Kind mit geistigen und motorischen Beeinträchtigungen und Hund?

  • Kannst du/könnt ihr 1h in den Wald gehen oder ne Runde Rad mit dem Hund fahren täglich? Mal Dummies verstecken oder an einen See fahren, damit der Hund schwimmen kann.

    Nur mal so als Beispiel.


    Ihr müsst dem Hund Ausgleich schaffen ohne Job.

    Hast du Erfahrung mit Hunden gesammelt? Das Leben außerhalb der vier Wände kann ja auch ggf. nicht immer nur super toll sein mit Hund (Hundebegegnungen etc.)


    Deine Besuchshunde werden von ihren Besitzern gehändelt beim Besuch. Diese Rolle musst du zusätzlich übernehmen. Da ist kein Puffer. Dh deine emotionale Stabilität ist wichtig und auch die Offenheit für die Belange des Hundes. Dh zum eskalierenden Sohn musst du zusätzlich noch für das Management des Hundes sorgen.


    Das Szenario Durchfall beim

    Hund ist halt echt ein nicht sehr unabwegiges.

    Du wirst nicht wollen, dass dir ein kranker Hund die Bude vollkotzt oder Durchfall hat, der Stunden liegen bleibt. Das belastet euch alle zusammen.

    Ein kranker Hund braucht übrigens auch Zuspruch oder Hege, es ist ja nicht nur das rausgehen und das sauber machen.


    Im Kern ist es so: nur du kennst deine Ressourcen. Einen Alltag wie du ihn schilderst kenne weder ich, noch die meisten hier wahrscheinlich.

    Dh man kann dir nur die Seite der Hundehaltung und Bedürfnisse schildern.

    Und an der Stelle unterschätzt du glaube ich, wieviel Ressourcen ein Hund benötigt, um so einen Alltag mit zu leben.


    Auch Besuchs- und Schulhunde haben gemessen an der vorhandenen Zeit in der Woche, wenig aktive Arbeit am Menschen, sondern viel mehr Zeit abseits davon.

    Wenn du das nicht leisten kannst, würde ich davon absehen.

  • Ein Zusammenleben von "behindertem Kind" und Hund kann funktionieren. Ich würde bei der Suche dann aber einen Trainer zu Rate ziehen der sich mit Assistenzhunden auskennt, auch wenn ihr nicht ausbilden wollt. Die Anforderungen an den Hund sind aber die gleichen.



    Ich kann dir ein bisschen aus unserem Leben erzählen: Hier leben ein Hund und ein Kind welches im Autismus Spektrum Zuhause ist. In vielen Bereichen ist es echt anstrengend. Als der Hund hier einzog kannten wir die Diagnose noch nicht, daher haben wir bei der Rassenwahl nicht darauf geachtet.

    Unser Sohn kann keine Grenzen wahren. Er nimmt nicht wahr wann er den Hund bedrängt und wann er die individuelle Grenze des Hundes überschreitet. Tim geht auch zum schlafenden Hund und will ihn streicheln egal wie oft wir dies schon verboten und erklärt haben.

    Deswegen sind die beiden eigentlich nie alleine und ich muss immer ein Auge auf sie haben wenn sie gemeinsam in einem Zimmer oder Garten sind. Regelmäßig muss ich das Kind ermahnen und vom Hund wegschicken. Es kam trotzdem schon vor dass unser Hund abgeschnappt hat weil wir zu spät reagiert haben. Könntet ihr damit umgehen wenn euer Hund auch Mal nach dem Kind abschnappt?

    Unser Sohn würde gerne mehr mit dem Hund interagieren, aber unser Hund meidet ihn. Er reagiert nicht wenn Tim ihn ruft. Er ignoriert unseren Sohn auch wenn dieser ein Spielzeug in der Hand hält. Gemeinsam kuscheln kommt eher selten vor, da Tim leider auch oft etwas grober beim streicheln ist. Unser Sohn ist regelmäßig davon enttäuscht, besonders da der Hund mit den Geschwistern anders agiert. Du sagst dein Sohn kann mit "Ablehnung

    " schwer umgehen - ihr müsst aber damit rechnen, dass die beiden nicht unbedingt ein dreamteam werden. Würdest du dich dann trotzdem um den Hund kümmern?


    Hast du die Kapazität neben der Vollzeit Pflege deines Sohnes auch eine Hundeschule zu besuchen? Hast du genug Kraft übrig um den Hund zu erziehen - gerade am Anfang wo weder Hund noch Kind die Hausregeln kennen ist es mega anstrengend, Kräfte zehrend und geht an die Nerven! Hast du Zeit übrig um den Hund exklusiv Zeit zu bieten - Hunde Freunde treffen, mal querfeldein laufen (und nicht immer nur auf betonierten Wegen die rollstuhlgeeignet sind), zum Tierarzt gehen, usw.

