Woran erkenne ich, ob mein Hund mich mag?

  • Casanova ist irgendwie so gleichgültig mir gegenüber. Er freut sich nie wenn ich heimkomme, er guckt nur doof wenn ich freundlich mit ihm rede und er interessiert sich null für mich oder für das was ich zu sagen habe.


    Er spielt nicht, er will nicht toben, er will einfach nur schlafen und in der Gegend herumschauen. Am liebsten liegt er stundenlang im Garten und glotzt.


    Wie habt ihr es geschafft eine Beziehung zu ihnen aufzubauen?

    Du beschreibst meine Hündin :D Die kommt auch aus Rumänien und ist genau so (außer dass sie extrem verfressen ist, was die Kooperationsbereitschaft natürlich erhöht).

    Tricks? Nein danke. Hundesport? Auf gar keinen Fall. Spielen mit Menschen? Nö. Kuscheln? Nur zu ihren Bedingungen - wenn sie abends kurz auf der Couch vorbeischaut und sich neben mir auf den Rücken dreht, darf ich ihr gern den Bauch kraulen. Höre ich damit auf - oder fange gar nicht erst an weil ich gerade nicht möchte - geht sie sofort wieder weg. Auf Kontaktliegen hat sie überhaupt keine Lust.


    Es hat 2 Monate gedauert, bis sie überhaupt länger im selben Raum wie wir sein wollte.

    Streicheln, bürsten usw. ging auch von Anfang an, ihr ist im Prinzip alles egal, solange sie dabei liegen kann :ugly: (gesundheitlich ist bei ihr auch alles ok).

    Spazierengehen hält sie für überbewertet.

    Sie legt sich am liebsten immer einfach hin und döst.

    Mittlerweile, sie ist dieses Jahr 5 Jahre hier, freut sie sich aber auch sehr wenn wir nach Hause kommen. Nur deutlich subtiler als der extrovertierte Hütehund, der vor 2,5 Jahren als Welpe vom Züchter hier einzog.


    Die meisten Menschen die uns kennen finden sie (zumindest sagen sie das |) ) perfekt. Sie ist unauffällig, ruhig, kommt überall zur Ruhe und kann prima allein sein. So stellen sich viele Menschen ja den perfekten Hund vor.

    Das hilft dir jetzt natürlich nicht weiter, und ich kann dich auch verstehen, ich mag es auch lieber menschenbezogener und aktiver (nicht falsch verstehen, ich finde meine Hündin dennoch großartig!). So sind rumänische Hunde aber oft einfach nicht. Die sind häufig eigenständig und genügsam, mit all den dazugehörigen Vor- und Nachteilen.


    als ich im Verein danach gefragt habe meinten sie, dass sie so einen Hund nicht an einen Anfänger vermitteln würden und nicht jeder Rumäne ein Herdenschutzhund ist.

    Damit zumindest hat der Verein auch vollkommen recht. Die Vorstellung, dass jeder rumänische Hund ein “reinrassiger“ HSH ist, hält sich hier im Forum einfach hartnäckig ;)

    Noch unwahrscheinlicher ist allerdings, dass deiner ein Labbi-Mix ist.

    Die meisten rumänischen Hunde sind schlicht Mixe aus verschiedensten Hüte-, Hof- und Herdenschutzhundschlägen und diejenigen, die ein zu Hause haben, leben oft als Hofhunde.


    Diese Hunde spielen selten mit dem Menschen und/oder Spielzeug, weil sie es gar nicht kennen. Meine Hündin spielt nur mit meinem Rüden. Sie weiß gar nicht, was sie mit Bällen etc. anfangen soll und man bekommt sie auch nicht wirklich motiviert.


    Dir bleibt eigentlich nur, es zu akzeptieren. So ein Charakter hat ja auch wirklich viele Vorteile.

  • ich kann mich den anderen nur anschließen: ich wäre ziemlich begeistert über so einen Hund, ich mag diese unnahbare, ruhige Art total gern. Aber ich versteh auch, dass du dich gesehen fühlen willst. Es gibt einen uralten (ich glaube, aus den 80ern) Essay von John Berger "Warum sehen wir Tiere an?" der handelt genau davon, dass man sich irgendwie als Gegenüber in seiner Andersartigkeit wahrgenommen fühlen will. Gibt's leider nicht komplett online, ich würd ihn gerade so gern verlinken.


    Und trotzdem verstehe ich total, dass diese Gegenseitigkeit, das Gefühl von "wir" einem abhanden kommt, wenn die Interaktion so eingeschränkt ist.

    Das Gute ist: diese Bindung fehlt im Moment nur dir, ihm scheint es damit ja ganz gut zu gehen. Und das entstresst ja schon mal und gibt Zeit, um sie langsam wachsen zu lassen.


