Vielhundhalter - wie wird man einem Rudel gerecht?

  • Da es hier nochmal aufgebracht wurde:


    Für mich ist absolut alles egoistisch. Komplett alles.

    Hunde halte ich, weil ich das will. Ich nehme Tiere auf, damit sie hier werfen, aufwachsen, sterben, gesund werden können, nicht eingeschläfert werden... weil ich das will. Nicht, weil ich ach so selbstlos und aufopfernd bin. Nee. Weil es mir etwas gibt!

    Weil es mir damit besser geht, als damit, es nicht zu tun. Das ist egoistisch.

    Müsste ich mein Leben für das meines Kindes geben - würde ich machen. Nicht, weil ich so wenig an meinem Leben hänge. Sondern, weil ich mit dem Wissen, es nicht getan zu haben, nicht mehr (gut) leben könnte. Das ist ebenfalls egoistisch.


    Also der vermeintliche Aufhänger, dass doch andere auch aus egoistischen Motiven Hunde halten - der ist für mich hinfällig. Machen wir alle. Machen wir nicht nur bei Hunden. Machen wir in jedem Aspekt unseres Lebens.


    Wo für mich aus Egoismus ein Problem wird, ist unter anderem an der Stelle, wo man lieber einem anderen etwas wegnimmt: Interaktionen einschränken, Kuscheln und Spielen mit Artgenossen reduzieren - als selbst mehr für die Bindung zu tun. Oder eben die eigenen Hobbys, die nur allzu gerne als Arbeit betitelt werden, auf höhere Ränge stellt als das Wohlbefinden der Lebewesen, die von einem abhängen.

  • Das ist irgendwie ein viel zu weit gehender Egoismus-Begriff, der dem Wort auch jeglichem Sinn entzieht.

    Ich glaube auch nicht, dass es für irgendjemanden ein "Aufhänger" ist dass Hunde aus egoistischen Gründen gehalten werden, das ist doch einfach meistens der Fall, und natürlich voll okay. Natürlich wird auch vieles was Menschen tun aus egoistischen Gründen getan, das ist auch okay. Nur daraus kann man eben nicht schließen dass alles und in jedem einzelnen Fall aus Egoismus getan wird. Wir sind Rudeltiere und haben Empathievermögen, haben wir das nicht, ist das eine diagnostizierbare Krankheit. Menschen mit soziopathischer oder psychopathischer Persönlichkeitsstörung kann man in der Therapie über das Werkzeug des vorhandenen Egoismus in die Gesellschaft reintegrieren, damit sie Situationen bewerkstelligen können, die Menschen ohne diese Persönlichkeitsstörung durch Empathie lösen. Also nein, nicht jegliches Handeln eines gesunden Menschen ist egoistisch, selbst wenn der Einzelne natürlich von funktionierenden Gruppen wiederum profitiert.

    Und deshalb ist es natürlich möglich, dass man zB Pflegehunde hält, weil einem das was gibt, man aber Pflegehund x einfach partout nicht loswird, egal wie sehr man es versucht, und ihn dann aufgrund seiner Empathiefähigkeit behält.


    Zu der anderen Frage, ich habe ja im Grunde so etwas wie zwei Wurfgeschwister (also fast gleich alt, von Anfang an zusammen aufgewachsen) und sie waren auch lange wie Patt und Patterchen, und haben auch wirklich exzessiv viel zusammen gespielt. Mir fehlt das, jetzt wo sie älter sind.

    Zwei Jagdhunde stacheln sich noch mehr auf, keine Frage. Aber es ist auch nicht Bindung oder Beziehung, die einen Jagdhund von der Jagd abhält. Erstens ist Jagd einer der stärksten Instinkte die ein Beutegreifer hat, und zweitens hat doch ein Hund kein Vorstellungsvermögen davon, dass da die Bindung leiden könnte, wenn er kurz dem Reh hinterherjagt. Und hetzt er einmal, nimmt er ohnehin nichts anderes mehr wahr. (Und Erziehung und Bindung sind weder das Gleiche, noch bedingen sie sich.)

  • Mir fehlt das, jetzt wo sie älter sind.

    Echt?

    Ich liebe diese Ruhe, die meine Gruppe hat. Klar, die jüngeren spielen auch Mal, jetzt am Wochenende waren Juna, Abrakadabra und Sturm Happy, einander zu haben und Maulrangeln war das große Ding 😁 und beim Gassi wird auch Mal geflitzt.

