Von Glück, Freude und Verzweiflung

  • Guten Abend :)


    Ich hab eben festgestellt das meine letzte Aktivität vor 10 Jahren war 😲

    Damals ging es um meinen Goldie Rüden Sam...ich werd grad echt sentimental ...vor über 7 Jahren ist er bereits zum 🌈 gegangen...


    5 Jahre später, also vor etwas über 2 Jahren, zog dann meine jetzige Hündin ein. Nach insgesamt 3 Rüden die erste Hündin überhaupt für mich ^^

    Sie ist ein AmStaff-Mix, sie hat mich ausgesucht (ich war auf einen erneuten Rüden eingestellt^^) und nach 3 besuchen kam sie dann mit knapp 9 Wochen mit nach Hause.


    Ich bemerkte bereits nach wenigen Tagen das sie sehr unsicher und ängstlich ist. (Sie war die deutlich kleinste aus dem Wurf) alles und jedem dem wir begegneten kroch sie unterwürfig entgegen, legte sich dann mit eingezogener Rute auf den Rücken.

    Bei starkem Wind und in der Dunkelheit wurde sie regelrecht panisch. Es hat einige Zeit gebraucht sie langsam an die Umwelt zu gewöhnen. Ich hab versucht sie nicht zu überfordern, alles Schritt für Schritt zu machen.

    Zuhause war sie von Tag 1 an total pflegeleicht, verschmust, gechillt. Ein Traum.

    Wir gingen in die Welpenschule, sie hat in der Nachbarschaft schnell Freundschaften geschlossen (2 wie auch 4 beinige), sie hat sich mit unseren Katzen angefreundet. Allerdings war sie immer schnell panisch wenn sie draußen auf neues traf und zeigte das bald mit einer sehr unschönen Übersprunghandlung...an mir hochspringen und verbeißen...kein welpentypisches, sondern wirklich panisches, nicht mehr ansprechbares verbeißen.

    Nichts funktionierte, sobald nur irgendeine Reaktion meinerseits kam, machte sie noch doller.

    Hier begann unser Martyrium...

    Welpenschule gab mir nur die gängigen Übungen , um unsere Bindung und das Vertrauen zu stärken. Also wurde der erste Trainer gesucht. Fehltritt. Nächster Trainer, Fehltritt...4 Monate, 4 Trainer und eine 4 stellige Summe später, standen wir noch immer ohne Lösung da, nur das mein Hund bereits 25 kg hatte...und durch die Trainer die eigentlich nur teuer kassieren wollten, war der Hund nun noch unsicherer.

    Den Beißkorb hab ich ihr bereits früh antrainiert, da wir aufgrund der Bestimmungen eh verpflichtet sind diesen zu tragen und so wurde ich zwar nicht mehr gebissen, aber das Problem ihrer panische Ausraster an sich bestand nach wie vor. Bei jedem einzelnen raus gehen. 5x täglich. Tag für Tag.


    Ich war am Ende. Nervlich, emotional...das war nicht das was ich mir vorgestellt hatte...

    Ich ging eines Abends in mich...heulte meinem Dad und meinem Goldie nach, heulte mir meine Verzweiflung mit meiner Terrorpüppi aus den Augen und stellte mich selbst vor die Frage, aufgeben oder durchziehen.

    Abgeben war keine Option, also nachdenken, Bauch und Hirn einschalten und versuchen den Hund zu lesen, zu verstehen was in ihr vorgeht, die eigene Haltung ändern.


    Es funktionierte. Ich bekam sie nach wenigen Tagen (!) in entsprechenden Situationen beruhigt. Sie begann sich dann nach dem beruhigen auf dem Boden zu wälzen, streifte sich den Stress runter. Das förderte ich. Es klappte. Das macht sie bis heute so. Gebissen hat sie mich nie wieder seit dem. Auch nicht versucht.


    Ich habe viel mit ihr gearbeitet. Kopf ausgelastet, Suchspiele sind absolut ihr Ding.

    Alles wurde besser und besser. Unsere Beziehung war ein Traum. Rückruf ohne Probleme, selbst aus dem Spiel mit Hundefreunden heraus, sie wurde aufgeschlossener, selbstsicherer.


    Und dann kam die 2 Läufigkeit. Die veränderte ALLES. Von jetzt auf gleich.

    Es begann mit einer uns fremden Hündin die im vorbeigehen aus dem Nichts heraus von meiner angemacht wurde. Luna sprang so keifend in die Leine das ich erstmal nicht wusste wo oben und unten ist...richtig übel.

