Zeit für einen neuen Begleiter und blöde Frage zu Jagdhunden

  • Bspw Dackel seien ja so stur und besser in Jägerhänden aufgehoben weil Dickschädel und Jagdtrieb wie sau, nicht abrufbar, am Ende kämpft der noch mit Dachs und Co und stirbt im Erdloch weil man ihn von der Leine lies (ja solche Dinge gabs da zu lesen und natürlich bestreite ich nicht dass das passieren könnte).


    Und da stellte sich mir immer wieder eine (wahrscheinlich sehr dumme) Frage: Wäre es nicht enorm kontraproduktiv wenn der Hund eines Jägers nicht kontrollierbar wäre? Also warum wird bestimmten Jagdhunden immer nachgesagt sie seien nix für Privathände und/oder stur und nie 100% abrufbar etc etc aber andererseits sollen sie zuverlässig bei der Jagd sein? Ich muss zugeben die Frage mag wirklich sehr sehr beschränkt klingen aber ich weiß es WIRKLICH nicht und vielleicht mag mir das jemand beantworten. Liegt es daran weil die Hunde in Jägerhand ihrer Rasse entsprechend ausgelastet sind und damit das Bedürfnis selbst loszuziehen brach liegt? Liegt es an bestimmten Erziehungsmethoden der Jäger? Sollen manche Rassen eh selbstständig arbeiten und daher ist es egal ob sie hören oder nicht? Oder sind Jäger einfach nur sehr versiert in Hundeerziehung und ein Normalo kriegt das auch hin (gibts ja eh genug die das schaffen mir klar) und nur Anfänger sollen von "diesen" Rassen die Finger lassen?

    Es gibt da mehrere Gründe die zusammenspielen.

    Zum einen kann man den Hund als Jäger ganz anders auslasten. Dazu kommt dass der Hund, wenn er jagdlich geführt wird, auch von seiner Seite aus eine ganz andere Kompromissbereitschaft und Teamgeist zeigt.

    Und ja, unabhängig davon ob der Jäger Talent oder Erfahrung hat, um den Hund jagdlich führen zu können braucht der eine Prüfung. Sprich mit dem Hund ist zumindest dieses Minimum trainiert und gearbeitet worden. Es ist also auch im schlechtesten Fall eine gewisse Grunderziehung da.

    Und zuletzt hat ein Jäger andere Ansprüche an seinen Hund als ein normaler Hundehalter (andere Prioritäten bei den Eigenschaften) und sie haben oftmals einen anderen Blick auf die Hunde und gehen anders mit Situationen um (kann/darf anders mit Situationen umgehen).


    Übrigens, das mit dem super verträglich würde ich auch absolut nicht unterschreiben. Ja, es gibt unverträglichere Hundetypen, es gibt aber auch ganz klar verträglichere. Wobei "Jagdhunden" natürlich sehr viele sehr unterschiedliche Hundetypen umfasst. Vom Retriever bis zum Terrier ist ja quasi alles vertreten. Aber wenn ich mir die in D gängigsten Rassen so anschaue, sind das alles keine optimalen Kandidaten für Hundewiesen und Co.

  • Und ansonsten.

    Galgo ist nicht gleich Galgo.

    Zuerst mal ist das einfach spanisch für "Windhund".

    Galgo Espanol ist der spanische Windhund und eine eigene Rasse. Allerdings: sehr viele Tierschutzgalgos sind keine Galgo Espanoles, sondern Mixe oder Mixmixe. Oft mit Greyhoundeinschlag. Manchmal was anderes. Jagdgebrauchskreuzungen. Landschläge. Jeder Jäger glaubt, er mischt sich seinen Tophund selber zusammen. "Upswürfe" und in weiterem Sinne Vermehrerhunde.

    Registrierte FCI Galgo Espanol gibt es wesentlich weniger, als "Dünne, schnelle Hunde, die gerne jagen" an allen Ecken.


    Ein Galgo mit Stehohren zb war vermutlich auch so ein Mixmix. (Was nicht negativ zu lesen ist. Persönlich find ich Fokus auf Reinrassigkeit nicht unproblematisch)


    Die Bandbreite dessen, wie sie aufgewachsen sind, ist größer als beim Tierschutzgreyhound. Renngreyhounds leben und arbeiten unter relativ standardisierten Bedingungen. Papiere haben sie auch. Man weiß, wann sie geboren sind, kann ihre Züchter ausfindig machen. Theoretisch findet man hinterher sogar Trainer, weiß, womöglich, was sie wann gefressen haben, auf welcher Trainingsfarm sie zum breaking in waren und wer der Tierarzt war, der den Hund nach der einen Verletzung bei dem Rennen, das man auf Youtube gesehen hat, behandelt hat. Oder so.