    "Bindung" stellt man nicht über Essen her, aber über Interaktion und für die kann Futter schon ein Teilansatz sein, würde ich denken. Und es gibt bestimmt etwas, wozu er nicht kategorisch nein sagt. Ich hab bisher zwei Geheimwaffen ausmachen können bei Hunden, die nicht besonders futterfixiert sind:

    1.) ziemlich harte Fälle: frisches gekochtes Hühnchen und 2.) das Wundermittel: Schlecksnack für Katzen.


    Vorausgesetzt, ich denke mir halbwegs richtig, wie er tickt - was ja genauso gut nicht stimmen kann, denn ich hab wirklich keine Ahnung von Herdenschützern und deren Unbestechlichkeit - ich würd ihm einen Tropfen Schlecksnack auf den Boden tun oder auf meinen Finger tun und wenn er es nicht ableckt, würd ich mich sehr wundern. Wenn er es ableckt und super findet, würde ich ihm mal den Blister hinhalten zum ablecken. Wenn er das gut findet, würde ich das akustische Signal koppeln. Und das würde ich so lange machen, bis er das Signal mit dem Schlecksnack verknüpft hat. Und dann hast du zumindest irgendwas, womit du gewünschtes Verhalten bestätigen kannst.

    Aber, wie gesagt, ich hatte noch keinen HSH und weiß nur, dass die keine Lust auf Tricks und repetitiven Schnickschnack haben sollen. Dafür mein ich das auch gar nicht. Ich mein das nur als irgendwas, was er vielleicht gut findet und was euch vielleicht kleine Momente der Interaktion verstärkt, einen Blick zu dir vielleicht. Aber der Kern läuft vermutlich darüber, dass du dir seine Anerkennung und seinen Respekt erarbeitest.


    (da ich so wenig Anerkennung und Respekt verdient habe, weil ich selbst so unsouverän bin, hoffe ich, dass Schlecksnack all meine Probleme löst. Aber du wirst das bestimmt besser hinkriegen.)

  • Die sind quasi das Gegenteil eines Labrador-Schäferhundes. (Da haben sie Dir ja einen ordentlichen Bären aufgebunden ... als ob diese Rassen in Rumänien herumturnen würden.)

    Manchmal frag ich mich echt was für krasse Vorurteile Menschen über Romänien haben. Was glaubst du denn wo das liegt, und in welchem Jahrhundert? Bukarest unterscheidet sich jetzt nicht wahnsinnig von Berlin, natürlich züchten und halten Menschen Labradore und Schäferhunde en masse. Genauso wie Goldendoodles und Maltipoos. Romänien ist wirklich nicht gleich hinterstes Transsilvanien, und selbst bis dahin hats der Deutsche Schäferhund schon geschafft.

  • Die sind quasi das Gegenteil eines Labrador-Schäferhundes. (Da haben sie Dir ja einen ordentlichen Bären aufgebunden ... als ob diese Rassen in Rumänien herumturnen würden.)

    Manchmal frag ich mich echt was für krasse Vorurteile Menschen über Romänien haben. Was glaubst du denn wo das liegt, und in welchem Jahrhundert? Bukarest unterscheidet sich jetzt nicht wahnsinnig von Berlin, natürlich züchten und halten Menschen Labradore und Schäferhunde en masse. Genauso wie Goldendoodles und Maltipoos. Romänien ist wirklich nicht gleich hinterstes Transsilvanien, und selbst bis dahin hats der Deutsche Schäferhund schon geschafft.

    Vielleicht kommt es wirklich noch darauf an, wo man in Rumänien unterwegs ist? Meine Reise dorthin ist jetzt auch schon 10 Jahre her, sie führte mich so auf Höhe von Timisoara von West nach Ost quer durchs Land. Da hatte ich das Gefühl, dass ich Rassehunde mit der Lupe hätte suchen müssen, der typische Hofhund und die vielen Straßenhunde sahen einfach anders aus. Vielleicht landen auch einfach weniger Rassehunde in Sheltern und werden vermittelt?

  • Manchmal frag ich mich echt was für krasse Vorurteile Menschen über Romänien haben. Was glaubst du denn wo das liegt, und in welchem Jahrhundert? Bukarest unterscheidet sich jetzt nicht wahnsinnig von Berlin, natürlich züchten und halten Menschen Labradore und Schäferhunde en masse. Genauso wie Goldendoodles und Maltipoos. Romänien ist wirklich nicht gleich hinterstes Transsilvanien, und selbst bis dahin hats der Deutsche Schäferhund schon geschafft.

