(Welpen)Erziehung von Schäferhunden und anderen Gebrauchshunden

  • Warum scheinen sich die meisten darüber einig zu sein, dass positives Training ohne Strafe und teils Grobheit nicht möglich ist?


    Weil das wohl auch bei nicht Schäferhunden gemacht wird?

    Ich schimpfe jedes Mal



    Und siehe da, selbst du, wo du doch behauptest immer ausschließlich positiv zu trainieren, bist grob.

    Und das auch noch, weil dein Hund krank ist und du nicht zum Arzt gehst

  • Mich nerven beim Thema Gebrauchshunde jeweils die Pauschalaussagen, die man oft hört: "Das ist ein Schäferhund, bei dem musst du XYZ, mit Leckerchen funktioniert das nicht." Das sagten mir z.B. einige Trainer oder andere Hundeleute, obwohl sie meinen Hund noch nie gesehen hatten.


    Etwas anderes ist es, wenn jemand meinen Hund kennengelernt hat und dann zu mir sagt: "Das ist ein sehr willensstarker Schäferhund, mit Leckerchen wird es höchstwahrscheinlich nicht funktionieren. Ich empfehle dir XYZ." Dann kann ich diese Aussage nachvollziehen. Vielleicht sagt mir die Person aber auch: "Das ist ein eher weicher Rassevertreter und scheint gut auf das und das anzusprechen. Mach mal ABC."


    Genauso genervt hat mich allerdings auch die rein positive Gegenseite, die die Rassedisposition teilweise völlig ausklammert und sagt: "Diese Methode hilft bei jedem Hund. Wenn nicht, machst du irgendwo einen Trainingsfehler." Wo dieser Fehler lag, könnte mir dann aber keiner sagen.


    Ich würde daher für einen Mittelweg aus diesen beiden Extremen plädieren.

  • Ja, aber ne Mutterhündin bringt ihren Hunden auch kein Sitz, Platz oder Fuß bei.

    Bei den hier diskutierten "harten" Methoden geht es aber eben gerade NICHT um das Beibringen von Tricks und Verhaltensweisen, die der Hund nur auf Wunsch und Kommando des Menschen zeigen soll. Für diesen Zweck kommt man mit Verstärkung (ob pos oder neg) deutlich weiter als mit Strafe.


    Es geht um das Ziehen von Grenzen. Tu mir nicht weh. Bedräng mich nicht usw.


    Und das tut die Mutterhündin eben aversiv, durch Strafe, und sehr deutlich.

    Das wird nicht deshalb so oft erwähnt, weil man sich wie ein Hund benehmen soll, sondern um klar zu machen, dass auch ein Welpe diese Art der Interktion kennt, versteht und nicht daran kaputt geht.


    Dass der Einsatz von positiver Strafe (ob von Hund oder Mensch) gut getimt und richtig dosiert sein muss, damit es fair und effektiv ist, ist klar - und auch das kann man sich von der Mutterhündin abgucken. Die "schimpft" nicht 10 Minuten nachdem das Malheur längst passiert ist, oder ist den halben Tag lang beleidigt, oder fuchtelt sinnlos rum. Die sagt einmal glasklar: LASS DAS und dann ist alles wieder gut.

  • Warum scheinen sich die meisten darüber einig zu sein, dass positives Training ohne Strafe und teils Grobheit nicht möglich ist?

    Hundeerziehung bzw. Erziehung funktioniert nicht ohne Strafe.

    Fängt ja schon dabei an, dass du ein Leckerchen nicht raus gibst, wenn der Welpe an dir hochspringt statt "Sitz" zu machen.

    Definiere Grobheit? Ich finde grob ist schon, sobald ich (beabsichtigt) in meinen Junghund reinlatsche, weil er zum 100. mal auf einem freien, weitläufigen Feld direkt vor mir stehen bleibt und sich festschnüffelt.

    Schlagen und regelrecht Prügeln hingegen ordne ich als Gewalt ein und die ist nicht in Ordnung. Genauso wie unfaire und unverhältnismäßige Strafen.

    Ich bin manchmal "grob" zu einem meiner beiden Schäferhunde, das aber nur, weil dieser Schäferhund selber grob ist und seine Persönlichkeit so gestrickt ist. Er ist ein Hund vom Typ "Raufer" (übrigens muss man da aufpassen, dass das "Grobe" nicht zur Belohnung für den Hund wird, gerade wenn der Hund das gerne tut). Da gehört viel Bauchgefühl und Wissen dazu. Sowas sollte man nicht leichtfertig machen.


