Vielhundhalter - wie wird man einem Rudel gerecht?
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Ich mag es nicht so gern, wenn die Hunde sich Spiel, Schmusereien usw. u zu sehr untereinander holen.
warum?
Ja also das finde ich im Mehrhundhaushalt eigentlich gut? Also dass sie viel zusammen spielen, gestapelt liegen und kuscheln, das ist voll schön finde ich.
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Ja, absolut. Hier geben sich die Hunde sehr viel und ich finde es gut, die kreisen nicht zwingend um mich, wenn sie Nähe oder Spiel wollen.
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Meinst du das im Sinne von: Weil nicht jeder, immer, jetzt sofort im Mittelpunkt stehen kann?
Da hier gleich zweimal Großfamilie fiel: Ich find das durchaus vergleichbar. Im Positiven, wie im Negativen. Natürlich schauen sich die Jungen was bei den Alten ab. Natürlich zeigen die Alten ihre Grenzen auf. Natürlich lernen sie auch Blödsinn voneinander.
Natürlich steht niemand permanent im Zentrum.
Aber die Vorteile werden gerne vergessen. Meine Hunde beschäftigen sich zum Beispiel viel untereinander. Hat einer gerade keinen Bock, wird beim nächsten eine Spielaufforderung gemacht, gekuschelt oder zum beruhigenden Putzen angemeldet. Es findet sich immer jemand.
Bedeutet eben auch, dass ein guter Teil der Bedürfnisse in Hinblick auf Kontakt, Auslastung und Beschäftigung von ihnen alleine geregelt wird. Da sind sie nicht allein auf Menschen angewiesen, um das zu erfüllen. Für mich eindeutiger Vorteil für alle. Nur als ein Punkt.
Ja genau.
Für mich bedeutet gerecht werden erstmal im Sinne von: Wie gerecht werden ich dem Individuum (? )
Na klar hat das auch eine Menge Vorteile.
Man muss es eben für sich selber Abwegen und JEDER muss sich wohl fühlen.
Natürlich muss es für jeden passen. Das pauschale: "Das kann gar nicht gehen mit so vielen", ist genau deswegen so merkwürdig für mich. Denn es setzt voraus, dass absolut jeder Betreuungsschüssel x und Zeit allein mit Menschen y will und menschliche Aufmerksamkeit z braucht. Dem ist aber nicht so. Wie du schon sagst: Dem Individuum gerecht werden. So unterschiedlich Individuen sind, so unterschiedlich sieht auch das Gerechtwerden oder genauer gesagt das Erfüllen der Bedürfnisse und das Erreichen von zumindest Zufriedenheit aus.
Als konkretes Beispiel: Ich hab eine Hündin, die hat Probleme mit menschlicher Aufmerksamkeit. Sie will mal Kontaktliegen. Wenn es richtig hochkommt dreimal am Tag für eine Minute durchgewurschtelt werden. Für gewöhnlich eher ein bis zwei Mal. Das fordert sie ein. Und dann ist gut. Nicht mehr. Alles darüber führt zu Nervosität bis Angst. Aber in unserem Rudel: Sie liegt mitten im "Hundehaufen", tobt, spielt, kuschelt, läuft um die Wette, jagt anderen das Spielzeug ab und lässt sich jagen - das alles mit Gusto und Lebensfreude. Während sie auf Menschen meistens gut verzichten könnte. Sie würde also in keinster Weise davon profitieren, im Mittelpunkt zu stehen oder wenn ich drei Stunden täglich ganz allein für sie einplanen würde. Im Gegenteil.
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Lebenssituationen sind so verschieden. Wären Geld und Zeit kein Thema für mich, hätte ich sehr wahrscheinlich mehrere Hunde. Vermutlich "nur" 5 bis 6, aber trotzdem. Gibt ja Leute, die haben finanziell und zeitlich einfach die Voraussetzungen, einer ganzen Hundegruppe gerecht werden zu können. Zumal da noch so viele andere Faktoren reinspielen, angefangen von der Rasse (grad bei den Kleinstrassen und Windhunden gibts ja gar nicht so selten Mehrhundehaltung) bis hin zu der Frage, wie man wohnt und die Hunde auslastet.
Ich gestehe, ich habe mich bei manchen Leuten, die online von ihren 10+ Hunden posten, auch schon gefragt, warum das sein muss und ob da wirklich alles so super läuft, wie es dargestellt wird. Persönlich hab ich da vor allem Bedenken bei zB sehr jungen Leuten, die sich - oft für den Sport - einen Hund nach dem anderen holen in kurzen zeitlichen Abständen. Aber ich kenne diese Menschen letztlich nicht persönlich und kann mir somit eh kein abschließenden Urteil bilden. Und ich bin mir sehr sicher, dass es auch verantwortungsbewusste Halter großer Hundetruppen gibt, die das einfach als ihren Lebensinhalt sehen.