    Und wie sieht das finanzielle aus? Du gehst nicht arbeiten, bist Zuhause wegen der Vollzeit Pflege. Sind genug finanzielle Mittel vorhanden - Anschaffung (je nach Rasse kann das schon einige tausend Euro kosten), Ausbildung, Versicherung, Futter, Tierarzt (das kann bei Krankheit oder Unfall schnell auch in die tausende gehen) usw...

    Die Fragen musst du natürlich nicht öffentlich beantworten, sie dienen nur als Anregung für dich was auf dich zukommen kann

  • Ich würde erstmal die Frage stellen: Möchtest DU einen Hund für DICH?


    Denn es wird DEIN Hund sein, also gegebenefalls ein zweites Lebewesen, für das Kapazitäten freigemacht werden müssen und je nach Hund nicht gerade wenig.

  • Ich würde dir raten, den Wunsch nach einem eigenen Hund und die damit vielleicht verknüpften Erwartungen erstmal zurückzustellen und dich im Bereich "Tiergestützte Therapie" zu informieren - vielleicht könnt ihr da wöchentliche Termine wahrnehmen und Kontakte knüpfen. Dann kann der Gedanke reifen und ihr habt gleich kompetente Ansprechpartner, die die Gesamtsituation besser beurteilen können.

  • Ich finde es schwierig, Du bekommst ja keine Garantie, dass der ausgesuchte Hund dauerhaft mitmacht, Dein Sohn wird in den nächsten Jahren noch viel stärker und vielleicht auch viel grober. Was ist, wenn der Hund doch Angst bekommt und deinen Sohn meidet und gar nicht mehr in seine Nähe möchte. Seid ihr dann nicht fürchterlich enttäuscht? Ich glaube, das ist auch schwierig zu reparieren, weil sich auch nichts ändert.

  • Mein Verein bietet genau für solche Bedürfnisse auch von eingeschränkten Menschen den Besuchshundedienst an. Dort kommt der Besitzer mit einem ausgebildeten Hund (aber kein ausgebildeter Mensch, also kein Therapeut, deswegen auch Besuchs- und nicht Therapiehund) halb- oder stundenweise und da darf dann gestreichelt, gefüttert oder spazieren gegangen oder gespielt werden, ganz je nachdem, was Mensch und Hund möchten.

    Der Hund "arbeitet" dann seine Besuchszeit über und bekommt vorher und nachher ein Warmup und Cooldown und ist sonst ein ganz normaler Hund in stabilem ruhigem Zuhause.

    Das ganze ist von uns ehrenamtlich und es gibt 3 Euro Spende pro Besuch an den Verein.


    Vielleicht wäre das eine Idee?


    Einen eigenen Hund (für dich! Nicht für deinen Sohn) würde ich mir nur holen, wenn du neben der Betreuung und wahrscheinlich auch noch normaler Arbeit genug Kapazitäten und Lust hast, ihn ordentlich zu bewegen und dir damit einen neuen Raum zu schaffen. Und das für die nächsten 12-15 Jahre im besten Fall. Dh dein Sohn müsste in der Zeit auch betreut sein, in der du unterwegs bist.

    Und der Hund bräuchte auch davon ab Ruhezeiten, zB wenn dein Sohn in einer Tagesbetreuung ist.

  • Würde es hier Sinn machen einen ausgebildeten Assistenzhund zu holen, oder kann ein normaler Familienhund hier auch glücklich werden?

    Naja, du willst/brauchst ja keine Assistenzarbeit oder?


    Mein Rat geht allerdings tatsächlich schon teilweise in diese Richtung. Ich würde mich nämlich mit den ansässigen Vereinen für Therapiehunde, Besuchshunde, Assistenzhunde, Blindenhunde (da gibt es ja mehrere) kurzschließen, euch von denen einen passenden Hund aussuchen lassen. Die haben oftmals ihre eigenen Zuchten und v.a. auch "Ausschusshunde", also Hunde bei denen man, wenn sie erwachsen sind, feststellt, dass sie nicht in die spezielle Schulung gehen sollen, weil irgendwas nicht passt. Das kann verschiedene Gründe haben, manche machen den Hund für euch ungeeignet, andere machen ihn für euch wunderbar geeignet. Mit etwas Geduld könnte da also ein junger (ca. 1 Jahr) Hund dabei sein, der schon deutlich zeigt, dass er für diese Aufgabe geeignet ist und eben auch kein Welpe mehr ist.
    Zusätzlich könnten euch die dortigen Trainer vielleicht zumindest anfangs etwas begleiten, euch sagen worauf ihr achten müsst usw. Sprich keine richtige Schulung für den Hund, aber eine saubere Einarbeitung für euch.

