Woran erkenne ich, ob mein Hund mich mag?

  • ast du Geld für den Hund bezahlt, gibt es einen Vertrag, auf dem nicht „Pflegeplatz“ oder so steht?

    Ja, habe ich. Die Schutzgebühr. Nein, kein Pflegeplatz, ich bin Besitzerin.


    Es gibt natürlich auch einen Vertrag, aber da steht eben drinnen, dass ich einen Kurs in einer Hundeschule mit mindestens 10 Einheiten abschließen muss. Außerdem muss ich nach einem Jahr nochmal einen fortgeschrittenen Kurs besuchen mit mindestens 10 Stunden.


    Sie haben akzeptiert, dass ich die 2x2 vermurksten Gruppenstunden und die 5 Einzelstunden zusammengerechnet habe und lassen mich jetzt eigentlich auch in Ruhe.


    Mal schauen ob sie in einem halben Jahr wieder nerven wegen dem fortgeschrittenen Kurs. Da sehe ich uns nämlich auch in 6 Monaten nicht.

  • Mal schauen ob sie in einem halben Jahr wieder nerven wegen dem fortgeschrittenen Kurs. Da sehe ich uns nämlich auch in 6 Monaten nicht.

    Obwohl ich in meinen Kursen auch immer mal solche Hundetypen dabei habe, würde ich in Eurem Fall sagen: Nimm Dir den Druck und verwirf das. Wenn Du wirklich mal ein Problem hast, dann buch lieber gezielt eine Einzelstunde bei jemandem, der sich mit diesem Hundetyp wirklich auskennt.

  • nach den englischen Begriffen werden sie auch die 4 F's genannt.

    Von diesen vier Möglichkeiten sind Flucht und Angriff leicht erkennbar, das Beschwichtigen wird oft mit Spiel verwechselt und die vierte Reaktion, das Erstarren wird oft gar nicht erkannt. Deine Beschreibung läßt mich daran denken, daß das auch bei deinem Hund eine Rolle spielen könnte. Ein Hund der "einfriert" bewegt sich langsam oder gar nicht, scheint reaktionslos, störrisch, uninteressiert. In Wirklichkeit ist er aber nur von der Situation überfordert.

    Daran dachte ich auch als allererstes, dass der Hund komplett eingefroren ist. Das hätte zu einem völlig traumatisierten Straßen- und Shelterhund gepasst. Aber hier...? Das einzige was dafür spricht ist, dass er draußen keine Leckerlies annimmt. Aber ein bisschen gestresst sein ist ja noch kein schlimmes Trauma. Dass ein Freeze solange dauert wäre schon echt extrem.

    Die HSH-Theorie macht Sinn. Ich finde man sieht ihm schon an, dass das kein lustiger, verspielter Clown ist.


    Die Enttäuschung kann ich verstehen, das ist halt das Risiko des Direktimports. Vielleicht taut er noch ein bisschen auf. 6 Monate sind jetzt auch keine so ewig lange Zeit! Ein quirliger Flummi wird er wohl nicht, aber vielleicht ein sanfter Kuschelbär.

  • Herzlichen Glückwunsch zu deinem unkomplizierten und tiefenentspannten Hund :hugging_face:


    Wenn man mal einen etwas anspruchsvolleren Hund hatte, schätzt man solche Kandidaten um so mehr.


    Ich vermute, dass dein Hund Verhalten zeigt, das bei den Vorbesitzern erwünscht war. Möglichst unauffällig nebenher laufen, eher dem Menschen aus dem Weg gehen, die Umgebungim Blick behalten. Ich vermute, mit Kuscheln und so war in seiner Junghundezeit nicht viel.


    Es gibt Gegenden, da werden Wachhunde immer noch wie Nutzvieh gehalten. Da entsteht im Normalfall keine so enge Bindung. Und was der Hund nicht kennt, kann er erstmal nicht vermissen.


    Vielleicht kannst du gucken, dass du dich selbst zurücknimmst. Irgendwann wird der Hund von selbst auf dich zukommen.


    Ihn jetzt mit Superleckerli zuschmeißen würde ich nicht machen. Ihr habt gerade ein sehr angenehmes Gleichgewicht erarbeitet, das würde ich versuchen so stehen zu lassen.

