GSS oder doch wieder ADSH?
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Nachdem unser letzter Hund (ADSH) kürzlich verstorben ist, denken wir nun schon über den nächsten nach, der im Sommer einziehen soll. Wir grübeln gerade über die Rasse des neuen Hunds. Fest steht: Es wird aus Altersgründen der letzte große Hund werden. Wenn der sein Lebensende erreicht, dürften wir um die 60 sein, da kann man solche Kaliber noch tragen. Mit 70 dann schon nicht mehr, da muss was leichteres her. Aber gut, eins nach dem anderen, nämlich die Auswahl vom aktuellen Hund.
Wir sind gerade etwas unentschlossen zwischen wieder einem Altdeutschen Schäferhund oder einem GSS. Rahmenbedingungen: Der Hund kommt in eine Familie mit kleinem Kind (7 Jahre) in ein Haus mit Garten (Umzug ist in ca. 5 Jahren geplant, dann mit extrem großem "Garten"). Bei uns kommt, bedingt durch die Kleine, regelmäßig Besuch in Form von anderen Kindern, Nachbarn und Freunden ganz allgemein. Wir haben öfters mal volles Haus. Ein kläffender Zwergspitz und ein paar Katzen kommen auch noch hinzu.
Über den Schäferhund muss ich mir über die Pro´s und Con´s keine Gedanken machen, seitdem ich denken kann war immer ein Schäferhund im Haus.
Aber ich siniere über den GSS. Zum einen weil sie nach ihrer Rassebeschreibung super Familienhunde abgeben würden, weil sie ruhiger sind und (so verstehe ich das) nicht soviel Zeitaufwand wie ein Schäferhund benötigen, sprich leichter zu beschäftigen sind. Die beiden die ich beim Züchter getroffen habe, schienen sehr Kinderlieb zu sein. Die sind meiner Tochter nicht mehr von der Seite gewichen, die jüngere hat sie laufend zum spielen aufgefordert.
Aber ich lese auch, das GSS gerne bewachen. Wie schaut es bei denen mit Besuch und Trubel im Haus aus? Klar, der Hund wird immer einen Rückzugsbereich haben, wo ihn keiner stört, aber allgemein, wie kommen sie mit einer Horde Kindern zurecht die durchs Haus trampelt?
Thema Sturheit: Ich lese auch der GSS ist ein eher sturer Vertreter der Gattung Hund. Wie äussert sich das? Macht er was er will und für richtig hält oder kann man ihm zumindest die rudimentären Dinge (Abruf, Spaziergang ohne Leine) soweit beibringen das er sie befolgt wenn die entsprechenden Kommandos kommen? Meine Mutter hatte mal einen Dackel, an dessen Dickschädel bin ich schier verzweifelt.
Deswegen tatsächlich die allgemeine Frage an die GSS Halter: Wie sind eure so? Entsprechen sie den Rassebeschreibungen? Wie wirkt sich ihre Dickköpfigkeit im Alltag aus? Und natürlich, falls jemand dabei ist der beide Rassen ((A)DSH / GSS) kennt, wie schätzt ihr die Unterschiede ein?
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Henning&Me hält einen GSS, wenn ich mich nicht irre. Vielleicht hat sie Infos zu deinen Fragen. Vielleicht fallen anderen ja auch noch weitere Halter:innen hier aus dem Forum ein.
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Gerade erst gesehen, aber schreibe ich gerne was zu. Eins vorweg: Unser GSS ist unser erster Hund und ein sehr netter Vertreter seiner Rasse (ist auch noch keine 2 Jahre). Ich weiß nicht, was davon Charakter und was Erziehung ist. Aber er ist ein Hibbel, der fast alle Menschen und Hunde mag. Dennoch habe ich schon einen Eindruck, was an Ernsthaftigkeit noch dahinter steckt. Aber es sind eh alle Hunde verschieden.
Man muss beim GSS sehr aufpassen, wenn die Rassebeschreibung ihn als super Familienhund beschreibt. Henning liebt auch Kinder und will da immer hin. Wenn eins schreit, will er sofort trösten. Ich muss das aber sehr deckeln und im Auge halten: Ich bin mir sicher, dass er die Kinder auch aktiv beschützen würde. Also Kinderwagen bewachen und den Zugang regeln zum Beispiel. Und ich würde (ohne Regelung durch uns) auch nicht in der Haut desjenigen stecken wollen, der ein Kind zum Weinen bringt.
GSS sind Hofhunde. Besucher werden also abgecheckt und im Auge behalten. Das kann sehr nervenaufreibend sein, das zu regulieren. Es sind aber keine sinnlosen Kläffer.
