Ein geplantes Ende - Wie damit umgehen?

  • Hallo!


    Mein erster Thread ist leider gleich ein trauriger. Also falls ihr gerade nichts in die Richtung lesen wollt, kann ich das verstehen. Ich hoffe aber, dass mir ein paar Menschen hier ihre Erfahrungen schildern möchten.


    Ich hoffe ich bin in diesem Bereich überhaupt richtig. Falls nicht - bitte verschieben!


    Es geht um meine Ginny, sie würde am 26. Februar 17 Jahre alt werden. Sie ist ein Labrador Mix und sie ist mein aller erster Hund. Sie kam zu mir als ich gerade 18 geworden war. Sie hat mich durch dick und dünn begleitet, durch gebrochene Herzen, Umzüge und Jobwechsel. Sie war immer die beste Welpen Erzieherin. Sie hat viele weitere Hunde zusammen mit mir begrüßt.


    Sie hat meine Liebe zu Hundesport und Hundetraining geweckt und gefördert.


    Und nun geht die lange Reise zu Ende.


    Ginny ist am Ende ihres Lebens angekommen. Sie ist sehr krank und es gibt nichts mehr was wir tun können.


    Ich bin es ihr schuldig nicht zu lange zu warten. Am Dienstag kommt der Tierarzt zu uns nachhause und wird sie erlösen.


    Ich habe schon ein paar Hunde gehen lassen müssen, jedoch war das immer aufgrund von unvorhersehbaren Dingen und meistens innerhalb von Stunden. Noch nie musste ich ein Ende planen.


    Es sollte womöglich einfacher sein, wenn es aufgrund von Altersschwäche ist. Ich sollte froh sein, dass sie ein so langes Leben hatte, aber ich kann mich kaum bewegen. Ich bin wie gelähmt. Ich will die letzten Tage zu etwas Besonderen machen, aber jedes Mal wenn ich darüber nachdenke muss ich weinen und wir liegen einfach gemeinsam am Sofa herum. Sie ist Immer noch so unglaublich liebenswert und vom Kopf her noch voll "da".


    Ich will noch letzte schöne Erinnerungen schaffen, aber es tut so weh.


    Wie habt ihr das geschafft? Wie habt ihr es gemeistert euren Hund anzusehen und Dinge zu tun ohne ständig an das Ende zu denken?


    Dann frage ich mich wiederum ob es ein falscher "Zwang" ist die letzten Tage ganz besonders zu machen. Man macht das halt so, aber ist es weniger "gut" wenn man einfach nur zusammen herumliegt, futtert und kuschelt?


    Ich fühle mich so unter Druck gesetzt, als ob ich jetzt noch schnell die Welt ändern müsste, damit sie einen ehrenhaften Abschied bekommt.


    Die Uhr tickt und ich kriege meinen Hintern nicht hoch, weil alles so weh tut.


    Ich wollte nochmal zu ihren Lieblingsorten fahren, wollte sie nochmal mit ihren Lieblingsmenschen und Hunden zusammenbringen. Aber ist das alles zu menschlich? Ist das vielleicht eher mehr Stress als sie haben sollte?


    Wie schafft man das? Wie plant man ein Ende?


    Sorry falls das alles etwas wirr ist. Ich weiß gar nicht was ich mir erhoffe. Aber vielleicht wollt ihr einfach schildern wie ihr mit einem geplanten Ende umgegangen seid? Was habt ihr mit euren Lieblingen gemacht? Habt ihr euch auch den Kopf zerbrochen, oder habt ihr einfach wie gewohnt weitergemacht?


    Ich danke euch schon mal für eure Antworten. Ich gehe jetzt mein Mädchen kuscheln.


    Liebe Grüße

    Yana

  • Ich habe damit bisher auch gar keine Erfahrung gesammelt…Ich glaube ich würde ein paar Erinnerungen sammeln…vielleicht ein kleines Fotoshooting, Haare, Pfotenabdrücke….und ansonsten einfach machen, was allen gut tut. Auch dir. Und wenn ihr jetzt drei Tage auf der Couch liegt, dann ist das so 💕

    Ich glaube mir würde es ähnlich gehen wie dir und ich könnte mit der tickenden Uhr auch super schlecht umgehen und würde mich auch wie gelähmt fühlen.