    Beim "Galgo" weiß man oft: nichts.


    Alter geschätzt, Vorgeschichte geschätzt, und letzlich auch Rasse geschätzt.


    Aufzucht: von total okay, nur eben als Nutztier gehalten bis komplette Isolation im Bretterverschlag.


    Es gibt total offene Charaktäre, entweder ohne schlechte Erfahrungen oder mit hoher Resilienz und schwerst traumatisierte Hunde, wegen Misshandlung und, ich wage zu behaupten, manchmal auch einfach wegen scheiß Genetik. Kann auch schief gehen, wenn man Hunde wild vermehrt.

    Und es gibt alles dazwischen. Wesentlich häufiger, als beim Tierschutzgreyhound allerdings Hunde ohne Umwelt- und Handlingerfahrung.


    Grundsätzlich sind Galgos und "Galgos" häufig schon bei den "einfacheren" Windhundrassen dabei. Keine Aggression ist aber lächerlich. Aggression gehört zu Lebewesen dazu. Manche Formen von Aggression sind halt unüblich, wenn ein Hundetyp eher nicht wachsam ist, kaum bis nicht territorial, keinen Schutztrieb hat. Ein futterneidiger Galgo kann einem trotzdem genauso in die Hand hacken. Sleep startle- Schlafaggression (eher beim Grey) oder andere Hunde bei Jagdspielen tackern oder so kann auch der netteste Galgo zeigen. Ist nicht zwingend aggressiv, aber halt auch nicht immer schön.


    Ich mag Galgos und "Galgos", aber die RosaZuckerwattengeschichten dahinter nicht. In meiner Welt haben Tierschutzgalgohalter durchaus auch mal Probleme. Angsthunde, die das Leben sehr einschränken. Hunde, die keine anderen Hundetypen außer andere Galgos kennen und deshalb erst mal alle doof oder sehr gruselig finden. Fehlgeleitetes Jagdverhalten aka zu starkes Interesse an rennenden kleinen Hunden. Leinenpöbeln. Undundund.


    Manches davon hat nicht zwingend damit zu tun, dass es Windhunde sind, sondern einfach damit, dass es Zweit-Dritt-Vierthandhunde mit womöglich wenig Sozialisierung und Prägung außerhalb eines kleinen Zwingers im Nirgendwo.


    Manche Probleme hat man mit Galgos nicht oder selten. Eben zb weil sie tendentiell kein sonderliches Schutzverhalten zeigen o.ä. und abseits des knallharter Jäger seins, oft recht weiche Hunde sind. Zumindest erwachsen. Galgowelpe nach älterem Tierschutzgalgo ist für manche Adoptanten erst mal Kulturschock.


    Wenn Du ein Umfeld hast, in dem ein potentiell unableinbarer Hund auch mal sicher frei laufen kann (ich bin kein Verfechter der Theorie, dass Galgos nie frei laufen können und kenne auch etliche, die diese Theorie ad absurdum führen. Aber es gibt klar einfachere Rassen für Freilauf und Galgoindividuen wo besser immer ein Zaun drum rum bleibt) - warum nicht wieder Galgo? Grad in D gibt es eh so viele auf Pflegestellen und mindestens eine "Galgoauffangstation".

    Dass man beim nächsten Hund genauso Glück hat wie beim ersten - weiß man auch bei Nichttierschutzhunden nie. Und jeder ist immer anders als der Vorgänger, neu einstellen muss man sich immer.


    Warum ich keine Galgos mehr habe und aktuell auch nicht will, auch nicht als Pflegehund, liegt nicht daran, dass sie so kompliziert wären, sondern mir andere Dinge grad wichtiger sind. Persönlich hab ich grad keine Lust auf Mittelmeerkrankheiten, orthopädische Baustellen, Jagdhunde die man nicht sportlich auslasten kann, weil man ihre Vorgeschichte und Aufzucht nicht kennt, ihre Vorschäden; oder weil einen der Tierschutz sonst lyncht.