Stur klingt immer etwas böse. Aber die Rasse ist dafür gezüchteter, selbstständig zu entscheiden. Liegt in der Genetik: Die haben früher selbstständig den Hof bewacht, waren teilweise im Herdenschutz eingesetzt oder haben Karren selbstständig ins Tal gezogen. Kommandos sind für sie also eher Vorschläge. Wenn sie gerne mit dir zusammenarbeiten und gelernt haben, dass du weißt, wo es lang geht, befolgen sie die Vorschläge gerne. Aber meistens siehst du erst mal, wie sie ein paar Sekunden drüber nachdenken und abwägen. Deswegen sind es auch keine Hunde für Tricksereien: Mal das ein oder andere Kommando, klar. Aber die Hunde sehen den Sinn nicht darin, einen Trick nach dem anderen abzuspulen. In Facebookgruppen zum GSS sind übrigens schon sehr viele am Charakter verzweifelt, die vorher schon vermeintlich sture Hunde hatten. Das Thema Leinemführigkeit ist so was. Manche lassen ihn immer frei laufen, weil sie die Leinenführigkeit nicht hinbekommen und der Freilauf gut klappt. Geht alles, aber damit du mal ein Extrembeispiel hörst.
Aber das heißt nicht, dass die Hunde nicht arbeiten wollen. Du schreibst, dass die Hunde nicht so zeitaufwändig sind. Ja und nein. Sie brauchen natürlich ihre Bewegung. Gerade bei großen schweren Hunden sollte man auf einen guten Muskelaufbau achten. Aber sie brauchen nicht unbedingt unendlich viel zusätzliche Beschäftigung. Wobei ich mit dabei sagen muss, dass Henning einmal wöchentlich einen Beschäftigungskurs besucht und wir im Januar mal in den Zughundesport reinschnüffeln wollen. Und das nimmt er auch dankbar an, er arbeitet sehr gerne. Aber unser Grundstück ist auch zu klein, um angemessen wachen zu können. Das wäre halt eine Alternative Auslastung.
Zusammengefasst: Es können tolle Familienhunde sein. Ich war froh, dass wir jetzt noch keine Kinder haben wo Henning noch so jung und anspruchsvoll ist. Und er wird auch später nicht der sein, der mit den Kindern toben und spielen kann. Dafür ist er zu schwer. Ich vermute, das wäre eher so ein Nebenher mit kuscheln. Aber da fehlt mir die Erfahrung.
Ich bin schon das ein oder andere mal etwas verzweifelt an ihm, weil er immer wieder diskutiert. Aber es sind tolle Hunde und ich würde mich immer wieder für Henning entscheiden. Es muss einem nur klar sein, dass es herausfordernd sein kann und es einfachere Rassen gibt. Und vor allem die Rasseportraits im Internet sind oft etwas zu positiv dargestellt. Da muss man viel zwischen den Zeilen lesen.
Zum Schäferhund im Vergleich kann ich dir leider nichts sagen. Aber ich hoffe, das hilft dir schon mal weiter.
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Die GSS Hündin, mit der wir eine Weile gelaufen sind, hat nicht mal die Großmutter an ihre Enkelin gelassen und musste dafür ausgesperrt werden, weil sie dann wirklich ernst gemacht hat. Die Familie hatte sich unter der Rassebeschreibung auch etwas ganz anderes vorgestellt und war in der Erziehung nicht sonderlich konsequent. Vom Charakter her fand ich sie auch sehr hibbelig, teils distanzlos und Bodo mochte sie nicht wirklich.
Als die Frau ein zweites Mal schwanger wurde, musste die Hündin weg.
Die GSS Hündin, die wir in der Hundeschule kennen gelernt haben, als wir mit Lucy dort waren, hat sich regelmäßig bei Einschränkungen gegen ihre Besitzerin gerichtet. Die konnte die zweijährige Hündin überhaupt nicht halten und es gab einige "ach Du sch..."-Momente auf dem Platz. Sie war total stur und hat sich auch mit Futter nicht belohnen lassen, sondern musste in jedem Kommando einen Sinn sehen - gab es den ihrer Meinung nach nicht, gab es zwei mögliche Ausgänge: sie hat es ignoriert oder sie hat sehr deutlich gemacht, was sie davon hält.
Letztlich wurde auch die Hündin abgegeben, weil der Mann sich nicht aktiv gekümmert hat und die Halterin schlussendlich so viel Angst hatte, dass sie nur noch nachts spazieren gehen konnten.
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Das was Lysaya schreibt passt leider sehr gut. Ich glaube, das kann auch eher die Regel als die Ausnahme sein. Selbst unser Hund, der ein absoluter verschmuster Schoßhund ist, hat sich in der erste Pubertätsphase teilweise gegen mich gerichtet. Nicht aus Boshaftigkeit, aber aus (gemeinsamer) Überforderung. Ich hatte teilweise wochenlang immer blaue Unterarme. Mittlerweile haben wir uns eingespielt und er arbeitet echt gerne mit. Aber wir mussten da selbst hinfinden, weil viele Hundetrainer mit dieser Art Hund nicht klar kommen.
War bei uns so extrem, weil wir Ersthundehalter waren. Die klare Kommunikation passte vor allem von mir nicht. Aber tatsächlich werden sehr viele GSS mit ein oder zwei Jahren wieder abgegeben. Und die ersten drei, vier Jahre sind bei der Rasse echt hart. Auch sehr schön, aber nicht einfach.
