Vielhundhalter - wie wird man einem Rudel gerecht?

  • Und idR werden die Nutztiere nicht extra für die Hunde geschlachtet

    Wo kommt eigentlich dieses hartnäckige Gerücht her? Die Futtermittelindustrie kauft die Rohstoffe die gerade günstig vorhanden sind. Da gibt es keinerlei Beschränkungen auf nur "Abfall".

    Und auch die ominösen Schlachtabfälle, die gibt es sicher, aber das ist so wenig da ernährt man keinen Hund von. Das Meiste kommt in Wurst und wenn man nicht mehr sieht, was es ist, isst es auch der Europäer.


    Zumindest meine Hunde fressen ganz definitiv Fleisch, für das extra für sie geschlachtet wurde. Sei es direkt das alte Huhn, die könnte man auch rupfen und als Suppenhuhn verwerten, die überzählige Gans, weil ich mich nicht über viel Arbeit zu schlechten Preisen ärgere und selbst beim Rind, die Abschnitte für die Hunde sind mit geschlossenen Augen hergestellt und jeder Metzger würde schimpfen, wenn er sieht, wie wir zerteilen.

    Würde es denn nicht mehr Geld einbringen, das entsprechende Fleisch (ich meine das, was im TroFu oder Nassfutter landet; wenn man seinen Hunden absichtlich Fleisch an der Theke o.ä. kauft, ist das diese Diskussion betreffend was anderes - aber auch das finde ich persönlich nicht schlimm, bin aber auch selbst definitiv keine Vegetarierin) für den menschlichen Konsum zu verkaufen?
    Und wenn das nicht geschieht, hat das dann nicht Gründe? Also Gründe, deren Ursprung nicht die Hundehaltung ist (sondern die Hundefutterindustrie sind dann vll Nutznießer).

    (Es werden ja auch Hühnerfüße exportiert, weil sie in anderen Ländern als Delikatesse gelten und sich das finanziell lohnt. Kann man sich auch drüber streiten, ob das Sinn macht. :ka: )

  • Haben die Vielhundehalter keinen so sensiblen Hund? Sind das alles dann Charaktere, die sich gut durchsetzen können und sich gut abgrenzen können? Hat man da achtmal, x-mal so viel Glück gehabt?

    Ich hab von "du darfst nicht zu laut in die Richtung schauen" bis "Ja, Mann, die ersten 35 Ermahnungen hab ich eben überhört" - also von übersensibel bis "WTP, Individualdistanz und Respekt??? Was für Dinger?" alles dabei.


    Grundregel dafür, dass es dennoch für alle funktioniert: Meine Hunde haben nicht viele Regeln. Aber andere nerven bis mobben ist nicht. Absolutes Verbot. Das wird von Anfang an durchgesetzt. Sicherheit generell und anderen Rudelmitgliedern gegenüber respektlos sein - das sind die wenigen Anlässe, da wird mein Ton sehr scharf und laut. Kommt selten vor, aber kommt gerade deswegen auch sofort an.


    Dass sich der Falsche angesprochen fühlt, verhindere ich zum einen durch individuelle Ansprache von Anfang an. Zum anderen ziehe ich diejenigen raus, die sich trotzdem angesprochen fühlen würden. Also: "Name, hier" und dann bekommt der Rest die Ansage. Dadurch, dass die Sensibelchen neben mir stehen, fühlen sie sich nicht mehr angesprochen. Die begreifen dann schon, dass ich regle und nicht sie meine.


    Dazu dürfen meine Hunde durchaus untereinander regulieren. Sie lernen aber, wenn sie es nicht schaffen, ihre Grenzen zu wahren, dann zu mir kommen und ich mach das. Das mache ich mit allen so. Ich bin die, die rettet.


    Und man lernt eben auch: Okay, Herr Hund lässt sich immer unterbuttern. Damit das nicht passiert, hat man mehr ein Auge darauf.


    Punkt Beschäftigung und Abgrenzung: Ich spiele mit meinen Hunden, aber im Grunde bin ich die Ruhezone. Wenn ich arbeite, darf hund sich neben mich legen - wer spielen will, geht woanders hin. Wenn ich koche, putze, lese - wer Ruhe will, herzlich willkommen. Mir zwischen den Füßen rumtoben is nich. Dadurch teilen sich die Hunde je nach aktuellem Bedürfnis automatisch auf, ohne, dass einer oder mehrere permanent ausgegrenzt wären.