  • Einfach mal grob zum Thema Jagdhunde :


    Wenn man sich durch so durch die Rassen schaut, fällt einem auf dass so circa die meisten der Rassen in irgendeiner Form zur Jagd gedacht waren.

    Bspw befinden sich in den Gruppen 3 ( Terrier), 4 ( Dackel), 6 ( Schweiß- /Laufhunde), 7 ( Vorstehhunde), 8 ( Apportier-, Stöber- und Wasserhunde) und 10 ( Windhunde) nahezu ausschließlich bis überwiegend Jagdhunderassen. Darüber hinaus waren/sind auch einige Vertreter der Gruppe 5 ( Urtyp) einige zur Jagd gedacht, und auch in anderen Gruppen gibt's Ausreißer die bspw zumindest mal in Form der Ungezieferjagd gedacht waren.

    Es gibt also eine große Varianz an Aufgaben für die ein Hund gedacht war.


    Terrier bspw leitet sich ab von dem Wort "Terre", also Erde, und beschreibt schonmal gut einen großen Teil der Gruppe. Denn viele Terrier Rassen sollten ( wie auch Dackel) unter der Erde jagen/in Bauten gehen. Andere Terrier Rassen hingegen waren eher Rattler ( also Ratten-/Mäusejäger), sollten in der Lage sein sich allgemein wehrhaftem Wild entgegen zu stellen, teilweise auch in recht unwegsamen Gebieten jagen ( bspw in bergigem Gebirge).

    Wichtig für solche Hunde ist es, dass sie eigenständig und unerschrocken sind. Die müssen mindestens so wehrhaft sein wie das Wild das sie jagen sollten, und häufig auch über ein lautes Organ verfügen damit der Jäger ne Vorstellung haben kann wo sich der Hund befindet/ob der Hund fündig geworden ist.

    So ein Hund muss selbstständig handeln und Entscheidungen treffen können, Teilweise vielleicht auch ein bisschen Lebensmüde sein. Er sollte schnell reagieren und nicht selten auch im Stande dazu sein zu töten.



    Windhunde bspw haben ein gänzlich anderes Aufgabenfeld. Hier ist weniger die Nase gefragt, mehr die Augen. Der Körperbau ist auf Schnelligkeit ausgerichtet, und das zu jagende Wild häufig etwas Anderes.

    Für nen Großteil sinds Kaninchen/Hasen, für andere Vertreter allerdings auch bspw Großwild, oder andere Kaniden ( zB Wölfe).

    Weil das allerdings weniger mein Bereich ist, Schneid ich das nur an.

    Aber im Groben kann man sagen dass viele Jagdhunderassen sich uA auch dadurch unterscheiden für welches Wild und welche Umgebung sie gedacht waren.



    Neben den Wildarten und entsprechend unterschiedlicher Art der Jagd, gibt's innerhalb der Jagd selber dann nochmal unterschiedliche Aufgaben.

    Bspw finden/vorstehen/aufschrecken, Nachsuche, Apportieren, Meutejagd, Drückjagd,...

    So ist für den einen Bereich Artgenossen Verträglichkeit wichtiger als bei anderen.

    Die Einen müssen nah am Menschen sein, die anderen weiter weg.

    Manche in erster Linie vorstehen, manche vorrangig suchen, manche mehr mit dem Wild interagieren, manche weitere Distanzen zu rücklegen, manche insgesamt weicher sein, andere erheblich mehr Schärfe haben.

    Es gibt Spezialisten für bestimmte Bereiche und Hunde die sich da breitflächiger einsetzen lassen.

    Aber so oder so müssen die für das was sie tun brennen, und ausgebildet werden, sonst würden die ja ihren Job nicht gut machen.


    Da sind manche allein durch das Aufgabenfeld einfach eher als Begleithund geeignet als andere.




    Ansonsten klingt das für mich danach, als wäre es ne Idee einfach Galgos auf Pflegestellen kennen zu lernen und schauen ob man da nochmal ein passendes Individuum findet.

  • Im Übrigen kenne ich so gut wie keinen Jäger, der seinen Jagdhund ohne Leine beim normalen Gassi im Griff hätte. Ja, es gibt diese seltenen Exemplare, ich weiß. Aber sie treten zumindest in meinem Dunstkreis äußerst selten auf. |)

    Bei mir das Gegenteil: Ich kenne einige Jäger, die ihre Hunde auch beim normalen Gassi super im Griff haben.