    Was ich an deiner Stelle aber nicht tun würde wäre einfach irgendeinen Welpen irgendeiner Rasse zu kaufen. Auch (erst Recht) nicht, von irgendeiner dahergelaufenen Person die auf eBay Kleinanzeigen irgendwas von Therapiehundeignung schreibt. Geh in dem Fall bitte wirklich über die seriösen Vereine. Frag ob sie dir helfen können und wenn nicht ob sie Ideen haben.

  • Ich finde es tatsächlich auch schwierig. Grundsätzlich ist Hundehaltung (fast?) immer egoistisch und ich bin auch der Meinung, dass Hunde bei gewissen Einschränkungen und Problemen unglaublich helfen können. Mein Rüde ist zB. auch als Helfer für mich eingezogen, weil mir Tiere viel Sicherheit geben und generell bei meinen Problemen (Autismus, ADS, Sozialphobie, Depressionen) helfen. Grundsätzlich hab ich also wirklich gar kein Problem damit, wenn der Hund in der Richtung gewisse "Aufgaben" erfüllen soll.

    Aber es sollte eben schon in einem Rahmen bleiben, der für den Hund fair ist und ihm in erster Linie ein normales Leben ermöglicht. Bei Mico bedeutet das zB, dass er um mir zu helfen ab und an in eine Situation muss, in die ich ihn normalerweise nicht bringen würde. Nicht weil sie gefährlich ist oÄ, sondern weil sie für ihn eben keinen Mehrwert hat und einfach nur mega anstrengend ist. Danach bekommt er dann immer viel Ruhe und extra Zeit, die sich wirklich nur um seine Bedürfnisse dreht.

    Und ich merke auch jedes Mal deutlich, wie wichtig diese Zeit ist, damit er seine "Batterien" wieder aufladen kann. Die meiste Zeit darf er ein normaler Familienhund sein, was ich persönlich für seine Gesundheit sehr wichtig finde.


    Mein Sohn neigt zu Tobsuchtsanfällen. Das bedeutet er schreit und schreit und schreit.

    Mein Sohn versteht oft nicht bzw. nur eingeschränkt was richtig und was falsch ist. Ich sage ihm jedes Mal, dass man nicht an Fell oder Ohren zieht, aber er merkt es sich bis zum nächsten Mal nicht.

    Das ist der Punkt, der mir Sorgen machen würde. Kannst du sicherstellen, dass dein Sohn und der Hund niemals alleine wären? Auch nicht für 2 Minuten um kurz zum Briefkasten zu gehen zB? Und wie viel echte Auszeit würde der Hund bekommen? Zeit, die wirklich nur für den Hund und seine Bedürfnisse da ist, meine ich.


    Ein Besuchshund der nur ab und zu da ist, hat Gelegenheit zuhause in Ruhe seine "Batterien" wieder aufzuladen und kann dann bei den Besuchen durchaus einiges ab. Wenn er vom Charakter grundsätzlich geeignet ist, jedenfalls.


    Aber ein eigener Hund hat diese Möglichkeit nicht. Der ist der Situation quasi 24/7 ausgeliefert und darf sich nicht mal wehren, wenn ihm immer wieder wehgetan wird. Was natürlich aus menschlicher Sicht absolut logisch und verständlich ist! Aber wie fair ist es aus Hundesicht? Wie sicher kann er sich unter den Umständen im eigenen zuhause wirklich fühlen?

    Und letztendlich ist ein Hund auch nur ein Lebewesen und hat auch mal einen schlechten Tag. Was machst du, falls der Hund irgendwann genug hat und doch mal abschnappt?


    Er sitzt im Rollstuhl.

    Er kuschelt fest und streichelt fest.

    Er "spricht" ungewöhnlich, bzw. macht ungewöhnliche Geräusche, meistens sehr laut.

    Er kommuniziert viel mit den Armen, er macht also oft übertriebene Bewegungen.

    Das fände ich dagegen gar nicht problematisch. Das ist im Prinzip einfach nur Gewöhnung und mein Rüde mag es zB auch gerne, wenn man ihn fest durchknuddelt.


    Aber Dinge wie nachts schnell raus weil Hund Durchfall hat sind sehr schwierig, da müsste ich wohl damit leben, dass er rein macht.

    Der Hund aber auch und stubenreine Hunde wollen sowas in der Regel um jeden Preis verhindern.

  • Das ist ja ein schöner Verein, auf sowas hätte ich auch Lust und mein Hund wäre super dafür. Der Verein ist wahrscheinlich regional, oder gibt es einen Dachverband o.ä.?

  • SkippyG. :

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