Wie viel / wie wenig Aufmerksamkeit ist für den Hund gut?

  • Was du hier beschreibst, ist ja dann eher ein Problem das in dir liegt, an dem du arbeiten solltest, das hat ja mit dem Hund weniger zu tun.

    Nichts in diesem Thread hat mit dem Hund selbst zu tun, sondern ausschliesslich mit uns Menschen und mir ist das sehr wohl mehr als bewusst, daran habe ich schon viel gearbeitet.

  • Ich find das Thema tatsächlich bedenklich. Genau deswegen finde ich es gut, dass es hier angesprochen wird.


    Wenn ich höre und lese, wie oft Menschen sich nur noch dadurch zu helfen wissen, dass der Hund in einen kleineren (Box) oder größeren Käfig (Welpengitter) gesperrt wird, dreht sich mir echt der Magen um und alles zieht sich zusammen. Stundenplan, Stoppuhr und Sperrgebiet von Welpenbeinen an - da gruselt es mich. Es steht auch vollkommen entgegen von Empathie und individueller Anpassung an den Hund, den Mensch und die Beziehung. Ganz zu schweigen von Entwicklungsphasen und Tagesform.


    Es geht gefühlt immer mehr die Bereitschaft verloren, den individuellen Lernprozess, das Kennenlernen und das Aufeinandereinstellen mitzumachen und statt Stundenplan und pauschalen Regeln zu befolgen, flexibel und aufmerksam zu sein. Vielleicht war es aber auch einfach schon immer so und es wird mir nur jetzt bewusster.


    Mir käme es nicht in den Sinn, Kontakt und Aufmerksamkeit zu verwehren, solange der Hund das gerade will/braucht und ich es gerade ebenfalls kann und will. Wenn ich arbeite, arbeite ich. Da bin ich weitestgehend tabu. Hunde dürfen Kontakt liegen, sie werden auch mal geistesabwesend gestreichelt oder ein paar Sekunden durchgewurschtelt, wenn es gerade passt. Ansonsten gibt es da nix. Da haben sie Pech gehabt, sollten sie gerade mehr von mir wollen und müssen warten.

    Schlafen die Hunde gerade oder haben keinen Bock, obwohl ich gerade kuscheln will - tja, da hab ich eben Pech gehabt und muss warten. Wie in jeder anderen Beziehung zwischen Individuen auch.


    Einerseits fürchterlich einfach: Denn ich muss nur meine Grenzen durchsetzen und die Grenzen des anderen Wesens respektieren. Andererseits komplex, weil man überhaupt erstmal erkennen muss, wann es dem anderen zuviel ist und wann man sich verbiegt und dadurch unzufrieden wird. Ich glaube, den meisten steht da im Wege, das es ganz genau nach Plan erfolgen muss und dann sind jeden Tag alle zufrieden, glücklich und froh oder liegen zumindest still in der Ecke. Nur funktioniert Leben so nicht.

  • Tidou war eigentlich immer ein unkomplizierter Hund. Er kommt mit mir zur Arbeit, da schläft er fast die ganze Zeit in seinem Hundebett. Ab und zu kommt er zu mir um sich ein paar Streicheleinheiten einzuholen aber geht dann wieder ins Hundebett. Das klappt seit er jung ist wirklich ausgezeichnet. Er war noch nie ein extremer Kuschler aber er liebt es neben mir zu liegen wenn wir fernsehen. Wenn wir Besuch haben, geht er meistens in die obere Etage um seine Ruhe zu haben. Früher war er sehr verspielt und wir spielten sehr oft mit ihm. Wir konnten mit diesem Hund fast alles machen, aber abhängig von der Aktivität, die wir mit ihm unternahmen, waren wir ihm gegenüber zwangsläufig sehr aufmerksam. Jetzt, mit 15 Jahren ist es natürlich nicht mehr wie früher und meine Gedanken kreisen viel mehr um ihn. Aber ich habe mir eigentlich nie Gedanken gemacht ob er zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit erhält.