    Warum macht Alternativverhalten aufzeigen keinen Sinn?

    Nicht alles eignet sich für Alternativverhalten.

    Anstatt an mir hoch zu springen um an die Futterschüsseln zu kommen, bringe ich dem Hund bei geduldig zu warten. Nur ein Beispiel für sinnvolles Alternativverhalten, welches im Übrigen nachhaltige Ergebnisse in der Erziehung bringt, weil es durch Gewöhnung das Ausgangsverhalten komplett ablösen kann.

    Bei Leinenaggression wird es schon schwieriger.


    Warum ist es okay sich einen Hund nur für ein bestimmtes Hobby (Sport) anzuschaffen und ihn nur darauf zu trainieren und vorzubereiten?

    Das ist eine riesige Frage.

    Einerseits schaffe ich mir keinen Labrador für den Schutzdienst an, nur weil er im restlichen Alltag sehr umgänglich ist, andererseits sollte für der Hund, der rein für das Hobby angeschafft wurde größtenteils alltagstauglich sein.

    Das ist sehr individuell.

    Da stellt sich eher die Frage in wie weit ich mein Hobby ausleben will.

    Es macht einen großen Unterschied ob ich das richtig ernst nehme und Preise gewinnen will, oder ob es wirklich nur "Zeitvertreib" und Beschäftigung ist. Danach suchst du dir einen Hund aus.

    Der DSH gibt da übrigens alles her, was dein Herz nur zu begehren vermag.

    Achtung! Persönliche Meinung gebildet aus Liebe:

    Ich halte den DSH für DIE Hunderassen schlechthin. Das ist aber mein Liebhabertum und mit Vorsicht zu genießen :D



    Schäferhunde sind willensstark und vehement, aber werden nur gedeckelt und klein gemacht, sobald sie es wagen das zu zeigen. Wie passt das zusammen?

    Es kommt immer drauf an. Ich möchte nicht, dass mein Schäferhund mich beisst, nur weil ich den Ball wieder in die Tasche packe. Es ist aber vollkommen in Ordnung für mich, wenn er kurz knurrt, wenn ich zu aufdringlich war.

    Auch hier: Jemand vernünftiges deckelt seinen Hund nicht wegen jedem Mückenschiss.

    Irgendwo möchte ich als Schäferhundehalter die Persönlichkeit bewahren. Für mich ist es okay, wenn er eine prollige Körpersprache gegenüber anderen Hunden an den Tag legt (kann es eh nicht ändern), aber nicht, wenn er an der Leine ausrastet.

    Niemand möchte einen Hund haben, der aus Angst vor Strafe unter der Grasnarbe kriecht. Das wäre tierschutzrelevant.

    Wo hört Konsequenz auf und wo fängt Gewalt an? Würdet ihr eure Welpen schlagen, wenn es notwendig wäre?

    Gewalt beginnt dort, wo Vernunft nicht mehr anwesend ist und diese Abwesenheit zu schädigendem Verhalten führt.

    Achtung, unschöne Geschichte:

    Als ich 17 Jahre alt war, habe ich meinen Welpen einmal geschlagen, nachdem er mir ins Gesicht gebissen hat, weil ich ihn hochgehoben habe (nachdem er vor mir auf die Straße abgehauen ist).

    Ich war damals müde, es war mein erster Hund überhaupt, ich war überfordert und wusste mit meinem schwierigen Welpen nicht mehr weiter.

    Nie nie nie nie niemals würde ich das je wieder tun!!! Das war unfair, es war geladen, es war eine beschissene Zeit damals. Das ist Gewalt und gehört einfach nicht rein. Weder bei Welpen, noch bei erwachsenen Hunden.

    Zwar hat er mich nie wieder gebissen danach, aber das geht auch anders.

    Damals tat es mir so leid, dass ich so aus der Haut gefahren bin, so wollte ich nie wieder reagieren. Zum Glück hat es unsere Beziehung nicht zerstört.


    Ab welchem Alter beginnt diese strenge Erziehung? Bereits beim Züchter?

    Streng heißt nicht gewalttätig. Ich möchte nur kein Verhalten ignorieren, dass später sehr problematisch wird. Ich möchte nicht, dass er Schlupflöcher findet, die uns und unserer Umwelt zum Verhängnis werden.

