Extreme Reaktionen ggü. anderen Hunden - was (noch) tun?

  • "Leine locker lassen" ist natürlich absoluter nonsense, geht ja eben nicht..

    Letztendlich ist aber genau das eine sehr gute Möglichkeit, diese Situationen zu meistern.

    Habe mich früher auch immer über diesen Tipp kaputt gelacht, aber nachdem ich die Leinenführigkeit neu aufgezogen habe und in zunehmend schwierigeren Situationen geübt habe, habe ich gemerkt, wie viel eine lockere Leine bewirkt.

    Klar, man denkt immer "der Hund springt ja in die Leine, dann ist sie nicht mehr locker". Aber oft ist es der Halter, der reflexartig an der Leine zieht, wenn er einen andern Hund sieht - und oft geht genau in dem Moment die Pöbelei los.


    Mir hat es wirklich sehr geholfen, die Leinenführigkeit richtig konsequent bei immer schwierigeren Reizen zu üben. Weil es mir oft peinlich war, wenn blöde Kommentare von anderen Haltern kamen, habe ich bewusst erst mal Hundebegegnungen zu 100% vermieden (für einige Wochen) und dann wirklich jeden "nicht-hündischen" Reiz genutzt.


    Als ich mit meinem seit Jahren pöbelnden Ersthund an lockerer Leine an einer Katze vorbei ging, wusste ich, dass wir so weit sind, um jetzt auch Hundebegegnungen zu meistern. Und so war es dann auch.


    So richtig gepöbelt wie früher hat er kein einziges Mal mehr, es kann mal sein, dass ich zu langsam bin und er sich "warm" macht, aber dann schaffe ich es mittlerweile, ihn aus dem Tunnel raus zu holen, indem ich ihn anspreche.

  • Hallo ihr vielen lieben Hundemenschen und alles Gute euch und euren Vierbeinern im neuen Jahr!

    Herzlichen Dank für eure Antworten, Ratschläge, Erfahrungen, aufmunternden Worte etc.!


    Schäferterrier: Lustig, dass du es schreibst, wir haben nämlich tatsächlich schon den Trainer gewechselt.. danke für den Kommentar, das wirkt unterstützend :)


    Seit dem Wechsel trainieren wir verstärkt "Raumverwaltung" (und Ruhe), das ist - wie anfangs kurz erwähnt - sehr effektiv. In den 4 Monaten bei uns hat sich ja auch schon eine Menge getan - sie akzeptiert inzwischen ohne Probleme jegliche Begrenzungen im Haus, wirkt insgesamt deutlich ruhiger (wenngleich sie, rassebedingt, sicher immer eine Energiebombe bleiben wird) und entspannter bzw. kann zu Hause schneller "runterkommen".


    Nur draußen sind diese Grenzen bei Stresssituationen sehr unklar. Man kann's der jungen Gurke ja nicht verübeln..


    Würdet ihr also sagen, wir sollen die eine oder andere Hundebegegnung bewusst "vermeiden" bzw. entschärfen, indem wir in die Wiese gehen, damit die Distanz wieder größer wird? Aus der Distanz funktioniert jede Trainingsmethode auf jeden Fall besser als in der 1-vs-1-Situation (Aber: Irgendwo kam einmal in einem Forum der Hinweis, dass sich die Hunde irgendwann durch hunderte Konfrontationen/Begegnungen desensibilisieren lassen und dann verliert alles seine Aufregung)

    Wichtigste Frage für uns an dieser Stelle: Was tun, wenn man der Begegnung definitiv nicht aus dem Weg gehen kann (z.B. Weg zu schmal, Gehsteig an der Straße, Hunde von vorne und hinten, ...) und das Reinsteigern nicht verhindert werden kann?


    Wie würdet ihr das Thema "Stadttraining" oder "Café-Besuche" angehen? Wir werden das im Hundetraining zwar alles angehen, bin aber dennoch auf eure Ratschläge und Erfahrungen gespannt!

