Wieviel ist zuviel? Wie wenig ist zu wenig? Verwirrung über Aktivität des neuen Welpen

  • Achja. Spielen tut sie im Haus überhaupt nicht. Habe gelesen das das schlecht ist weil zuhause keine Action herrschen sollte. Wir spielen nur bei dem längeren Spaziergang mal für ein paar Minuten.

    Ich versuche wirklich nichts zu machen was sie zu sehr pusht. Man liest ja immer nach müde kommt blöd. Aber ich bin eben unsicher ob sie wirklich müde oder vielleicht doch gelangweilt ist?

  • Also. Man kann einen Welpen/Hund auch nicht zwanghaft ruhig halten, der BRAUCHT auch Input und Bewegung, je nach Individuum mehr oder weniger.


    Und ein junger Hund muss auch - und gerade das! - lernen, nach "Action" wieder zu entspannen. Das ist die eigentliche Kunst.


    Aktuell hat der Hund überhaupt keine Möglichkeit seinem Drang nach Bewegung/Spiel nachzukommen. Vorher hatte er ständig gleichaltrige Spielgefährten um sich und nun soll er mit 15 Minuten an der Leine laufen zufrieden sein...


    Sollte ich nochmals einen Welpen haben, wird der jeden Tag, in kleinen Einheiten "was anderes" erleben und einfach am Alltag teilhaben. Und der darf auch mal ne Stunde auf einer Wiese rumwuseln und soll mit anderen Hunden spielen bzw. Kontakt haben. Vor knapp 16 Jahren wurde das noch so empfohlen und es hat unserem Hund nicht geschadet, im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass das "in Watte packen" den Hunden gar nicht gut tut.

  • Aber... blöde frage ...😅 was macht sie denn dann den ganzen tag? 15 minuten Gassi und ansonsten nur zum lösen raus. Da bleiben ja ganz schön viele Stunden übrig

  • Ich bin kein Welpen oder Hundeprofi. Mein Mann hat eine schwarze Deutsche Schäferhündin, mit der auch ich mein Leben teile. Sie ist jetzt fast 16 Wochen alt, aber mit 10 Wochen hat sie bereits etwas mehr gemacht als deine Hündin.


    Leinenspaziergänge waren eigentlich nicht vorhanden, das hat sich erst so ab der 12. Woche etabliert. Aber das kommt natürlich ganz auf den Wohnort an und oft braucht man ja bereits von Anfang an eine Leine.


    Sie hat und hatte immer Spielzeug zur freien Verfügung. Keine Ahnung wie normal das ist. Aber sie durfte immer spielen, hauptsächlich mit sich selbst, sie hat das eigentlich gut dosiert und ist manchmal während dem Spielen eingeschlafen.


    Sie musste auch ca. alle 2-3 Stunden raus zum Pipi machen und das hat je nach Aufmerksamkeitsspanne 5-15 Minuten gedauert, weil manchmal alles andere spannender war als Geschäft zu machen.


    Außerdem durfte sie ungefähr so zweimal die Woche längere Ausflüge von bis zu 60 Minuten ganz ohne Leine machen. Aber in den 60 Minuten ist sie locker 40 Minuten nur gestanden, gesessen oder gelegen und hat sich einfach umgeguckt. Also viel Strecke gab es da nicht. Aber sie war danach komplett k.o. Das war auch immer in ruhigen, übersichtlichen Gebieten mit viel Grün und keinen Gefahren.


    Mein Mann war dann noch 1-2x die Woche auf dem Hundeplatz unter anderen in einer Welpengruppe, manchmal aber auch nur kurz zur Gewöhnung und zum gucken.


    Sie hat nicht streng jede Woche etwas "großes" kennengelernt. Manchmal war es nur ein Bus, manchmal eben ein Cafe,... unterschiedlich. Aber wenn dann gab es den restlichen Tag nichts mehr.


    Ich hoffe das hilft dir ein wenig zur Orientierung.

  • Hmm, ich denk gerade an die erste Zeit mit meiner Irish Maid zurück. Damals bin ich mit ihr auf die nächste Wiese und hab sie mit schleifender Leine einfach schnüffeln und entdecken lassen.

    Keine Gassi gehen o.ä. sondern einfach nächste Wiese, Leine fallen lassen und sie machen lassen.