    Aber Mei, das ist ein riesen Thema.


    Deine letzte Frage kriege ich grade nicht zitiert.


    Eigentlich unterscheidet sich die Erziehung kaum von anderen Hunden. Ich weiß nicht was da groß anders ist. Im Allgemeinen zumindest.

    Ich stehe nicht über "anderer Erziehung". Komische Frage eigentlich.

    Man muss sie halt anders beschäftigen als einen Pudel oder sonst was... Aber an sich... Sind das eben Hunde.

    Man muss halt wissen ob man einen so sozialen, verspielten und energetischen Hund mit erhöhtem Aggressionspotential für 10-16 Jahre bei sich haben möchte.

    Ich persönlich liebe sie, auch wenn sie manchmal anstrengend sein können, aber ich glaube das gilt für so viele andere Rassen auch.

  • Hier werden aus Mücken aber auch Elefanten gemacht. Sorry, dass ich das scharf sage.


    In der Realität läuft es so ab, dass der Welpe einen in irgendeiner Situation in die Hände, Waden, etc. beißt, ich kneife ihn dann kurz haltend in die Wange und sage streng „Nein“, wenn der Welpe loslässt, dann lasse ich auch los und die Welt ist wieder in Ordnung.


    Bei zornigen Welpen werde ich auch schon mal doller, also Welpen die gezielt beißen weil sie zum Beispiel eine Ressource vor mir verteidigen wollen oder eine Korrektur nicht annehmen wollen. Die packe ich dann schon mal am Kragen, und setze durch, dass man mich nicht beißt.


    Schubsen tue ich nicht bewusst, da ist mir die Gefahr zur Groß, dass der welpe mit dem Kopf aufschlägt. Ich ziehe den Welpen lieber rein und mache es so unangenehm.


    Anspringen löse ich gerne Körpersprachlich durch blocken.


    „Schlimmere“ Einwirkungen kommen dann später, falls man so Kandidaten hat, die einem Richtung Gesicht schnappen oder andere solcher Nogos. Absolute Red Flags. Zum Beispiel einmal da flog der Hund hier dann durch die Küche. Aus Reflex, weil Schäferhundzähne Richtung Gesicht angeflogen kamen. Da muss man schnell reagieren, da bleibt keine Zeit ewig nachzudenken. Das Geschrei war groß beim Junghund, aber das hat sie ihr Leben nicht nochmal gewagt. Zum Glück, der Hund ist nämlich nicht ganz ohne, da hat bereits der Züchter frühzeitig gewisse Diskussionen im keim erstickt.

  • „Zum Beispiel einmal da flog der Hund hier dann durch die Küche. Aus Reflex, weil Schäferhundzähne Richtung Gesicht angeflogen kamen. Da muss man schnell reagieren, da bleibt keine Zeit ewig nachzudenken. Das Geschrei war groß beim Junghund, aber das hat sie ihr Leben nicht nochmal gewagt. Zum Glück, der Hund ist nämlich nicht ganz ohne, da hat bereits der Züchter frühzeitig gewisse Diskussionen im keim erstickt.

    Gibt genügend kernige Hunde, die darauf eine entsprechende Antwort gehabt hätten aka defensive Aggression. Kann gut gehen sowas, muss nicht. Glück gehabt in diesem Fall.


    Und man muss auch mal überlegen, was das heißt. Da werden Hunde gezüchtet, die zur Hemmung komplett durch den Raum geworfen werden müssen. Dieses Intensitätslevel/die Gewaltbereitschaft muss man auch erst einmal aufbringen

  • Gibt genügend kernige Hunde, die darauf eine entsprechende Antwort gehabt hätten aka defensive Aggression. Kann gut gehen sowas, muss nicht. Glück gehabt in diesem Fall.


    Und man muss auch mal überlegen, was das heißt. Da werden Hunde gezüchtet, die man zur Hemmung komplett durch den Raum geworfen werden müssen. Dieses Intensitätslevel/die Gewaltbereitschaft muss man auch erst einmal aufbringen

    Ja, die gibt es. So einen habe ich auch.


    Ich denke aber, du darst nochmal gründlicher nachlesen. Es war ein Reflex. Ich habe nicht geschrieben, dass der Hund theoretisch in dem Moment nicht auch anders zu hemmem gewesen wäre.


