Extreme Reaktionen ggü. anderen Hunden - was (noch) tun?

  • Aber nicht für jeden Hund funktioniert ein Notfallplan. :ka: Das ist einfach immer die Krux daran, wie man lebt und was für einen Hund man hat. Und so haben manche Hundehalter ein schwieriges bis unmögliches Setting daheim um sinnvoll trainieren zu können.

    Was meinst du mit "funktionieren" bzgl. Notfallplan? Da geht es ja nicht um Training, sondern nur darum, die unvermeidliche Situation möglichst unbeschadet zu überstehen. Wenn der Notfallplan also "nicht funktioniert", würde das bedeuten, dass ich den Hund nicht halten kann und er mir ausbüxt, den andern Hund beisst oder mich..... :ka:

  • Meine Trainerin hat mir dann fürs aller erste die sehr sehr simple Anweisung gegeben: Ruby hat nen Hund gesehen? LOBEN. Gut zureden. Leine so lassen wie sie ist. Sei da für deinen Hund meinte sie schlicht.

    So habe ich damals mit meiner Vicky trainiert aufgrund der Beschreibung von "Zeigen und Benennen."
    Bei jeder Hundesichtung habe ich freudig gesagt "Oh schau, da kommt ein Hund!!!" (die Leute dachten, ich sei bekloppt). Vicky rastete aus, war nicht mehr ansprechbar, aber ich gab ihr trotzdem hyper-super-spezial Gutelis, die es nur bei Hundesichtung gab.

    Anfangs musste ich ihr diese Gutelis "zwangsweise" in die Schnute stopfen, bzw. vor die Nase halten, weil sie völlig im Tunnel war. Ehrlich gesagt glaubte ich damals selber nicht daran, dass sich das irgendwann ändern würde.


    Nach einigen Wiederholungen und den "Zwangs-Gutelis" merkte sie plötzlich "Oh, ein fremder Hund ist ja toll, da gibt es immer die Spezial-Gutelis!"


    Von da an war der Weg offen für weitere Trainings-Massnahmen und immer mehr Vermeidung völliger Ausraster-Situationen. Es braucht aber seeeeehr viel Geduld dazu und unermüdliches Weitermachen, selbst wenn man fast nicht mehr glaubt, dass es klappt.
    Nach gut einem Jahr hatte ich sie so weit, dass sie an meiner abgewandten Seite an lockerer Leine an fremden Hunden vorbei tänzelte.

  • Ich bin ja trainingsfaul und habe mit Ida (8 Monate), zugegebenermaßen, noch gar nicht ernsthaft gearbeitet.
    Aber bei Hundebegegnungen mache ich tatsächlich genau das (intuitiv): Wann immer ein Hund in Sichtweise ist, sage ich mit süßsäuselnder Stimme: "Ein Hund, ja feeiiiiin! Das ist dein Freund/ deine Freundin!". Ich überschlage mich da wirklich fast vor lauter Begeisterung.
    Und was soll ich sagen, meistens hilft es. Ida hat anfangs, als sie mit 4 Monaten kam, jeden Hund aggressiv angekläfft. Inzwischen bellt sie bei den Hunden, die sie "kennt", weil sie uns oft entgegen kommen, gar nicht mehr. Bei ganz fremden Hunden teils teils. Oft geht es aber ohne Theater.
    Bei ihr war das Gebelle tatsächlich eine Mischung aus Unsicherheit und Frust, weil sie nicht hin darf. Wenn sie doch mal zu einem Hund hin darf, ist sie rein gar nicht aggressiv.


    Dasselbe Gesäusel veranstalte ich übrigens, wenn wir am Kaninchen- und Hühnergehege vorbeilaufen. Und was soll ich sagen, mein ca. 75% Terrier zeigt keine Anstalten, die Tiere zu scheuchen.
    Was natürlich nicht heißt, dass sie es nicht doch machen würde, wenn kein Zaun dazwischen wäre. Aber sie geht jedenfalls recht manierlich an Hunden und anderen Tieren vorbei.
    Nur Katzen würde sie gerne jagen. Kommt aber ein verwegener Kater völlig angstfrei auf Ida zu, legt sie sich auf den Boden und zittert vor Angst.

    (Außer wenn ein anderer Hund direkt vor unserem Haus ist, dann bellt sie noch arg, aber das ist vermutlich territorial.)

  • Desensibilisierung und Umkonditionierung wäre meine Anregung.

    Beim Hühnergehge kannst du bei Annäherung und noch VOR irgend einer Reaktion beginnen, supergute Guddelis vor dich hin auf den Weg zu schmeissen und das Kommando "Kegeln!" (oder was gleichbedeutendes) zu bringen. Es dürfen auch Frolic sein. Hund muss einfach auf die Dinger fliegen. Sobald er die Nase vom Fressen anhebt, fliegt das nächste Guddeli zwei, drei Meter weiter vorne auf den Boden. Also richtig mit Guddelis bombardieren, dass Hund die Nase nur anhebt und gar kein Bedürfnis hat, sich nach den Hühnern umzusehen.


    Bei Menschen oder Hundebegegnungen musst du anders vorgehen. Sobald du die Person oder das Hundeteam siehst, begibst du dich seitlich 20 Meter (Minimum!, besser weiter) ins Gelände. Egal welches Gelände und wie verdreckt du dabei wieder aus dem Schlamm rauskommst. Es geht um DEINEN Hund, also keine falsche Scham!
    Dort im Gelände soll er zu dir blicken. Du bist im rechten Winkel auf den Gehweg gerichtet. So passiert die Begegnung deinen Hund HINTER seinem Rücken. Sobald du also im Gelände stehst, bombardierst du ihn mit Super-Guddeli. Eins drin - zack das nächst - zack das nächst - zack das nächst. Bis die Begegnung vorbeigezogen ist. Aber guten Abstand halten und nicht zu früh auflösen! Besser länger warten - also sicherheitshalber zack nochmal eins rein und nochmal eins.


    Wichtig ist der richtige Moment zu erwischen, wenn du ins Gelände gehst. Besser zu früh, als zu spät. Denn wenn er schon auslöst oder seine Erregung hochgeht, dann bestätigst du mit den Guddelis bloss sein Auslösen. Du willst aber das still vor dir Sitzen bestätigen. Und ebensowichtig: die richtigen Guddelis. Tolle Trainingswurst ist das Mindeste. Es kann auch gebratene Bratwurst sein oder gekochtes Huhn. Er muss nur 120% drauf fliegen!

    Und nochmal: Den richtigen Moment erwischen...! Sonst bestätigst du das falsche Verhalten. Was übriens bei deinem "Ja, feeeeiinn!" der Fall sein dürfte: Seine Erregung ist wohl schon oben. Damit bestätigst du seinen Erregungszustand. Denn beruhigen lassen sich Hunde mit Worten nicht, nur bestätigen. Also früher seinen Ruhezustand bestätigen, als zu beruhigen versuchen.


    Viel Glück!

  • Was meinst du mit "funktionieren" bzgl. Notfallplan?

    Ich denke, du meinst einen anderen Notfallplan, als ich es tue. In meiner Welt sollte der Notfall wirklich die Ausnahme darstellen.

    In diesem Fall klang es so, als würde der „Notfall“ schon zig mal am Tag passieren, weil man schlicht die Wohnung verlassen muss und die Lebensumgebung für den Hund schon sehr schwierig ist. Bei zweiteren könnte auch passieren, dass man in Training nicht wirklich voran kommt, weil immer wieder „Notfälle“ auftreten.

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