    An Freilauf war dann mal bei fremden Hunden nicht mehr zu denken und beschränkte sich wenn uns bekannte oder gar keiner in Sicht war.

    Ein paar Tage später machte sie selbiges, allerdings bei einem Fußgänger...ein no go...

    So war auch meine geschockte Reaktion...ich hab sie im Affekt nach hinten gezogen und sie zurückgedrängt.

    Ob richtig oder falsch ist egal, es war meine intuitive Reaktion die dann so war wie sie war.


    Nach Rücksprache mit meinem Tierarzt , wurde sie dann nach dieser läufigkeit kastriert. Seiner Meinung nach ist sie hypersensibel und die Hormone machten es eher schlimmer als besser.

    Ich sollte mir einen entsprechenden Verhaltenstrainer suchen der auf hypersensibilität (Reaktivität) spezialisiert ist. Fand aber bis heute leider keinen.


    Einige Zeit war Luna nach der kastration tatsächlich wieder "die alte". Keine Leinenaggression mehr, fremde Hunde und Menschen waren kein großes Problem. Ich hab beobachtete das sehr genau.


    Leider kam alles wieder. Und ist geblieben.

    Sogar teilweise schlimmer, denn ihre starke Ängstlichkeit ist auch wieder da. Die kleinsten plötzlichen Geräusche, verursachen ihr ein in sich zusammen zucken. Sie will sofort fliehen.


    Ich bekomme das mit Handtouch gut wieder geregelt, aber fremde Hunde und Menschen sind nun eine Katastrophe. Bereits auf Entfernung beginnt sie zu starren. Das unterbinde ich durch kurzen Richtungswechsel, Handtouch, erneute Annäherung. Meist funktioniert es, manchmal nicht und sie springt ohne Vorwarnung doch in die Leine.

    Es ist anstrengend. Es ist kräftezehrend und macht mich traurig.

    Ich verlange nicht das sie wie ein Goldie alles und jeden super findet. Sie ist kein Goldie und sie ist sie.

    Aber ohne Terror und Klischee-Erfüllung spazieren gehen, wäre halt schon toll...bereits offene Fenster wo Decken liegen zum auslüften werden mit aufgestellten Kamm angeknurrt...


    Ich habe nun einen Klicker bestellt. Werde mich in diese Thematik einlesen und versuchen ob ich damit vielleicht das manchmal vorhandene gute Benehmen fördern kann. Lob und Leckerli versagen hier leider den Effekt.


    Luna ist jetzt 2 1/2 Jahre alt und mir ist bewusst, dass angewöhntes Verhalten ebenso lang zum abtrainieren braucht, wie es bereits angewöhnt ist.


    Ich hoffe es funktioniert irgendwann. Ich liebe meinen Hund. Nicht nur ich, auch sie tut mir leid. Es muss für sie ebenso anstrengend und ermüdend sein.

    Aber so geht's nicht mehr. Ich will das weder für sie, noch für mich, noch für unsere Umwelt so. Mein Hund würde beißen wenn sie könnte. Das steht fest. Und das habe ich akzeptiert.

    Aber sie muss lernen das dies weder notwendig noch erwünscht ist.


    Es wird also eine Aufgabe bleiben.


    Schöne Weihnachten 🎄

  • wurde dein Hund jemals medizinisch wirklich auf den Kopf gestellt?


    Also wirklich gründlich gecheckt, geröngt, und eine saubere Ganganalyse vom Orthopäden gemacht?

    ( nicht nur kleiner Check für die Kastra)


    ich frage, weil das von klein an schon sehr speziell war, was du beschreibst.

  • wurde dein Hund jemals medizinisch wirklich auf den Kopf gestellt?


    Also wirklich gründlich gecheckt, geröngt, und eine saubere Ganganalyse vom Orthopäden gemacht?

    ( nicht nur kleiner Check für die Kastra)

    Oder auch die Schilddrüse?



    Ansonsten: Für mich klingt das so, als ob du mit deiner Liebe und Geduld dieses Verhalten unbewusst verstärkt hast.

    Als ob der Hund nicht weiß, was für ein Verhalten du erwartest, weil du es nicht eingefordert hast. Als ob der Hund gelernt hat, mit seiner (vermeintlichen) Sensibilität/Ängstlichkeit, was auch immer, seine Umgebung zu tyrannisieren und dich so zu erziehen, dass du auf Zehenspitzen läufst.


