Probleme im Mehrfamilienhaus / Begegnungen

  • Dinge die mir zu dem Thema grad noch einfallen :


    - Es kommt ja durchaus vor dass man bspw grad zur Haustür raus möchte und da ein Nachbar entgegen kommt. Aus Perspektive der Nachbarn ist es oft einfach ne Höflichkeitsgeste die Tür aufzuhalten und einen durch zu lassen. Für den Hund entsteht dann aber wieder eine Konfliktsituation, weil man stehen bleiben muss, der Nachbar stehen bleibt und man ein paar Worte wechseln muss. Hier kann es helfen wenn die Nachbarn wissen dass es euch helfen könnte die Tür nicht auf zu halten sondern einfach an euch vorbei zu gehen.


    - Bzgl des Themas dass man dem Hund doch einfach ne kurze Ansage machen kann und das dann erledigt ist - es hängt einfach sehr stark vom Hund und dem Grund für das Verhalten ab. Meinem Rüden bspw kann ich dann einfach sagen dass er die Backen halten und einfach weiter gehen soll. Denn der hat wenn nur das Bedürfnis zu motzen weil geht ja gar nicht dass jemand da lang läuft ohne seine Erlaubnis *hust*.

    Bei meiner Hündin allerdings ist die Motivation dahinter in erster Linie Unsicherheit. Das Verhalten entsteht also nicht dadurch dass Hund mal kurz seine Meinung kund machen muss, sondern darin dass sich der Hund bedrängt fühlt und der Ansicht ist er müsse drohen/nach vorne gehen um sich selbst zu schützen. Fängt man da an den Hund anzuschnauzen dass er ruhig sein soll, kann das dazu führen dass es entweder keine Wirkung hat oder den Hund noch zusätzlich verunsichert, weil er für die Reaktion die dieser aus Unbehagen zeigt noch Ärger mit Frauchen bekommt.

    Er KANN also das Verhalten nur dann abstellen wenn er in solchen Situationen sicherer wird. Entweder weil er lernt dass die Menschen harmlos sind und ihm nicht ans Leder wollen, oder weil er genau weiß dass Frauchen/Herrchen sich drum kümmert und ihm zeigt dass er sich gar nicht verteidigen muss.

    Den Nachbarn hingehen hilft es zusätzlich zu sehen dass du den Hund so führst dass nichts passieren KANN.

    Es ist wirklich praktisch dass deine Nachbarn da Verständnis für haben. Wenn ich mich dran erinnere wie das bei mir damals war... Nee, da hatten definitiv nicht alle ein Verständnis dafür. Da gab's dann diejenigen die einen dann angemotzt haben weil der Hund gefährlich ist, diejenigen die gemotzt haben weil der "scheiß Köter" ja so unerzogen ist, und Menschen die - verständlicherweise - einfach Angst hatten. Also das Umfeld was man hat, hilft einem da wirklich ungemein, vor allem damit dass man selbst nicht so die Panik schiebt dass der Hund ja gleich eskalieren könnte und das auf garkeinen Fall passieren darf.

    Eine der Schlüssel ist ja, dass der Hund merkt dass du da souverän bleibst, wenn man nen Hund hat der da entsprechend sensibel ist kann der garnicht anders als beunruhigt sein, weil man selbst das ja schließlich auch ist.



    - Und den Punkt bzgl Kindern, das kenne ich von meiner Hündin auch. Also mögen tut sie die zwar nicht, aber sie ist bei Kindern tendenziell einfach ne Spur entspannter und sieht in Kindern weniger Gefahrenpotential. Die können in der Regel Verhaltensweisen bringen, die sie da nicht schlimm findet, während das bei Erwachsenen Menschen immer suspekt ist.

    Bspw direkt davor stehen bleiben und anstarren - kein Problem.

    Wenn jedoch eine Erwachsene Person ihr in die Augen starten würde - findet sie gleich gruselig.

    Wenn ein Kind schreit, sorgt das zwar kurz für Aufmerksamkeit, is aber nicht so schlimm weil Kinder schreien halt mal. Schreit ein erwachsener, beunruhigt sie das mehr.

    Wenn mich ein Kind etwas fragt - nicht so schlimm.

    Wenn mich ein Erwachsener etwas fragt - Ohgottogott hoffentlich geht der gleich wieder.

    Also aus irgendeinem Grund, bereiten ihr Kinder einfach weniger Grusel. Aber trotzdem pass ich natürlich tunlichst drauf auf dass ihr niemals ein Kind zu nah kommt.


