Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Aber sie berichten doch vielleicht ein kleines bisschen lieber davon, wenn es reißerisch ist und das ist es halt nunmal, wenn ein sog. "Kampfhund" involviert ist, oder meinst du nicht?

    Naja, im großen und ganzen, wenn wir nicht gerade über die BILD reden: Nicht.


    Ausschlaggebend ist (soweit ich das in den inzwischen mehr als 30 Jahren Pressearbeit erlebt habe) das öffentliche Interesse - also wie schwerwiegend ein Vorfall ist. Ein toter Mensch würde sichern nicht ignoriert werden, weil es ein Pudel war.


    Natürlich gibt es über Kampfhunde sowieso eine gesellschaftliche Diskussion, so dass es durchaus sein kann, dass da auch mehr Aufmerksamkeit hingeht - weil es ohnehin Thema ist. Sobald ein wirklich schlimmer Vorfall passsiert, wird halt mehr hingeschaut. Siehe jetzt Österreich, oder England, oder damals, nach dem Tod von Volkan.


    Kleinere Vorfälle gelangen selten in die Medien - über kleine Meldungen hinaus.


    Über Polzeiberichte (WENN der Vorfall angezeigt wird und es einen Bericht gibt) gelangt die Sache in die lokale Presse, ggf. (selten) in die Agenturen und im nächsten Schritt, bei Vorfällen mit Hunden aber sehr selten, in die regionale und überregionale Presse.


    Es sind fast ausschließlich Artikel in Lokalteilen (übers Internet halt weiter verbreitet) und meistens fast wortgleich - weil es eben nur der abgedruckte Polzeibericht ist, vielleicht noch bissel nachtelefoniert. Mehr Zeit ist doch für so was gar nicht - es gibt ja fast keinen lokalen Journalismus mehr inzwischen.


    Ich würde nicht behaupten, dass es gar keine Bias gibt - auch bei einzelnen Personen. Auch bei denen, die die Polizeiberichte schreiben. Natürlich gibt es die - aber das kann sowohl in Richtung "böse Kampfhunde" als auch in Richtung "der Mensch ist schuld" gehen. Letzteres taucht tatsächlich häufiger auf, wenn man Hintergrundartikel zu dem Thema (also nicht die reinen Meldungen, in denen wird eher gar nicht eingeordnet, weil ja kaum Recherche stattfand) dazu liesst. Das liegt daran, dass Experten befragt werden, das sind idR Hundetrainer oder Tierärzte und die äussern sich eigentlich eher nicht so pauschal "Anti-Kampfhund" wie das gerne behauptet wird hier. Eher im Gegenteil.


    Also, wenn man mit "den Medien" nicht die BILD meint - nein, es stimmt einfach objektiv nicht, dass es da eine deutliche oder gar irgendwie gesteuerte Tendenz Anti-Kampfhund gibt.


    Was ich aus eigener Erfahrung weiß: Es ist unheimlich schwer, einen Bericht zu machen, wenn sich die Hundebesitzer nicht äussern möchten. Ich hab (als das damals losging) lange versucht, Hintergrund-Berichterstattung über die extrem hohe Kampfhundesteuer in Worms hinzubekommen, es wollte aber kein Besitzer eines Listenhundes vor die Kamera. Und ich hab vieles versucht. Keine Chance. Und meine Haltung war klar kritisch gegenüber der Steuer - ich war damals selbst davon überzeugt, dass die Listen ungerecht oder zumindest unzulänglich sind.


    Heute arbeite ich nicht mehr in den Nachrichten oder der Landespolitik, würde aber auch sonst nur ungern zu dem Thema was machen wollen. Es ist ein undankbares Thema - und das Interesse der Redaktionen ist gar nicht da, wenn es nicht wirklich schlimm ist (toter Mensch).


    Wir haben recht groß über die tote Frau in Ludwigshafen vor einigen Jahren berichtet (das war ein Kangal), das weiß ich noch. Ansonsten findet das Thema Hundeangriffe bei uns (regionales Fernehen/Radio) nicht statt.


    Klar, wenn man nur googlet und dann die lokalen Meldungen für "die Medien" hält... und dann auch noch nur liesst was man eh lesen möchte, dann entsteht evtl. ein anderer Eindruck.

  • Also hier gab es in den letzten Monaten einen Hund, der einem Kind die Bauchdecke aufgerissen hat (schwerverletzt), ein weiterer der die Besitzerin schwer verletzt hat, sodass die Arme wahrscheinlich nicht mehr benutzt werden können und mindestens drei weitere Hunde, die schwere Verletzungen (langfristige Klinikaufenthalte, mehrere Operationen, FixEx usw.) verursacht haben. Die sitzen jetzt alle im Tierheim. In den Medien ist dazu genau nada aufgetaucht, trotz behördlicher Meldungen.

  • Es bestätigt ja, was ich meine: Es gibt gar nicht soviel Interesse an dem Thema, dass über alle Vorfälle berichtet wird. Obs jetzt nur an den Rassen liegt - ich denke nicht. Weiß ich aber naütrlich nicht, und ich kenne ja auch die beteiligten Rassen in den Fällen nicht.


    Warum die lokale Presse das nicht aufgegriffen hat, kann ich nicht abschliessend beurteilen.


