Extreme Reaktionen ggü. anderen Hunden - was (noch) tun?

  • Da reicht ja vielerorts schon der Weg von Haustür zu Auto

    Sorfort rumdrehen, wieder reingehen.


    Also, ohne Witz - oft gibt es mehr Handlungsmöglichkeiten als einem gerade klar ist.

    Das setzt voraus, dass man für jeden Pipigang ca. eine Stunde Zeitreserve haben muss - das ist für Viele nicht machbar. Und der Hund kann beim Umdrehen trotzdem auslösen, oder durch das ständige rein-raus (wenn man an gut frequentierter Stelle wohnt) ganz wuschig werden. Und wenn einem nach dem Umdrehen ein zweiter Hund aus der anderen Richtung entgegenkommt ist fertig mit Ausweichen. Da braucht man trotzdem einen Notfallplan.

  • Was mir damals geholfen hat war der Satz "ich Regel das"


    Klingt verrückt aber wann immer der Hund ausgerastet ist, egal wegen was, hab ich laut und deutlich gesagt "ich Regel das"

    Und dadurch habe ich auch dem Hund Körpersprachlich gesagt, dass ich das Regel.

    Ich hab mich nicht nach außen orientiert oder am Hund sondern an mir.


    Hat Wunder gewirkt nach Jahrelangem Training von positiv bis negativ, nix hat geholfen.


    Man spricht immer so viel von Körpersprache und klaren Ansagen, aber wenn man das noch nie machen musste ist es schwierig das zu kontrollieren, gerade wenn man nen durchdrehenden Hund an der Leine hat.


    Mir hat's geholfen und mehr als das es nicht hilft kann nicht passieren

  • Ein Baustein unter vielen - egal, welche Distanz, 1 m oder 100 m - du bist immer zwischen deinem Hund und dem anderen Hund. Immer.


    Wenn das nicht geht, weil dein Hund an dir vorbeidrängt - dann hast du was, was du erst mal üben musst, nämlich, wie Ben_auch_mal_hier schon geschrieben hat, die Leinenführigkeit. Dazu gehört eben auch, nicht unkontrolliert die Seiten zu wechseln und zu drängeln. Ich setze das auch körperlich durch (da reicht schon ein Bein "im Weg")


    Das muss natürlich erst mal ohne Reiz und Ablenkung geübt werden.


    Ich würde den Trainer bitten, mit euch erst mal ohne Ablenkung die Leinenführigkeit vernünftig aufzubauen und zu üben. Muss ja nicht alles perfekt sein, aber wenn dein Hund schon ohne Ablenkung nicht auf dich achtet und die Begrenzung der Leine kennt und respektiert, dann kannst du das mit Ablenkung auch nicht erwarten.


    Dafür gibts viele Methoden. Wichtig ist, nicht immer nur "Problem fremder Hund" zu sehen, sondern zu gucken, was du an eurer Interaktion verbessern kannst, um die Situation besser zu meistern.

  • Weil es mir oft peinlich war, wenn blöde Kommentare von anderen Haltern kamen,

    Solche Kommentare kommen nur von völlig ahnungs- und respektlosen Hundemenschen (die sich noch nicht mal in ihre Mitmenschen hineinversetzen können) und da möchte ich nicht wissen, was die für eigene Baustellen haben ...

    Daher solltest du eher Mitleid empfinden, als dass es dir peinlich ist.


    Ich habe vor etlichen Jahren auch schon oft genug am Wegesrand neben meinem Hund gehockt, versucht seine Aufmerksamkeit bei mir zu halten und letztlich blieb mir nur, die Hundemenschen anzubrüllen, sie sollen gefälligst zusehen, dass sie weitergehen, da sie meinten, ihr Tutnix müsse meinen Hund doch unbedingt "begrüßen". :face_vomiting:


    Jeder, der schon mal in mühsamer Kleinarbeit etwas eingeübt oder abtrainiert hat, erkennt doch die Situation und verhält sich so, dass man so gut es geht "mithilft", je nach Situation: zügig (und ggf. wortlos) vorbeigehen, den Abstand vergrößern, stehenbleiben und den Hund kurz halten - was man eben für hilfreich erachtet. An Engstellen habe ich mich auch schon oft "auf Zuruf" mit anderen Hundehaltern abgesprochen, wie wir es am besten machen. (Auch davon kann Hund etwas lernen: Mein Mensch regelt das.)