    Bisher haben wir das - Innenstadt, Einkaufsbereiche, Cafés, Restaurants - komplett vermieden, eben falls ein anderer Hund auftaucht..


    Ben_auch_mal_hier -> Nochmal kurz zum Thema "lockere Leine". Ohne Distanz und gleichzeitig körpersprachliches Eingreifen hängt sich unsere Hündin hier erfahrungsgemäß trotzdem komplett rein, stellt sich auf die Hinterbeine, würgt sich am Halsband. Dann weiterzugehen entspricht einem "Weiterziehen".



    Liebe Grüße und vielen Dank!

  • Seit dem Wechsel trainieren wir verstärkt "Raumverwaltung" (und Ruhe), das ist - wie anfangs kurz erwähnt - sehr effektiv. In den 4 Monaten bei uns hat sich ja auch schon eine Menge getan - sie akzeptiert inzwischen ohne Probleme jegliche Begrenzungen im Haus, wirkt insgesamt deutlich ruhiger (wenngleich sie, rassebedingt, sicher immer eine Energiebombe bleiben wird) und entspannter bzw. kann zu Hause schneller "runterkommen".

    Kann ich mir gut vorstellen, dass das da gut funktioniert. Ich bin ja auch ein Verfechter davon, dass man an diesem Punkt Regeln aufstellen sollte fürs Zusammenleben. Bei Hundebegegnungen deckt diese Technik nur einen winzigen Bruchteil dessen ab, was Du da noch brauchst. Das ist eben die Krux an Methoden, die sich ganz stark nur in einem Bereich aufhalten. Man ist unflexibel.

    Würdet ihr also sagen, wir sollen die eine oder andere Hundebegegnung bewusst "vermeiden" bzw. entschärfen, indem wir in die Wiese gehen, damit die Distanz wieder größer wird? Aus der Distanz funktioniert jede Trainingsmethode auf jeden Fall besser als in der 1-vs-1-Situation

    Ach guck, da ist er doch, der brauchbare Ansatz. Jetzt noch ein vernünftiges Training mit dazu und dann habt Ihr einen Weg.

    (Aber: Irgendwo kam einmal in einem Forum der Hinweis, dass sich die Hunde irgendwann durch hunderte Konfrontationen/Begegnungen desensibilisieren lassen und dann verliert alles seine Aufregung)

    Bei Deinem Hundetyp? Niemals. Das wird dann eher ein geliebtes Hobby.

    Wichtigste Frage für uns an dieser Stelle: Was tun, wenn man der Begegnung definitiv nicht aus dem Weg gehen kann (z.B. Weg zu schmal, Gehsteig an der Straße, Hunde von vorne und hinten, ...) und das Reinsteigern nicht verhindert werden kann?

    Das darf nicht vorkommen. Rumdrehen, weggehen, Gassiwege strategisch auswählen etc ... das geht!

  • Wie würdet ihr das Thema "Stadttraining" oder "Café-Besuche" angehen? Wir werden das im Hundetraining zwar alles angehen, bin aber dennoch auf eure Ratschläge und Erfahrungen gespannt!

    bisher haben wir das - Innenstadt, Einkaufsbereiche, Cafés, Restaurants - komplett vermieden, eben falls ein anderer Hund auftaucht..

    In den Monaten in denen Hank zu entspannten Hundebegenungen nicht in der Lage war, habe ich die Stadt komplett sein lassen. Dafür war ich auch einfach viel zu angespannt und er hätte es sowieso nicht geschafft mit all den anderen Reizen. Als es dann etwas besser wurde, ging es wirklich kleine Runden zu ruhigen Zeiten mal wieder durch die Stadt. Also, wenn alle arbeiten sind und echt nicht viel los ist. Ich bin dann nur die Breiten Fußgängerpassagen gegangen. Und bin lieber etwas zu früh wieder zum Auto als das es doch noch ein blödes Ende gibt. Cafébesuch gab es auch nicht mehr, das war mir auch einfach zu gefährlich zwischen Tischen und Stühlen.