    Vielleicht liegt das daran, dass ich den Großteil dieser "Jäger mit Hund" eben auch vom Hundetraining her kenne?


    Möglicherweise spielt (bei einigen dieser nicht kontrollierbar scheinenden Jagdhunden in Jägerhand) auch eine Rolle, dass ein Jäger, dessen Jagdhund beim Gassi immer mal wieder abhaut, nicht mit den Konsequenzen zu rechnen hat, wie der Privatmann, dessen Hund gleiches tut :denker:


    Das Grundprinzip bei allen jagdlich ambitionierten Hunden wird hier eigentlich gut dargestellt:


    Ein weiterer, wie ich finde sehr wichtiger Punkt, ist meiner Meinung nach, dass durch die gemeinsame jagdliche Arbeit von vornherein klare Regel aufgestellt werden WIE der Jagdtrieb ausgelebt werden darf, was erwünscht ist, was nicht und wie der Job definiert ist. Der Jagdtrieb wird dadurch kanalisiert und in eine Form gebracht; und somit letztendlich kontrollierbar dabei.

    Es gibt einige genetische Grundlagen, die Verhindern dass der Triebanteil der jagdlichen Motivation immer die Steuerung übernimmt:

    Grundsätzlich muss Jagd auf Erfolg ausgelegt sein, denn nur die erfolgreiche Jagd sichert die Existenz. Die ursprüngliche Ursache für Jagen war Hunger.

    Jagen muss durch Denken beeinflussbar sein, denn ein Jäger, der sich durch andere (jegliche anderen) jagdliche Reize von einer einmal ausgewählten Beute ablenken lässt, kommt nicht zum Erfolg, und er verhungert.

    Damit erfolglose Jagden nicht entmutigen, hat die Natur sich "einen Trick einfallen lassen": Dopamin, das "Durchhaltehormon", welches während des Jagens produziert wird und einen "berauschenden" Effekt während des Handelns (Jagens) auslöst.

    Dopamin gehört zu den "Glückshormonen", die die Aktivität des Parasympatikus stärken - also dem Teil des vegetativen (nicht willentlich beeinflussbaren) Nervensystems, welcher für die nötigen Erholungsphasen eines Organismus sorgt.


    Eine weitere genetische Grundlage ist die Fähigkeit zur gemeinsamen Jagd, also die Fähigkeit und den Willen, koordiniert und kooperativ zu handeln.


    Bei Haushunden gibt es diese ultimate Ursache, den Hunger, für das Jagen nicht mehr.


    Geblieben sind aber die genetischen Grundlagen, mit der die Beutefangverhaltenssequenzen beeinflusst werden können, und die der Mensch sich zunutze machen kann.


    - Selektion von Beute (was wird gejagt, was nicht)

    - wann wird gejagt

    - Jagen im Team, also eben auch die Akzeptanz, dass ein Teammitglied den Start einer Jagd auf eine ausgewählte Beute bestimmt


    Der Nebeneffekt des Ausstoßes von Dopamin beim jagdlichen Betätigen bewirkt dabei, dass der Hund zufrieden ist - was umgangssprachlich mit "Auslastung" beschrieben wird.


    ...............


    Oft wird hier das Gegenargument eingebracht, der Haushund wäre kein Wolf mehr, er wäre durch die Domestikation zu sehr verändert worden durch den Menschen.


    Was bei dieser Gegenargumentation unberücksichtigt bleibt:


    Die gesamten genetischen Grundlagen, die schon vorhanden waren bevor der Wolf zum Haushund modifiziert wurde, haben sich in einem Zeitraum von ca. 2,5 Millionen Jahren entwickelt, und sind fest in den älteren Teilen des Gehirns verankert - und "das Gehirn verwirft nichts" (Gerhard Roth).


    Die einzig wirkliche große (und großartige!) Veränderung, die durch den menschlichen Einfluss beim Wolf bewirkt wurde und ihn zum Haushund werden ließ, ist: Der Hund DENKT mehr; Seine assoziativen Fähigkeiten sind einiges größer als bei seinem Urahn, dem Wolf.


    Das macht den Haushund zu einem einzigartigen Haustier, der nicht mit anderen domestizierten Tieren zu vergleichen ist.


    Der Haushund lebt nicht neben uns, er lebt mit uns, und teilt unser Leben in der Menschenwelt.