    Wir hatten das Glück, dass zeitgleich in der näheren Nachbarschaft ein BC Welpe war. Mit dem hat sie oft getobt und Spaß gehabt.

  • Spielst du denn mit ihr ? Zu Hause? Ich denke nicht, dass der Café Besuch sie überfordert hat, das sollte ein Welpe aus guter Zucht abkönnen. In meinem Umfeld gibt es viele Airdales, da hier eine Züchterin wohnt. Sind tolle Hunde.

    Der Welpe muß auch mal frei rum fetzen dürfen

  • Ich glaube, im Zweifel ist es besser, weniger zu machen als zuviel. Und lieber mehr Grenzen setzen als zuwenig. Je mehr der Hund lernt und kann, umso mehr Freiraum darf er später haben. Umgekehrt ist das nicht so günstig: Wenn er als Welpe Narrenfreiheit hat, frei über alle Ressourcen verfügen kann und Halligalli gewöhnt ist, dann wird es schwieriger, Grenzen zu setzen.

  • Ich kann Dir nur sagen, wie ich es mit meinem Welpen gemacht habe. Sie ist ein September Welpe und als ich sie bekam war es eiskalt über Wochen. Trotzdem bin ich mit ihr täglich auf eine Wiese und hab sie mindestens eine halbe Stunde bis Stunde herum rennen lassen. Immer an einer ganz dünnen 15 Meter Schleppleine.

    Ich wäre gerne länger mit ihr draußen geblieben aber mir ist nicht nur fast die Nase abgefroren. :cold:

    Dass Du mit Deinem Hund daheim nicht spielst finde ich persönlich sehr gut, ich hab es auch nicht gemacht.

    Sowohl Dein Hund als auch meiner sind temperamentvolle Rassen und brauchen eine Ruhezone zum "Batterie aufladen". Das ist bei mir der gesamte Wohnbereich. Natürlich hat sie ihre Kauknochen und sie darf sich in der Wohnung frei bewegen und hinlegen wo sie möchte.

    Auch dass Du sie ins Cafe mitgenommen hast, finde ich nicht schlimm, ist halt in kleinen, kurzen Dosen aufs künftige Leben vorbereiten.

    Besuch mit ihr ruhig die Welpenschule, ich bin mir recht sicher dass es euch Beiden gefallen wird.

  • Die 5-Meterleine erlaubt schon ein deutlich entspannteres Handling als die normale Führleine, weil der Welpe nicht direkt immer in die Leine knallt, wenn er sich mal spontan bewegt. Aber sie reicht nicht aus zum Rennen.


    Gibt es ein Gelände, wo deine Hündin mal frei laufen kann ohne daß links und rechts Straßen sind?

    Die meisten Welpen in dem Alter haben noch Folgetrieb und achten von sich aus darauf, ihre Bezugsperson nicht aus den Augen zu verlieren, weil sie existenziell abhängig von ihr sind. Das kann man für die ersten Ausflüge gut nutzen und dabei natürlich den Rückruf üben.

    Wenn du dir im Zweifel bist, mach eine ganz lange Strippe ans Geschirr (10 Meter), bewaffne dich mit Leckerchen und Spielzeug und probiere aus, wie deine Hündin sich verhält. Den Namen und Rückruf wirst du ja auch schon in Ansätzen geübt haben, so daß das nicht ganz neues für sie ist.

    Der Folgetrieb verliert sich mit der Zeit und er wirkt nicht dicht am eigenen Haus. Dann wirkt der instinktive Zug nämlich in erster Linie hin zum "Bau", also zum Haus. Also Welpen einpacken und irgendwohin weiter weg transportieren.


    Ruhe halten:

    ein Welpe, der ganz normal im Alltag mitläuft, der jeden Tag etwas erlebt, genügend Bewegung hat, Neues kennenlernt, aber auch genügend Ruhezeit hat, dem braucht man Ruhe nicht künstlich beizubringen wie einen Trick, sondern der folgt einfach seinem natürlichen Ruhebedürfnis. Wenn nix los ist, kann man entspannen.


    Es geistern teils seltsame Zahlen durch die Ratgeberliteratur; falls da von 20 oder gar 22 Stunden Ruhezeit für Welpen die Rede ist, vergiß das ganz schnell. Freilandbeobachtungen an verwilderten Haushunden ebenso wie an Wölfen ergaben nicht mehr als etwa 17 Stunden Ruhe (Schlafen und Dösen). Welpen sind nun mal jeden Tag viel aktiv, sie müssen sich ja lernend mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, ihren Körper und ihre Sinne trainieren und Erfahrungen sammeln. Das braucht jeden Tag genügend Zeit.