    „Mach nicht son Geschiss um den Hund“

    Meine Eltern hatten immer einen Hund und das habe ich ihnen oft gesagt. Aber ich merke, dass ich es jetzt mit unserem Opa genauso mache. |)

    Seit er gesundheitliche Probleme hatte, kreisen meine Gedanken viiiel mehr um den Hund und alles wird so gemacht, dass es für den Wautz passt. :nicken:

  • „Mach nicht son Geschiss um den Hund“


    Kurzum, dieser Satz (eines befreundeten Diensthundeführers) hat mein Verhältnis zu meiner ersten DSHündin definitiv zum Besseren verändert.


    Den Satz braucht man nur bissl auf sich wirken lassen und schauen an welchen Stellen er passt :lol: .

    Danke, das ist auch bei uns so. Hier lebt der dritte Hüti und ja, die sind tendenziell schon schnell bei der Sache, wenn sie denken, es passiert was. Mein Sheltie war auch so eine Klette, die folgte einem auf Schritt uns Tritt. Das habe ich nie rausbekommen, habe es dann aber teilwiese einfach ignoriert, oder sie weggeschickt. Meine Jules war da anders, die ist aber auch nicht so eng mit dem Menschen aufgewachsen und war die ersten Monate mehr mit anderen Hunden zusammen, als mit Menschen. Die war immer gechillt. Die lag zwar gerne bei uns, hat uns aber nicht verfolgt.


    Nando war der Welpe, der immer als letztes geschlafen hat. Da hatte ich schon gedacht, dass das daheim vielleicht schwierig wird. Aber tatsächlich hat er das besser hinbekommen als seine Brüder. Vermutlich, weil ichbda von Anfang an konsequent war und gegengesteuert habe. Wenn ich arbeite liegt er irgendwo, mal neben mir, mal im Bett, wo er mich auch nicht beobachten kann und im Sommer gerne alleine unten im kühlen Flur. Wenn ich aufstehe, bleibt er in der Regel auch liegen, es sei denn, er muss raus, dann springt er schon mal auf. Aber es ist halt in der Zeit auch kein Fokus auf ihm.


    Dafür liegt er Nachts bei uns an uns rangekuschelt und der Kopf liegt meist sogar auf einem drauf. Dabei ist er nicht auf eine Person festgelegt, mal liegt er bei mir, mal bei Männe und wenn mal ein Kind bei uns ist, auch auf dem. Er lässt sich notfalls aber auch rausschicken, insofern geniesse ich es, dass er so gerne bei einem liegt.

  • Hier läuft es so ab, dass die Hunde zwar so gut wie nie alleine sein müssen, aber schon regelmäßig auch mal in andere Zimmer auf ihre Plätze verwiesen werden, wenn sie mir oder meinen Eltern im Weg sind.

    Zum Beispiel beim putzen, handwerkern, wenn sie zu aufdringlich bei Besuch werden...


    Türen schließen oder Kindergitter installieren müssen wir aber nicht, es reicht, wenn ich ihnen sage, dass sie auf ihre Plätze gehen sollen.


    Meinen Hunden tut das tatsächlich gut, weil sie oft von alleine nicht zur Ruhe finden, solange ich am 'wurschteln' bin.

    Sobald ich mich selber mal hinsetzte, oder abends dann vor dem TV, sind sie mit mir zusammen auf der Couch. Gleiches dann später im Bett.


    Aktiv Aufmerksamkeit gibt es mehrmals am Tag für Knuddeleinheiten, Leckerchengabe, Fütterung, Fellpflege (unregelmäßig) und Spaziergänge/Spielen im Garten. Letzteres beläuft sich vielleicht auf 1-2 Stunden wochentags, am Wochenende mehr. Sie laufen halt so mit im Alltag, machen ihr eigenes Ding und zwischendurch machen wir was gemeinsam. :lol:

  • Ich denke jeder hat auch immer eine andere Vorstellung davon, was permanente Aufmerksamkeit oder "Geschiss" bedeutet und vermutlich macht es auch einen Unterschied wieviele Hunde man hat.


