(Welpen)Erziehung von Schäferhunden und anderen Gebrauchshunden

  • In wie fern sich das in der Jagdausbildung, dem Diensthundewesen oder anderen Bereichen umsetzen lässt

    Warum sollten diese Bereiche anderen Lerngesetzen unterliegen?


    Ich denke, wie gut welche Methoden funktionieren, hängt sehr viel mehr vom individuellen Mensch-Hund-Team ab als von irgendwelchen Beschäftigungsformen oder FCI-Gruppen.

    Glaub das ist weniger auf Lerngesetz bezogen als darauf daß man in gewissen Trieblagen nicht mehr auf alle vier Seiten verzichten kann .

  • Vorab: Ich habe einen unproblematischen, sensiblen und "selbsterziehenden" Hund, der im Regelfall keine Probleme macht.


    Ich versuche, alles positiv aufzubauen. Das hat aber Grenzen. Meine persönlichen (mit Unterleibsschmerzen aus der Hölle biete ich kein Alternativverhalten an), die Grenzen des Hundes (in der Läufigkeit komme ich an manchen Tagen einfach nicht ran) und auch, dass ich bestimmte Sachen nicht diskutiere. Beispiel: Kürzlich hat sie sich angewöhnt, meinen Mann anzuknurren, wenn er ins Bett kommt. Beim ersten Mal habe ich sie auf die andere Betthälfte geschickt. Am nächsten Tag hat sie wieder geknurrt. Dann war sie schneller aus dem Bett raus, als sie gucken konnte. Darüber diskutiere ich nicht und ich übe auch nicht drei Wochen lang, dass sie das Bett nicht gegen meinen Mann zu verteidigen hat.

    Das ist nicht positiv auftrainiert und da fange ich auch nicht mit dem Clicker an.


    Positives Training hat da Grenzen, wo es unrealistisch wird. Sasa neigt dazu, einem manchmal ganz schön auf der Nase rumzutanzen. Da gibt es dann auch mal eine klare Ansage (strenges Nein), die versteht sie und geht wieder auf ihren Platz oder beschäftigt sich selbst. Ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht, wie und wann ich das alles trainieren sollte, damit ich nicht "streng" bin oder "strafe".


    Und ganz ehrlich: Mit anderen Hunden geht sie ja auch nicht sanfter um, wenn sie Grenzen aufzeigt. :see_no_evil_monkey:

  • Und wie kann man sich einen Alltag mit Hund vorstellen der fast gar keine Kommandos kann? Ich nutze allein beim Spaziergang dreimal den Rückruf, Schau, Sitz, Warte, Platz, Bei mir,…


    Meine Hunde kennen unfassbar viele Tricks und Kommandos, die mir das Leben erleichtern.


    Boop

    wenn man mehrere Hunde hat, ist man in der wunderbaren Ausgangslage, dass man immer wieder Zuschauer sein kann, wie die miteinander kommunizieren.


    Da geht so viel nonverbal und nur durch Körperstellung, Blick, welche Wege einer nimmt, wo man strategisch liegt. Hunde kommunizieren daheim eigentlich kaum laut miteinander.



    Kommandos sind nichts anderes als Hilfsmittel. Und wie das mit Hilfsmitteln so ist, man entwickelt sich mit seinem Tier ja weiter.

    Das Ziel ist, immer weniger dieses Hilfsmittels zu benötigen auf Dauer. Irgendwann langt ein Blick, ein Fingerzeig, ein Drehen des Körpers, und dein Hund weiss, was du von ihm willst.


    Gute Tier-Mensch-Gespanne sind oft so im Einklang, dass man als Außenstehende die Kommunikation gar nicht richtig mitbekommt. Dann sieht das fast wie Telepathie aus :herzen1:

  • Warum sollten diese Bereiche anderen Lerngesetzen unterliegen?


    Ich denke, wie gut welche Methoden funktionieren, hängt sehr viel mehr vom individuellen Mensch-Hund-Team ab als von irgendwelchen Beschäftigungsformen oder FCI-Gruppen.

    Glaub das ist weniger auf Lerngesetz bezogen als darauf daß man in gewissen Trieblagen nicht mehr auf alle vier Seiten verzichten kann .

