Probleme beim Alleinsein, Angst oder Kontrolle?

  • Selbst nach nur 20 Sekunden Abwesenheit bellt Maja laut und sucht das Haus nach uns ab (haben Sie auf Gang und Wohnküche begrenzt (hier entspannt sie Tagsüber am besten und häufigsten). Warte dann bis sie eine Pause macht und komme dann rein, dann springt sie mich an (empfinde ich als Pöbeln und nicht als Begrüßung).


    Ich finds ganz normal, dass euer Hund nicht alleine bleiben möchte. Dass er sich freut euch zu sehen, finde ich auch normal. Meiner Meinung nach kontrolliert kein 5 Monate alter Hund seine Besitzer. Bück dich und begrüße ihn unten, dann muss er nicht springen.



    Jeder meiner Hunde ist am Anfang hinter mir her gelaufen und bei jedem hat das irgendwann von selber aufgehört. Das kommt ganz auf den Hund an, aber mein jetztiger Rüde hat mich sicher 1 Jahr lang auf Schritt und Tritt verfolgt, heute liegt er öfter ganz entspannt eine Etage höher. Er weiß jetzt alle Gräusche genau zu deuten.


    Ist das denn ein Problem, dass Maja bellt? Kannst du sie nicht bellen lassen? Ich meine jeder geht mal Brötchen holen, auch wenn er einen Welpen zu Hause hat. So lernt der Welpe früh, dass seine Besitzer immer wieder kommen. Das wird schon, sie ist ja noch so jung. Kein normaler Mensch hat Monate Zeit das Alleinesein zu üben. Da muss der junge Hund dann durch. Es wird bestimmmt mit jedem Mal immer besser. Nur kein Drama drum machen.

  • So ein Kindergitter können wir installieren, kein Problem. Werden wir probieren!

    Ein Drama beim Verlassen bzw. wiederkommen machen wir überhaupt gar nicht, im Gegenteil. Wir ignorieren den Hunde bis er ruhig ist und dann wird er kurz begrüßt. Verabschiedung gibt es gar keine. Aber verkopft gehen wir natürlich mittlerweile an die Sache ran. Wir dachten eigentlich schon dass Alleine sein immer wieder geübt zu haben, was schlägst Du vor bzw. was meinst Du mit richtig allein bleiben üben?

  • Sie bellen zu lassen wäre kein Problem, haben ein freistehendes Einfamilienhaus. Allerdings widerspricht mir das irgendwie, habe Sorge dass sie dann ernsthaft Verlustängste entwickelt. Wahrscheinlich bin ich da einfach zu vorsichtig.

  • Ich dachte auch nicht sie stundenlang bellen zu lassen, aber wenn sie jetzt am Anfang bellt, ist das für euch schon stressfreier, als wenn man Angst hat die Nachbarn zu stören. Sie wird ja Tag für Tag älter und wenn ihr die Zeit habt, würde ich jeden Tag kurz weg sein. Bis zu einer Stunde würde ich es tun und abwarten, ob sie wirklich dauerhaft bellt. Eigentlich müsste es ok für sie sein, wenn sie irgendwann weiß, dass ihr jedes Mal wieder kommt


    Meine Welpen habe ich am Anfang schwer damit beeindruckt, dass ich vorne zur Tür raus bin und während sie noch an der Tür horchten, hatte ich mich schon hinten zur Gartentür wieder reingeschlichen und habe da ohne den Welpen zu beachten vor mich hingepröddelt. Da ist man dann schon wieder da bevor der Welpe anfängt zu jammern. Ok, das war aber nur am Anfang. Euer Mädel ist ja schon älter, aber weiß noch nicht, dass ihr sie nicht für immer alleine lasst.

  • Bei Problemen mit dem Alleinsein aufgrund von Kontrollverlust hat der Hund Stress, weil die Bezugspersonen nicht mehr da sind.

    Bei Problemen mit dem Alleinsein aufgrund "echter" Trennungsangst hat der Hund eher Stress, weil niemand mehr da ist. Das ist meiner Erfahrung nach der entscheidende Unterschied, an dem man die Motivation des Hundes erkennen kann. Wenn Hund also Stress hat, wenn ihr als Bezugspersonen euch entfernt, obwohl noch jemand anders da ist, würde ich tatsächlich von Kontrollverlust ausgehen. Wenn Hund sich aber entspannt fremdbetreuen lässt und nur Stress hat, wenn er ganz allein ist, würde ich von einer Angst vor dem Alleinsein ausgehen. Aber, ganz wichtiger Punkt: Es kann natürlich sein, dass ein Hund aufgrund der ständigen Angst, allein gelassen zu werden, irgendwann Kontrollverhalten entwickelt und zur Klette wird.


    So oder so hat der Hund aber bei allen Varianten, wegen denen das Alleinbleiben nicht klappt, großen Stress. Und das würde ich definitiv nicht ignorieren und aussitzen, weil Hund dabei ja maximal lernt, dass Bellen nichts bringt - gestresst ist er aber trotzdem.