    Aus Schweden kommt die Idee "Gelber Hund", die auch hier vorgestellt wird. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Thema und prangert die ignoranten, verantwortungslosen Hundehalter/innen an, die eine solche Maßnahme erst nötig machen.

    Zitat: "Oftmals wird man noch beschimpft oder muss sich rechtfertigen, warum die Hunde denn nicht Grüezi sagen dürfen."

  • Das setzt voraus, dass man für jeden Pipigang ca. eine Stunde Zeitreserve haben muss - das ist für Viele nicht machbar. Und der Hund kann beim Umdrehen trotzdem auslösen, oder durch das ständige rein-raus (wenn man an gut frequentierter Stelle wohnt) ganz wuschig werden. Und wenn einem nach dem Umdrehen ein zweiter Hund aus der anderen Richtung entgegenkommt ist fertig mit Ausweichen. Da braucht man trotzdem einen Notfallplan.

    Aber nicht für jeden Hund funktioniert ein Notfallplan. :ka: Das ist einfach immer die Krux daran, wie man lebt und was für einen Hund man hat. Und so haben manche Hundehalter ein schwieriges bis unmögliches Setting daheim um sinnvoll trainieren zu können.


    Der Hund lernt eben wie er lernt, der richtet sich ja nicht danach, dass der Hundehalter sich für einem stark frequentierten Bereich einen schwierigen Hund zugelegt hat.

  • Wenn das nicht geht, weil dein Hund an dir vorbeidrängt - dann hast du was, was du erst mal üben musst, nämlich, wie Ben_auch_mal_hier schon geschrieben hat, die Leinenführigkeit. Dazu gehört eben auch, nicht unkontrolliert die Seiten zu wechseln und zu drängeln. Ich setze das auch körperlich durch (da reicht schon ein Bein "im Weg")


    Das muss natürlich erst mal ohne Reiz und Ablenkung geübt werden.

    Mich würde dazu wirklich interessieren, ob du denn auch einen so nach außen orientierten Hund hattest und ihn damit dann korrigieren konntest?

    Ist dein Hund auch einer gewesen, der aufgeregt vorgesprungen ist, sich in die Leine gehängt und gebellt hat?

    Wie lange dauert es, dass ein derart aufgeregter Hund auch, wenn auf einer ruhigen Runde plötzlich wer ums Eck kommt, nicht auslöst?

  • Nur schon das Bewusstsein dafür, dass man zackig reagiert

    und zumindest aktiv versucht, Distanz aufzubauen oder eine andere Richtung einzuschlagen, löst in gefühlten 80% der Situationen das Problem relativ elegant .


    Für die restlichen 20% habe ich für mein Exemplar die nötigen Dinge dabei um die Situation zu „überstehen“. Das ist dann rein situatives Managment. (parallel dazu aufgebaut, sonst nützt es ja nichts)


    Und man sollte nie versuchen, die anderen HH irgendwie zum mitdenken zu bewegen. Das klappt nicht. Nie. Ausser man hat jemanden vor sich, der von sich kapiert was man gerade macht und daher eh Rücksicht nimmt. BeimRest: ausweichen, weggehen, nicht diskutieren, Abstand schaffen.

  • Wenn das nicht geht, weil dein Hund an dir vorbeidrängt - dann hast du was, was du erst mal üben musst, nämlich, wie Ben_auch_mal_hier schon geschrieben hat, die Leinenführigkeit. Dazu gehört eben auch, nicht unkontrolliert die Seiten zu wechseln und zu drängeln. Ich setze das auch körperlich durch (da reicht schon ein Bein "im Weg")


    Das muss natürlich erst mal ohne Reiz und Ablenkung geübt werden.

    Mich würde dazu wirklich interessieren, ob du denn auch einen so nach außen orientierten Hund hattest und ihn damit dann korrigieren konntest?