    Aber ansonsten sind hier alle einfach so ein wunderbar eingespieltes Team. Niemand muss irgendwas klären, jeder kennt seinen Platz im Leben und den Platz der anderen, Mal liegen sie zusammen, Mal jeder für sich, man teilt seinen Ochsenziemer und die Schnupperstelle, wenn einer pinkelt, stehen die anderen an , ohne das da ein Druck ist, sich übertrumpfen zu wollen.

    Das ist für mich einfach das schönste an der ganzen Sache, diese Einheit.

  • Hunde abgeben ist verpönt und sich ggfalls eingestehen das man was falsch eingeschätzt hat und man einfach nicht alles haben kann will kaum einer.


    Es ist nicht nur verpönt, es ist wahnsinnig schwer. Mein Fiete lebt ne viertel Std entfernt bei meiner Tochter. Ich hab ihn ja nicht an der Autobahn ausgesetzt. Aber ich hab sehr gelitten unter der Trennung und er anfangs auch. Kam ich zu Besuch drückte er seinen Kopf an mich und wir haben ein bisschen getrauert. Na ich zumindest auf jeden Fall. Meine Umwelt hat es mir leicht gemacht und fand das alles ok so, ich hatte fast ein Jahr lang ein Thema damit. Aber es war richtig. Der Hund ist glücklich da. Die kurze Lunte, die er hier entwickelt hatte ist nun deutlich länger und auch hier ist endlich Harmonie eingekehrt.

  • Das ist irgendwie ein viel zu weit gehender Egoismus-Begriff, der dem Wort auch jeglichem Sinn entzieht.

    Für mich ist es das nicht. Für mich ist Egoismus aber auch nicht per se schlecht.

    Altruistischer Egoismus ist durchaus ebenso vorhanden, wie andere Abstufungen - ohne, dass man es direkt pathologisieren muss.


    Wir sind Rudeltiere und haben Empathievermögen

    Ist nicht jeder. Hat nicht jeder. Schon gar nicht gleichermaßen.

    haben wir das nicht, ist das eine diagnostizierbare Krankheit

    Jupp. Und bis 1990 war Homosexualität laut WHO eine diagnostizierbare Krankheit. (Im DSM nur bis 1973). Wissen wir heute besser.


    Und wie war das doch gleich mit der Hysterie, die ebenfalls eine diagnostizierbare Krankheit war und lustig behandelt wurde?


    Auch, wenn das Label draufgepappt wird: Das macht es nicht unumstößlich wahr. Andererseits sind Sachen nicht erst problematisch, wenn jemand sagt: "Japp, das ist diagnostizierbar." Das ist reine Definitionssache und wissenschaftliche Anerkennung, aber nur ein verspäteter Abklatsch der Realität.

    Zeiten und Diagnosen ändern sich, weil sie oft genug - gerade im Bereich der Psyche - zu sehr vom Zeitgeist durchsetzt sind. Da wird in manchen Fällen pathologisiert, was gerade nicht ins Weltbild passt oder was gerade trendet und anderes übersehen oder übergangen, was mehr als offensichtlich problematisch ist.


    Und ja, für mich ist alles, was ich mache und was andere machen, egoistisch. Das schließt Empathie ebenso wenig aus, wie anderen einen Gefallen zu tun. Ich kann etwas machen, um anderen eine Freude zu bereiten - weil ich mich freue, wenn dieses Lebewesen sich freut. Win-Win. Egoistisch und altruistisch zugleich. Da verliert keiner der Begriffe einen Sinn. Der erweitert sich.

  • Mir fehlt das, jetzt wo sie älter sind.

    Echt?

    Ich liebe diese Ruhe, die meine Gruppe hat. Klar, die jüngeren spielen auch Mal, jetzt am Wochenende waren Juna, Abrakadabra und Sturm Happy, einander zu haben und Maulrangeln war das große Ding 😁 und beim Gassi wird auch Mal geflitzt.

    Aber ansonsten sind hier alle einfach so ein wunderbar eingespieltes Team. Niemand muss irgendwas klären, jeder kennt seinen Platz im Leben und den Platz der anderen, Mal liegen sie zusammen, Mal jeder für sich, man teilt seinen Ochsenziemer und die Schnupperstelle, wenn einer pinkelt, stehen die anderen an , ohne das da ein Druck ist, sich übertrumpfen zu wollen.

    Das ist für mich einfach das schönste an der ganzen Sache, diese Einheit.

    Ja mir fehlt das... Sie haben sich halt auch insgesamt sehr auseinander entwickelt. Also sie sind immer noch sehr harmonisch miteinander, aber haben einfach zu unterschiedliche Interessen um da noch oft zueinander zu finden im Spiel.


