Überschwängliche Freude

  • Ich fahre aktuell ein mal in der Woche mit meinem 1-jährigen Hund zu seinem liebsten Spielkameraden, ein schon etwas älterer Hofhund (irgendwas zwischen 6-9 Jahren, mir ist es gerade entfallen).

    Die beiden Hunde verstehen sich richtig klasse und profitieren sehr voneinander.


    So weit, so schön, jetzt das Problem: Mein Hund freut sich wie irre, wenn er diesen Hund erblickt. Er kläfft aufgeregt hochtönig und springt wie besenkt in die Leine. Die Leine ist kurz. Er geht einfach zwei Schritte zurück und ballert dann da rein...

    Der andere Hund freut sich natürlich auch sehr, es fällt aber deutlich moderater aus, wie er es zeigt.


    Bisher läuft es so ab: Mein Hund und ich warten an einem Wendehammer auf unsere Begleitung (wir gehen immer am gleichen Ort spazieren). Die kommt dann auch mit angeleintem Hund auf uns zu (leider längerer Ansturm...), meiner geht ab wie ein Zäpfchen. Wir begrüßen uns aus der Ferne und gehen dann einfach erstmal angeleint los. So lange, bis mein Hund wieder artig an der Leine läuft. Dann machen wir ab und haben einen schönen gemeinsamen Spaziergang. Ein späteres abrufen, anleinen, an der Leine führen ist kein Problem. Es ist der Moment des Treffens und die ersten Minuten danach.


    Die Frage ist: Wie gehe ich es an, dass mein Hund sich so verhalten kann, wie ich es von ihm möchte?

    Es ist mir recht, dass er sich freut, er kann meinetwegen auch bellen. Es ist mir aber gar nicht recht, dass er so dermaßen in die Leine springt.

  • Die beiden Hunde verstehen sich richtig klasse und profitieren sehr voneinander.

    Woran machst Du das fest?


    Ich würde so lange nicht mehr ableinen, solange es beim ersten Aufeinandertreffen so ein Theater gibt. Also weiterhin treffen, angeleint miteinander laufen oder, wenn Du das kontrollieren kannst im Freilauf den Kontakt verbieten. Erst, wenn das sicher funktioniert, also von bei gut fünf bis zehn Treffen alles von Anfang an ruhig läuft, kann man die Zügel wieder lockerer lassen.

  • Bei Blue hilft es, wenn wir in der Erregungslage gar nicht laufen. Wir stehen dann einfach rum, bis alle ruhig sind und dann gehts los. Dauert bei einem neuen Hund schon mal 10 Minuten, in denen wir dann halt ein paar Meter zurücklegen und immer wieder rumstehen.

    Es wird besser mit der Zeit (müssten wir aber auch mal wieder üben)

  • Woran machst Du das fest?

    Ich weiß gar nicht genau wie ich es beschreiben soll... die beiden haben eben eine Wellenlänge. Es ist die Art wie sie miteinander umgehen. Das haben wir auf diese Weise sonst mit keinem anderen Hund.

    Die beiden spielen sehr ausgeglichen und mögen auch die gleichen Spiele. Mal jagt der eine, mal der andere. Manchmal stehen sie auch nur da und schnabbeln einfach miteinander herum.

    Sie spielen außerdem nicht die ganze Zeit, sondern gehen viel gemeinsam herumschnüffeln.


    Der Profit für den Hofhund ist, dass er sonst keinen hat, mit dem er so gerne und ausgelassen spielt. Klar gibt es auch andere Hunde, es ist aber eben nicht so wie mit meinem. Er ist eigentlich auch sehr hoftreu und nicht so der Spaziergänger, geht aber gerne los, wenn mein Hund mit dabei ist.


    Für meinen Hund ist eben auch dieser gemeinsame "Vibe" ein großer Pluspunkt. Es ist halt nicht dieses "Rumgeballere", klar fetzen sie mal los, aber da ist eben auch ruhiges, gemeinsames Entdecken.

    Und der Hofhund übernimmt das Sagen. Er weist meinen Hund in die Schranken, wenn er doch mal zu aufmüpfig wird. Dadurch, dass mein Hund seinen klaren Platz im Gefüge hat, ist er sehr entspannt.


    Ich würde so lange nicht mehr ableinen, solange es beim ersten Aufeinandertreffen so ein Theater gibt. Also weiterhin treffen, angeleint miteinander laufen oder, wenn Du das kontrollieren kannst im Freilauf den Kontakt verbieten. Erst, wenn das sicher funktioniert, also von bei gut fünf bis zehn Treffen alles von Anfang an ruhig läuft, kann man die Zügel wieder lockerer lassen.

    Das ist für mich keine Option.

    Die Besitzer gehen ja nur mit uns wegen des Freilaufs und würden sicher ablehnen, wenn ich daraus nun wochenlang eine 1-stündige Erziehungsveranstaltung machen würde.