    Weg ziehen - Das sagt sich so leicht. Nicht jeder kann mal ebenso umziehen. Für mein Empfinden muss man das in der Situation der TE aber auch gar nicht. Erstens weil dran gearbeitet wird und eine realistische Chance besteht dass es irgendwann klappt Menschen ohne murren im Treppenhaus zu passieren.

    Zweitens achtet die TE drauf dass nichts passieren kann und sichert entsprechend.

    3. Gibt's auch keinen Nachbarn der sich so dran stört dass er sie raus haben will.

    4. Darf das ein Hund mMn auch aushalten lernen.

  • Ich probier mal die Tipps, ins Training miteinzubeziehen.

    Du hast geschrieben, dass du bereits mit Trainer arbeitest.

    Dann merkt ihr doch, ob das der richtige Ansatz ist, den ihr gerade verfolgt.


    Dass ein so massives Problem nicht in zwei Wochen erledigt ist, ist ja auch klar, aber schon die kleinsten Fortschritte geben doch Hoffnung.


    Ich würde, wenn du bei dem Training ein gutes Gefühl hast, nicht noch andere Tipps mit einbauen.


    Wenn du aber das Gefühl hast, es tut sich gar nichts, würde ich den Trainer wechseln.


    Ich verstehe deine Verzweiflung, aber bei so einer Situation finde ich es halt schwierig, aus der Ferne Tipps zu geben.


    Können dich denn Leute in deiner Wohnung besuchen, ohne dass du Sicherungsmaßnahmen betreiben musst?

    Im alte zuhause ging das wohl mit der Zeit, aber wie ist es im Moment?

  • und falls jemand um die Ecke kommt und ich den Hund einfach wieder wegziehe und weggehe, bestätige ich das Verhalten ja irgendwie auch.

    Prinzipiell finde ich Dein Vorgehen sinnvoll. Aber an dieser Stelle möchte ich mal einhaken. Ein Hund, der Enge mit fremden Menschen nicht mag (bei den Kinder ist es gehemmter - das Freuen ist wohl freundliches Beschwichtigungsverhalten, heißt, hier sieht Dein Hund mildere Maßnahmen als Mittel der Wahl, aber das Thema ist das Gleich wie bei Erwachsenen), wird nicht "böser", wenn man mit ihm übt, dass man Raum gibt und weggeht, wenn ihm das zu eng ist. Ganz im Gegenteil: Er lernt, dass er einen Menschen an seiner Seite hat, der seine Bedürfnisse wahrnimmt und in seinem Sinne handelt. Für mich ist im Training mit solchen Hunden immer das A und O, dass die Besitzer das Weggehen einsetzen. Idealerweise dann, wenn der Hund noch nicht "steil" geht, sonder, dann, wenn der Reiz auftaucht und man weiß: DAS ist jetzt zu eng. Also, zack rumdrehen, weggehen. Notfalls auch bis in die Wohnung zurück. Wenn man das regelmäßig macht, dann zeigen die Hunde irgendwann, wann sie Raum brauchen und das beantworte ich mit sofortigem Weggehen. Also, sie trippeln zum Beispiel, deuten mit dem Kopf an, dass sie gern aus einer Situation gehen würden etc ... und dann gehe ich. Sofort. Also, auch im sonstigen Alltag. Wenn man das erarbeitet hat, dann können die Hunde oft plötzlich viel mehr, weil sie wissen, dass sie jederzeit gehen können. Also, sie wissen, dass sie ihren Menschen sagen können: Wir müssen gehen, ich kann das nicht. Und das schafft so viel mehr Mut.


    Auch den Ansatz, dass Dein Hund Futter schlecht nimmt, würde ich mal anders betrachten. Oft ist es für solche Hunde ein Indikator ihres Stresslevels. Wenn sie fressen können, dann werden sie entspannter. Und Fressen an sich wirkt entspannend. Mit selbst befüllbaren oder käuflich zu erwerbenden Futtertuben hast Du noch nichts probiert? Ich würde das noch mal in Angriff nehmen und in anderen Situationen üben, dass man Reize anschaut, wahrnimmt, dabei Futter lutscht und ihr eben dann zur Belohnung geht, wenn alles schick ist.

  • Wäre es möglich, dass du vorher ins Treppenhaus rufst und anfragst, ob jemand da ist?