    Das ist jetzt halt einfach widdewiddewitt, ich mach die Welt wie sie mir gefällt, weil ich sämtliche Forschung für irrelevant erkläre. Klar kannst du alles "Egoismus" nennen. Du kannst auch genauso gut alles "Tomate" nennen wenn du Lust hast, macht genauso viel Sinn. Ich habe auch nie etwas von schlecht oder gut geschrieben, weder bei Egoismus noch bei Persönlichkeitsstörungen. Und ja, die existieren, genau wie Homosexualität. Das ist keine Wertung.

  • Das ist keine Wertung.

    Diagnostizierbare Krankheit versus "normal" ist durchaus eine Wertung.

    Auch meine Meinung wertest du gerade samt der validen Argumente und Beispiele. Ab. Sehr deutlich sogar.

    Und nein, ich mach mir die Welt nicht, wie sie mir gefällt. Dann wäre sie ne ganze Ecke schöner.

    Ich nehme nur einfach nicht alles hin, was vermeintlich gegeben ist.

  • Das ist keine Wertung.

    Diagnostizierbare Krankheit versus "normal" ist durchaus eine Wertung.

    Auch meine Meinung wertest du gerade samt der validen Argumente und Beispiele. Ab. Sehr deutlich sogar.

    Und nein, ich mach mir die Welt nicht, wie sie mir gefällt. Dann wäre sie ne ganze Ecke schöner.

    Ich nehme nur einfach nicht alles hin, was vermeintlich gegeben ist.

    Ich habe das Wort "normal" tatsächlich nie verwendet. Es ist auch keine Wertung, dass etwas im ICD-10 ist. Es gibt Persönlichkeitsstörungen bei denen die Fähigkeit, Empathie zu empfinden eingeschränkt ist, genauso wie es Krankheiten gibt, bei denen die Fähigkeit Freude zu empfinden eingeschränkt ist. Das ist keine Wertung. Es macht halt einfach genauso wenig Sinn, alles was Menschen tut Egoismus zu nennen, wie es Sinn macht, alles was Obst ist Tomate zu nennen, auch wenn es natürlich allgemein gut ist, Dinge zu hinterfragen.

  • Echt?

    Ich liebe diese Ruhe, die meine Gruppe hat. Klar, die jüngeren spielen auch Mal, jetzt am Wochenende waren Juna, Abrakadabra und Sturm Happy, einander zu haben und Maulrangeln war das große Ding 😁 und beim Gassi wird auch Mal geflitzt.

    Aber ansonsten sind hier alle einfach so ein wunderbar eingespieltes Team. Niemand muss irgendwas klären, jeder kennt seinen Platz im Leben und den Platz der anderen, Mal liegen sie zusammen, Mal jeder für sich, man teilt seinen Ochsenziemer und die Schnupperstelle, wenn einer pinkelt, stehen die anderen an , ohne das da ein Druck ist, sich übertrumpfen zu wollen.

    Das ist für mich einfach das schönste an der ganzen Sache, diese Einheit.

    Ja mir fehlt das... Sie haben sich halt auch insgesamt sehr auseinander entwickelt. Also sie sind immer noch sehr harmonisch miteinander, aber haben einfach zu unterschiedliche Interessen um da noch oft zueinander zu finden im Spiel.

    hmm... Ich glaub ich weiß was du meinst, aber empfinde es einfach als normalen "ErwachsenWerdenProzess"

    Ich kenne eigentlich keine harmonische Hundegruppe, in der viel und oft gespielt wird. Mal zwischendrin, ja, aber nicht als Alltag.

  • Ja mir fehlt das... Sie haben sich halt auch insgesamt sehr auseinander entwickelt. Also sie sind immer noch sehr harmonisch miteinander, aber haben einfach zu unterschiedliche Interessen um da noch oft zueinander zu finden im Spiel.

    hmm... Ich glaub ich weiß was du meinst, aber empfinde es einfach als normalen "ErwachsenWerdenProzess"

    Ich kenne eigentlich keine harmonische Hundegruppe, in der viel und oft gespielt wird. Mal zwischendrin, ja, aber nicht als Alltag.

    Vielleicht würde ich es auch anders sehen, wenn es andere Gründe hätte. Einer meiner Hunde hat lauter unspezifische Ängste, und klebt deshalb teilweise an mir wie Teflon. Dadurch haben sich die beiden Hunden untereinander etwas entfernt.

    Allgemein haben sie sich aber durch das erwachsen werden auch etwas auseinander gelebt und kreisen viel mehr um uns als umeinander, was ich im Allgemeinen wirklich eher schade finde.

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