Hund entwickelt Angst vor uns

  • Wir sind meistens geduldig und haben konsequent unser Ding durchgezogen, aber was in der Theorie so simpel ist, geht einfach im Alltag nicht immer und dann kommt auch die Ungeduld hoch. Selten, aber es passiert und ich glaube, das ist auch völlig normal.

    Ja, ist normal, aber sehr unterschiedlich, wie man dann reagiert. Wenn der Geduldsfaden reißt kann man entweder sagen "So, für heut ist das Training beendet, sonst kann ich mich nicht mehr kontrollieren" oder man verliert halt tatsächlich die Kontrolle und das ist für einen Hund (wäre es für ein Kind z.B. auch) beängstigend. Es ist eine andere Energie, als wenn man einfach sagt "Ich bin sauer und drücke das auch aus".

    Mein Hund war nicht so sensibel, aber auch ein Sturkopf. Er hat sich z.B. sehr oft einfach nach einer kurzen Zeit genau NEBEN die Decke oder den Korb gelegt. Ich weiß nicht genau, warum er das getan hat. Vielleicht lag er lieber hart, nicht so weich...Gut, ich hab das dann irgendwann einfach akzeptiert, weil das worum es ging, trotzdem geklappt hat: Ruhe halten und an einem Platz liegen bleiben. Er war so ein Typ der immer mitgedacht hat. Der Terrier meiner Freundin hat das übrigens bei seinem letzten Besuch bei mir genau so gemacht. So nach dem Motto "Ja, aber..."

    Wenn der Hund das partout nicht tut, was du willst, wäre es schon auch wichtig mMn WARUM er das nicht tut. Ist er vielleicht nervlich dazu gerade nicht in der Lage? Würde emotional Hilfe brauchen, Coregulation und wird stattdessen gemaßregelt? Oder angebunden.

    Ich würde wirklich ganz genau bei jedem Signal überlegen, ob der Hund das jetzt ausführen KANN und MUSS. Wenn er es nicht KANN ist es unfair zu maßregeln. Den Hund lesen lernen.

    Und sonst einfach viel investieren in Vertrauensaufbau. Viel kuscheln, Spielen usw..

  • Ich bin kein Trainer, habe auch keinen Welpen, weil mir das zu anstrengend ist, ich hatte früher Welpen, Pferdekinder und eigene Kinder und bin jetzt aus dem Alter raus wo ich noch was großartig erziehen möchte, aber instinktiv würde ich sagen, verzichtet während der Pubertät auf das Deckentraining, nach der Pubertät wird sie das wieder können, ich würde nicht strikt dabei bleiben wie eure Trainerin.

    Aber was ist die Alternative?


    Sie ist rassetypisch sehr aktiv und neugierig. Sie springt auf, sobald sie irgendetwas hört, will immer dabei sein. Das darf sie auch, aber dabei soll sie bitte in ihrem Bereich bleiben. Wenn sie könnte, würde sie in jede geöffnete Schublade oder Schrank schauen. Mit dem Deckentraining haben wir erreicht, dass sie ihren Platz hat und weiß, dass sie genau dort bleiben soll. Früher ist sie dann auch schnell eingeschlafen.


    Jetzt einfach zu sagen "Ok, Pubertät, jetzt darfst du die nächsten 15 Monate deine Nase in alles stecken" geht für mich in eine völlig falsche Richtung.


    Zitat

    Krallen schneiden würde ich erstmal lassen (oder müssen beim Pudel regelmäßig Krallen geschnitten werden?)

    Ist wohl unterschiedlich bei Pudeln, aber ihre Krallen wachsen schnell nach und müssen nachgeschnitten werden. Wir hatten letztes Mal schon den Fall, dass die Krallen an den Vorderpfoten so lang waren, dass sie den Boden berührten und den Fuß leicht nach hinten gedrückt haben. Da müssen wir auf jeden Fall ran.

  • Sie soll keine Narrenfreiheit haben. Aber manchmal hilft es Druck rauszunehmen. In der Pubertät geht ja auch bei Hunden viel im Kopf herum.


    Einfach nur das Verlangen, was ich durchsetzen wollt und was realistisch ist. Muss ja nicht ewig so gehen. Einfach mal 2-3 Wochen.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass cooperative care sehr gut für eure Pudeldame geeignet wäre. Pfeffernaserl  McChris habt ihr da Empfehlungen zu Literatur oder sogar Onlinekursen?


    Das Konzept ist grob gesagt, dass der Hund ein Mitspracherecht bekommt und eine Behandlung auch abbrechen kann, wenn er nicht mehr will. Das wirkt bei vielen Hunden sehr empowernd und das Wissen, dass sie entscheiden können, es zu beenden, lässt viele auch deutlich entspannter werden.