    Klingt vielleicht komisch, aber da du ja verständnisvolle Nachbarn hast, wäre die Absprache eventuell eine Option. Damit wäre die "Überraschung" für Hund, dich und Nachbarn weg, wenn dann plötzlich jemand um die Ecke kommt / weil niemand mehr plötzlich um die Ecke kommt.

    Das finde ich eine gute Idee. Allerdings war es zumindest in unserem früheren Mehrfamilienhaus (ich glaube, 15 Parteien, wir im 2. Stock) dennoch oft so, dass wenn wir aus der Wohnungstür gingen, das Treppenhaus zwar leer war, sich dann aber auf unserem Weg nach unten Wohnungstüren geöffnet haben und jemand ins Treppenhaus ging oder jemand von unten durch die Haustür kam und nach oben ging.

    Komplett konnten zumindest wir Überraschungseffekte daher nicht ausschließen. Aber durch @MoniHas Idee kann man sie zumindest weiter verringern. Denn man horcht ja meistens ohnehin ins Treppenhaus, ob da wer ist, aber wenn gerade jemand sinnend vorm Briefkasten steht oder so, ist ja nix zu hören und da hilft dann die Frage.


    Was mir noch einfällt - ohnehin immer ergänzend zu allem, was geschrieben wurde – und ich bin nicht sicher, ob die TE das schon tut: wenn man merkt, dass jemand gleich entgegen/um die Ecke kommt, das dem Hund ankündigen.

    Da muss man natürlich auch schauen, ob das den Hund eher in Alarmbereitschaft versetzt (ooooooh, sie sagt, ich soll mirch aufregen!) oder seiner Überraschung die Spitze nimmt und hilft, seine Reaktion abzumildern.

    Da mein Hund inzwischen taub ist, ist für mich inzwischen auch schwer einschätzbar, ob ein Hund im Treppenhaus bereits anhand der Geräusche merkt, dass da jemand kommt, bevor man die Person sieht. Aber ankündigen kann ja dennoch das Signal sein, mit dem man dem Hund mitteilt "ja, ich höre das auch und ich kümmere mich".


    Auch das hat die TE sicher auf dem Schirm: Man kann zu ungewöhnlichen Zeiten wie den lächerlich frühen Morgenstunden zwischen 2 und 4 evtl. auch die ungestörte Passage durchs Treppenhaus üben. Natürlich nur, wenn die Mieterstruktur entsprechend ist. In einem Haus voller Partygänger oder Schichtarbeitenden, die um diese Zeit durchs Treppenhaus gehen, ist das natürlich nix. Und natürlich kann man das zu solchen Zeiten ohnehin nur üben, wenn der Hund ohne Begegnung still durch Treppenhaus geht.


    Last not least: Ein Hoch auf die verständnisvollen Nachbarn und die bereits erreichten Erfolge!

  • ich hatte das ja eine Zeit im Treppenhaus zwar nicht mit Menschen aber mit verzogenen Nachbarskötern.

    Am Ende half nur - Hund immer(!!!) hinter mir, in der Situation Treppenhaus zeitweise am Halti (+Halsband natürlich) geführt und schnell durch.

    War ein wahnsiniger Stress aber anders ging es nicht da auf der anderen Seite keine Einsicht dafür aufkam die Hunde mal anzuleinen bevor man aus der Türe geht.

    Der Hund darf keine Möglichkeit haben an dir vorbei nach vorne zu gehen. Da ist so ein enges Treppenhaus mal praktisch da man gut das überholen blocken kann.

  • Notfalls auch bis in die Wohnung zurück. Wenn man das regelmäßig macht, dann zeigen die Hunde irgendwann, wann sie Raum brauchen und das beantworte ich mit sofortigem Weggehen. Also, sie trippeln zum Beispiel, deuten mit dem Kopf an, dass sie gern aus einer Situation gehen würden etc ... und dann gehe ich. Sofort.

    Ich möchte das gerne tausendmal liken!


    Weggehen, umdrehen, ausweichen, meiden wird oft von so so vielen Leuten und auch Trainern belächelt mit "der Hund muss da durch" und "der Hund lernt dadurch nix" aber ich kann das oben Geschriebene absolut bestätigen!


    Das war bei uns der allererste Schritt und die allerersten Übungen beim Thema Leinenaggression und es hat sich so sehr ausgezahlt da dran zu bleiben. Von keifend in der Leine hängen gibt's mittlerweile ein "bleib mir fern" - Wuff und dann wird in die entgegengesetzte Richtung gehopst.