    Da gehört er hin, auch, weil es für ihn keine andere Nische in dieser Welt zum (Über-)Leben gibt.


    Das ist auch die Verantwortung des Menschen, eben auch hinsichtlich der Selektion (Zucht) von Hunden: Sie muss in diese einzige Lebensnische des Hundes PASSEN - und das ist das Leben mit und unter Menschen ... mit anderen Hunden.


    :klugscheisser: Hunde sind nicht dafür da, jegliche und teilweise dabei sehr extreme Vorlieben des Menschen zu bedienen :klugscheisser:

  • Meine allerliebste Tierschutzfreundin (weil sehr vernünftig und ehrlich) ist mit einem ganz kleinen Verein in Spanien tätig - dort gibt es eine wundervolle Auffangstation, sehr familiär, die Hunde können gut eingeschätzt werden. Dort hat es auch einige Galgos. Da meine Freundin selbst Galgos hat und das "ihre" Rasse ist, wäre sie da sicher eine gute Ansprechpartnerin. Wenn du magst, kann ich die den Kontakt geben!

  • Ich kenne hier inzwischen viele Jäger (meist alte weiße Männer), deren Hunde entweder 1A hören und mit nicht erlaubten Mitteln erzogen wurden, oder ab immer an der Leine sind, wenn sie nicht im Revier sind oder aber genauso schlecht/gut hören wie die üblichen Haushunde. Einige Jagdhunde haben den will to please, die kann man recht gut erziehen, andere nicht.

    Von außen sieht es vielleicht anders für dich aus, toller vielleicht, aber gehst du weiter in die Szene triffst du das, was ich oben schrieb. Ich kenne genau eine Jungjägerin mit Polnischer Bracke, die ihren Hund im Griff hat und zwar auf eine nette, legale Weise. Eine Ausnahme, zumindest hier im Gebiet.

  • Zum Auslasten und zum Jagdhund, der nur in Jägerhand glücklich werden kann, möchte ich noch eins sagen: Ja, mag sein, dass Hunde bei netten Jägern, wo sie ihrer Leidenschaft nachgehen können und auch Familienhund sind, ein geiles Leben haben.
    Da aber die Realität für sehr viele dieser Hunde ganz anders aussieht, kann man sich guten Gewissens von dieser Idealvorstellung lösen und sich darauf besinnen, ob man willens und in der Lage ist, einen Jagdhund zu halten und entsprechend zu beschäftigen.
    Mit Galgos kenne ich mich nicht aus, aber ich habe schon das Gefühl, dass diese Jagdhunde in "motivierter Liebhaberhand" ziemlich zufrieden sind.
    Meine wirkten immer happy, zumal bisher nur einer von sieben einen ausgeprägten Jagdtrieb hatte.

  • Ich bin auch mit einem Bein in der Jagdhundszene drin. Außerdem ist meine Familie teils jagdlich engagiert, mitunter meine Schwester und deren Mann. Habe im Jagdverein meine Begleithundprüfung abgelegt, weil ich selbst einen Retriever habe. Der Verein hat mit einer jungen Kursleiterin aber eher eine Ausnahmetrainerin, die wert auf moderne und faire Methoden legt.


    Was oben beschrieben wurde, ist mir auch aufgefallen. Möchte noch ergänzen, dass Jäger unter starkem Zeitdruck stehen, wenn sie einen Jagdhund ausbilden. Die Prüfung findet meist in einem Zeitraum von 4-6 Monaten statt. In dieser Zeit müssen sie einem Welpen bzw. Jungdhund zum Teil sehr schwere Aufgaben beibringen. In dieser Lebensphase haben Hunde allerdings Murmeln im Kopf. Du kannst dir ja mal die Anfordernungen der Jagdhundprüfung im Internet heraussuchen, die kann man da einsehen. Schussfestigkeit muss er ebenfalls lernen.


    Die Ausbildung zum Jagdhund ist daher an vielen Stellen sehr unfair dem Hund gegenüber.


    In einer anderen Ausbildungsgruppe, die von einem dieser typischen Klischeemänner geführt wurde, wurde dessen Deutsch Drathaar vor allen Kursteilnehmern schlicht geprügelt, weil er nicht spurte. Nach Außen hin präsentierte sich dieser Jäger als liebevoller Drathaar-Züchter. Entbehrte leider jeder Ironie.