    Würdet ihr also sagen, wir sollen die eine oder andere Hundebegegnung bewusst "vermeiden" bzw. entschärfen, indem wir in die Wiese gehen, damit die Distanz wieder größer wird? Aus der Distanz funktioniert jede Trainingsmethode auf jeden Fall besser als in der 1-vs-1-Situation (Aber: Irgendwo kam einmal in einem Forum der Hinweis, dass sich die Hunde irgendwann durch hunderte Konfrontationen/Begegnungen desensibilisieren lassen und dann verliert alles seine Aufregung)

    Es war eine Zeit lang sehr viel vorausschauendes spazieren gehen. Wir sind einmal am Tag für die große Runde zu einem ehemaligen Truppenübungsplatz gefahren. Da sind die Wege so breit, dass ich wusste er schafft es in der Regel gut vorbei. Ich konnte die Leine locker lassen und das hat die Situation zusätzlich entspannt.

    Außerdem haben wir einfach mehr Ruhe in der Begegnung gebraucht. Das geht in der Stadt einfach nicht. Hank durfte sich den Hund auch anschauen und hat mehr Raum bekommen.

    Ich habe es lange wirklich nicht zu Situationen kommen lassen, die er nicht schafft. Also Straßenseite gewechselt oder früher abgebogen.

    Mit andern Hundehaltern habe ich mich zum üben getroffen.


    wie waren zuvor in einem Teufelskreis und sind von einer blöden hundebegegnung in die nächste gestolpert. Die Hunde Schule hat es zwischenzeitlich vermutlich eher verschlimmert. Ich war genervt und angspannt, habe die Leine unbewusst immer kürzer genommen und die Luft angehalten. Es war für mich auch mental einfach wichtig diese Situation mal länger Zeit nicht zu haben.

    Mittlerweile mit viel Geduld und einem etwas älteren Hank gehts sehr gut. Auch, wenn der Abstand nicht mehr so groß ist. Absitzen geht auch gut und er darf auch etwas nachschnüffeln nach Freigabe.

    Wünsche dir weiterhin viel Geduld!

    Das ist jetzt nur meine persönliche Erfahrung, ich bin noch nicht so erfahren und Hank ist mein Ersthund. Bei Hank war es viel Frust und er ist in die Leine gesprungen oder hat dann auch mich angesprungen und in die Leine gebissen.


    die anderen haben bestimmt noch viele Tipps und du kannst auch etwas im Archiv suchen, da gibt es viel fragen zu der Thematik :)

  • Das darf nicht vorkommen. Rumdrehen, weggehen, Gassiwege strategisch auswählen etc ... das geht!

    Ich bin auch absolut dafür, zu nahe Begegnungen wenn nur irgendwie möglich zu vermeiden, weil da einfach keine guten Lernerfahrungen entstehen können und das dann im Training kontraproduktiv ist.

    Aber je nach Wohnlage und Wohnsituation ist es tatsächlich nicht realistisch, Begegnungen immer vermeiden zu können. Da reicht ja vielerorts schon der Weg von Haustür zu Auto, dass plötzlich ein Fremdhund um die Ecke kommt. Und ohne Garten 4-5 Mal am Tag rauszufahren ist oft auch einfach nicht umsetzbar.

    Ich würde das Thema allerdings beim Trainer ansprechen, um mir da genaue Handlungsanweisungen abzuholen. Der kennt euren Hund, hat (hoffentlich) einen Plan im Kopf und kann euch darauf basierend erklären, ob und wie ihr reagieren sollten.

  • Helfen kann ich dir leider auch nicht, wollte mich nur solidarisieren: Wir haben das gleiche Problem und machen das Beste draus:hugging_face:


    Wir haben uns fürs neue Jahr nun auch nach einem neuen Trainer umgesehen und wollen vermehrt Hundekontakte (also wirklich richtige Treffen für gemeinsame Spaziergänge) suchen.