    Bei Blue hilft es, wenn wir in der Erregungslage gar nicht laufen. Wir stehen dann einfach rum, bis alle ruhig sind und dann gehts los. Dauert bei einem neuen Hund schon mal 10 Minuten, in denen wir dann halt ein paar Meter zurücklegen und immer wieder rumstehen.

    Es wird besser mit der Zeit (müssten wir aber auch mal wieder üben)

    Stimmt, so machen wir es im Hundeverein auch. Es wird erstmal langweilig herumgestanden, bis sich alle beruhigt haben. Das probieren wir mal. Danke!

  • Hm, also ich denke Du solltest Dich keinen Millimeter auf den anderen Hund zubewegen, solange Deiner in dieser Erregungslage ist.


    Das habe ich nämlich mit dem Ersthund leider lange falsch gemacht. Einfach, damit "es" möglichst schnell vorbei ist, bin ich sogar immer schneller gelaufen, oft aus Angst, dass er gleich zusätzlich noch zu kläffen anfängt.

    Naja, unterm Strich hat er dann genau die Distanzverringerung bekommen, die er wollte. Positive Verstärkung eben.


    Beim Zweithund habe ich von Anfang an auf jegliches Drängen, Jammern, Hinziehen mit genau dem Gegenteil von dem reagiert, was er wollte.

    Je aufgeregter er war, desto ruhiger habe ich mich verhalten und habe die Distanz vergrößert.


    Jedenfalls war es tatsächlich so, dass er sich zu einem Hund mit sehr guter Impulskontrolle entwickelt hat.


    Zu dem Thema kommt allerdings allgemein noch dazu, dass man "Freude" oft in ein Verhalten reininterpretiert, was letztendlich etwas ganz Anderes bedeutet. Unsicherheit, Stress, usw.

    Auch aus dem Grund würde ich daran arbeiten, dass Ihr Euch ruhig nähern könnt und sein Fokus bei Dir bleibt.

  • Ich bin wahrscheinlich für diese "alles muß reguliert werden" - Zeiten zu oldschool, aber wenn es nur dieser eine Ausnahmefall ist, würde ich dem dem Jungspund in diesem speziellen Fall seine überschwengliche Freude gönnen, kein großes Erziehungstheater veranstalten und das Gehampel einfach ignorieren.


    Ich habe bei diesem einen Superfreund sogar sofort abgeleint, so dass der Zwerg ein paar freie Begeisterungsrunden im Renntempo drehen konnte, danach war der Überschwang raus und alles verlief kultiviert.


    Und - jedenfalls bei uns - haben sich diese überschießenden Reaktionen einfach von selbst verwachsen ,es war also wirklich ein "wilde Jugend"-Ding. Da hab ich mich, ehrlich gesagt, eher mitgefreut - aber ich hab natürlich auch gut reden, mein Hund ist nicht schwer genug, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen.

  • Macht er das den auch in anderen Situationen? Bei anderen Hundebegegnungen oder nur bei diesen einen Hund und auch nur für die paar Meter bis ihr beieinander seit, ein Stück gelaufen seit und dann ist Ende?


    Bei mein Yuukan war das Problem die ersten paar Meter wenn wir richtung Feld laufen, da zog er wie ein Ochse zieht. Er konnte ein sehr gutes, flüssiges Fuss, nur versagte das auf den ersten Metern des Spazierweg immer völlig. Hund war so aufgeregt auf den Spaziergang das nichts ging. Wenn wir dann auf dem Feld seiner Begierde waren, lief er angenenehm an der Leine oder frei.


    Ich hatte 2-3 Trainer da. Wir haben alles probiert. Stehen bleiben, loslaufen und dann Richtung wechseln, Leckerlie vorm Gesicht, penetrantes Kommando zischen, Abschreckreize. Wir hätten Stunden da verbringen können rumzustehen weil bei jeden Schritt rannte er sofort wieder in die Leine. Beim Richtungswechsel hat er eben in die andere Richtung gezogen.

    Ich war so genervt und so gestresst, weil ich dachte mein Hund MUSS das können.


    Und dann kam eine Trainerin und sagte: MUSS er das wirklich können? Dein Hund kann ein super Fuß und freut sich eben einfach auf den Spaziergang. Solange er nicht den ganzen Spaziergang wie ein irrer durchzieht ist doch alles Ok. Meine Hunde ziehen auf den ersten Meter auch.

    Und ab da war Ruhe. Ich habe es für mich hinterfragt ob ich meinen Hund diese eine dumme Unart wirklich auf Biegen und Brechen raustrainieren muss und hab beschlossen das es hier unnötig ist. Und Yuukan zerrte 13 Jahre die ersten paar Meter und war danach und in der Stadt, auf dem Trainingsplatz, in der Öffentlichkeit, Zuhause der liebste und beste den ich je hätte haben können.

  • Beim Zweithund habe ich von Anfang an auf jegliches Drängen, Jammern, Hinziehen mit genau dem Gegenteil von dem reagiert, was er wollte.