    Und diese "Trieblagen" (ich weiß ehrlich gesagt nie so ganz was genau das sein soll, nehme aber an, dass damit sehr hohe Erregungslagen gemeint sind?) gibt es in anderen Beschäftigungsformen nicht? Ist jetzt kein Rumgebitche, steh da nur wirklich auf dem Schlauch, warum spezifisch diese zwei Beschäftigungsformen für Hunde durch die Bank weg keinem Mensch-Hund-Team das Arbeiten ohne positive Strafe ermöglichen sollten.


    Aber ehrlich gesagt müssen wir das jetzt auch nicht im Detail ausdiskutieren. Ich kann das auch einfach so als zwei Meinungen stehen lassen, die vielleicht einfach auf unterschiedlichen Erfahrungen fußen.

  • Und diese "Trieblagen" (ich weiß ehrlich gesagt nie so ganz was genau das sein soll, nehme aber an, dass damit sehr hohe Erregungslagen gemeint sind?) gibt es in anderen Beschäftigungsformen nicht?

    Bzgl Jagd? Keine Ahnung. Aber ich vermute sich im Zweifel mit ner Sau anzulegen ist eine andere Erregungslage als alternative Beschaeftigung im Bereich 'Jagd'.

    Im Dienst: Sobald es nicht ums reine suchen geht, dann ist das was anderes. Hunde auf Demos, Hunde die geschickt werden und deren 'Gegener' sie ernsthaft (!) abwehren will und dabei u.U. schlaegt/tritt, Hunde deren HF und die anderen Menschen drum rum wegen der Situation mit Adrenalin geflutet werden, ... die sind mAn in Erregungslagen die kein Privathund und auch kein Sporthund jemals erreicht/erreichen muss.

  • Glaub das ist weniger auf Lerngesetz bezogen als darauf daß man in gewissen Trieblagen nicht mehr auf alle vier Seiten verzichten kann .

    Und diese "Trieblagen" (ich weiß ehrlich gesagt nie so ganz was genau das sein soll, nehme aber an, dass damit sehr hohe Erregungslagen gemeint sind?) gibt es in anderen Beschäftigungsformen nicht? Ist jetzt kein Rumgebitche, steh da nur wirklich auf dem Schlauch, warum spezifisch diese zwei Beschäftigungsformen für Hunde durch die Bank weg keinem Mensch-Hund-Team das Arbeiten ohne positive Strafe ermöglichen sollten.


    Aber ehrlich gesagt müssen wir das jetzt auch nicht im Detail ausdiskutieren. Ich kann das auch einfach so als zwei Meinungen stehen lassen, die vielleicht einfach auf unterschiedlichen Erfahrungen fußen.

    Dann ist doch gut.

    Aber dann muss man Leuten die tatsächlich Kontakt , Einblicke, Erfahrung mit z.B DH haben nicht ewig absprechen das es da immer theoretisch anders ginge wenn man sich nur auf wissenschaftliche Erkenntnisse beruft aber keinerlei praktische Erfahrungen mit der Materie hat und es deshalb schlicht nicht beurteilen kann.

    Das was es in Hunden eines gewissen Types auslöst wenn die das Feedback kriegen " geil ich tue der Person Grade richtig weh" plus der ausgeschüttete Hormonocktail dieser Person ist etwas nicht vergleichbares an Reizlage.

  • Warum sollten diese Bereiche anderen Lerngesetzen unterliegen?


    Ich denke, wie gut welche Methoden funktionieren, hängt sehr viel mehr vom individuellen Mensch-Hund-Team ab als von irgendwelchen Beschäftigungsformen oder FCI-Gruppen.

    Glaub das ist weniger auf Lerngesetz bezogen als darauf daß man in gewissen Trieblagen nicht mehr auf alle vier Seiten verzichten kann .

    Und sich manche Dinge schlecht üben lassen wenn man mit Realbedingungen üben muss, bzw. die Theorie einen eben nur bis zu einem gewissen Punkt für die Praxis vorbereiten kann.

  • Boop

    Ich hätte mal ein paar Gegenfragen.


    - Warum glaubst du, dass nur Kekse und Spieli werfen erfolgreich sind? Was tust du, wenn dein Hund weder verfressen (Kekse) noch verspielt(Spiele) und dazu mega eigenständig (kommt ohne dich klar) ist?