    Dazu haben die älteren/ruhigeren Hunde einander - auch wenn ich gerade mit dem Junggemüse rumtobe und sie nicht mehr mitmachen wollen. Und das Junggemüse kann sich austoben, auch, wenn ich gerade keine Zeit habe oder die Älteren ihre Ruhe wollen.

    Genau das ist der Part, den die Hunde und ich bei zwei, drei oder vier Mithunden nicht hatten: Im Endeffekt findet sich für jeden jemand. Nicht 24/7. Aber deutlich öfter, als bei weniger Hunden. Zwei Hunde fand ich tatsächlich anstrengender, weil Hund A will, Hund B will nicht - ich kann mich nicht zweiteilen. Ich muss immer einen vertrösten. In einem Rudel finden sich da eher andere, die gerade spielen oder kuscheln wollen.


    ABER: Nicht jeder fühlt sich mit vielen wohl. Nicht jeder passt in jedes Rudel. So ehrlich muss man einfach sein und nicht auf Biegen und Brechen mit Zwang.

  • Dieses " nicht auf Biegen und Brechen" ist glaube ich häufig das Problem. Sei es wenn ein auserwählter (Einzel) Hund doch nicht passt aufgrund des Umfelds oder bei mehreren Hunden einer deutlich zeigt das er sich nicht wohl fühlt.

    Sei es aufgrund der Konstellation oder generell.

    Hunde abgeben ist verpönt und sich ggfalls eingestehen das man was falsch eingeschätzt hat und man einfach nicht alles haben kann will kaum einer.

  • Grundregel dafür, dass es dennoch für alle funktioniert: Meine Hunde haben nicht viele Regeln.

    Vielleicht wirklich das ein wenig? Ich hab ja nun gerade mit den Shelties und insbesondere mit Border Enya schon sensiblere Fraktionen (Aussie Joey nicht ganz so). Aber es gibt hier nur wenig NoGos und da weiß jeder Hund, was die -korrekte- Alternative ist. Sprich, auf eine Ermahnung braucht er da an sich nicht reagieren, weil er eh vorher schon gesehen hat, xy im Rudel macht gerade was verkehrt, ich mach es besser und schnapp mir die Belohnung dafür xD .
    Ich fand es tatsächlich mit jedem neuen Hund eher einfacher in der Alltagserziehung, der Neuzugang ist ja auch nicht blöd... (und klar, ich hab Hundetypen, die es einem einfach machen).
    Da reden wir von den NoGos, TuDas abseits von Alternativverhalten/auftrainierte Automatismen ist eh einzeln.

    Ich finde es halt wirklich schön wie intensiv unsere Bindung ist und hätte auch ein wenig Sorge, dass sich das bei einem zweiten (oder mehreren) Hund(en) ändert, weil sie natürlich mehr untereinander kommunizieren, was auch toll ist, keine Frage.

    Hm, würde nicht sagen, bei uns wurde Bindung weniger intensiv, weil mehr Hunde. Eher so:

    aber die erste Ansprechpartnerin bin ich

    Egal ob kuscheln, üben eh und in der Regel auch Spiel, erste Wahl bin ich, so ich mitmache. Sonst gibt es halt Alternativen. Falls jemand Bock hat.


    Aber ich kann mir unter "intensivere Bindung" gerade auch wenig vorstellen :???: . Heißt, für den Hund ist nur sein Mensch interessant und sonst nichts? Oder was versteht man darunter?


    Oder dass er Gewusel halt nicht haben kann. Dann müsste er in einem anderen Raum abseits von allem sein, um seine Ruhe zu haben? Und das fast den ganzen Tag?

    Gewusel ist hier bei 5 Hunden kaum. Wenn ich die Mittags in den Garten lasse (nach halber Tag alleine), ja. Ansonsten spielen mal einzelne Hunde miteinander, aber in der Wohnung finde ich es wenig wuselig. Auch Kleinteil (6 Monate) schaut vielleicht mal, wer Bock hat und knurpselt halt sonst für sich auf was rum.


