Vielhundhalter - wie wird man einem Rudel gerecht?
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Ich habe das Wort "normal" tatsächlich nie verwendet. Es ist auch keine Wertung, dass etwas im ICD-10 ist. Es gibt Persönlichkeitsstörungen bei denen die Fähigkeit, Empathie zu empfinden eingeschränkt ist, genauso wie es Krankheiten gibt, bei denen die Fähigkeit Freude zu empfinden eingeschränkt ist. Das ist keine Wertung. Es macht halt einfach genauso wenig Sinn, alles was Menschen tut Egoismus zu nennen, wie es Sinn macht, alles was Obst ist Tomate zu nennen, auch wenn es natürlich allgemein gut ist, Dinge zu hinterfragen.
Natürlich ist das eine Wertung "Störung" ist nicht gesund/normal. Sondern eben gestört.
Tatsächlich ist ein Teil der Definition: Weicht von der NORM ab.
Also auch ohne, dass du das Wort "normal" direkt aussprichst, wertest du durch Begriffe wie gestört und krank.
Und nochmal: Egoismus und Empathie schließen einander nicht aus. Es gibt dabei verschiedene Richtungen und Abstufungen.
Es ist ein bedeutender Unterschied, ob ich mich daran freue, wenn ich anderen eine Freude bereite oder ihnen Sicherheit gebe. Oder ob mir die Gefühle von anderem am Allerwertesten vorbeigehen.
Bei meinem Rudel achte ich zum Beispiel stark darauf, dass alle gut miteinander zurechtkommen. Das muss keine Disney-Liebe und jeden Tag drei Stunden miteinander spielen und 21 Stunden miteinander durch den Sonnenuntergang laufen und kuscheln sein. Das mache ich aber nicht nur für die Hunde. Das mache ich unter anderem für mich. Weil ich keinen Bock drauf habe, zu trennen oder ständig zu managen - ich aber trotzdem viele Tiere haben wollte und will. Da liegt für mich der egoistische Anteil.
Ich nenne damit auch nicht alles Tomate, was Obst ist. (Tomaten gehören übrigens zum Fruchtgemüse und nicht zum Obst - wie Paprika.)
Abstufungen hab ich beim Egoismus sehr früh gemacht. Warum das so ein Aufhänger für viele ist, verstehe ich nicht. Was genau ist so schlimm daran, wenn man etwas für sich macht und andere davon profitieren oder man etwas für andere macht und man selbst mit einem guten Gefühl rausgeht? Beides egoistisch und trotzdem Win-Win. Warum braucht man da unbedingt das Siegel der vermeintlichen Selbstlosigkeit?
Nein, das ist deine Wertung. Ein Beinbruch ist ICD-10 S82, eine Depression ist ICD-10 F32.9. Nichts davon ist eine Wertung, und beides davon wird nur diagnostiziert, wenn ein Leidensdruck besteht. ICD-10 Diagnosen sind für Betroffene in der Regel eine große Erleichterung, die nach einem langen Leidensweg kommen, und Anerkennung und Therapie bedeuten. Dass für dich F32.9 mehr Wertung ist als S82 ist in deinem Kopf.
Wie DatMudi sagt, ist das alles ja vor allem deine Definition von Egoismus, da einfach sehr viele unterschiedliche menschliche Beweggründe zu subsumieren. Das kannst du ja natürlich machen, ich sag nur dass mir das zu ungenau wird. Nehmen wir an, ich wollte nie einen Hund, hab mich aber von meinem Partner da reinquatschen lassen, weil ich schlecht nein sagen kann. Jetzt ist der Partner abgehauen, und ich sitz mit dem Hund da. Ich versuche seit Monaten den Hund abzugeben, aber wirklich niemand will ihn, auch das Tierheim nicht. Jetzt kann ich ihn entweder aussetzen, oder ich behalte ihn. Und auch wenn ich ihn behalte, kann das verschiedene Beweggründe haben. Ich kann ihn behalten, weil ich merke dass er mir in meiner Depression Struktur gibt, selbst wenn ich ihm ansonsten nichts abgewinnen kann. Ich kann ihn behalten, weil ich, obwohl er mir wirklich gar nichts gibt, ein Mindestmaß an Empathie empfinde und mir vorstellen kann wie er sich fühlt wenn ich ihn aussetze, und tue es deshalb nicht. Ich kann überhaupt gar kein Mitgefühl haben und würde ihn sofort aussetzen, wäre mir nicht mein soziales Standing wichtig, und ich weiß ja wie andere darauf reagieren würden, deshalb tue ich es nicht. Und ich kann ihn einfach an der nächsten Autobahnraststätte lassen. Das sind alles sehr unterschiedliche menschliche Beweggründe, und ich kann die natürlich alle "verschiedene Arten von Egoismus" nennen, aber das ist in der Praxis einfach wenig sinnvoll (deshalb das Beispiel mit der Tomate).
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Hi
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Ich habe etwas Interessantes gelesen, das sich auf den empfundenen Stress von Eltern bezieht. Das Stresslevel ist abhängig von der Anzahl der Kinder. Die anstrengendste Anzahl ist 3. Entspannter wird es angeblich wieder ab Kind 4.
Fand ich witzig und passend für diesen Thread, da ich ähnliche Erfahrungen mit der Anzahl der Hunde habe. Allerdings nicht auf eine bestimmte Zahl festgelegt. Mir sind einige Gründe dafür eingefallen, warum das bei mir so ist.
Geht es noch jemandem ähnlich?
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Vielleicht weil Kinder naturgemäß dann ja mal locker einige Jahre alterstechnisch auseinander sind?
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Die anstrengendste Anzahl ist 3. Entspannter wird es angeblich wieder ab Kind 4.
