Der Wolf-Hund-Vergleich

  • Tatsächlich ist mir noch nie ein ernsthafter Affe-Mensch Vergleich untergekommen. Weder bei Eltern noch sonstwo hat jemand schon Mal argumentiert "Affen Duschen aber auch nicht" oder "Affen essen xy, also esse ich auch xy" oder "Affen schneiden sich auch nicht die Nägel"

    Es geht nicht um Alltagsvergleiche, sondern generelle Vergleiche - Sozialverhalten, Entwicklung, Nahrungsaufnahme etc.

  • Tatsächlich ist mir noch nie ein ernsthafter Affe-Mensch Vergleich untergekommen. Weder bei Eltern noch sonstwo hat jemand schon Mal argumentiert "Affen Duschen aber auch nicht" oder "Affen essen xy, also esse ich auch xy" oder "Affen schneiden sich auch nicht die Nägel"


    Das kommt oft eher in abwertendem Zusammenhang vor. Weil der Mensch "den Affen" als primitiv empfindet.


    Der Wolf ist ggü dem Hund dagegen romantisch-bewundernswert, dem Hund überlegen, ein echtes Raubtier.


    Die Dinge sind bei sowas einfach mehr das, was man hineininterpretieren möchte, und weniger das, was real ist.

    So sind viele Menschen eben.

  • Sehr interessant!

    Tatsächlich ist mir noch nie ein ernsthafter Affe-Mensch Vergleich untergekommen. Weder bei Eltern noch sonstwo hat jemand schon Mal argumentiert "Affen Duschen aber auch nicht" oder "Affen essen xy, also esse ich auch xy" oder "Affen schneiden sich auch nicht die Nägel"

    Also ich habe ne zeitlang beim MPI gejobbt und kann Dir sagen, in der Verhaltensforschung sind Mensch-Affe-Vergleiche absoluter Standard.

    gibt's da irgendwas verständliches zum Nachlesen?

  • Sehr interessant!

    Also ich habe ne zeitlang beim MPI gejobbt und kann Dir sagen, in der Verhaltensforschung sind Mensch-Affe-Vergleiche absoluter Standard.

    gibt's da irgendwas verständliches zum Nachlesen?

    Ähm, kommt sehr auf die Fragestellung am, die einen interessiert.


    Die Studie fand ich vor ein paar Jahren spannend: https://www.nationalgeographic…-entscheidende-faehigkeit


    Und das hier ist so ein Klassiker, für den ich mich immer wieder neu begeistern kann: https://www.spiegel.de/wissens…ken-handeln-a-265985.html


    Generell hat Frans de Waal da viel spannendes und allgemeinverständliches zu geschrieben.

  • Tatsächlich ist mir noch nie ein ernsthafter Affe-Mensch Vergleich untergekommen. Weder bei Eltern noch sonstwo hat jemand schon Mal argumentiert "Affen Duschen aber auch nicht" oder "Affen essen xy, also esse ich auch xy" oder "Affen schneiden sich auch nicht die Nägel"

    Danke für die Vorlage, das werde ich künftig kontern, wenn mal wieder so Wolf/Hund Vergleiche kommen :D

  • Hund und Wolf vergleichen ist aber für mich auch nicht gleichbedeutend mit "gleichsetzen".

    Das ist für mich einer der Punkte, der mich bei Wolf/Hund Vergleichsdiskussionen stört!

    Insbesondere wenn nur via copy/paste Artikel hervorgeholt werden.


    Vergleiche ja, Wolfsverhalten beobachten usw. ja, das ist absolut interessant :gut: aber eben bitte nicht alles gleichsetzen!

  • Es kommt halt drauf an, von welcher Ebene wir hier sprechen.

    Wissenschaftlich oder Stammtisch?


    Ich bezweifle einfach mal, dass man auf der Hundewiese die Diskussion und Herleitung solcher Vergleiche auf der intellektuellen Ebene der Forschung von Ziemen und Feddersen-Pettersen sondern auf dem Niveau von Vorurteilen, Märchen und Träumereien rund um den Wolf.


    Wobei ich das Problem dabei eher darin sehe, dass Menschen, die zu wenig Ahnung von den wirklichen Bedürfnissen und Verhalten von Hunden etwas zum Verhleich brauchen, um zu verstehen und zu erklären. Ja, Hunde sind durch die Domestikation und gezielte Zucht etwas komplett eigenständiges in diesem Belangen geworden.Aber leider sind viele Leute für Verständnis auf diese Vergleiche angewiesen und da ist es mir persönlich 100mal lieber, der Vergleich wird zum Wolf gezogen, denn zum Menschen.

    Denn auch wenn es mittlerweile große Unteschiede gibt, ist die Basis beim Wolf-Hund-Vergleich wenigstens in den Grundzügen noch gegeben, während die gern gezogenen Vergleiche zum Menschen einfach komplett hinken.

  • In der Verhaltensforschung ist es ganz normal, sowohl Populationen innerhalb einer Art als auch zwischen den Arten zu vergleichen. Aus Gemeinsamkeiten und Unterschieden werden Hypothesen abgeleitet, wie und warum ein Verhaltensprogramm im Verlauf der Evolution als Anpassung an die Umwelt entstanden ist.

    Eine Haustierart dabei zuerst mit der Wildtierart zu vergleichen, der sie entstammt, ist selbstverständlich.


    Im Alltag nutze ich den Vergleich Hund-Wolf z.B., wenn ich meinen Hund beschäftige.

    Aus der Verhaltensforschung weiß ich, wie Wölfe jagen, welche Phasen so eine Jagt durchläuft, wie sie zusammen arbeiten, welche Entscheidungen sie treffen.

