Junger Podenco Labrador Mix Schwierigkeiten

  • im Internet findet man von "Lenk es um und mach ihn zum Balljunky"

    Das ist jedenfalls keine Lösung. Wie das Wort "Junkie" schon sagt, würdest du, falls du dieses Rezept befolgst, deinen Hund buchstäblich zum Suchtkranken machen.

    Außerdem ist es keineswegs so, daß ein ballsüchtiger Hund nicht trotzdem Katzen. Rehe, Kaninchen, Jogger oder Hunde jagt. Im Gegenteil wird er ja mit dem Ball darauf konditioniert, daß er ständig sich schnell bewegende Beuteobjekte hetzen darf und soll. Und da ein Süchtiger immer auf der Suche nach dem nächsten Kick ist, kann man sich die Folgen denken.

  • Auf das Andere gehe ich besser nicht ein, aber dein Beispiel mit dem Schnalzen und der Kastanie ist super, um zu erklären, wo das Problem ist.


    Er kennt das Signal. Bei geringer Ablenkung und in gewissen Situationen. Das heißt absolut nicht, dass er es überall umsetzen KANN! Signale müssen ausführlich generalisiert werden - das heißt in ganz ganz vielen Situationen, mit langsam steigender Ablenkung, in verschiedenen Positionen (also von dir), auf verschiedenen Untergründen und zu verschiedenen Uhrzeiten. Der Hund muss erst LERNEN, dass Schnalzen immer das Signal fürs Herkommen ist. Und er muss durch den ganzen Lernprozess entsprechend motiviert sein. Weil er drinnen ein Verhalten mit Trockenfutter "gelernt" hat, heißt das noch lange nicht, dass du das Verhalten dann draußen auch abrufen kannst, wenn die Motivation zu fressen absolut nicht vorhanden ist. Deswegen hilft es auch mit verschiedenen Belohnungen zu arbeiten.


    Wenn ein Hund einmal das Konzept gelernt hat, Sachen gut zu generalisieren, wird es einfacher, dann muss man den Zirkus nicht mit jedem neuen Signal so ausführlich machen. Aber für mich klingt es halt so, als würdest du viel zuviel verlangen und den Misserfolg dann auf irgendeine Art von Eigensinnigkeit schieben, wenn es in Wirklichkeit nur schlechtes/unzureichendes Training ist.

  • Aber ist auch nicht so extrem wie bei dir mit Hinlegen und so, das macht er eigentlich nie.

    Das spricht für mich erstmal nicht unbedingt für einen wahnsinns Jagdtrieb, sondern einfach dafür, dass der Hund nicht weiß, wie er mit Hundebegegnungen umgehen soll. Dann kippt er halt in ein Verhalten, das er aufgrund seiner Genetik gut kennt: Jagdverhalten.

    Oh, ich sprach bei meinem Hund jetzt gar nicht von Hundebegegnungen, ich meinte eher Vögel/Eichhörnchen/Mäuse (oder was sonst im Unterholz raschelt)/Katzen.


    Bei Hundebegegnungen will er einfach nur hin und die anderen Hunde beschnüffeln oder mit ihnen spielen und ich bin immer froh, wenn der andere HH die Begegnung zulässt.

  • Auf das Andere gehe ich besser nicht ein, aber dein Beispiel mit dem Schnalzen und der Kastanie ist super, um zu erklären, wo das Problem ist.


    Er kennt das Signal. Bei geringer Ablenkung und in gewissen Situationen. Das heißt absolut nicht, dass er es überall umsetzen KANN! Signale müssen ausführlich generalisiert werden - das heißt in ganz ganz vielen Situationen, mit langsam steigender Ablenkung, in verschiedenen Positionen (also von dir), auf verschiedenen Untergründen und zu verschiedenen Uhrzeiten. Der Hund muss erst LERNEN, dass Schnalzen immer das Signal fürs Herkommen ist. Und er muss durch den ganzen Lernprozess entsprechend motiviert sein. Weil er drinnen ein Verhalten mit Trockenfutter "gelernt" hat, heißt das noch lange nicht, dass du das Verhalten dann draußen auch abrufen kannst, wenn die Motivation zu fressen absolut nicht vorhanden ist. Deswegen hilft es auch mit verschiedenen Belohnungen zu arbeiten.


    Wenn ein Hund einmal das Konzept gelernt hat, Sachen gut zu generalisieren, wird es einfacher, dann muss man den Zirkus nicht mit jedem neuen Signal so ausführlich machen. Aber für mich klingt es halt so, als würdest du viel zuviel verlangen und den Misserfolg dann auf irgendeine Art von Eigensinnigkeit schieben, wenn es in Wirklichkeit nur schlechtes/unzureichendes Training ist.

