Junger Podenco Labrador Mix Schwierigkeiten

  • Hmm, ich lese da raus, dass du einen Junghund zu dir genommen hast, der wohl nicht die besten Startbedingungen ins Leben hatte und womöglich steckt eben auch noch eine eher ursprüngliche, unabhängige Rasse drin.


    Gerade bei dieser Kombination solltest du tunlichst alles vermeiden, was das Vertrauen des Hundes in dich schädigt.

    Den Hund auf den Boden zu drücken, um ihn zu "fixieren", ist solch ein Verhalten. Das kann eure Beziehung nachhaltig negativ beeinträchtigen. Das ist schon ganz, ganz massives Droh- und Einschüchterungsverhalten.


    Mir scheint auch, dass Du manchmal völlig normales Hundeverhalten "dramatischer" interpretierst, als es ist? Dass ein junger Hund, der noch neu in seinem Zuhause ist, und zurzeit keine wirklich stabile, geradlinige Bezugsperson hat (du hast ja in sehr kurzer Zeit total viel rumprobiert - das ist schlecht, weil du für den Hund somit bislang nicht berechenbar bist), klar kommt der vielleicht dann mal öfter an, der ist halt auch auf der Suche nach Halt und ja, natürlich auch mal Aufmerksamkeit. Der starrt nicht, um dich zu verunsichern oder weil er dich nicht respektiert, sondern weil er gerade ziemlich verloren ist.


    Das Verhalten, das du draußen beschreibst - ja, ist anstrengend und kann an den Nerven zehren, ist nun aber auch kein abnormal besorgniserregendes Verhalten für einen jungen Hund, der noch nicht wahnsinnig viel von der Welt kennengelernt hat. Ich würde schauen, möglichst viel Abstand zwischen Hund und potentielle "Trigger" zu bringen (Stichwort "Bögen laufen"), und den Hund sich auch mal mit Reizen auseinandersetzen lassen. Dann schaut er halt mal länger, man muss ja beim Spaziergang nicht immer stur Meter machen. Und jede Orientierung zu dir hin - und selbst wenn es nur ein kleines Zucken der Ohren in deine Richtung ist - hochwertig bestätigen und belohnen!


    ich glaube ich habe die situation nicht ausführlich genug geschildert :D es war in die leine beissen, aufdrehen auf 110%, zerren, in alle richtungen springen, um mich herum laufen, mich anspringen und das alles auf ein mal, ohne ersichtlichen Grund. Auf die leine treten, ignorieren, leine loslassen, hat alles nichts gebracht. Anfangs konnte ich ihn mit einem Stock ablenken, dann fing er aber an den Stock zu ignorieren und dann war wieder die Leine dran und es wurde weiter aufgedreht. Beim weitergehen drehte er auch nur noch mehr auf. Leckerlies sind in dem Moment völlig uninteressant. Aber dieses Problem haben wir ja weitgehend gelöst, zumindest an der kurzen Leine. An der Schleppleine macht er das manchmal noch, wenn ein NEIN! nicht hilft, fahre ich mit der Hand die Leine ab bis zur Schnauze und dann lässt er meist los.

    Das ist auch ziemlich normales Welpen/Junghund-Verhalten, wobei da neben Übermut auch Übersprungsverhalten/Unsicherheit eine Komponente sein kann. Das kann in dem Moment als Halter natürlich frustrierend und überfordernd sein, aber ich würde das auch eher "aussitzen" im Sinne von warten, dass Hund wieder runterkommt. Und drauf achten, dass nicht jeder Tag voller "Action" für den Hund ist. Der hat sicher gerade einen stark erhöhten Stresspegel und wird ganz viel Ruhe benötigen, um da auch wieder auf normales Level runterkommen zu können.



    Zum Schlafen möchte ich auch nur noch mal anmerken, dass mehrmaliges Wechseln des Liegeplatzes in der Nacht für Hunde völlig normal ist.

  • ich muss dazu sagen dass ich kaum bis garnicht mit ihm schimpfe, weil er in der Wohnung super lieb ist.

    In der ersten woche hat er an Hausschuhen geknabbert, da hab ich ein mal geschimpft, danach hat er das nie wieder getan.


    Oft gegähnt hat Nero am Anfang auch, mittlerweile macht er das nicht mehr.


    Das mit dem "fiddeln" muss ich nochmal genauer drauf achten... Danke für den Tipp.

    Es ist aufjedenfall so, dass ihn Hundebegegnungen, egal ob ein direkter Kontakt zum begrüßen zustande gekommen ist oder er den Hund nur in der Ferne gesehen hat, total aufdrehen. Ab dem Moment zieht er dann extrem.