    Du sagst, eure Hündin bellt schon bei 20 Sekunden Abwesenheit. Anstatt sie erst bellen zu lassen und dann reinzukommen, wenn sie aufgehört hat, würde ich viel, viel früher ansetzen. Und zwar in dem Moment, wo sie noch entspannt ist und eben nicht bellt. Und wenn es nur ein, zwei oder drei Sekunden sind, die sie dann "allein" ist. Wichtig ist nämlich erstmal, dass sie lernt: "Es ist nicht schlimm, wenn meine Menschen weg sind, die kommen eh sofort wieder." Und wenn das als Basis sitzt, dann kann man die Zeiten ganz langsam nach und nach ausdehnen.


    Parallel würde ich übrigens daran arbeiten, die Dame daheim von mir weg schicken zu können. Ohne auf die Decke schicken oder bringen, ohne Kindergitter, anleinen und was es noch so gibt. Einfach mal eigene räumliche Grenzen setzen und quasi hundgerecht sagen "Hey, ich will dich grad nicht an meiner Ferse kleben haben, mach was anderes." Wenn man das einmal gescheit körpersprachlich vermittelt kriegt, verstehen die das in der Regel ganz schnell. Und gerade bei einem kleinen Schatten im Haus ist das echt Gold wert.

  • Hat der Hund sonst jederzeit Zugriff auf euch? Läuft euch hinterher, liegt strategisch, um euch im Blick zu behalten?


    Muss aber nicht heißen, dass er dann nicht trotzdem alleine bleiben kann. Mein Hund würde mir in der Wohnung am liebsten immer hinterherlaufen, kann aber trotzdem sehr gut entspannen, wenn er alleine ist.


    Was ich machen würde: Extrem kleinschrittig vorgehen. Wenn 20 Sekunden zuviel sind, fangt mit einer Sekunde an. Wenn Flur und Wohnküche zuviel sind, nehmt einen kleineren Raum.

  • Ich berichte einfach mal von uns, vielleicht hilft es ja.


    Ich habe bei meinem Hund erst das Alleine sein über Rein-Raus-Rein-Raus geübt mit kurzen Sequenzen. Das hat sowohl mich als auch ihn Irre gemacht (allerdings war genau das der Schlüssel bei einer Wurfschwester!).

    Bei uns hat geholfen:

    Sein nächtlicher Schlafplatz und Routine.


    Soll heißen, ich habe am Anfang das Alleine sein im Wohnzimmer geübt, das war bei uns blöd, denn an dem Ort wird gekuschelt, gefressen, gespielt. Generell ist hier die Erwartungshaltung also etwas höher (wobei er auch jetzt hier gut schlafen kann, aber anders, er braucht länger um wirklich die Augen zu schließen). Also habe ich es im Schlafzimmer versucht, hier schläft er von Anfang an die ganze Nacht auf seinem Platz. Das war ein Durchbruch, da er diesen Platz mit nichts als Schlafen und Chillen in Verbindung bringt. (Die Platzzuweisung haben wir hier von Anfang an geübt, auch wenn ich mal auf Toilette war etc. und ohne Kekse) Zusätzlich habe ich konditionierte Entspannungsmusik etabliert.


    Am Anfang war der Ablauf folgender:

    - Hund auf den Platz schicken

    - warten bis der Hund entspannt ist und kurz vorm weg dösen

    - Fenster schließen und abdunkeln

    - Entspannungsmusik starten

    - „Bis gleich“ sagen

    - Aus dem Zimmer gehen

    - später wenn das klappt aus dem Haus gehen


    Aktuell kann er bis zu 5 Stunden alleine sein und liegt nur rum, am liebsten auf seinem Platz. Er hat im Zimmer auch nichts zur Beschäftigung, denn ich habe schnell festgestellt, dass ihn das nur aufdreht.

    Die Routine konnte ich immer weiter abbauen, das Zimmer dunkle ich nicht mehr ab und ich warte auch nicht mehr bis der Hund entspannt ist. Der Rest ist aber so geblieben. Wobei es auch ohne konditionierte Entspannungsmusik klappt, aber ich finde es super praktisch, das Geräusche außerhalb der Wohnung übertönt werden.

  • Falls Du es schon erzählt hast - verzeih mir, mein Hirn ist grad irgendwo nur nicht so ganz bei mir :flucht: hast Du schon bissel geübt, das Hundekind wegzuschicken wenn Du im selben Raum bist?
    Sprich Du bist zwar da aber sowas von nicht verfügbar.

    Das ist bei mir der erste Schritt zum allein sein.


    Der nächste Schritt ist dass etwas allein machen in einem Raum wo Hundi mich sehen kann, aber nicht zu mir hin darf. Kann man auch gut mit Kindergittern lösen, das macht Ihr ja demnächst :bindafür:

    Hat der Hund enorm Mühe mit dem Gitter zwischen Euch, kannst Dich am Gitter hinsetzen, Hund auf der andern Seite und dann liest Du ihm einfach eine Geschichte vor.
    Wenn Hund ruhig ist, legst Du einen Keks hin, ohne Worte, ohne Lob, ohne zu motivieren irgendwie, kein Dutziduuu. Einfach nur Keks hinlegen, ruhig. Von der Keks-Wertigkeit im unteren Mittelfeld (nicht dass die alleinige Tatsache KEKS den Hund hochfährt. Kann auch passieren).

    So kann man das Ganze recht entspannt aufbauen.


    Grade von grösseren Hunden verlangt man ganz gern zu früh zu viel, einfach weil sie so erwachsen aussehen :smile: passiert mir auch ab und an.

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