    Wenn du deine Hündin künftig zur Arbeit mitnehmen wiolst, kannst du deinen Tag schon jetzt entsprechend takten, indem du Ruhe- und Aktivitätsphasen so legst, wie es deinem Arbeitstag entspricht.


    Das Spielen in der Wohnung ist Ansichtssache. Ein Welpe sollte meiner Meinung nach öfters Gelegenheit zum Spielen haben, und da ich im zweiten Stock und ohne Garten wohne, habe ich mit meiner Hündin auch drinnen gespielt. Aber nicht zu viel und nicht zu lange und die wilderen Sachen fanden draußen statt. Grundsätzlich finde ich es schon wichtig, daß die Wohnung vor allem der Ruheort ist. Wichtig war mir auch, daß meine Hündin ein "jetzt ist Schluß"-Signal zur Beendigung des Spiels gelernt und akzeptiert hat. Dann steht auch einer kleinen Spielrunde drinnen nichts entgegen.


    Mit 10 Wochen sind Welpen wie Kleinkinder in der oralen Phase, nehmen so ziemlich alles in den Fang und treiben ihren HalterInnen den Schweiß auf die Stirn. Es gehört zum Erkundungsverhalten dazu, mit dem Maul die Beschaffenheit der Dinge zu erforschen. Ich fand diese Zeit mit Cara echt schwierig, bei uns liegt überall so viel Müll rum, furchtbar.

    Das Verhalten ist normal und es geht nach einigen Wochen von selbst vorbei. Es lohnt sich also nicht, erziehungstechnisch jetzt ein Riesenfaß deswegen aufzumachen, "weil der Hund es sonst nie lernt". Sondern es ist besser, die Zeit mit Management zu überstehen.

    Wenn irgend möglich, lass den Hund ruhig mal machen. Natürlich muß man giftige, splitternde oder sonstwie gefährliche Gegenstände wegnehmen. Aber wenn man versucht alles und jedes wegzunehmen, ist es stressig für beide Seiten und dann wird schnell der ganze Spaziergang zur Auseinandersetzung um aufgenommene Dinge. Kein Wunder, wenn der genervte Hund anschließend zuhause aufdreht, um sich die Anspannung wegzurennen.

    Versuche, dich an Orten aufzuhalten, wo dein Hund nichts Schlimmes aufnehmen kann. Bei Steinen über Verschluckgröße würde ich auch gelassen bleiben. Ich wette, dann verlieren sie bald ihren Reiz. Wegnehmen macht die Dinge ja auch erst recht interessant.

  • Sie ist von Steinen so fasziniert, das sie jeden beschnüffelt und in den Mund nehmen möchte, was ich natürlich nicht erlaube. Ich nehme ihr den Stein dann weg und dann wird sie wieder hibbelig, will ein Spiel daraus machen.


    Alles nur wegnehmen finde ich schwierig. Meinen Hunden kann ich heute alles wegnehmen, aber ich habe ihnen am Anfang auch alles immer sofort wiedergegeben. Jetzt ist ein Stein nicht so toll für die Zähne, aber im Moment hat sie ja noch das Welpengebiss, da kann man den Stein kurz aus dem Maul nehmen mit einem "Oh, toll, was du da gefunden hast." und ihr den Stein auch gleich wiedergeben.


    Ich meine Hunde finden ja auch mal zB ein altes Stück Brötchen, gammelige Wurst, sowas halt, was sie nicht fressen sollen. Dann kann es blöd sein, wenn man vorher immer nur was wegnimmt, dass der Hund irgendwann fressbare Sachen schnell runter schluckt, weil er weiß, dass du es ihm eh nur wegnimmst. Besser finde ich daher alles sofort wieder geben, oder halt tauschen. Dem Hund dann ein Leckerchen dafür geben. Er soll wissen, dass du ihm nicht nur alles wegnimmst. Dann kann man ihm später mal wirklich was wegnehmen, auch ohne Leckerchen dabei zu haben. Das wird er dir nicht übel nehmen, wenn das dann mal vorkommt.

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