    Bei Hunden die er kennt, springt er immer hoch und und gibt ihnen küsschen, rennt um sie herum und will spielen, manchmal auch besteigen :woozy_face: (so meine interpretation bisher - in Hinsicht auf das fiddeln muss ich hier nochmal analysieren)

  • Ein gutes Bild habe ich grade nicht parat, aber hier ein nahezu identisches Ebenbild (nur halt noch nicht so groß).

    https://www.terra-mater.de/fil…Akiro_Warpe/Akiro%203.jpg

    Bildschöner Hund. Und optisch in der Tat ein Jagdhund durch und durch. Das ist ein komplett anderer Hundetyp als ein Malinois. Da musst Du ganz anders vorgehen. Das Fixieren und platt auf den Boden werfen ist übrigens Jagdverhalten. Der berauscht sich draußen permanent mit Jagen, daher ist er für Dich nicht mehr erreichbar. Das Problem: Solche Hunde werden schnell süchtig nach diesem Rausch. Das machen die nicht, weil die ihren Menschen ärgern wollen, sondern, weil sie so selektiert sind. Nix mit "Ich les Dir jeden Wunsch von den Augen ab!"


    Ich finde Deine Sicht auf den Hund auch von der völlig falschen Perspektive. Deine Beschreibung und das alles ... das ist schon sehr "altbacken". Das ist wirklich nicht böse gemeint. Die Erkenntnisse über Hunde, die Möglichkeiten sie zu trainieren und mit ihnen zusammen zu leben, haben sich sooo sehr gewandelt die letzten Jahre. Nicht alles ist toll, aber ganz, ganz viel ist toll.


    Vielleicht könntest Du damit anfangen Dir Webinare anzuschauen, weil man Dir ja vermutlich keinen guten Trainer hinzaubern kann. :denker:

  • Das ist ja mein Dilemma: Wie gehe ich damit am besten um, um das Jagdverhalten nicht zu etablieren?

    Wie ich schon schrieb, im Internet findet man von "Lenk es um und mach ihn zum Balljunky" bis "aufgarkeinenfall Bälle jagen lassen und das hinlegen mit allen Mitteln verhindern" alles. :-/

  • Wichtig ist im Moment Ruhe zu behalten. Jeglicher Druck lässt den Dampfkochtopf noch mehr hochbrodeln. Teilweise hilft es sehr, da zu bleiben wo der Reiz war und zu warten, bis das Adrenalin abebbt. Dann wird der Hund wieder ansprechbar.


    Parallel dazu im ruhigen Umfeld zu Hause Verhalten aufbauen, welches du dann draussen abrufen kannst.


    Erst dann kannst du aktiv werden, vorher wirst du ihn nicht erreichen. Beziehungsweise er weiss nicht, wie er dann handeln soll.

  • Ich kenne nur Bruchstücke aus Eurem Leben. Wo man da alles ansetzen müsste - keine Ahnung. Oft fängt es schon damit an, dass man nicht in die Situation geht, die man nicht bewältigen kann ... und man muss jenseits davon in Ruhe Strategien auftrainieren, die man dort dann abrufen kann. Das alles braucht einen Blick für das große Ganze, die kleinen Schnipsel, die dazu gehören, Trainingsgeschick, Geduld und Verständnis.

  • Das ist ja mein Dilemma: Wie gehe ich damit am besten um, um das Jagdverhalten nicht zu etablieren?

    Wie ich schon schrieb, im Internet findet man von "Lenk es um und mach ihn zum Balljunky" bis "aufgarkeinenfall Bälle jagen lassen und das hinlegen mit allen Mitteln verhindern" alles. :-/

    Kann man denn sowas wie den Jagdtrieb wegtrainieren? Ich nehme meinen Hund wie er ist und dazu gehört halt auch ein gewisser Jagdtrieb, ist okay für mich. Aber ist auch nicht so extrem wie bei dir mit Hinlegen und so, das macht er eigentlich nie.

  • Nein, das trainiert man nicht weg.

    Man kann nur damit arbeiten.


    Sobald das verinnerlicht wird, nimmt es enorm Druck weg.


    Und die zu Hause etablierte Verhaltensweisen sind Gold wert. Die müssen zum Hund passen, um wenn nötig wirklich was zu nützen.

  • Aber ist auch nicht so extrem wie bei dir mit Hinlegen und so, das macht er eigentlich nie.

    Das spricht für mich erstmal nicht unbedingt für einen wahnsinns Jagdtrieb, sondern einfach dafür, dass der Hund nicht weiß, wie er mit Hundebegegnungen umgehen soll. Dann kippt er halt in ein Verhalten, das er aufgrund seiner Genetik gut kennt: Jagdverhalten.

  • Das ist ja mein Dilemma: Wie gehe ich damit am besten um, um das Jagdverhalten nicht zu etablieren?

    Soweit ich informiert bin, lässt sich Jagdverhalten nicht wegtrainieren, sondern nur umlenken.


    Edit: und mit umlenken meine ich nicht Ball werfen, das ist kein Umlenken, das ist verstärken

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