    Wir hoffen so die bei uns tatsächlich seltenen und dadurch für den Hund um so aufregenderen Leinenbegegnungen mit anderen Hunden ruhiger gestalten zu können.

    Wenn es klappt, berichte ich gern. Falls du schneller eine Lösung findest, wäre ich ebenfalls interessiert :winking_face:


    Dein Hund scheint ein sehr ähnliches "Problem" zu haben: Super aufgeregt, dadurch laut und absolut nicht mehr ansprechbar, sobald erstmal ausgelöst. Es ist wirklich schwierig ne gute Strategie zu finden, die diese Aufregung durchbrechen kann.

  • Also, ohne Witz - oft gibt es mehr Handlungsmöglichkeiten als einem gerade klar ist.

    Das wäre hier zum Beispiel nicht möglich, weil Auto zu weit weg vom Haus. Aber ja, ich stimme dir schon zu: Da muss man kreativ werden. Und tatsächlich ist "Rückzug antreten" da ein ganz wichtiger Baustein von. Man ist schnell geneigt, zu denken "da muss ich jetzt durch!", dabei ist das oft gar nicht der Fall.

    Was mir außerdem geholfen hat, war, mir vorher einen Notfallplan zu überlegen: Hinter Autos oder Büschen verstecken, Einfahrten im Auge behalten, beim Waldspaziergang merken, wo gute Ausweichstellen sind, zu denen man ggf. zurücklaufen kann usw.

    Nichtsdestotrotz finde ich es sinnvoll, einen Notfallplan zu haben, für den Fall, dass Hund schon ausgelöst hat. Weil dann vollkommen hilflos und überfordert dazustehen hilft auch nicht weiter...

  • Bei Deinem Hundetyp? Niemals. Das wird dann eher ein geliebtes Hobby

    Natürlich kann man auch einen Hütehund desensibilisieren. Aber Desensibilisierung ist halt das Gegenteil von direkter Konfrontation. Massenweise Hundebegegnungen, Aushalten und "irgendwann wird er sich schon dran gewöhnen" ist Flooding. Und davon abgesehen, dass das generell eine zweifelhafte Methode ist, erreicht man damit oft genau das Gegenteil, nämlich dass der Hund noch mehr eskaliert.


    Das darf nicht vorkommen. Rumdrehen, weggehen, Gassiwege strategisch auswählen etc ... das geht!

    Doch, das wird (so wie die Beschreibung des TE klingt) vorkommen. Das Lebensumfeld der meisten Menschen gibt eine so sterile Umgebung einfach nicht her. Ich wohne hier eh schon am Arsch der Welt, trotzdem ist es beim Training immer wieder mal passiert, dass ich Begegnungen nicht vermeiden konnte. Und dann ist das halt einfach so. In dem Moment trainiert man dann halt nicht, sondern betreibt Management. Beim einen Hund könnte das sein ihn an einer Leberwursttube leckend vorbei zu führen, bei vielen wäre das nicht möglich und ich würde dann schlicht die Leine kurz halten und kommentar- und emotionslos mit dem größtmöglichen Abstand vorbeigehen. Das ist dann halt einfach mal so und lässt sich nicht vermeiden. Klar wirft einen das im Training zurück, aber es passiert leider einfach.

  • Das Lebensumfeld der meisten Menschen gibt eine so sterile Umgebung einfach nicht her.

    Vor allem kommt es auch auf die Distanz an, ab der der Hund auslöst. Milo hat anfangs regelmäßig auf 50, öfters auch mal auf 100+ Meter ausgelöst. In städtischem Gebiet hast du da keine Chance. Inzwischen sind wir bei "nur" noch 5 Metern, da ist Ausweichen meistens tatsächlich recht easy möglich.

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