    Zitat

    .bereits offene Fenster wo Decken liegen zum auslüften werden mit aufgestellten Kamm angeknurrt...

    Und du vermittelst ihr dann was? Mitgefühl, weil dem armen Schatz die Decken Angst machen oder dass du in normalen Situationen normales Verhalten verlangst?

  • Hallo wildsurf :)


    Ja wurde. Sie wurde komplett geröntgt, grosrs Blutbild, sie wurde auf Schildrüse, Hormone (Cortisolmittelwert) und Unverträglichkeiten getestet.

    Bis auf Unverträglichkeiten was Getreide und Rind betrifft, ist alles in Ordnung.

    Rind wusste ich aber bereits, da sie da von Beginn an mit Blähungen und Durchfall reagierte.

  • Wo kommt die Hündin her?

    Manche Wesensmängel sind genetisch oder aufzuchtbedingt.


    Für Verträglichkeit mit anderen Tieren ist der Typ Hund nicht unbedingt bekannt.

  • Hallo Fenjali :)


    Nach 6 Trainern, 6 für mich nicht vereinbaren Trainingsmethoden und meiner eigenen Verzweiflung, ost es fast logisch das sie das Ruder übernommen hat. Genau das versuche ich jetzt in aller Ruhe herauszufinden wie ich ihr vermittle, dass das nicht ihre Aufgabe ist.

    Ich habe mir diesen wundervollen Hund selbst versaut und ich muss es nun hinbekommen das einigermaßen wieder gerade zu biegen.


    Wieso denkst du ich vermittle ihr Mitgefühl wenn sie austickt Wo es nichts zum austicken gibt? Mich strengt das an, ich versuche zu unterbinden, bin noch am herausfinden auf was sie reagiert auf dem ich aufbauen kann, ohne das ich die Dinge verschlimmere durch falsche Reaktionen.


    Ich stelle mich bei allem wo sie nur den Kamm aufstellt, dazwischen und dränge sie körpersprachlich zurück. Sobald sie das akzeptiert nehme ich den Druck raus und lobe sie. Das funktioniert ganz gut, ich muss nur an meinem timing arbeiten, da ich manchmal zu spät reagiere und sie dann schon so drin ist, dass ich nur noch kehrt machen kann um aus der Situation raus zu gehen.

    Es gibt auch Tage an denen es ausreicht das ich ihr ein "lass es" sage, bevor sie überhaupt auf dumme Ideen kommt und wir können überall locker vorbei gehen.

  • Wo kommt die Hündin her?

    Manche Wesensmängel sind genetisch oder aufzuchtbedingt.


    Für Verträglichkeit mit anderen Tieren ist der Typ Hund nicht unbedingt bekannt.

    Hallo Falco :)


    Genetische Ursache 100% mit Ursache

    Aufzucht 200%


    Verträglich ist sie mit vielen Hunden. Wir kommen sicher auf insgesamt 15 Hunde mit denen sie absolut keine Probleme hat. Das sind aber nur diejenigen, mit denen sie bereits als Welpe ausschließlich positive Erfahrungen gemacht hat. Mit allen Hunden die sie zwar vom sehen her kennt, aber nie mit ihnen kontakt hatte, oder noch nie gesehen hat, spinnt sie rum.

  • Ich stelle mich bei allem wo sie nur den Kamm aufstellt, dazwischen und dränge sie körpersprachlich zurück. Sobald sie das akzeptiert nehme ich den Druck raus und lobe sie. Das funktioniert ganz gut, ich muss nur an meinem timing arbeiten, da ich manchmal zu spät reagiere und sie dann schon so drin ist, dass ich nur noch kehrt machen kann um aus der Situation raus zu gehen.