    Vielleicht kommt es wirklich noch darauf an, wo man in Rumänien unterwegs ist? Meine Reise dorthin ist jetzt auch schon 10 Jahre her, sie führte mich so auf Höhe von Timisoara von West nach Ost quer durchs Land. Da hatte ich das Gefühl, dass ich Rassehunde mit der Lupe hätte suchen müssen, der typische Hofhund und die vielen Straßenhunde sahen einfach anders aus. Vielleicht landen auch einfach weniger Rassehunde in Sheltern und werden vermittelt?

    Es gibt ja Statistiken. Bichons, Deutsche Schäferhunde und Labradore sind die häufigsten Rassen des Landes. Natürlich sind mit Abstand die meisten Hunde Mischlinge, aber die Labrador-Dichte ist trotzdem zb vergleichbar zu den UK. Natürlich sind derartige Rassehunde viel weniger in den Sheltern (auch in Deutschland wird die Zahl der netten Labradore in den Tierheimen begrenzt sein), aber in solche Aussagen wie oben spielen schon auch große Vorurteile mit rein ("als ob diese Rassen in Rumänien rumturnen").

  • Es gibt ja Statistiken. Bichons, Deutsche Schäferhunde und Labradore sind die häufigsten Rassen des Landes. Natürlich sind mit Abstand die meisten Hunde Mischlinge, aber die Labrador-Dichte ist trotzdem zb vergleichbar zu den UK. Natürlich sind derartige Rassehunde viel weniger in den Sheltern (auch in Deutschland wird die Zahl der netten Labradore in den Tierheimen begrenzt sein), aber in solche Aussagen wie oben spielen schon auch große Vorurteile mit rein ("als ob diese Rassen in Rumänien rumturnen").

    Ich kann das bestätigen, berufsbedingt habe ich mit Rumänen gearbeitet und das ist ein aufstrebendes Land mit genauso hippen Städten wie wir sie haben.


    Mein einer Kollege hatte auch einen Hund. Einen deutschen Schäferhund aus Schauzucht.

  • Wobei man ganz klar sagen muss: der DSH (was die meisten Leute verstehen, wenn man Schäferhund sagt) hat lt. Standard eine Größe bis 65 cm, der Labrador bis 57 cm. Der Hund hier hat 72 cm.


    Auch, wenn er ein ruhiger, gelassener und anfängertauglicher Hund ist - die angegebenen Rassen stimmen so halt nicht. Ehrlich gewesen wäre Hofhund-Mix, evtl. mit HSH-Anteil. Unter Labrador-Schäfer stellt man sich charakterlich eben was andres vor.

  • Ich will gar nicht behaupten dass es einer ist. Wie gesagt, die Zahl der netten Labradore ist auch in deutschen Tierheimen begrenzt. Aber diese Grundannahmen über das Land stimmen so einfach nicht, und der Hund war eine Privatabgabe, kein Straßenhund. Also es ist jetzt auch nicht von vornherein komplett ausgeschlosssen, weil es diese Hunde dort angeblich nicht gibt.

  • Der Bursche schaut ja aus wie meine Turka. Die ist jetzt fast 9 Jahre.


    Madam ist auch so entspannt unterwegs und konnte im sozialen Bereich nicht viel mit uns anfangen. Sie hat die Facetten der Interaktion mit Menschen erst durch ein Vorbild gelernt. Seit der Spitzbub hier wohnt hat es bei ihr einige Änderungen gegeben. Sie kommt jetzt kuscheln, hat Spaß am spielen (wobei das suchspiele sind, mit Action kann sie nichts anfangen), ist uns mehr und anders zugewandt - alles auf ihre bedächtig Art. Und sie passt seither auch auf. Alles Verhltensweisen, die ihr vorher gar nicht in den Sinn kamen. Sie hat auch lange (weit über 1 jahr) beobachtet, wie wir mit dem Spitzbub agieren und er mit uns. Irgendwann kam die Neugier und sie hat ihn nachgeahmt und geschaut, was passiert.


    Soziale Interaktion mit Menschen ist nicht unbedingt das, was ein ehemaliger Hofhund aus Rumänien können muss bzw. gelernt hat. Damit wirst Du leben müssen. Wenn Dein Casanova gern Futter nimmt, kannst Du ihn evtl. zu Futtersuche motivieren und darüber etwas Zugang finden. Das braucht Geduld und Zeit.

  • Die gesamte Beschreibung stimmt, vermutlich nur die Rassenzuschreibung nicht komplett.

    Ich finde da die Kritik an der Organisation "etwas "drüber.

    Bei einem Mix weiß man es schlussendlich nie, auch wenn er optisch denn vermuteten Rassen ähnelt.


    Für mich klingt er nach einem Traumhund der,einfach auf stille Weise, Zeit braucht.


    Setz dich ins Gras ,auf eine Bank.....schau mit ihm in die Gegend.

    Lass euch Zeit.

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