Ist das etwa mein Argument für Nr. 4? 🤔😁 Also Hund Nummer 4.
Vielleicht lässt man da einiges einfach mehr laufen? Stresst sich nicht mehr so, weil man sich von ein paar Dingen (z.B. immer sauberes Haus) bereits verabschiedet hat? Mehr Routine? Beschäftigen sich untereinander?
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Da hier ab morgen 5 Hunde herumlaufen schau ich mal
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Die anstrengendste Anzahl ist 3. Entspannter wird es angeblich wieder ab Kind 4.
Ist das etwa mein Argument für Nr. 4? 🤔😁 Also Hund Nummer 4.
Vielleicht lässt man da einiges einfach mehr laufen? Stresst sich nicht mehr so, weil man sich von ein paar Dingen (z.B. immer sauberes Haus) bereits verabschiedet hat? Mehr Routine? Beschäftigen sich untereinander?
Ja, definitiv ist das dein Argument für No. 4
"Und den vierten Hund hab ich für die Entspannung angeschafft "
Was du ansprichst sind genau die Punkte, die ich auch bei mir habe. Ich erwarte keinen Perfektionismus mehr. Weder von mir noch von den Hunden. Es gibt wenige Regeln, aber die gelten für alle, immer und sofort. Allein das entspannt. Ich hinterfrage mich insofern, dass ich schaue: Was müssen die Hunde wirklich können? Was ist zwar nett, aber nicht wirklich nötig?
Ich bin bei vielem deutlich routinierter, organisierter und pragmatischer. Was ich in einem Jahr mit einem Rudel lerne, ist exorbitant zu einem Jahr mit ein bis drei Hunden.
Einiges hat mich auch abgehärtet und so manches ist automatisiert. Ich erkenne Sachen deutlich schneller und kann frühzeitig agieren, das spart gehörig Nerven und Aufwand.
Und ich hab sogar so verrückte Sachen wie einen komplette Wurf behalten, Hunde, die zwei Monate auseinander sind und solche, die sich unähnlicher nicht sein könnten. Aber die harmonieren und profitieren voneinander, sind durch die Gewöhnung von Anfang an zudem ebenfalls resilienter und beschäftigen sich viel miteinander. DAS ist eine unheimliche Entspannung. Ob jetzt bei meinen Youngsters oder zusammen mit dem Hundekindergartenkind - die toben sich miteinander aus. Da muss ich nicht daneben stehen oder extra irgendwohin und Hundekontakte auswählen oder oder oder. Die machen ihr Ding und ich mache so lange mein Ding oder kümmere mich um die anderen. Hätte ich nur einen in der Alters- und Gewichtsklasse, wäre ich deutlich mehr gefragt, um Bedürfnisse zu befriedigen.
Das ist noch nicht einmal das Ende der Liste.
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Für mich sind wir da wieder bei der Frage, was ich für Hunde daheim sitzen habe. Also obs mit steigender Anzahl entspannter oder anstrengender wird - bzw. weniger "was für Hunde" sondern eher "was mache ich mit den Hunden"?
Arbeite ich jeden Hund wirds - finde ich - mit steigender Anzahl absolut nicht entspannter. Mache ich mit den Hunden aber einfach just for fun (bitte nicht abwertend verstehen, so ist es nicht gemeint!) ein bisschen was und gehe mit ihnen spazieren, dann sieht die Sache nochmal anders aus.
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Ich werde mit jedem Hund entspannter 😁
Es gibt einfach kaum noch etwas, was mich schocken kann.
Gerade hab ich ja Mal wieder 2 Gasthunde und letzte Woche für ein paar Stunden einen Hund einer Bekannten hier. Es ist einfach schön, wie selbstverständlich sie einfach mitlaufen. Eine funktionierende Gruppe ist so wertvoll.
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Vielleicht weil Kinder naturgemäß dann ja mal locker einige Jahre alterstechnisch auseinander sind?
Und das ist erst bei Kind Nr. 4 gegeben?
Ah ja.
Für mich sind wir da wieder bei der Frage, was ich für Hunde daheim sitzen habe. Also obs mit steigender Anzahl entspannter oder anstrengender wird - bzw. weniger "was für Hunde" sondern eher "was mache ich mit den Hunden"?
Arbeite ich jeden Hund wirds - finde ich - mit steigender Anzahl absolut nicht entspannter. Mache ich mit den Hunden aber einfach just for fun (bitte nicht abwertend verstehen, so ist es nicht gemeint!) ein bisschen was und gehe mit ihnen spazieren, dann sieht die Sache nochmal anders aus.
Klar, es gibt sehr viele Faktoren, die ausschlaggebend sind. Die Frage beim "Arbeiten" ist auch definitiv nicht einfach, da es dabei viele Facetten gibt. Ich hab eine Therapiehündin (war so nicht geplant, passt für sie aber). Jungrüde zieht nach. Ist das Arbeit? Oder ist das bisschen was machen?
Für die beiden ist es Spaß. Die gehen da auf. Für andere aus meinem Rudel wäre es blanker Horror oder zumindest Überforderung.
Das ist für mich auch ein springender Punkt: Wie individuell wird auf die Hunde eingegangen?
Und: Ist das wirklich dem Hund zu liebe und für die gesunde Auslastung, oder will sich der Halter was beweisen?
Die Fragen stehen aber schon bei 1, 2, 3 Hunden - nicht erst bei Nummer 4, 5 oder 6.
Bei dem Begriff "Arbeit" bin ich auch kritisch. Ist mir allzu oft lediglich das Hobby des Halters, das mit dem Titel "den Hund arbeiten" auf ein Podest gehoben wird.
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Deshalb ja das Fragezeichen. Ich hab keine 4 Kinder ich hab keine Ahnung wieviel Arbeit die machen
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