    Abgrenzen kann sich Smilla sehr gut. Hat sie Bock auf irgendwen, zeigt sie das, ansonsten wird sie in Ruhe gelassen. Alle anderen außer Smilla sehe ich als sehr zufrieden mit ihren Mitbewohnerinnen. Gerade Enya :herzen1: , die auf Fremdhunde ja so überhaupt keinen Bock hat. Sie ist so lieb und toll kommunizierend und spielt auch gerne im Rudel. Für sie sähe ich es als großen Verlust, wäre sie Einzelhund (zumal man da denken könnte, sie will ja eh keinen Kontakt.)

  • Ab davon frag ich mich wie man auf die Idee kommt als Mensch um eine Bindung konkurrieren zu können/ wollen die Hunde untereinander aufbauen können.

    Das kann man doch nicht vergleichen.

    Allerdings freue ich mich auch darüber das meine Hunde untereinander voneinander profitieren, sich putzen, spielen, kuscheln und einfach das miteinander haben was ich ihnen nie geben könnte.

  • Ich habe schon manches Mal gedacht, der große Unterschied zwischen Hunde- und Katzenmenschen ist der, dass die Katzenmenschen damit besser leben können nicht immerzu der Mittelpunkt ihres Haustieres zu sein. Dass kristallisiert sich hier auch etwas raus. Die Halter haben "Angst" nicht mehr der Nabel der Welt für ihren Hund zu sein.


    Also ich bin ganz ehrlich froh drum, nicht jedes Bedürfnis meiner Hunde allein befriedigen zu müssen. Ich bin wahnsinnig wichtig für sie, jeder hat seine Momente mit mir, alle gemeinsam kuscheln, was üben- jeder versucht den anderen zu übertrumpfen und trotzdem ist es ein Wir. Dass ist unbeschreiblich schön. :smiling_face_with_hearts: Es ist anders als mit einem Hund aber durch die Pferde, Haus, Garten, Arbeit usw- einem Hund könnte ich nicht gerecht werden.


    So haben sie immer noch sich und sei es miteinander im Garten liegen und Nachbarn beobachten, zusammen kuscheln, Maulrangeln, Kissen annagen.. :pfeif: - es findet sich meist jemand zur Interaktion und trotzdem ist hier nicht die wilde Jagd im Haus. Da ist nix wuselig oder aufgedreht. :ka:


    Und Regeln sind hier auch wenige. Die Hauptregel ist eigentlich auch nur "es wird niemand gemobbt und unnötig angezickt nur weil einem grad danach ist". Ansonsten nur die Basics, meins ist meins, ich habe im Zweifel das letzte Wort und jedem seine Individualdistanz ist heilig. So brauch ich wenig korrigieren und wenn dann weiß derjenige schon an der Tonlage wie ernst es mir ist.


    Da gibts dann Frodo der in dem Moment den Revoluzer auspackt und gerne nochmal nachfragt ob ich dass jetzt wirklich so meine und Peppi der sofort die Friedenspfeife holt und Pina ist so dazwischen. Je nachdem um was es geht. Das Pony auch. Man kennt doch seine Hunde/Tiere und kennt ihre Stärken und Schwächen.

  • Ganz ehrlich?

    Was da jetzt wieder draus gemacht wird, ist hahnebüchen, sorry. Niemand schrieb man wolle der Nabel der Welt für den Hund sein, so ein Unsinn.

    Mir ging es um die Beziehung die man hat, die Aufmerksamkeit füreinander, die unter anderem auch dafür sorgt, dass mein Hund draußen viel ohne Leine laufen kann. Stelle ich mir bei 2+ jagdtriebigen Hunden schon schwieriger vor.

    Und ja, ich habe einen Hund, weil ich Hunde mag. Und zwar die Interaktion mit mir. Das finde ich jetzt nicht verwerflich. Findet das jemand egoistisch, ja, dann ist es das. Ich habe auch ein Kind, weil ich es wollte, nicht weil es für die Gemeinschaft gut ist.