    Das ist das Eine, ja. Aber der Moment, in dem Du Dich dazwischenstelltst, WEIL sie knurrt, ist schon zu spät! Du mußt wissen, wobei sie Probleme hat, und ihr in solchen Situationen VORHER vermitteln daß DU Dich kümmerst, daß Ihr nix passiert, SIE nix zu sagen hat, sondern Du das für Euch regelst. Sprich, mußt Du Dich schon dazwischendrängen, damit sie nicht ausrastet, oder WEIL sie ausrastet, hast Du schon zu spät gehandelt. Du kannst nur noch reagieren. Aber Du muß AGIEREN. Ihr sagen, weches Verhalten jetzt gewünscht ist. zB Fußgehen, wenn Du an nem offenen Fenster mit Decken drin vorbeikommst, wenn Du schon weißt, daß sie das komisch findet und da reagiert. Laß sie gar nicht erst in die Situation kommen, überhaupt erst ausrasten zu müssen, indem Du ihr zeigst, Du hast a) bemerkt, daß Ihr auf ne für sie blöde Situation zulauft, und b) was sie in der Situation bittschön tun möchte. Kommt Euch wer entgegen, dann: lobe den Moment, in dem sie diesen wahrnimmt. "Ja super, da kommt wer! Geh mal nach rechts!". Sag ihr also auch sofort, was sie jetzt tun soll (hinter Dir hinsetzen, oder Fußlaufen auf der entgegengesetzten Seite, was auch immer, was ihr halt leicht fällt auch unter Ablenkung. Kommst Du an so nem offenen Fenster vorbei, signalisier ihr, daß alles ok ist (zB mit einem ruhigen "Ja, da ist ein Fenster, wir laufen einfach WEITER" - wenn sie das WEITER als Kommando kennt zB), oder sag "Ja, ein Fenster komm, wir laufen außenrum" - und mach zeitgleich nen großen Bogen drumherum.

    Was Du bisher machst: Du läßt sie schlichtweg im Regen stehen, und wenn sie dann eskaiert, machst Du Streß und drängst sie auch noch zurück, wenn sie eh schon auf 180 ist; statt ihr als HundeFÜHRER zu helfen, machst Du ihr noch mehr Streß damit. DU bist für Eure Sicherheit zuständig und für Entscheidungen. Zeig ihr das, nimm die Verantwortung wahr - dann muß sie es nicht tun.


    Hab dasselbe mit meinem Faro. Dank schlechter Erfahrungen darf ihn niemand anfassen, er geht dann nach vorn. Kommt jemand zu dicht an ihm vorbei (von hinten joggend, neulich erst "getestet" dank gedankenlosem Jogger!), langt er halt zu. Gottseidank hab ich inzwischen entsprechend Reflexe. Aber wenn ich sehe / höre, daß jemand uns frontal entgegenkommt, oder von hinten auf Faros Seite überholen möchte, verhindere ich das normalerweise, indem ich ganz rechts aufm Gehsteig gehe, Leine ganz kurz, ihm sage, er möchte weitergehen oder dableiben, Wenn der Andre von vorn kommt, dränge ich ihn mit den Beinen im Laufen ganz leicht eher Richtung hinten, damit er nicht nach vorn springt, und umgekehrt. Ich führe ihn also sehr eng, auch zB an Baustellen am Gehsteig gehe ich mit ihm kurz angeleint und in nem Bogen vorbei, damit er die Neugiernase nicht in die Grube steckt und wen abschnappt oder so. Sprich: ich versuche, vorausschauend zu laufen, und Situationen, in denen er reagieren könnte, rechtzeitig wahrzunehmen. Bei ihm einfach, weil es nur Menschen sind, die zu nah rankommen, ansonsten ist der tiefenentspannt. So geführt, ist der Hund komplett entspannt, weiß, er muß nicht aktiv werden, weil ich dafür sorge, daß die Leute Abstand halten, und schaut nach maximal nettem Hund aus für Außenstehende. Sind heutzutage inzwischen oftmals ganz kleine Bewegungen, oder nur ein Satz wie ein freundliches "alles ok, geh weiter", die ihm signalisieren, daß ich aktiv manage, und er nix zu tun braucht - und Außenstehende freuen sich nur, daß wir nett miteinander kommunizieren :-) Keiner ahnt, daß ich ein eventuelles Schnappen verhindere damit. Weil ich RECHTZEITIG eingreife. Und gerade bei Deiner Rasse wäre es schon wichtig, daß es nach außen zumindest so ausschaut, als wär der Hund nett, und der nicht schon geifernd vor Streß in der Gegend rumläuft, weil sonst kriegt man ja ganz schnell mal Probleme.... Daß der gar nicht immer nett ist, spielt keine Rolle, solange Du ihn kennst und adäquat führst.

  • Genetische Ursache 100% mit Ursache

    Aufzucht 200%

    Sie ist ein AmStaff-Mix, sie hat mich ausgesucht (ich war auf einen erneuten Rüden eingestellt^^) und nach 3 besuchen kam sie dann mit knapp 9 Wochen mit nach Hause.

    in ähnlichen Threads wird üblicherweise gefragt, wieso kaufst du so einen Hund von einem Vermehrer :hust:


    Sinnvolles kann ich nicht beitragen, nur viel Glück wünschen,

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