    Spannend. Ich würde so was ganz anders lösen. Ich würde meinem Hund erst Mal sagen, dass er die Beute ausspucken soll (habe ich natürlich vorher auftrainiert) und erste, wenn er das gemacht hat, rufen. Solange davon noch nix sicher trainiert ist, würde ich den Hund ohne Kommando reinlocken oder hingehen, in Rune anleinen und rein führen. Allerdings müsste man dafür das freundliche und stressfreie Anleinen und die Leinenführigkeit auch geübt haben ...

  • Ob ich jetzt ausspucken und DANN kommen einzeln sicher auftrainiere oder "komm zu mir und lass das was du gerade spannend findest in Ruhe" kommt aufs Gleiche raus. Ich baue beides positiv auf und generalisiere es 🤷‍♀️ Dass du anders arbeitest, ist mir schon klar.


    Ich würde es übrigens IN der Situation genauso machen, zum Hund gehen und mitnehmen oder locken. Mir ging es darum, dass der TE die Erwartungshaltung hat, dass der Hund ein Signal "einfach so" in jeder Situation umsetzen kann, auch wenn das nicht trainiert wurde 🤷‍♀️

  • leine beissen, aufdrehen auf 110%, zerren, in alle richtungen springen, um mich herum laufen, mich anspringen und das alles auf ein mal, ohne ersichtlichen Grund

    Es ist aufjedenfall so, dass ihn Hundebegegnungen, egal ob ein direkter Kontakt zum begrüßen zustande gekommen ist oder er den Hund nur in der Ferne gesehen hat, total aufdrehen.

    im Laufe des Tages kommt er nicht wirklich zur Ruhe

    hat wirklich nichts kennengelernt, es ist alles neu für ihn

    Das alles in Kombination mit dem hier...

    in einer Garage gehalten und mit 5 wochen viel zu früh verkauft

    lässt mich vermuten, dass du da einfach einen ganz massiv gestressten Hund sitzen hast, der seinen Stress durch Jagdverhalten abreagiert.

    Demnach bringt es wohl kaum was, gezielt am Jagdverhalten zu trainieren. Viel wichtiger ist, erstmal den Stress zu reduzieren und dann kann man - wenn überhaupt noch nötig - irgendwann am Jagdverhalten arbeiten.

    Heißt für euch:

    - Dass ein komplett verunsicherter und gestresster Hund dir daheim in einer Tour hinterher läuft, ist nicht ungewöhnlich. Du bist sein sicherer Anker in einer für ihn wahnsinnig fremden, gruseligen Welt. Sei ihm dann bitte auch dieser Anker, den er gerade braucht. Statt ihn wegzuschicken, lass ihn bei dir sein und erstmal Sicherheit finden.

    - Dass ein komplett verunsicherter und gestresster Hund draußen nicht aufnahmefähig ist, in Jagd- und Übersprungsverhalten kippt ist genauso nicht ungewöhnlich. Vielleicht findest du ja einen positiv arbeitenden Trainer, der dir zeigen kann, wie du deinem Hund mehr Sicherheit geben und ihn langsam an Umweltreize gewöhnen kannst?

    - Dass dein sowieso schon gestresster Hund bei unregulierten Hundebegegnungen mit Fremdhunden in Jagdverhalten kippt, weil er sich nicht anders zu helfen weiß, finde ich auch nicht ungewöhnlich. Ich würde deshalb gezielt nach souveränen erwachsenen Hunden als dauerhafte Hundebekanntschaft suchen und ansonsten auf Hundekontakte und wildes Rumgebolze mit Fremdhunden verzichten.


    Nimm Druck raus, lass deinem Hund Zeit und versuche, einen freundschaftlichen, gemeinsamen Weg für euch beide zu finden. Idealerweise mit einem wirklich guten, positiv und wohlwollend arbeitenden Trainer. Bei der Vorgeschichte und euren zahlreichen Baustellen ist das wohl nötig. Es würde mich nicht wundern, wenn der Hund aufgrund seines miesen Starts in die Welt Zeit seines Lebens Probleme mit dem Umgang mit Stress behält - aber das kann mit dem richtigen Training sehr viel besser werden.

  • Danke für eure Antworten. Ich merke grade, dass dadurch das ich nur die negativen Seiten aufgelistet habe, hier einiges reininterpretiert wird, was nicht der Realität entspricht:


    -Zuhause hat er sich schon so positiv verändert dass man ihn nicht wieder erkennt. Der "Behaviorist" hat mir nur bei der Staubsaugergeschichte und den "Aufmerksamkeitsangriffen" geholfen. Ich muss auch nie mit ihm schimpfen, weil er kein Verhalten zeigt das irgendwie "strafenswert" wäre. Ich möchte ihm nur die Trennungsangst nehmen, damit er sich nicht stresst wenn ich mal aus dem Haus muss.