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Ich glaub das kommt teilweise auch drauf an wie die Hunde sind. Ich selbst habe zwei Hunde und eine Zeit lang öfters den Hund meiner Schwester da gehabt. Vom Gassi gehen und Handling war das kein Problem. Der Hund meiner Schwester ist allerdings gewohnt Einzelhund zu sein und bekommt dementsprechend Aufmerksamkeit.
Meine 2 Hunde hab ich nicht gemerkt aber man musste ihn immer mal extra bespaßen und lieb haben. Für mich sind meine zwei Mädels nicht aufwendig im Alltag, er dagegen schon obwohl es das Geschwisterchen meiner einen Hündin ist.
Andere würden wieder meine eine Hündin als aufwendig bezeichnen
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Ich selbst habe (bisher) nur zwei Hunde, aber bei anderen Hundehaltern / z.T. Züchtern habe ich erlebt, die gut sozialiert, erzogen, zufrieden und entspannt Hunde von Menschen sein können, die weit mehr Hunde halten als der Durchschnitt. Und in manchen Fällen waren das auch keine "Mitläuferrassen".
Meiner Meinung nach kommt es ganz stark darauf an, wie routiniert die Menschen sind und wie die Umstände aussehen.
So mancher Hund wird heutzutage "überbetüddelt"; Hunde brauchen nicht ständig Action und Bespaßung durch den Menschen. Ist bei Kindern genauso. Es tut beiden sogar gut, wenn sie lernen sich selbst zu beschäftigen. Natürlich muss der Mensch da sein, wenn es notwendig/wichtig ist, und jeder Hund braucht auch "quality time", aber in einer gut eingespielten Hundefamilie bespaßt man sich auch gegenseitig und das ist für Hunde ebenso wertvoll.
Natürlich muss man schauen, dass keiner der Hunde in permanentem Stress lebt. Gibt sicher Rassen und/oder Individuen, da geht es weniger leicht.
Aber nur weil man selbst es vielleicht nicht könnte, diese Art der Haltung bei anderen zu verurteilen oder zu unterstellen, die Hunde hätten ein schlechteres oder weniger zufriedenes Leben als anderswo, empfinde ich persönlich als sehr engstirnig.
(Dass es auch Fälle der Überforderung gibt, ist klar. Das kann es in jedem Zusammenhang geben.) -
Ich vermute, es gibt mehr als genug Einzelhunde, denen ihre Besitzer weniger gerecht werden als Hunden in einer Gruppe von 5, 6 etc... Alleine die Tatsache, dass die Hunde ja schon viel für sich tun, sofern sie sich verstehen...
Etliche Einzelhunde fristen doch ein absolut gelangweiltes Leben. Jeden Tag die gleichen Strecken, wenn überhaupt... Keine Auslastung, kein Sport, keine Förderung...
Menschen, (animalhorder mal außen vor) die sich mehrere Hunde anschaffen, sind ja idR eher welche, die eben Lust haben, sie rund ums Thema Hund zu beschäftigen... Ausnahme bestätigen die Regel...
Bei mir persönlich spricht gegen Mehrhunde(tier)haltung inzwischen va die emotionale Verantwortung... Viele Tiere viele Sorgen... Ich ertrage das emotional einfach nicht mehr. Irgendwie ist immer irgendwas mit irgendwem... Aber da gibt es bestimmt auch Menschen, die da objektiver sein können...
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Kommt das nicht total auf die eigenen Umstände, die Hundeguppe und die Vorstellung von "gerecht werden" an?
Ob man jetzt allein Hunde hält oder in einer Partnerschaft oder als Familie mit (kleinen) Kindern. Ob man Vollzeit arbeitet oder nur Teilzeit, ob man sich seinen Arbeitstag flexibel gestalten kann oder sehr fix ist im seiner Planung. Wo lebt man, wie geht man spazieren, wie beschäftigt man die Hunde. Was sind das für Hunde, die die eher geeignet für Gruppenhaltung oder nicht so verträglich in der Gruppe? Mache ich mit allen zusammen dasselbe oder überhaupt mehr als Spazieren oder arbeite ich jeden Tag einzeln einen anderen Hund? Wie bin ich aufgestellt, habe ich noch andere Hobbys oder widme ich mein ganzes Leben der Hundehaltung. Habe ich ein soziales Netzwerk, wo die Hunde notfalls unterkommen? Kann ich finanziell alle Hunde tragen, selbst wenn alle gleichzeitig (chronisch) krank sind? Denke ich lange im Voraus oder reicht es mir im Moment zu leben? Wie stelle ich mir ein "gutes Leben" für die Hunde vor, wie viel Energie bin ich bereit da rein zu stecken, in Konflikten zu regeln und dauerhaft präsent zu sein? Usw usf.