    Mir sind natürlich genauso Jäger begegnet, die ihre Hunde lieben und ernsthaft mit ihnen arbeiten wollen. Also alle über einen Kamm scheren kann man nicht. Aber romantisieren sollte man die Jagdhundausbildung definitiv nicht.


    Zu den Galgos kann ich nichts sagen. Der einzige Galgo, den ich kenne, ist ein nervöses Wrack. :tropf:

  • Bspw Dackel seien ja so stur und besser in Jägerhänden aufgehoben weil Dickschädel und Jagdtrieb wie sau, nicht abrufbar, am Ende kämpft der noch mit Dachs und Co und stirbt im Erdloch weil man ihn von der Leine lies (ja solche Dinge gabs da zu lesen und natürlich bestreite ich nicht dass das passieren könnte).

    Ich komme ja aus einer Jägerfamilie und kenne daher auch einige Jäger. Meiner Erfahrung nach, werden Dackel schlicht oft nicht so erzogen und trainiert, wie die Rasse es erfordert.

    So viele meiner bekannten Jäger haben arbeitende Jagdhunde wie zB Münsterländer und auf der anderen Seite Terrier oder Dackel als Haushunde. Die arbeitenden Hunde sind top kontrollierbar während die Haushunde/Familienhunde meistens komplett gegenteilig dazu sind. Alles noch in einem guten Rahmen (also kein Leine ab und Hund ist weg aber doch schon mit extrem großen Unterschied zu den arbeitenden Hunden). Aktuell gibt es glücklicherweise nur einen Dackel, der mehr als nicht mehr im Rahmen ist....


    Und wenn es so schon bei den Jägern ist, also die die ja sehr gut kontrollierte Hunde haben, wundert es mich überhaupt nicht, dass Dackel bei "Normalhundehaltern" am Rad drehen. Die meisten werden mMn schlicht nicht rassegerecht erzogen und gefordert und dabei raus kommen Hunde wie in deinem Zitat. Unter anderem deswegen mache ich große Bögen um diese Rassen, bin ich ganz ehrlich. Ähnlich sehe ich es bei anderen typischen Hunden aus dem Reiter- und Jägerbereich wie zB Jack Russel Terrier.

  • Möchte noch ergänzen, dass Jäger unter starkem Zeitdruck stehen, wenn sie einen Jagdhund ausbilden. Die Prüfung findet meist in einem Zeitraum von 4-6 Monaten statt. In dieser Zeit müssen sie einem Welpen bzw. Jungdhund zum Teil sehr schwere Aufgaben beibringen. In dieser Lebensphase haben Hunde allerdings Murmeln im Kopf. Du kannst dir ja mal die Anfordernungen der Jagdhundprüfung im Internet heraussuchen, die kann man da einsehen. Schussfestigkeit muss er ebenfalls lernen.

    Meinst du die Jugendprüfungen? Das sind Anlageprüfungen, rein theoretisch sollte man da ohne alles rein gehen können, da der Hund das alles mitbringt.

    Gut, praktisch geht das nicht ohne alles. Aber hochanspruchsvoll ist das nur wenn man viele Punkte will und mit einem sehr jungen Hund rein geht, heißt das Problem ist eher menschlicher Ehrgeiz.


    Schussfestigkeit muss ein Hund nicht lernen. Entweder ist er es oder halt nicht. Das testet man auf Distanz, verringert die Distanz und fertig. Kein Aufwand.

    Klar kann man das bei einigen der unsicheren Hunde dann noch sauberer üben und sie trotzdem ausreichend schlussfest bekommen. Aber der Hund mMn mMn dann auf den Zuchtprüfungen nichts zu suchen. Gibt auch andere Wege zur Brauchbarkeit.


    Aber ja, grundsätzlich hast du absolut Recht. Ich muss bei dem Thema immer an den Spruch denken "Ein deutscher Jagdhund muss hart sein um den deutschen Jäger aushalten zu können." Ich Frage mich da also oft wie viel von dem Thema hausgemacht ist. Andererseits ist es eben das gleiche Problem das die Polizei und wirklich jeder der mit Hunden in hohen Trieb arbeitet. Irgendwo muss die Gesellschaft sich da mal überlegen ob sie gute Arbeitshunde will oder ob die arbeitenden Hunde wirklich genauso behandelt werden müssen sollen wie die reinen Begleiter.

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