    Natürlich alles im Treppenhaus noch 10 mal schwieriger umzusetzen aber nur ganz allgemein für dich da dich das zu verunsichern scheint: Situationen zu meiden ist KEINE Schande. (Selbstständiges) Weggehen zu verstärken ist key! Denn im Endeffekt ist es das was wir uns von unseren Hunden wünschen: dass sie grundsätzlich lernen dass sie Abstand nehmen dürfen und Konflikte nicht nach vorn lösen müssen!


  • Auch hier geht das Zuhause wirklich gut. Aber natürlich mit gezieltem Training und Zeit. Den Besuch empfindet sie mittlerweile als toll und freut sich. Bis auf die Klingel😂 aber sie lässt alle rein, bedrängt niemanden. Auch die Nachbarn dürfen zu Besuch kommen. Sie wartet an ihrem Platz, bis sie Hallo sagen darf. Also unser Zusammenleben funktioniert wirklich wunderbar, bis eben dieser blöde Flur🙈


    Zu Erklärung: Als ich sie übernommen habe, ist sie auf wirklich alles und jeden los. Egal ob Mensch, Hund, Baum oder Abfallcontainer. Alles was im Weg stand wurde angegriffen. Kannte weder ein Platz, Sitz, Fuss oder Nein. Ich habe verständlicherweise die Freude an unseren Ausflügen verloren, war bei ca 10 Trainern, die da rieten diesen Hund mit einem Geschirr zu führen (was das Ganze gefährlich machte oder mit Leckerlis durchzuleiten, was bei einem Hund in totaler Angst draussen, nicht wichtig genug war etc). Und plötzlich hat es bei uns mit einem Trainer klick gemacht, mein Hund (und auch ich, muss hier wohl nicht sagen, dass die Schuld auch an mir lag, weil ich da leider aufgrund der Situtationen auch falsch reagiert/konditioniert habe) sprangen aufs Training an und haben wirklich meisterhafte Leistung vollbracht und sind ein tolles Team geworden.

    Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass dieser Hund mich nicht zur Verzweiflung gebracht hat, dass ich mir damals nie überlegte siebdoch in andere Hände zu geben, weil ich mich ihr nicht gewachsen fühlte, dass ich mich nie für das Verhalten meines Hundes und die darauffolgenden Blicke der Fremden geschämt habe 🙈😉Ich bin froh, hab ich sie damals behalten und mir nicht was „einfacheres“ geholt, wenn man das so sagen kann.

    Aber das ist mittlerweile wirklich die einzige Baustelle, die ich nicht also solche belassen will. Da haben wir zwei Damen schon zu viel geschafft. Ist vielleicht wie beim Abnehmen, die letzten Kilos sind die schwierigsten😂 Ich wollte nur schauen, ob andere auch solche Probleme hatten und wie sie das gemeistert haben. Vielleicht erfahre ich dann was Neues, das mir fürs Training noch nicht in den Sinn gekommen ist und auf das sie anschlagen könnte. 😊

  • Und plötzlich hat es bei uns mit einem Trainer klick gemacht, mein Hund (und auch ich) ... sprangen aufs Training an und haben wirklich meisterhafte Leistung vollbracht und sind ein tolles Team geworden.

    Dann würde ich genau diesen Trainer holen und mit dem daran arbeiten. Der kennt euch.


    Rumprobieren ist immer so eine Sache. Bei einem Hund der offensichtlich eine klare und eindeutige Führung braucht, kann das nach hinten los gehen, wenn man mal dies und mal das probiert...

  • Ich kann nur aus meiner Erfahrung mit meiner Hündin sprechen: Wenn ich unterbunden habe, dass sie an der Leine andere Hunde anbellt, ist sie auch nicht in die Leine gesprungen. Sprich, wenn ich das Bellen kontrolliert habe, hatte ich auch den ganzen Hund im Griff. Würde dein Hund denn dann "stumm" in die Leine springen?

    Ja also sie kann eben auch stumm in die Leine springen im Flur🙈 ist nicht die bellfreudigste und das mit dem in die Leine springen finde ich problematischer. würde sie irgendwann neben mir herlaufen und bellen, ohne nach vorne zu springen, würde ich da wohl auch sagen wäre es für mich weniger schlimm als wenn ich da nen Angriff nach vorne stoppen / korrigieren müsste. Da hab ich ja wohl ne halbe Sekunde Zeit um im richtigen Moment zu korrigieren und falls das Timing zu spät ist, ist es auch „jedenfalls bei diesem Nachbarn“ zu spät, ums zu üben nochmal.

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