    - ist es egoistisch einen Jagdhund der jagen will in das Weltbild als reinen Familienhund zu quetschen und ihm das jagen zu verbieten? Einen Hütehund zu verbieten die Kinder zu hüten? Einen Herdenschutzhund als Begleiter permanent aus seinem Revier zu entfernen? Womit könntest du denn besser Leben, einem Leben in dem du nur deiner Leidenschaft nachgehst oder einem wo du dich verbiegst, um in die Gesellschaft zu passen?

    - klein machen und deckeln ist nun Interpretationssache. Aber was spricht gegen klare Regeln? Vor allem wenn möglicherweise Gefahr in Verzug ist?

    - Warum sind andere Hunderassen wie sie sind?

    - woher weißt du was "normale" Erziehungstipps sind??? Wie definierst du sie???


    Ich meine letztendlich sind wir uns wohl alle einig, dass Hunde genauso Individuen sind wie jeder von uns. Ja sie haben einen gemeinsamen Vorfahren. Aber es wurde genetisch selektiert. Es gibt nicht grundlos FCI-Gruppen. Natürlich heißt dies nicht, dass jeder Jagdhund bock aufs jagen hat. Genauso wenig heißt es, dass es keine sensiblen DSH gibt. Aber das sind Ausnahmen und nicht die Norm!!! Einige Exemplare haben ihre Rassebeschreibung gelesen. Einige Rasseeigenschaften zeigen sich manchmal aber erst, wenn Hundekinder erwachsen werden. Zunächst geht man bei der Auswahl seines Hundekind also hoffentlich nach der Rassebeschreibung und hofft nicht auf ein Wunder (an alle die gerade Luft holen - ich sage idealerweise nicht das es realitätsnah ist :smiling_face_with_halo: ). Natürlich zeigen Welpen charakterliche Unterschiede (mutig, unerschrocken, zurückhalten, etc.), die aber nicht in Stein gemeißelt sind und sich ändern können durch ihre Erfahrungen. Sprich wenn das Hundekind einzieht weiß niemand, ob und wie sich der Hund entwickelt, aber es gibt Wahrscheinlichkeiten durch seine Gene, die zu vielen, vielen Prozent Wahrscheinlichkeit durchkommen.


    Dreh und Angelpunkt scheinen bei dir aber (und das ist nicht böse gemein) das Thema Erziehung zu sein. Und zwar mit der Vorstellung es gibt nur einen Weg!!! So einfach ist das Leben aber einfach nicht...

    Ich gehöre in eine Generation die noch reiten gelernt haben in einer Zeit, wo der "Alte Schlag" langsam aus der Mode kam, aber es ihn dennoch aktiv gab. Da wurde man durchaus belächelt, wenn man selbst einen sanfteren Weg ging oder suchte. Früher waren es eben "normale" Erziehungstipps ein Tier zu brechen und dem menschlichen Willen zu unterwerfen auch mit Gewalt. Punkt!!! Zum Glück ist das heute anders. Aber es hat mich gelehrt, nix als "normal" hinzunehmen, zu analysieren und daraus meinen Weg zu finden. Einen der zu mir und meinem Tier passt. Und nebenbei ich bin auch ein Freund von harmonischer positiver Zusammenarbeit!!!


    Fakt ist inzwischen, das Hunde aus Erfolg und Misserfolg lernen. Fakt ist aber auch, dass jedes Tier dies anders definiert. Und darum ist einfach dieses Thema super komplex.

    Es geht ja letztendlich um den Aufbau von Verhaltensketten. Mir hat neulich eine sehr erfahrene HH eine super Anekdote zu dem Thema erzählt. Als ihre Hündin jünger war (Rasse kann jagdinteressiert sein, wenn auch kein klassischer Jagdhund) zeigte sie Ansätze von Jagdverhalten. Immer wieder stöberte sie los um eine Fährte zu verfolgen. ABER der Rückruf war bombenfest aufgebaut. Also gab es einen Rückruf und die Hündin kam zurück. HH happy bis zum geht nicht mehr. Schmeißt eine riesige Keksparty, weil wir arbeiten ja grundsätzlich alle gern positiv. Immer häufiger zeigte die Hündin das Verhalten plötzlich spuren zu folgen und stand offensichtlich super im Gehorsam, weil jeder Rückruf sicher funktionierte und das Verhalten somit abgebrochen werden konnte. Ja Pustekuchen!!! Die Hündin hatte gar keine Jagdabsicht. Sie hat die Verhaltenskette - ich gehe schnüffelnd meinen Weg Richtung Unterholz/in die Wiese/WhatEver - es kommt ein Rückruf - dann gibt es Kekse aufgebaut. Sie war völlig verwirrt, als kein Rückruf kam und ging mal lieber gucken, ob Frauchen noch heile da ist. :rolling_on_the_floor_laughing:

    Übrigens das gleiche ist mir mit meinem Welpen auch passiert. Draußen war kein Stein, Müll oder sonst was sicher vor ihr. Haben wir dem armen Baby abgenommen, könnte ja gefressen werden und das darf nicht passieren, weil wäre ja selbstbelohnend und je nachdem was es ist auch gefährlich für sie. Wir haben positiv ein sauberes "Aus" aufgebaut, damit sie zuverlässig den Mist wieder ausspuckt. Klappte super, also wenn gesammelt wird, wurde es für ein Aus gegen den Keks getauschen. Grundproblem sie sammelte dennoch alles auf und zwar immer häufiger. Inzwischen wissen wir, dass sie im ersten Step unsere Aufmerksamkeit wollte, im zweiten den Keks aber NIE den Gegenstand den sie sammelte. Unser "Training" an der Stelle hat das Problem verstärkt, weil sie immer ihre Definition von Erfolg mit dem Verhalten hatte. Seit sie keinen Erfolg mehr hat, weil wir sehen es ist ungefährlich und wird eben eh nicht gefressen sammelt sie auch kaum noch :rolling_on_the_floor_laughing: Sollte sie mal was falsches Einsammeln spukt sie es mir für einen Keks vor die Füße. In diesem Fall Win-Win und Problem gelöst.

    An den Beispielen siehst du also, dass auch der einzig normale Erziehungsweg den du kennst zu Problemen führen kann. Und es gibt eben Hunde, die klarere Führung und kein Ausprobieren brauchen. Weil jede Lücke im System zu genutzt wird für eigene Zwecke. Und das wieder zu neutralisieren ist schwer bis unmöglich, wenn man Pech hat.


    Also warum in aller Welt ist es so unvorstellbar, das klare Grenzen und Regeln das Leben für manche Hundetypen leichter machen können? Ich rede hier ja nicht vom schlagen und misshandeln. Aber heute muss man ja schon fast Angst haben, dass jemand sieht, wie ein Hund vom HH beim Überholen geblockt wird und den Tierschutz ruft. Und das diese Hundetypen später ein viel schöneres, einfacheres und harmonischeres Hundeleben leben können mit mehr Freiheiten im Rahmen der vorgegebenen Grenzen die nicht mehr diskutiert werden??? Wenn ich die Wahl habe, meinen Junghund mal unsanft zu bremsen, um mich vor Verletzungen zu schützen oder mich verletzen zu lassen und Kekse zu werfen wäre mein Weg klar. Mein Selbsterhaltungstrieb funktioniert zumindest noch :rolling_on_the_floor_laughing: Was auch dafür sorgt, dass ich meinen Hund nicht absichtlich in eine solche Situation bringe. Dafür braucht sie mich nicht. Das schafft sie ganz alleine :zany_face:


    Übrigens - die einzigen Kommandos die ich aktuell nutze - Sitz (eher zu meiner Bequemlichkeit) und Warte.

    Wofür brauche ich ein Fuß, wenn mein Hund orientiert an mir läuft und den Unterschied von Schleppleine und kurzer Leine verstanden hat!?

    Wie oft werde ich gefragt, was für Tricks das Hundetier (nochmal 4 Monate) schon kann. Keine - es gibt für mich wichtigeres zu vermitteln, wie Sozialisierung, was darf ein Hund und was nicht. Wozu braucht sie tricks wie Pfötchen geben? Tricktraining - Kann man machen fürs Hundeköpfchen. Aber da ist aktuell noch zu viel Watte drin :see_no_evil_monkey: Da sind mir Prioritäten wie - keine Leute anspringen - keine Hunde anbellen - mal ruhig warten um einiges wichtiger!!!

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