    Es tut mir sehr leid und ich wünsche euch eine schöne Zeit zusammen und viel Kraft 💕

  • Hallo,


    ich habe das selbe erst vor wenigen Wochen durchgemacht. Früher habe ich mich immer gefragt, wie man das schaffen kann. Wie man es aushält, die Tage und Stunden zu zählen, bis dann der Tierarzt kommt.


    Als ich den Termin zur Einschläferung gemacht habe ging es mir dann wie dir. Ich habe mir ständig überlegt, was ich noch mit ihr machen, ihr nochmal zeigen möchte.


    Schlussendlich hat sie mir aber gezeigt, was sie machen wollte. Ich habe sie mit allen Leckererein verwöhnt und saß ganz oft nur an ihrem Bett und habe ihr erzählt, wie lieb ich sie habe 😰


    Am letzten Abend wollte sie dann noch eine kurze Runde spazieren gehen, auch das haben wir nochmal gemacht. Aber auch nur, so weit wie sie wollte.


    Wir haben dann noch ganz viele Fotos und Videos gemacht. Mir hat es geholfen, alles noch einmal festzuhalten, ihr Bellen, einfach alles.


    Ich würde sagen, hör auf dein Herz. Genießt einfach die Zeit zusammen. Du wirst spüren, was sie braucht.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommenden Tage ❤️.

  • Dann frage ich mich wiederum ob es ein falscher "Zwang" ist die letzten Tage ganz besonders zu machen. Man macht das halt so, aber ist es weniger "gut" wenn man einfach nur zusammen herumliegt, futtert und kuschelt?


    Ich fühle mich so unter Druck gesetzt, als ob ich jetzt noch schnell die Welt ändern müsste, damit sie einen ehrenhaften Abschied bekommt.

    Ich selber war noch nicht in der Situation, wir konnten uns nicht verabschieden, weil alles so schnell ging. Aber ich finde kuscheln und die gemeinsame Zeit zu zweit nutzen, die Wärme und das Fell spüren, riechen und einfach zusammen sein einen schönen Abschied.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

  • Es tut mir so leid..... :loudly_crying_face:


    Ich habe mir die Frage so oft gestellt..... und hatte keine Ahnung wie ich es enotional schaffen soll diese "schönen letzten Tage....."


    Ich weiß es nicht ehrlich gesagt.


    Meine letzten beiden, vor allem mein Seeelenhund mussten eher "spontan " eingeschläfert werden..... :crying_face:


    Bei chicco haben wir damals vom ta gesagt bekommen, macht ihm noch ein paar schöne Wochen, gebt ihm nur noch Sachen zum fressen die richtig geil sind....



    So war der Plan. Am nächsten Morgen hatte er einen Krampfanfall nach dem anderen und wäre fast erstickt dabei. Also war es das mit den letzten Wochen und ein paar Std später wurde er erlöst....


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Es ist immer so furchtbar :crying_face:

  • Das ist ganz schwer, das weiss ich, ich hab schon 6 Hunde verabschieden müssen. Ich habe jede Minute, die uns blieb, mit ihnen verbracht, habe gekuschelt, gestreichelt, sie konnten alles essen, was bis dahin verboten war - und ich habe nicht geweint. Sie sollten nicht merken, dass etwas anders war...

    Ich hab mir immer gesagt, weinen kann ich hinterher, da hab ich ein ganzes Leben lang Zeit für. Auch wenn es mich bald zerrissen hat.

    Die letzte Nacht sind mein Mann und ich aufgeblieben oder haben uns mit Schlafen abgewechselt.

    Ich habe meinen Hunden vorgelesen - aus "Der kleine Prinz". Zwei unserer Hunde sind in so einer Nacht gestorben und der TA musste nicht kommen.

    Ich wünsche Euch eine wunderschöne besinnliche letzte gemeinsame Zeit und Dir die Kraft, die Du brauchst, um für Deinen Hund stark zu sein. Sie hat ein wunderbares Alter erreicht und wird Dir danken, dass Du sie gehen lässt. Sie geht nur voran....

  • Hallo Yana,


    es tut mir leid, dass Du gerade durch so eine schwere Zeit gehst. Viele hier haben das auf irgendeine Art und Weise schon kennengelernt.

    Ich hab mir mal ein paar Zitate von Dir genommen, zu denen ich gerne ein paar Gedanken schreiben will.


    Ich bin es ihr schuldig nicht zu lange zu warten. Am Dienstag kommt der Tierarzt zu uns nachhause und wird sie erlösen.