  • Konsequenz in der Pubertät ist so eine Sache.....meist heißt das dann : es wird aber so gemacht. Für mich ist die Frage, wenn etwas geübt werden soll, was soll als Ziel heraus kommen.


    Pubertät ist die Zeit, in der Gelassenheit mir viel wichtiger ist und wenn man da Übungen, die gut gingen mal läßt und aussetzt, sind die später nicht weg. Pubertät ist ja eine Zeit von Entwicklungsschüben.

    Da ist drei Wochen mal etwas fast nicht möglich, dann kommen ein paar richtig einfache Tage, dann wieder Stillstand.


    Der Rat der Trainerin ist da vielleicht missverständlich. Konsequent bleiben heißt in dieser Phase auch, derjenige zu sein, der die Leitplanken vorgibt, immer wieder zu schauen, wie ich das Hundekind gut handeln kann.


    Ich würde dringend von diesen körperlichen Eingriffen in Sachen Massregeln abraten. Ihr habt da schon viel Porzellan zerschlagen.

    Drückt mal die Pausetaste. Mal drei Wochen ohne große Erziehung und Schwerpunkt Vertrauen aufbauen und Spaß haben wäre mein Rat.


    Zum Geschirr: manchmal hilft es ein anderes zu kaufen, das von der Art des Anziehens auch ganz anders ist. Statt über Kopf z.b. zum reinsteigen.


    Alles Gute für Euch

  • Wenn sie könnte, würde sie in jede geöffnete Schublade oder Schrank schauen. Mit dem Deckentraining haben wir erreicht, dass sie ihren Platz hat und weiß, dass sie genau dort bleiben soll.

    Und wie lange muss sie dann da bleiben?

    Wenn der Hund nervt, weil er seine Nase Überall reinstecken will (neugier per se und alles angucken finde ich persönlich jetzt z.b. auch gar nicht schlimm- wenn bei uns ein Päckchen kommt, ist meiner mittlerweile auch total neugierig und kommt an, dann kriegt er ein stück pappe oder papier aus dem.karton und verzieht sich damit auf seinen platz, um es zu zerkleinern), dann reicht es doch, ihn wegzuschicken? Ist dann nicht egal, wohin er sich trollt?


    Wenn ich den Hund auf die Decke schicke, muss ich das ja auch irgendwann wieder auflösen, wenn ich das wirklich konsequent mache.

  • Sie ist rassetypisch sehr aktiv und neugierig. Sie springt auf, sobald sie irgendetwas hört, will immer dabei sein. Das darf sie auch, aber dabei soll sie bitte in ihrem Bereich bleiben. Wenn sie könnte, würde sie in jede geöffnete Schublade oder Schrank schauen. Mit dem Deckentraining haben wir erreicht, dass sie ihren Platz hat und weiß, dass sie genau dort bleiben soll.

    Hm, aber der Sinn der Decke ist doch, dass der Hund dort entspannt. Oder in euerm Fall mehr, dass er euch einfach nicht "nervt"?
    Falls ersteres das Ziel ist, läuft das ja gerade sehr schief und wird mit jedem Mal, wenn ihr ihn dazu zwingt, noch schlechter. Mehr Stress, mehr "ich will eigentlich nur hier weg".

    Und gerade wenn euer Hund euch gerade meidet, wäre ein entspanntes Miteinander im Alltag da nicht vielleicht ein Ansatz?

    Und ist das wirklich so schlimm, wenn der Hund mal mit in den Schrank schaut? Meiner Erfahrung nach (mit Hunden, die keinerlei Decken- oder Boxentraining im Alltag kennen), merken die Hunde sehr schnell, was spannend ist und was nicht. Und wenn die zum 5. Mal auf gefaltete T-Shirts geschaut haben, machen die das nicht unbedingt auch noch ein sechstes Mal.

    Ich mein, ist euer Leben, euer Alltag und wenn du den Hund gerne irgendwo parken magst (ich weiß ja auch nicht, von welcher Zeitspanne wir da reden, vermutlich eher situativ?), ist das natürlich eure Sache. Aber dann würde es in der aktuellen Situation ggf. schon viel Stress rausnehmen, wenn ihr stattdessen ein Kindergitter nehmt und im Flur/Nebenzimmer kann der Hund sich dann den Platz suchen, den er mag.


    (Ist übrigens nicht so, dass ich das gar nicht verstehe. Wenn ich das Bett frisch beziehe, mache ich die Schlafzimmertür normalerweise zu, weil es sonst mindestens 5x so lange dauert xD . Die Hunde finden kaum etwas toller, als gegenseitig "Geist" zu spielen, sich in den Laken zu wälzen oder das als lustiges Zerrspiel anzusehen... Manchmal ist es aber auch zu schön anzusehen, um sie nicht dabei zu haben :herzen1: )

  • Meine Pudelhündin war auch nicht von allem begeistert und wollte sich in manchen Situationen gerne entziehen. Baden: doof. Ohrentropfen: doof. Pfoten ausscheren: doof.