    Ich hatte vor Kurzem einen Gasthund hier, der bei seinen Haltern sehr laut, fordernd und permanent unter Strom war und hier ziemlich unauffällig mitlief. Eine Freundin meinte dann auch, dass er bei mir eben nicht im Fokus steht, sondern halt einfach da ist, fand ich eine spannende Außenwahrnehmung, weil ich gefühlt immer sehr viel um meine Hunde kreise. Vllt kommt es auch einfach auf das wie an und/oder auf die Gesamtumstände.


    Das mit dem "nicht so viel Geschiss" um den Hund machen, scheinen einige Leute gerne als Ratschlag zu geben, den allermeisten Leuten habe ich geantwortet, dass es ihrem Hund ganz gut tun würde, wenn sie sich Mal mehr Gedanken um ihn machen würden :ka:


    Kommt aber wahrscheinlich sehr auf die "Blase" an, in der man sich bewegt. Ich kenne einfach auch viele bei denen die Hunde (großteils) im Zwinger leben, dass wird sicherlich ein anderer "Maßstab"/ Vergleich sein, als wenn man hauptsächlich mit reinen Begleit- und Familienhunden Kontakt hat.

  • Da meine mit im Büro ist, "picken" wir schon sehr aufeinander.

    Die meiste Zeit verbringt sie aber schlafend/ruhend in ihrem Körbchen und ich muss arbeiten, ich schau da auch nicht ständig auf sie. Zwischendurch wird sie von Kollegen bespielt bzw. kommt sie manchmal an und fordert eine kurze Spiel- oder Kuscheleinheit, die bekommt sie natürlich auch.

    Zu Hause läuft sie einfach mit, manchmal bleibt sie liegen wenn ich den Raum verlasse, manchmal kommt sie nachsehen und geht wieder, manchmal bleibt sie bei mir, ist aber total unaufgeregt.

    Abends beim fernsehen liegt sie angekuschelt entweder bei mir oder meinem Mann, sie mag das und wir mögen das auch. Genauso im Bett, auch da wird sich angekuschelt, sie ist eine die viel Kontakt braucht.


    Alle 1-2 Wochen ist sie einen Tag in Betreuung, da hat sie Hundekuppel und kann sich richtig austoben, da macht ihr Spaß.

    Bei uns gibt es aber keinen Grund sie irgendwie abzugrenzen oder wegzuschicken. Mir würde etwas fehlen wenn sie immer in ihrem Körbchen irgendwo liegen würde, anstatt bei uns.

  • "Geschiss"

    Ich verbinde das komplett negativ, weil das in meinem weiteren Umfeld stets abwertend und sinnfrei verwendet wird.


    Es ist "Geschiss"/zu bemüht/vermenschlichend, wenn:


    Meine Hunde abwechslungsreich ernährt werden. Billig-Trofu wäre so viel einfacher und würde es auch tun.


    Meine Hunde angezogen werden, sofern sie frieren.


    Ich Rücksicht darauf nehme, dass der Senior heute einen schlechten Tag hat, das Junggemüse gerade überfordert ist, meine Hündin in bestimmten Situationen Panik bekommt.


    Schmerzen ernstgenommen werden.


    Wir bestimmte Runden gehen, weil sie den Hunden gefallen.


    Ich lieber mit den Hunden zum Spaß Training mache oder länger unterwegs bin, weil sie gerade Freude daran hatten, als irgendwas anderes.


    Tierarzt lieber zu oft als zu selten aufgesucht wird.


    In meiner Welt ist das das absolute Minimum, was ich einem Hund zu bieten habe. Für andere ist es "Geschiss". Sind schließlich nur Hunde.

  • Danke MoniHa, genau so ist es


    Ich für meinen Teil mache gerne viel "Geschiss" um meinen Hund, denn sie ist wichtig für mich, ist Familie, ich liebe sie und sie ist auf mich angewiesen.

  • Man kann den Satz natürlich so verstehen wie man will, auch komplett humorlos. Jedem das seine.

    Mir scheint jedoch, das ihr euch da geradezu angegriffen fühlt. Muss ich nicht verstehen. Hat was von "wem der Schuh passt.."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!