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5 von 5 GSS die ich kenne, bringen eine wirklich unangenehme Kombination aus Nervosität und "im Zweifelsfall erst zubeißen, dann nachfragen" mit. Und sind als Sahnehäubchen dann aufgrund der Größe nur schwer zu halten. Ich würde sie alle als Hunde einstufen, die mir im Alltag viel zu heikel wären. Und ihnen nie den Rücken zudrehen.
Nun muss man dazu sagen, dass die Rasse gerade trendet, was eigentlich immer dazu führt, dass viel ungut gezüchtet/vermehrt wird. Es wird wohl möglich sein, aus guter Zucht auch stabilere Exemplare zu finden. Aber da würde ich aufgrund meiner Erfahrungen echt mit Argusaugen hingucken.
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Und GSS sind halt nicht "Berner mit weniger Fell". So wird das ja auch oft verstanden - z.T. sogar aktiv empfohlen.
Auch Berner bringen ihren Dickschädel mit, aber weniger Schutztrieb und sind nicht so ernsthaft.
Aber GSS brauchen von Anfang an klare Kommunikation, dabei aber keine Härte, dafür sind sie zu sensibel. Das muss man echt genau balancieren und da kann viel schief gehen. Gerade, wenn Kinder im Spiel sind, würde ich das Risiko nicht eingehen.
Bevor mir das unterstellt wird: ich mache hier keine Werbung für Berner. Das war nur, um die Unterschiede aufzuzeigen.
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Ich habe zwei Spitze (also Hofhunde) und jetzt auch einen Collie (also Hüti). Ich weiß, das sind keine GSS und kein Schäfi, aber bei der Beschreibung des GSS musste ich doch an die Beschreibung von Spitzen denken, die mir anfangs echt zugesagt hat. Jetzt habe ich dazu einen Collie und auch wenn der was Aktivitäten angeht fordernder ist, empfinde ich ihn um Längen einfacher als die Spitze. Weil mir der Typ Hund einfach mehr liegt. Inzwischen finde ich die Beschreibung „eigenständig“ beim Hund nicht mehr schön, sondern abschreckend. Ich habe gerne einen Hund, der auch einfach mal macht, was man sagt, ohne dass man ihm erst den Sinn erklären muss. Und der es nicht ausnutzt, wenn man einen schlechten Tag hat und dann einfach seine eigenen Ideen umsetzt.
Es gibt viele, die mit dem Hofhundcharakter gut klar kommen, aber ich gehöre nicht dazu. Und ich kann mir auch irgendwie nicht vorstellen, dass jemand, der Schäferhunde gewohnt ist, plötzlich ein Hofhund-Typ wird.
Edit: Weil ihr ja auch einen Zwergspitz habt (wobei die wohl kaum mehr als Hofwächter gezüchtet werden, aber sicherlich trotzdem noch ziemlich eigenständig sind): Würdet ihr so einen Charakter in groß und ernsthaft haben wollen? -
Es fängt schon an bei Platz im Auto, für den Hund und die Rampe und den gesundheitlichen Themen. Wie früh diese Hunde alt werden, wie schwierig es ist, ihnen das Alter zu erleichtern wegen der Größe. 60 Kilo trag ich auch in jungen Jahren nicht mehr. Und dem Kind tut man damit nun auch keinen Gefallen. Also warum GGS? Gerade, wenn man keine kennt also nicht verknallt ist.
Wenn man Hütehundmitdenken gewöhnt ist, ist ein Hund, der so anders mit der Welt umgeht, schon sehr anstrengend. Altdeutsche können nun auch ne Aufgabe sein, was Schutztrieb angeht ... Also mit Kind sieben und AHH Erfahrung. Mit einem Collie werdet ihr da glücklicher und das Kind wird mit diesem Hund ins Erwachsenenalter wachsen, mit einem Collie kann es viel mehr unternehmen als mit einem GGS. Und der ist dann mit 10 auch nicht steinalt. Das ist das was mich am meisten abschrecken würde. Ich kenne einen achtjährigen Rüden und der ist einfach alt und was in den an Futterzusätzen und Schmerzmittel verschwindet und der wiegt nur 55 Kilo. Also ich müsste das Wesen der Hunde schon sehr lieben, um mir das anzutun.
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Danke euch für eure Ansichten. Klingt dann doch anders als die Rassebeschreibungen die man so liest.
Glücklicherweise bin ich nicht auf den GSS festgelegt, so dass ich nun mal sehr ernsthaft darüber nachdenken muss...
Weil ihr ja auch einen Zwergspitz habt (wobei die wohl kaum mehr als Hofwächter gezüchtet werden, aber sicherlich trotzdem noch ziemlich eigenständig sind): Würdet ihr so einen Charakter in groß und ernsthaft haben wollen?
Ernsthaft? Nein. So klein ist das in Ordnung, aber in groß wäre das wohl eine Horrorvorstellung...
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