenphase aussah. Aber es kann durchaus sein, dass das Energielevel dort schon recht hoch gesetzt wurde durch zu viele Reize, Trainings, neue Situationen. Viele Menschen wollen die sogenannte Sozialisationsphase nutzen, um dem Hund ganz viel zu zeigen. Oft ist das aber einfach viel zu viel.


    Ich würde einfach schauen, mehr entspannte Zeit für euch gemeinsam zu schaffen. Für die Bindung. So klingt das doch alles irgendwie sehr.. stressig für alle.

  • Ich meinte mit Freilauf nicht auspowern und lange laufen.


    Hat der Hund Mal Pause von Euch Menschen?


    Spielkumpels?


    Abends zwei bis drei Stunden vor sich hin spielen finde ich in dem Alter normal.

  • Mich macht gerade ein Satz stutzig: "Er stolpert über Äste und prallt gegen Bäume"

    Was sagen denn die Anderen hier dazu?


    Also mein Junghund war jetzt nicht die Ausgeburt an Koordination und Eleganz, aber das ist ihm echt noch nie passiert. Klar, wenn er etwas unter hohem Laub nicht sehen kann, kann es schon mal passieren, dass er kurz strauchelt, aber gegen Bäume oder andere Hindernisse ist keiner meiner Hunde jemals geprallt (und der Senior sieht nicht mal mehr gut).


    Ohne irgendwas pathologisieren zu wollen, aber ich finde das irgendwie merkwürdig in dem Alter.


    Wie ist es denn, wenn Ihr NICHT im Wald, sondern auf Wiesen oder an anderen ruhigen Orten geht?

    Meiner ist im Wald manchmal aufgeregt und beunruhigt, je nachdem, was dort unterwegs ist. Früher führte das öfter mal zu Übersprungsverhalten in Form von rasen oder den Ersthund anspielen. Das ist, seit er ca. 1,5 Jahre alt ist, so gut wie weg. Er kennt aber die Gegend mittlerweile gut.

  • Siehst du, gut das ich nochmal nachgefragt habe 😅 also geht ihr ZUSÄTZLICH zu den Pipirunden auch Mal ne Stunde oder länger raus. Puh 😅


    Habt ihr ihn denn Mal gesundheitlich auf den Kopf stellen lassen? Blutbild und so, Schmerzen ausschließen?

    Bevor du jetzt sagst "ich würde ja wohl merken, wenn er Schmerzen hat..." Nicht jeder Hund zeigt Schmerzen gleich.

    Ist er beim Gassi, gerade bei den Leinengassi, warm genug eingepackt? Also wirklich, mit bedeckten Oberschenkeln und allem?Übermäßiges Rennen wollen ist gerade in dieser Jahreszeit gern Mal ein Zeichen dafür, das dem Hund zu kalt ist.

  • Wir haben 3 Standard Gassi-Runden (5 Minuten, 15 Minuten, 20 Minuten), die wir mit ihm gehen. Er kennt besonders die ganz kurze Runde sehr gut, zeigt aber nach 2-3 Runden das beschriebene Verhalten

    Und zu Hause übt ihr auch ZOS?


    Ist vielleicht wirklich etwas viel an abverlangter Konzentration im Gegensatz zum austoben für das Alter des Hundes.


    Gibt es andere Hunde, mit denen er mal toben kann?

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