    Bei HSH läuft viel über den goodwill des Hundes, so wie ich es hier im Forum gelesen habe. Kommt er jetzt zu dem Schluss, dass bei dir ne Schraube locker ist, weil du ihn mit Gutzis vollstopfst, kommt auch nix Gescheites dabei raus.


    Freu dich über deinen angenehmen Gefährten und geb ihm Zeit :herzen1:

  • Für mich ist das ein typischer erwachsener HSH/-Mix mit grossem HSH-Anteil, der nie lernen durfte, dass Menschen sein Partner/Mentor sein können.

    Dieses völlig unverbindliche, autarke ist da erstmal normal.

    Ich sehe solche Hunde öfter mal in grösseren Schäfereien, wo die Hunde beliebig hin- und hergewechselt werden, immer wieder in unterschiedlichen Teams arbeiten sollen und als Junghunde nur wenig Unterstützung von menschlicher Seite aus hatten, also in die Richtung, wo die Hunde nicht als Individuum wahrgenommen und behandelt worden sind.


    Auf der Positiv-Seite lese ich raus: Casanova ist ein überaus wesensfester Hund, der in vielerlei Hinsicht die besten Seiten eines HSH zeigt, in sich ruhend, eigenständig, nicht über-reaktiv. Souverän mit anderen Hunden und der grösste Vorteil: er sieht Dich nicht als seinen Schützling an, sonst würde er sich draussen anders präsentieren in vielen Situationen. Das ist ein gute Basis!



    Die Zurückhaltung Casanovas kann man auch als überaus höfliches Verhalten interpretieren. In dem Sinne, dass Ihr auf Augenhöhe, 2 gleichberechtigte Lebewesen, miteinander interagiert. Da hat erstmal der eine dem anderen (noch) nichts zu "sagen".

    Das ist nicht das, was man von anderen Hundetypen kennt und erwartet, aber es ist dennoch ein guter Startpunkt! Denn "auf Augenhöhe" ist weitaus besser, als wenn Casanova Dich als seinen Schützling betrachten würde oder Dich überhaupt nicht für voll nehmen würde.


    Vielleicht liest Du wirklich mal im Herdenschutzhunde an der Herde-Thread, einfach, um das, wofür dieser Hundetyp da ist, besser zu verstehen. Da erklären sich manche Verhaltensweisen von selbst.


    Das typische Training mit Hunden dieses Typs sieht ein wenig anders aus, als das auf üblichen Hundeplätzen.

    Da gibt es nur ganz, ganz, ganz wenige Wiederholungen, z. B. beim "Sitz". Diese Hunde sind einfach nicht dafür da, unnützes Zeugs zu machen. Sobald sie das Sitz an sich verstanden haben, sollte man es auch nur dann anwenden, wenn es in der Realität auch Sinn macht. Weder als "wer hat hier das Sagen-Demonstration", noch unnütz. Diese Hunde sind ursprünglich dafür da, gleichberechtigte Mitarbeiter mit eigenem Verantwortungsbereich zu sein, sie sind nie reine Mitläufer gewesen oder darauf angewiesen gewesen, dass jemand ihnen sagt, was ihr Job ist.

    Mit diesen Hunden arbeitet man am Verständnis für Gesamtsituationen, nicht an Kommando-Werkzeugen. Als Beispiel: Strassenüberquerung. Diese Hunde lernen das Konzept "wir laufen nicht einfach über die Strasse" an sich weit besser, als wenn man sie jedes Mal per Kommando am Strassenrand absitzen lässt. Die brauchen einen Rahmen für Eigenverantwortung, keine Bevormundung.


    Eure derzeitige Beziehung spiegelt sich grad wunderbar in der Rückruf-Thematik wieder. Ihr seid gemeinsam unterwegs, aber aus Casanovas Sicht eben auch nicht mehr als das. Im Moment ist Eure Beziehung so, dass Du ihn bitten könntest, zu Dir zu kommen. Aber nicht, dass Du es ihm befehlen könntest. Da sieht er Dich gar nicht in der Position für zur Zeit.


    Das klingt erstmal ganz schrecklich - aber in Kombination mit Casanovas positiven Eigenschaften ists auch erstmal überhaupt kein Drama.