    Das finde ich genau richtig. Danke, dass Du auch jetzt nach 17 Jahren gemeinsamen Weges für sie da bist und ihr keine unschönen und womöglich schmerzhaften letzten Tage zumutest.


    jedes Mal wenn ich darüber nachdenke muss ich weinen

    Genau so gings mir auch jedes Mal, wenn ich wusste, dass der Tod eines meiner Hunde unmittelbar bevorstand. Auch gelähmt sein ist völlig erlaubt.


    Ich sollte froh sein, dass sie ein so langes Leben hatte

    Ach... ich glaube, das ist ein Gedanke für später. Irgendwann einmal, wenn die Trauer nicht so groß und präsent ist, irgendwann, wenn Du einfach erzählen kannst, was für einen besonderen Hund Du so lange an Deiner Seite hattest, dann kannst Du wahrscheinlich mit ganz viel Liebe und Dankbarkeit zurückblicken auf die langen Jahre, die Ihr gemeinsam verbringen durftet.


    Ich will noch letzte schöne Erinnerungen schaffen

    Die kannst Du Euch beiden überall schaffen, auch zuhause auf der Couch. Ihr habt schon 17 Jahre voller schöner, gemeinsamer Erinnerungen, die bleiben immer. Und auch die letzten Tage werden Dir immer in Erinnerung bleiben, ganz egal, ob Ihr nochmal Lieblingsorte besucht, oder einfach Stunden gemeinsam verbringt. Bei meinen Hunden war das ganz unterschiedlich, Mayalein hat ganz, ganz ruhige letzte Tage verlebt, der Tierarzt ist auch zu uns nach Hause gekommen, und mit dem immer gut gelaunten Fräulein Sonnenschein-Bo bin ich am Abschiedstag zum Tierarzt gefahren, weil sie die Praxis und den Arzt so geliebt hat. Und es gab letzte Tage mit anderen Hunden irgendwo dazwischen.


    Alles ist erlaubt, was Dir jetzt guttut. Es ist Dein Weg durch den Abschied und Dein Weg mit der Trauer. Ich wünsch Dir ganz viel Kraft dafür.



    Ich hab mich übrigens vor gut drei Jahren hier angemeldet zu einem Zeitpunkt, an dem ich wusste, dass ich einen meiner Hund demnächst würde verabschieden müssen. Das hab ich damals nicht erzählt, mir ging es darum, einfach Hundedinge lesen zu können, Geschichten von anderen Hundebesitzern, Alltag, der mich insbesondere nach dem Tod dieser Hündin ein bisschen geerdet hat.


    Ich wünsch Dir, dass Du Deinen ganz eigenen Weg gehen kannst, dass Du Dinge, Menschen, Tiere um Dich hast, die Dich immer wieder auffangen und mit Dir trauern können, wenn Du es brauchst, und die Dir Kraft geben in diesen Tagen.

  • Ich hatte diesen Fall mit so viel Vorlauf ebenfalls noch nicht.


    Bei meiner ersten Hündin habe ich in der Nacht entschieden, dass ich morgens den TA anrufen werde und sie wurde wenige Stunden später eingeschläfert. Ich habe mit ihr in der Sonne auf der Terrasse gesessen und wir haben gekuschelt. Ich habe versucht, stark zu sein, aber offen gesagt glaube ich, dass sie sowieso merken, dass etwas anders ist als sonst. Sie wollte aber auch nicht mehr und so habe ich ihr im Grunde ihren Wunsch erfüllt.


    Bei meiner zweiten Hündin ging alles wahnsinnig schnell. Es ist auch erst wenige Tage her.


    Was ich dir eigentlich dalassen will: Es gibt kein Richtig und Falsch. Ihr kennt euch so gut, ihr wisst, was gut für euch ist. Lass dein Herz sprechen und von niemandem sagen, was jetzt "wichtig" wäre.

  • Der Abschied ist immer schwer, egal nach wie vielen Jahren.

    Traurig, dass du dich dem jetzt stellen musst.


    Ich persönlich glaube nicht, dass man noch etwas ganz Tolles gestalten muss, um würdig Abschied zu nehmen.

    Ruhe, Dasein, Liebe und ,wenn sie es mag, Streicheln und Kuscheln...

    Nach fast 17 Jahren habt ihr so viele Erinnerungen, die euch niemand nehmen kann.

    Nimm den Druck raus, lasse es zu, dass du traurig bist und erlaube dir auch, dass du jetzt noch nicht dankbar sein kannst für die vielen Jahre mit deinem Hund.

    Dafür ist später Zeit.

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