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Vielleicht müsste man das Pferd mal von hinten aufzäumen und die Frage stellen: wieviel ureigene Zeit vom Menschen braucht denn ein Tier?
Es gibt ja auch sowas wie Betreuungsschlüssel, da werden ja genau solche Gedankengänge hinter stecken.
Klar gibt es Dinge, bei denen es völlig egal ist, ob da jetzt 2 oder 7 Hunde sind oder 2 oder 8 Katzen oder 2 oder 12 Rinder.
Aber andere Dinge potenzieren den Zeitverbrauch dafür pro einzelnem Tier.
Eins allerdings bleibt immer gleich: wir Menschen haben allesamt maximal 24 h pro Tag an Zeit zur Verfügung. Eine gewisse Grenze in der Summe an gehaltenen Tieren muss es da fast zwangsläufig geben.
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So mancher Hund wird heutzutage "überbetüddelt"
Genau das. Wie oft liest man hier "nimm mal den Fokus vom Hund" oder so. Das würde ganz vielen Einzelhunden guttun, wenn nicht sämtliche Erwartungen des Halter auf einen einzelnen Hund projiziert würden, sondern der auch mal zur Ruhe kommen dürfte.
Und ich sehe hier aktuell, wo ich anfangs echt Bedenken hatte wegen des Altersunterschieds, daß der Kleine super reinwächst in die Gruppe, sogar Biene läßt sich ab und an mal von ihm foppen und scheucht ihn dann durch die Bude, wenn er meint, er bräuchte mal bissel Action. Und andererseits krabbelt sie selbst zu ihm ins Körbchen, wenn ihr danach ist. Gerade sie, das hätte ich von ihr nicht erwartet, die findet andre Hunde eher überflüssig. Also, fremde.
Die Hunde sind nie alleine, auch wenn ich mal weg bin. Ich mach mir keinen Streß, wenn ich mal weg muß, weil die haben sich gegenseitig. Und trotzdem kriegt jeder Qualitätszeit, weil ich nicht immer mit allen Vieren unterwegs bin, sondern durchwechsele. Mal muß Bossi Pipi, dann geh ich mit ihm alleine raus. Früh geh ich mit Nova alleine, damit der bissel Action mit mir hat, und wir was üben können. Faro hat Alleinzeit mir mir regelmäßig in der Hundeschule, aber auch bei Einzelngängen. Und auch Bibs kriegt Zeit alleine, egal ob beim Gassi, oder wenn ich grad koche, und sie auf der Eckbank daneben kontaktliegt (Streicheln findet sie nicht so obercool, da haut sie ab).
Derzeit wollte ich nicht mehr als diese 4 Hunde haben, weil ich damit rechnen muß, daß Bibs und Bossi in den nächsten Monaten vermehrt Aufmerksamkeit brauchen werden, öfter raus müssen etc., einfach altersbedingt. Und dem möchte ich gerecht werden können.
Sicherlich kommt sowas auch stark auf den Hund an. Ob der lebenslang Einzelprinz war, wenn er dazustößt, oder es gewöhnt ist, einer von mehreren zu sein und "mitzulaufen". Ein Einzelprinznaturell wird in Mehrhundehaltung vlt. nicht glücklich werden.
Aber das bedeutet ja nicht, daß man nicht mehreren Hunden gerecht werden könnte. Ist nur halt auch von den Erwartungen und Gewohnheiten des Hundes abhängig. Je weniger ein Hund "stirbt", wenn er nicht alle Aufmerksamkeit von MIR als DEM Guru bekommt, desto besser - weil ich meine Hunde nicht abhängig machen möchte von mir. ICH muß dann nämlich mit den Konsequenzen leben: wenn Hund ohne mich nicht kann,
muß ich ständig Rücksicht nehmen und um diesen Hund herumplanen. Unter entspannter Hundehaltung verstehe ich was Andres. Nicht, daß ich meine Hunde von mir und meiner Aufmerksamkeit abhängig mache.
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