    - Ich schicke ihn niemals weg wenn er mir hinterherläuft. Er liegt immer in meiner Nähe oder an meinen Füßen (im Büro).


    -Es wird kein Druck aufgebaut - auch nicht draußen. Wenn es mir z.B. zu viel wird mit dem Ziehen, bleibe ich stehen. Ich reisse weder an der Leine, noch schreie ich rum o.ä. - im Gegenteil, ich versuche ihn mit ruhiger Stimme zu beruhigen.


    -Ich versuche nichts zu erzwingen, die ganzen Fragen rühren daher dass er (wohl Podenco-typisch) mir unbekanntes Verhalten zeigt. Und da er grade in der prägenden Phase ist, will ich hier halt keine Fehler machen.


    -Ich weiss dass ich Kommandos aufbauen muss, mit steigender Ablenkung, und das tue ich auch.

    So habe ich ihn auch stubenrein bekommen, da er anfangs so aufgeregt war, dass er draußen nicht gemacht hat, sondern direkt nach dem Spaziergang quasi beim reinkommen auf den Teppich gemacht hat.


    - Das mit den Trainern hier (Polen) gestaltet sich schwierig, da die meisten keine Erfahrung mit Jagdhunden haben oder die "den Hund dominieren"-Schiene fahren.


    Ich bin auch nicht besonders gut mit Worten, vielleicht würde es helfen wenn ich das Verhalten draußen mal filme und euch zeige, dann könnt ihr euch ein besseres Bild machen.

  • Liest sich in der Tat schon etwas entspannter. Aber trotzdem musst Du bedenken, was alles neu ist für so einen Hund. Und das sollte man ganz dosiert angehen. Das mit den Außenreizen beim Gassi ist für Hunde etwas, was sie kleinschrittig lernen müssen. Viele Hunde stresst das.

    Ich schicke ihn niemals weg wenn er mir hinterherläuft. Er liegt immer in meiner Nähe oder an meinen Füßen (im Büro).

    DAS wäre allerdings der richtige Weg ihm zu vermitteln, dass Du auch mal über Dich selbst bestimmst. Also, dass Du ihn mal distanzierst. Und nicht darüber, dass Du diese Verantwortung einer Box überträgst. Also nicht falsch verstehen - nicht den ganzen Tag wegschicken, sondern in bestimmten Zeiträumen. Damit er lernt: Hey, das ist gar nicht so ne Tür, die doof ist, sondern mein Mensch kann sich echt selbst verwalten!

  • DAS wäre allerdings der richtige Weg ihm zu vermitteln, dass Du auch mal über Dich selbst bestimmst. Also, dass Du ihn mal distanzierst. Und nicht darüber, dass Du diese Verantwortung einer Box überträgst. Also nicht falsch verstehen - nicht den ganzen Tag wegschicken, sondern in bestimmten Zeiträumen. Damit er lernt: Hey, das ist gar nicht so ne Tür, die doof ist, sondern mein Mensch kann sich echt selbst verwalten!

    Kannst du mir sagen wie ich das konkret angehe ohne ihn zu "verstören"?


    Er hat mittlerweile gelernt, dass wenn ich am Laptop bin, er sich hinzulegen/sich mit sich selbst zu beschäftigen hat (dann ignoriere ich seine Annäherungsversuche wie mit der Schnauze anstupsen oder Schnauze in den Schoß drücken).


    vielleicht noch ein paar Beispiele wo ich eine 180° Veränderung bewirken konnte:

    -Er wartet beim raus gehen in der Wohnungstür auf mein Ok bevor er die Türschwelle übertritt

    -Er lässt zuerst mich aus der Haustür gehen statt direkt zu versuchen die Schnauze durch den Türspalt zu drückem

    -Beim Heimkommen lässt er sich die Pfoten sauber machen ohne zu beissen

    -Er stürmt nicht sofort zur Tür wenn meine Oma heimkommt

    -Er kann mittlerweile ziemlich sicher Sitz und Platz. Bleib kann er auch schon für kurze Zeit. (in der Wohnung)

    -Er kann das Spielzeug loslassen und nicht danach schnappen wenn ich "nein" sage, auch wenn ich damit vor seiner Nase rumwedle und schnappt dann erst auf kommando danach

  • Die einzige Tür die ich vor ihm schließe ist die Badezimmertür,

    da legt er sich meistens auf den Läufer im Flur vor der Tür.


    Manchmal bleibt er auch im Büro liegen, da hat er freie Sicht auf die Badezimmerür. Das belohne ich dann natürlich immer.

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