    Du wirst diesen Hundetyp für Nichts begeistern können, was ihm nicht genetisch vorgegeben ist.

    Du kannst aber lernen, Dich in Casanovas Welt einzufühlen, lernen, was ihm wichtig ist und das mit ihm gemeinsam erleben. So wie das im Garten sitzen und schauen. Das ist nicht nur schauen - das ist Abscannen der Umgebung auf verdächtige Geschehnisse, immer auch mit einer "Bewertung" im Hinblick auf Schutzverhalten, Gefährdung der Schützlinge, Eindringlinge ins Territorium. Und auch, wenn Casanova diese Bewertungen auch allein sehr souverän hinbekommt, kannst Du das mit ihm gemeinsam machen. Wenn der Nachbar in seinem Garten rumpusselt und Casanova das sehr wohl registriert, kannst Du sowas sagen wie "Ach, das ist der Nachbar, der darf das, gut gemacht!" Damit merkt Casanova, dass Du ihn verstehst, in dem, was er tut.

    Und dieses Verständnis wird der Schlüssel zu ihm sein.


    Mein Rat wäre:

    Zeit

    Geduld

    etwas Umdenken Deinerseits

    lernen, all das, was Casanova jetzt schon ist, zu schätzen, es ist kein Mangel, es ist ein grossartiger Hund.

    Verständnis dafür entwickeln, wofür dieser Hundetyp wirklich da ist


    Eure Beziehung wird sich ganz allmählich wandeln.

    Sei beständig, authentisch, gelassen. Schaff Rituale, gleichmäßige Abläufe - all das ist Grundlage für wachsendes Vertrauen.

  • Ich hab Dir mal Links zur Integration meiner Kangalette McYassi zu meinen anderen beiden Kangals und den Rindern rausgesucht.

    McYassi kam 2,5jährig zu uns, aus einem TH, wusste bereits, wo der Bartl den Most wegholt, war sehr eigenständig, selbstsicher, hatte aber keine schlechten und auch keine Nicht-Erfahrungen mit Menschen. Da ist auch viel "Foren-Gespräche" bei, aber auch wertvolle Infos.

    Die sind im Pfoto-Talk-Bereich, für den Du Dich über Dein Benuterprofil freischalten lassen kannst:


    Start McYassi

    dogforum.de/thread/?postID=15034226#post15034226


    Start Herdenschutzhunde mit Kangal-Welpen:

    dogforum.de/thread/?postID=13513433#post13513433


    Und hier ist nochmal der Herdenschutzhunde/Herdenschutz-Thread, der ist ohne Freischaltung lesbar:

  • Ein bisschen erinnert mich das an den HSH, der bei uns im ersten Leinenführigkeitskurs dabei war.

    Joa, die Übung mit angucken und Leckerli hat er sicher 2 mal gemacht. Dann halt rumgeguckt. Fußübung? Gut, wenns sein muss 1 Wiederholung mit angehen, dann hat er sich hingelegt. Die Besitzerin verzweifelt, die Trainerin eher amüsiert: ja, das ist jetzt nichts unnormales bei der rasse. Die Besitzer waren zwar stolz, dass sie einen HSH haben, was das fürs Training bedeutet, war ihnen aber gar nicht klar. Und wenn sie dann noch so hütis neben sich sahen, die einen erwartungsvoll mit strahlenden Augen anschauen mit "juhu, wir machen was zusammen, was soll ich als nächstes tun? Nochmal sitz? Ei klar!"

    War das schon wirklich frustrierend für sie.

  • Mit Übungswiederholungen nur zu Übungszwecken braucht man meiner Turka auch nicht kommen. Die denkt sich: "Wofür soll das gut sein? Was hat das mit meinem Job zu tun?" Was aber gut klappt ist Alltagsgehorsam, der aber auch eher ein Miteinander ist und auf viel Vertrauen fusst - beiderseits.


    Weiß nicht, ob das für alle HSH und deren Mixe gilt, aber meine Madam ist sensibel. Korrekturen oder Missfallensäußerungen müssen meinerseits recht feinfühlig erfolgen. Da reicht die sprichwörtlich hochgezogene Augenbraue. Ansagen, die mein Spitz etwas deutlicher braucht, sind bei ihr schon zuviel.

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