    Je aufgeregter er war, desto ruhiger habe ich mich verhalten und habe die Distanz vergrößert.

    Es ist mein Ersthund, also noch viel Luft dafür alles erstmal falsch zu machen:grinning_squinting_face:Ich glaub, für sowas brauch man echt nen langen Atem und, je nachdem wie hartnäckig die Hund ist, viiieeeel Zeit. Man muss da ja immer konsequent sein, sonst schleicht es sich trotzdem ein. Den Zug hab ich wohl schon verpasst.


    Und - jedenfalls bei uns - haben sich diese überschießenden Reaktionen einfach von selbst verwachsen ,es war also wirklich ein "wilde Jugend"-Ding. Da hab ich mich, ehrlich gesagt, eher mitgefreut - aber ich hab natürlich auch gut reden, mein Hund ist nicht schwer genug, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen.

    Danke dir für diesen etwas anderen Ansatz!

    Im Grunde wäre ich auch bereit, es so anzugehen. Mein Hund ist mit 15kg kein Titan und bringt mich sicher auch nicht zu Boden, aber es ist trotzdem höchst unangenehm, wenn der mit Gewalt in die Leine springt. Insofern wäre ich froh, wenn wir wenigstens das abstellen könnten.


    Macht er das den auch in anderen Situationen? Bei anderen Hundebegegnungen oder nur bei diesen einen Hund und auch nur für die paar Meter bis ihr beieinander seit, ein Stück gelaufen seit und dann ist Ende?

    Er ist in anderen Situationen auch aufgeregt, aber auf eine andere Art.

    Wenn er im Verein die anderen Hunde sieht, ist es deutlich Unsicherheit, die ihn etwas popcornen lässt. Das ist aber mit Ruhe händelbar. Er bellt dann mal kurz oder zieht ein wenig, ich kann ihn da aber mit passendem Abstand wieder zur Konzentration bringen.


    An Fremdhundebegegnungen arbeiten wir aktuell und konnten zuletzt einen Erfolg verzeichnen (hier sollten wir aber den Tag noch nicht vor dem Abend loben!).

    Das ist aber auch nicht das gleiche wie sein Verhalten bei eben diesem einen Hund.


    Und dann kam eine Trainerin und sagte: MUSS er das wirklich können? Dein Hund kann ein super Fuß und freut sich eben einfach auf den Spaziergang. Solange er nicht den ganzen Spaziergang wie ein irrer durchzieht ist doch alles Ok. Meine Hunde ziehen auf den ersten Meter auch.

    Auch eine Herangehensweise. Wir stehen ja noch ziemlich am Anfang. Fuchsen uns viel durch und manchmal braucht es auch 3 Anläufe und Monate bis ich den Weg für uns finde. Ich würde daher mal vorsichtig drauf hoffen, dass wir grundsätzlich schon noch ein ruhigeres Verhalten erarbeiten könnten.

  • Ich würde mich einfach auch mit den anderen dort treffen, wo beide abgeleint werden können. Das waren bei uns die entspanntesten Spaziergänge.

    Ich empfand es ehrlich gesagt immer eher als unangenehm, wenn der andere seinem Hund erstmal eine 10 minütige Erziehungsrunde verpasst hat, bevor der Hund mit meinen laufen durfte.

    Meine Hunde halten sowieso nichts von zu stürmischen Begrüßungen und haben dann selber für angemessenes Verhalten des anderen gesorgt. Bei best buddies freue ich mich immer mit.

  • Zitat

    Ich empfand es ehrlich gesagt immer eher als unangenehm, wenn der andere seinem Hund erstmal eine 10 minütige Erziehungsrunde verpasst hat, bevor der Hund mit meinen laufen durfte.

    Vor allem - das mußte ich beim Umstieg von Groß und vernünftig auf Terrier und sprittig erstmal lernen - weil du bei manchen Hunden ab einer gewissen Stimmungslage mit Erziehungsrunden alles nur noch schlimmer machst, bis der Hund vor lauter Konflikt komplett frei dreht: Er möchte dir ja den Gefallen tun, aber...


    Wo ich den Schäfermix schon mit einem etwas nachdrücklicheren "Gut ist!" wieder zu Verstand bringen konnte, flippte der noch so junge Russell dann erstmal komplett aus, und darauf, mir so ein nettes Treffen gleich von Anfang an zu verkorksen, hatte ich einfach keine Lust. Also durfte sie ihrem Überschwang einmal frei Luft machen, und dann war sie sofort wieder gefällig und ansprechbar - der einzige junge Hund weit und breit, den ich sogar aus einem kaspernden Knäuel abrufen konnte. Aber die wilde Begrüßung musste einfach sein. Und, wie gesagt, heute ist das längst ganz von selbst vorbei, da ist sie eine rangbewußte, würdige und gestelzte alte Dame - und ich erinnere mich wehmütig an die Raketenzeiten...

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