    Aber in der Theorie ist natürlich immer jeder 100% sachlich und beherrscht. :hust:

  • „Zum Beispiel einmal da flog der Hund hier dann durch die Küche. Aus Reflex, weil Schäferhundzähne Richtung Gesicht angeflogen kamen. Da muss man schnell reagieren, da bleibt keine Zeit ewig nachzudenken. Das Geschrei war groß beim Junghund, aber das hat sie ihr Leben nicht nochmal gewagt. Zum Glück, der Hund ist nämlich nicht ganz ohne, da hat bereits der Züchter frühzeitig gewisse Diskussionen im keim erstickt.

    Gibt genügend kernige Hunde, die darauf eine entsprechende Antwort gehabt hätten aka defensive Aggression. Kann gut gehen sowas, muss nicht. Glück gehabt in diesem Fall.


    Und man muss auch mal überlegen, was das heißt. Da werden Hunde gezüchtet, die zur Hemmung komplett durch den Raum geworfen werden müssen. Dieses Intensitätslevel/die Gewaltbereitschaft muss man auch erst einmal aufbringen

    Du darfst nicht vergessen, dass das eine Geschichte von Sekundenbruchteilen war, in der das Hirn eine Entscheidung treffen musste.
    Und diese Entscheidung war entweder freeze (Zähne im Gesicht), defensive Haltung (Zähne in anderem Körperteil) oder Gegenmaßnahme. Bei letzterem hat man die Chance, unverletzt zu bleiben und der Hund macht es im besten Fall nicht nochmal.
    Man selbst weiß zwar erst, wie man reagieren würde, wenn der Fall tatsächlich eintritt, aber ich würde hoffen, dass meine Reflexe sich genauso entscheiden würden.

    Und die Hündin hat es ja offensichtlich akzeptiert, und ist eben nicht zu Gegengewalt übergegangen.

  • Gibt genügend kernige Hunde, die darauf eine entsprechende Antwort gehabt hätten aka defensive Aggression. Kann gut gehen sowas, muss nicht. Glück gehabt in diesem Fall.


    Und man muss auch mal überlegen, was das heißt. Da werden Hunde gezüchtet, die man zur Hemmung komplett durch den Raum geworfen werden müssen. Dieses Intensitätslevel/die Gewaltbereitschaft muss man auch erst einmal aufbringen

    Es war ein Reflex. Ich habe nicht geschrieben, dass der Hund theoretisch in dem Moment nicht auch anders zu hemmem gewesen wäre.


    Aber in der Theorie ist natürlich immer jeder 100% sachlich und beherrscht. :hust:

    Also alles was ich sagen kann, ist, dass man bei derartigen Reflexen nicht mit gefährlichen Hunden arbeiten sollte, aber darum geht's ja hier nicht. Anyway, ich hätte gar nicht die physische Kraft, einen Hund über 5 kg durch den Raum fliegen zu lassen, das muss man ja auch krafttechnisch schaffen

  • Gibt genügend kernige Hunde, die darauf eine entsprechende Antwort gehabt hätten aka defensive Aggression. Kann gut gehen sowas, muss nicht. Glück gehabt in diesem Fall.


    Und man muss auch mal überlegen, was das heißt. Da werden Hunde gezüchtet, die zur Hemmung komplett durch den Raum geworfen werden müssen. Dieses Intensitätslevel/die Gewaltbereitschaft muss man auch erst einmal aufbringen

    Du darfst nicht vergessen, dass das eine Geschichte von Sekundenbruchteilen war, in der das Hirn eine Entscheidung treffen musste.
    Und diese Entscheidung war entweder freeze (Zähne im Gesicht), defensive Haltung (Zähne in anderem Körperteil) oder Gegenmaßnahme. Bei letzterem hat man die Chance, unverletzt zu bleiben und der Hund macht es im besten Fall nicht nochmal.
    Man selbst weiß zwar erst, wie man reagieren würde, wenn der Fall tatsächlich eintritt, aber ich würde hoffen, dass meine Reflexe sich genauso entscheiden würden.

    Und die Hündin hat es ja offensichtlich akzeptiert, und ist eben nicht zu Gegengewalt übergegangen.

    Ich würde eher hoffen, dass deine "Reflexe " schnell eine Barriere zwischen dir und dem Hund finden, der beschriebene Weg geht oft genug schief, wenn der Hund wieder angeflogen kommt. Und eine Diskussion kann dann nochmal mit Maulkorb geführt werden...

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