    Mit Katzen kenne ich mich nur bedingt aus und auch nicht mit einer Mehrhundehaltung. Man mag mir eventuelle Wissenslücken verzeihen.

  • Ab davon frag ich mich wie man auf die Idee kommt als Mensch um eine Bindung konkurrieren zu können/ wollen die Hunde untereinander aufbauen können.

    Das kann man doch nicht vergleichen.

    Allerdings freue ich mich auch darüber das meine Hunde untereinander voneinander profitieren, sich putzen, spielen, kuscheln und einfach das miteinander haben was ich ihnen nie geben könnte.

    Wenn man es mal umdreht, wird es noch absurder:


    Du hast den Hund wohl als Kind-/Partner-/sonstigen Menschenersatz?!


    Denn, dass ein Hund keinen anderen Menschen ersetzen kann, sollte klar sein.

    Aber der Mensch soll alleine das absolute Nonplusultra für den Hund sein können oder will das sogar.

    Und wer sich nicht ganz so sicher ist, der isoliert eben, damit es gar keine "Konkurrenz" gibt.


    Leider weiß ich nicht mehr, wer das erwähnt hatte: Aber in meiner Kindheit war das auch bei Wellensittichen, Meerschweinchen, Kaninchen so: "Schaff dir nur ein Tier an, sonst wird es nicht richtig zahm und zutraulich!". Es wird bewusst Kontakt zu anderen reduziert oder vermieden, damit das Tier nur eine Wahl hat. Den Menschen.


    Weil der Irrglauben herrscht, dass Artgenossen Konkurrenz zum Menschen sind. Dabei sind das sehr verschiedene Sachen. Ich würde mir bei meinen Hunden ernsthaft Gedanken machen, wenn sie noch mehr auf mich festgelegt wären. Das dürften sie laut dieser "Weisheit" ohnehin gar nicht sein. Verbringen schließlich deutlich mehr Zeit mit Artgenossen. Und trotzdem: Wenn ich irgendwas üben will ("Arbeiten") oder mich einfach nur hinlege (aka: Jetzt ist Kuscheln und Schlafen angesagt) dann hab ich Priorität.

  • Ich glaube, da muss nochmal deutlich unterschieden werden, ob jemand glaubt, dass "der Hund einen dann weniger liebt", oder ob pragmatische und durchaus nicht unsinnige Überlegungen dahinter stehen.
    Bei bestimmten Hundetypen/Rassen hat bestimmt schon so mancher die Erfahrung gemacht, dass der Hund alleine super hört, aber sobald z.B. ein anderer "Jagdgenosse" dabei ist, sind die Hunde tendenziell eher bereit abzuzischen.
    Ich kann's verstehen, wenn sich da jemand Gedanken macht, dass da der Fokus eben weniger auf dem Menschen liegt (in bestimmten Situationen).
    Das hat nicht unbedingt etwas mit Bindung, Liebe oder was auch immer zu tun - sondern gemeinsam jagd/mobbt/erkundet/pöbelt es sich eben besser, das Selbstbewusstsein wird durch einen Weggefährten größer und so mancher Hund traut sich eben eher, bestimmte Aktionen durchzuführen.
    Das hat nichts mit Konkurrenzgedanken zu tun, sondern mit logischen, von Erfahrungen (seien es eigene oder die anderer Halter) geprägten Überlegungen.
    Das würde ich hier nicht direkt verteufeln.

    Meine Hündin war früher schon sehr fixiert auf mich, und ist durch den Zweithund eher noch verkuschelter geworden, denn der könnte ja mehr Aufmerksamkeit bekommen als sie und da sie ja nicht wissen kann, ob sie dadurch nicht vielleicht plötzlich tot umfällt, kommt weniger Kontakt mit mir absolut nicht in Frage. |)
    Ich wäre froh, wenn meine Hunde mehr miteinander interagieren würden.

  • Also es gibt denke ich sehr viele Gründe für mich, wieso ich keine 10 Hunde halten möchte (Zeit, Platz, Dreck, langfristige Betreuung bei Gesundheit/Handicaps, Dynamik im Rudel, andere Hobbies ...). Dass ich dann "nicht mehr der Nabel der Welt" bin für meine Hunde, gehört aber definitiv nicht dazu.

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