    Habt ihr euch schon zum Thema "Medical Training" informiert?


    Sehr wichtig ist in eurem Fall, daß ihr für sie berechenbar werdet und sie nicht ständig befürchten muß, im Alltag "überfallen" zu werden. Darin sehe ich im Moment euer Hauptproblem. Deswegen ist das hier:

    Die Ohrentropfen haben wir immer auf dem Boden gegeben, wenn wir daneben gesessen haben. Gleiches gilt auch für das Kämmen, usw.

    keine Erleichterung, sondern im Gegenteil sehr ungünstig!


    Bitte benutzt fürs Kämmen, Krallenschneiden, Ohren kontrollieren und alle anderen Manipulationen immer einen extra Tisch! Nur dort finden dann doofe Sachen statt und überall sonst darf eure Pudeline sich sicher fühlen. Das wird ihr Vertrauen hoffentlich bald wieder herstellen. Auf dem Boden passiert nichts "Böses".


    Entweder habt ihr einen geeigneten Tisch in der Wohnung oder ihr kauft euch einen Schertisch für Hunde. Ich empfehle letzteres.

    Ich habe jahrelang improvisiert und mich dann geärgert, daß ich nicht von Anfang an einen solchen Tisch gekauft habe. Er erleichtert die Arbeit ungemein. Ich weiß nicht, ob ihr selber schert, aber selbst wenn ihr nur kämmt und pflegt, ist ein Schertisch eine sehr gute Investition. Er läßt sich zusammenklappen und hat eine rutschfeste Oberfläche, auf der der Hund sicher steht. Auch der Galgen, an dem der Hund angeleint werden kann, sichert ihn und verhindert zB daß sich eine hektische Kontrollettinase zwischen Schere und Pfote schiebt.

    Der Hund steht auf einem solchen Tisch wesentlich ruhiger als auf dem Boden.

    Man hat den Hund auf Arbeitshöhe und muß sich nicht drüberbeugen.


    Der Tisch alleine ist natürlich kein Wundermittel, das Vertrauensaufbau und Gewöhnung ersetzt. Aber er wird euch sehr weiterhelfen, indem normales Miteinander und gelegentliche Zumutungen örtlich streng getrennt werden, das ist dann für den Hund berechenbar.


    Ich weiß nicht, wofür ihr Deckentraining konkret im Alltag braucht. Ich habe es für Cara nicht gebraucht, mir hat es gereicht, wenn ich sie nach Bedarf wegschicken konnte, zB zeitweise aus der Küche. Sie mußte dann an keinen bestimmten Ort gehen, nur eben die Küche nicht betreten.

    Das Deckentraining, so wie ihr es durchführt, verlangt viel Selbstbeherrschung von eurer pubertierenden Hündin und überfordert sie anscheinend zur Zeit. Zusätzlich wird bei jeder Korrektur wieder Druck ausgeübt, womit eure Hündin zur Zeit nicht so gut umgehen kann. Ich würde diese Situation daher erst einmal vermeiden, wenn euch das möglich ist. Später, wenn die Pubertätsmurmeln nicht mehr so kreisen, kann man das Thema dann wieder bearbeiten.


    Sollte das Deckentraining hauptsächlich deshalb empfohlen worden sein, um dem Hund gegenüber Autorität zu demonstrieren (manche Trainer arbeiten so) würde ich mir Alternativen überlegen, zB einen Gitterauslauf, wenn man den Hund mal für eine Weile aus dem Weg haben will, oder den Hund einfach vom unerwünschten Ort wegschicken, ohne ihm weitere Vorgaben zu machen.

  • dann reicht es doch, ihn wegzuschicken? Ist dann nicht egal, wohin er sich trollt?

    War auch mein erster Gedanke, wobei ich nicht weiß, ob das nicht kontraproduktiv ist, wenn der Hund gerade eh so meidig ist und die Besitzer es nicht passend für den Hund umgesetzt bekommen

  • Ich hatte auch immer wieder Phasen beim Hund (und auch beim Pferd), wo man gemerkt hat, da kommt grad einfach nichts an, Ohren voll auf durchzug. Dann kann ich in die Konfrontation gehen mit all den Konsequenzen die das haben kann oder ich versuche mal ne weile, einfach mal nix zu "wollen". Geht natürlich beim Pferd einfacher, weil es nicht mit einem zusammenwohnt, aber vielleichthilft der GGedanke.ivh war froh, dass ich die Erfahrung beim Pferd schon gemacht hatte und konnte das auf den Hund dann übertragen. Entspannt das miteinander ungemein.

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