    Ist dein Hund auch einer gewesen, der aufgeregt vorgesprungen ist, sich in die Leine gehängt und gebellt hat?

    Wie lange dauert es, dass ein derart aufgeregter Hund auch, wenn auf einer ruhigen Runde plötzlich wer ums Eck kommt, nicht auslöst?

    Ich hab das Thema mit ein paar Hunden durch (nicht dem eigenen, bzw. beim eigenen Hund kann ich das ja von Anfang an so handhaben, dass er das Verhalten nicht entwickelt) - man kann da nicht davon reden, wie lange es dauert. Es ist situativ. Man stellt das Verhalten an sich ja nicht ab, sondern man übt, wie man in der Situation den Hund führen kann, so dass er das nicht zeigt (zeigen muss)- das ist ein Unterschied.


    Es ist also nicht so, dass man das übt, und dann macht der HUnd das nicht mehr. Man ändert sein eigenes Verhalten - fällt man selbst wieder ins alte Muster, tut der Hund das auch.


    Aber ganz viele Unsicherheiten werden nachhaltig besser, wenn der Hund mehr klare Anleitung hat. Es kommt enorm darauf an, welche Motivation hinter dem Verhalten steckt, wie gefestigt es schon ist, und wie konsequent man führt.


    Wie man mit überraschenden Situationen umgeht, ist ein Teil davon - das wird leichter, wenn man die Schritte davor gegangen ist.

  • Wie würdet ihr das Thema "Stadttraining" oder "Café-Besuche" angehen?

    Brauchst du das dringend?

    Ich glaube, wenn der Hund unter Stress steht, wird das ohnehin nicht das bringen, was du möchtest. Grundlage ist, dass der Hund bei dir und mit dir entspannt ist und sich sicher fühlt. Wenn das der Fall ist, kann man die Umgebungsreize steigern. Wenn das nicht der Fall ist, würde ich mit solchen Sachen warten und mich erst mal auf den normalen Alltag konzentrieren.

  • Ui, der Thread schreit ja förmlich nach mir und meinem Brüllaffen.

    Nach 1.5 Jahren mit einem Hund mit SEHR ausgeprägter Leinenaggression ab Welpenalter an hab ich (für mich) folgendes gelernt:



    Ausweichen ist zunächst tatsächlich das A & O und glaube mir, es gibt (fast) immer einen Weg. Ich habe sowohl mitten in der Stadt gelebt als auch aufm Land (mit vieeelen rücksichtslosen Hundebesitzern vom "alten Schlag") und man entwickelt da tatsächlich so seine Strategien. Ja ich steh/stand oft kniehoch im Matsch, hab mich plötzlich mitten in nem Gebüsch wiedergefunden oder aber bin hinter dem nächsten parkenden Auto verschwunden. Wenn plötzlich jemand vor uns stand, dann halfen uns Tools (U-Turn) die ich bis dahin zum erbrechen und zunächst OHNE (man trainiert nicht IN sondern FÜR die Situation) Reize geübt habe. Und natürlich gab es (inzwischen extrem extrem seltene) Situation in welchen es hieß "Augen zu und durch" aber die sollten sich im Optimalfall einfach auf ein Minimum beschränkten.


    Der Stress muss erstmal soweit runter beim Hund dass dieser überhaupt lernfähig ist.


    Thema Leinenführigkeit: hab ich ewig belächelt... "jaja wenn der mal ohne Schreianfall an Hunden vorbeigehen kann DANN üben wir noch das ordentlich gehen". Meine Erfahrung: es ist genau umgekehrt, n Hund der die Leine kennengelernt hat als Signal "ich dödel da jetzt gelassen mit" kann das nach vielen vielen Minischritten immer weiter in die Reizsituation mitnehmen.


    Und auch hier: Kleinschrittig und zunächst OHNE Reize üben. Sagt sich so einfach... ich weiß...