    Ich biete meinem Hund im Training Beschäftigungsmöglichkeiten aus allen Bereichen an, wie Nasenarbeit, soziale Kooperation, körperliche Bewegung usw. Dabei gehe ich nicht davon aus, dass mein Hund ein Wolf ist, sondern dass alle seine Verhaltensprogramme in der Evolution zum Wolf entstanden sind (nicht in der kurzen Phase der Haustierwerdung). Durch die Zucht kann eine Selektion bestimmter Verhaltensprogramme entstanden sein, das merke ich durch Beobachtung meines Hundes und passe mein Training entsprechend an.

    Mir macht das Spaß, Erkenntnisse der Verhaltensforschung in meinen Alltag mit dem Hund einzubringen.


    Nötig ist das aber nicht. Verhalten und Bedürfnisse des Hundes wurden in den letzten Jahrzehnten (auch durch Vergleiche mit der Wildform) grundlegend beschrieben. Heute kann man Hunde sicher artgerecht halten und verstehen, ohne irgendetwas über Wölfe zu wissen.

  • Tatsächlich ist mir noch nie ein ernsthafter Affe-Mensch Vergleich untergekommen. Weder bei Eltern noch sonstwo hat jemand schon Mal argumentiert "Affen Duschen aber auch nicht" oder "Affen essen xy, also esse ich auch xy" oder "Affen schneiden sich auch nicht die Nägel"

    Ich finde, man kann aus dem Sozialverhalten der Menschenaffen sehr viel über uns lernen. Was Agressionen und politisches Verhalten angeht, sind uns zB Schimpansen erschreckend ähnlich, so ähnlich, dass es uns was sagen sollte. Andere Aspekte verbinden uns mit den Bonobos. Eher weniger - leider- mit den anderen Menschenaffen
    Viel von unserem Gruppenverhalten, vor allem auch den Abgrenzungsverhalten gegenüber anderen Gruppen, aber auch viel vom Adoleszenzverhalten und der Kindererziehung fußt also wohl auf evolutiv sehr alten Verhaltensweisen und wird weit weniger vom Intellekt getragen, als wir meist annehmen oder es gerne hätten. Leider, denn in zu vielen Aspekten verhalten wir uns auch heute noch viel mehr wie ein Schimpanse, als wie ein vom Intellekt bestimmtes Wesen.


    Ähnliches gibt es auch im Hund/Wolf vergleich zu beobachten. Alles andere wäre ja auch unerwartet.

    Trotzdem ist der Mensch kein Schimpanse und der Hund kein Wolf.
    Sie tragen aber jeweils ein gemeinsames Erbe, dass sie auch heute noch beeinflußt.
    Zu verstehen, wo, wann und warum kann helfen, vieles zu erklären, was sonst counterintuitiv aussieht.

    Warum dreht der Hund sich vor dem Hinlegen im Kreis? Warum hebt der Rüde das Bein? Warum schlingen manche Hunde so gierig, auch wenn es jedne Tag garantiert Futter gibt? ? Warum führt der Mensch Kriege? Wie kommt es zu Koalitionen? Warum haben wir oft Angst im Dunkeln, Hunde aber nicht?.....es gibt viele viele Beispiele, in denen das gemeinsame Erbe zum Ausdruck kommt.

  • glaube auch, dass man da viel von lernen kann, wenn man es sinnvoll macht.

    Hast du ein Beispiel für mich?

    Ortsbindung bei Welpen.
    Manche Welpen wollen in den ersten Wochen nicht spazieren gehen / weg vom Haus, und das lässt sich mit der Ortsbindung erklären, die bei Wölfen das Überleben der Welpen sichert.

    Wie schon einige gesagt haben - vergleichen ist gut und wichtig, man darf nur nicht gleichsetzen.
    Es gibt Punkte, da haben Studien sehr wohl viele Parallelen zwischen Wölfen und Hunden gezeigt, und wölfisches Verhalten kann viele Verhaltensweisen von Haushunden erklären.
    In anderen Punkten (sowohl sozial als auch physiologisch) haben sich Hunde anders entwickelt. Das sieht man z.B. schon daran, dass man am Genom der Hunde feststellen kann, dass Hunde auf eine andere Ernährung ausgelegt sind als Wölfe. Hunde können z.B. Kohlenhydrate viel besser verwerten als Wölfe. Und spannenderweise kann man sogar sehen, dass je nach Rasse/Herkunft/Lebensweise sich das auch unterscheidet.

    Ich kann da sehr die Bücher von Gansloßer empfehlen.

    Zum Beispiel das hier:

    https://schlapp.buchhandlung.d…ogie_hund_praxisbuch.html

    Da wird sowohl auf Parallelen als auch auf Unterschiede eingegangen.

    Leider ist es für Menschen oft leichter in schwarz-weiß zu denken, und dann werden Vergleiche zwischen Wolf und Hund gemacht, die weder Hand noch Fuß haben.
    Oder man hat es irgendwo gehört oder gelesen und es hat sich erstmal stimmig angehört.
    Der Grund dafür kann auch entweder eine gewisse Romantisierung (ich habe ein wildes Tier auf dem Sofa) sein oder vielleicht auch einfach eine "Sinnsuche", eine Suche nach einem tieferen Grund für hündisches Verhalten oder nach einer (menschlichen) Gruppe/Gemeinschaft (ich füttere meinen Hund jetzt genauso wie es sein sollte - wie einen Wolf! alle anderen machen es falsch!) oder auch eine Rechtfertigung für eigene Entscheidungen sein.

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