    Und: solange die Leinenführigkeit in Situation X noch nicht funktioniert verlange ich sie schlicht einfach noch nicht (das mag widersprüchlich zum vorherigen punkt klingen aber ich hoffe man versteht wie ich es meine). Bspw social walk: die ersten minuten ist die Leine am Geschirr und sie kann sich kurz sammeln und nach 10 stressschüttlern und drei "ich muss diesen Hund da jetzt anbellen" gibt's dann das Halsband und ich fordere ordentliches laufen kompromisslos ein (das ist UNSER stand)


    Generell: ich warte nicht bis mein Hund ausrastet um dann reinzukorrigieren, das hab ich monatelang probiert auch mittels Trainer es ist absolut nicht unser Weg (vielleicht bin ich auch zu doof zum korrigieren wer weiß). Der Hund sucht sich idR nicht aus zu pöbeln und befindet sich mitnichten im denkenden Modus. Da brauch ich zu ner blöden Situation nicht noch strafreize hinzuzufügen. Also: Abstand Abstand Abstand und DORT ansetzen wo es zwar schwierig ist für den hund aber machbar (ja das kann von Tag zu Tag unterschiedlich sein)


    Und nein, niemand behauptet das wäre leicht ;) die ganzen tollen vorher nachher videos nach einer mini trainingsstunde auf social Media können einem dabei wirklich den Rest geben. (Nochmal: das ist UNSER Weg und MEINE Ansicht)


    Ich habe zunächst schlicht über Gegenkonditionierung gearbeitet mithilfe von Clicker etc.


    Natürlich gibt's noch viele weitere stellschrauben im Alltag keine Frage aber seit ich speziell in Begegnungssituationen belohnungsbasiert arbeite und mir nie zu fein fürs Ausweichen etc war hab ich in 3 Wochen mehr Fortschritte gemacht als in allen Monaten vorher.


    Und ja... üben üben üben. Ich hab alles mitgenommen was geht, ebay Kleinanzeigen, dogorama, Leute angesprochen etc. Für GEZIELTES begegnungs- und lauftraining. Und ja da gab's am Ende nicht immer Zuckerwatte regenbogen und die Hunde laufen friedlich nebeneinander her ABER immer immer immer öfter.... und das ist so ein tolles Gefühl.


    Ich kann dir sagen (versprechen leider nicht) es wird sich fügen und du wirst immer mehr Stellschrauben finden und Management fühlt sich immer weniger wie Management an und irgendwann kommt der Tag da läufst du an nem Hund vorbei als wäre nix und denkst dir "huch, wie das?!" Und beim nächsten ist der Arm wieder halb ausgekugelt ;) (Rückschritte sind normal)


    Evtl haben dir meine Erfahrung diesbezüglich etwas geholfen :)


    Noch kurz als Beispiel was so mini Änderung wie auch das mit der kurzen Leine etc für Auswirkungen haben (können).


    Früher wenn meine Hündin nen Hund erblickt hab bin ich sofort in den Panik Modus verfallen, Leine kurz, vorsorglich hundert mal "äh äh" gesagt, geblockt etc. Ruby hat sich währenddessen die Augen fast rausfixiert und sich immer mehr aufgeplustert. Denkst du die hat gemerkt dass ich überhaupt da war? Dass ich ihr irgendwie hilfreich war bei der konfliktsituation? Null. Natürlich ist das eskaliert, Druck erzeugt gegendruck.


    Meine Trainerin hat mir dann fürs aller erste die sehr sehr simple Anweisung gegeben: Ruby hat nen Hund gesehen? LOBEN. Gut zureden. Leine so lassen wie sie ist. Sei da für deinen Hund meinte sie schlicht.


    Klingt total banal und man könnte meinen ich hätte so das Fixieren schon belohnt aber nein, zum Fixieren kam es so überhaupt nicht mehr. Rubys Körpersprache hat Bände gesprochen, sie wurde sofort weicher und lockerer und zusammen mit unserem restlichen Training kamen wir ab da aus nahezu jeder Begegnung ohne Auslöser raus. Ob mit riesigem Bogen oder U-Turn oder oder war dabei erstmal egal das wäre zu Beginn jedoch NIEMALS möglich gewesen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!