    Es gibt verschiedene Faktoren:

    -Nicht so gravierend - es ist niemand tot (sorry, klingt zynisch)

    -Wenn es ein Vorfall innerhalb der Familie war, ist es nicht von so großem öffentlichen Interesse und es wird seltener berichtet.

    -"Behördliche Meldung" heisst nicht automatisch, dass es einen Polizeibericht gibt und die Infos überhaupt an die Presse gelangen

    -Es kann auch sein, dass Betroffene sich nicht äussern möchten oder man einfach so gut wie nichts gesichert weiß, dann wird nicht berichtet.

    - es gab zuviel anderes an dem Tag


    Nicht falsch verstehen, ich sage nicht, dass alles immer toll und super ist mit "den Medien". Gerade unter heutigen Bedingungen ist es das sicher nicht.


    Mir ist nur in 30 Jahren nie die große Medienverschwörung untergekommen, von der immer gemunkelt wird... nicht nur in Bezug auf Hunde.


    Wir scherzen eigentlich immer drüber, wer sowas überhaupt organisieren soll. Hat doch keiner Zeit dafür.

  • Man muss nicht das Gemüt eines Ghandi haben um zu wissen, dass es sich nicht lohnt auf Provokationen einzusteigen und entsprechend zu handeln.

    Warum sollte sich das für einen Hund, der weiß, dass er der Stärkere ist, nicht lohnen?



    Zitat

    Definition Provokation: Das gezielte Herausfordern/Hervorrufen einen bestimmten Handlung oder Reaktion beim Gegenüber

    Natürlich gibt es den gesellschaftlichen Anspruch, sich eben nicht zu Reaktionen/Handlungen provozieren zu lassen, mit denen man sich selber Schaden zufügt oder sogar strafbar macht.

    Eben, ein menschlicher Anspruch. Der aber eben voraussetzt, dass ich mich nicht ständig und überall provozieren lassen muss, sondern eben auch Möglichkeiten habe, mich ohne körperliche Gewalt gegen Provokationen, Beleidigungen und Belästigungen zu wehren. Hunden ist so eine Möglichkeit aber unbekannt. Und sicher ist es einfacher, wenn man einen deeskalierenden Hund hat, sind aber eben nicht alle Individuen so. Wenn mein Hund dem anderen Hund nicht in die Fresse haut, der behauptet ihm in die Fresse hauen zu wollen, dann tut er das nur deswegen nicht, weil ich es ihm verbiete. Nicht, weil es für ihn irgendeinen Sinn ergeben würde.



    Zitat

    Menschen, die eine äußerst niedrige Toleranzschwelle für Provokationen haben und deshalb immer wieder vor Gericht landen, müssen bzw. können ein Antiaggressionstraining machen, um resilienter gegenüber solchen - manchmal auch vermeintlichen - Provokationen zu werden und statt dessen auf gesetzlich erlaubte Alternativen zuzugreifen, oder aber einfach zu gehen und Orte aufzusuchen, die ein erfreulicheres und provokationsfreies Umfeld bieten.

    Warum gehst du davon aus, dass ein Mensch, der sich nicht jeden Tag von seinem Nachbarn bepöbeln lassen möchte, eine niedrige Toleranzschwelle hat? Soll der nun sein Haus verkaufen und umziehen oder ist nicht eher der unflätige Nachbar das Problem, dem man durchaus mit rechtsstaatlichen Mitteln begegnen kann. Ein Mensch muss hier ja nicht auf Selbstjustiz zurückgreifen. Wir Menschen haben ja Regeln des Zusammenlebens.



    Zitat

    Ich selber habe diesen Anspruch, belasse es maximal bei Wortgefechten (obwohl ich auch diese größtenteils überflüssig finde) - und ich übertrage diesen Anspruch auf meine Hunde (MEINE Hunde), eben auch weil ich weiß: Sie können das.

    Nicht perfekt, klar (obwohl mein Vasco da tatsächlich annähernd perfekt war :herzen1: ), aber auch die anderen 3 Großen waren bzw. sind da schon sehr gut drin, und haben/hatten eine sehr gute Toleranzschwelle gegenüber Provokationen; João scheint auch die Tendenz zu haben, in diese Fußstapfen zu treten.

    Gehört zum Abprallen-Lassen von Provokationen (Pöbeln) nicht Nervenstärke?

    Ist nicht Nervenstärke eines der wesentlichen Merkmale für einen wesensfesten Hund?

    :denker:

    Ja, Timurs Vorgänger war ein solcher Hund, der ist jedem Streit aus dem Weg gegangen und hat jede Pöbelei an sich abprallen lassen. Der wusste zu deeskalieren, aber auch zu imponieren. 3-4x haben sich trotzdem andere intakte Rüden auf ihn drauf gestürzt, aber er blieb immer so souverän und ging dem Streit aus dem Weg ohne dass er deswegen nicht "seinen Mann" gestanden hätte.
    Timur ist da eben anders, wenn ein anderer Rüde Streit will, dann streitet er sich halt. Deswegen ist er tatsächlich nicht weniger souverän, er ist einfach anders. Für mich natürlich viel schwieriger, weil ich ihm erklären muss, dass ICH diesen Streit nicht wünsche. Einfach völlig unterschiedliche Typen Hund in diesem Punkt. So sind Hunde eben, einfach unterschiedlich.

    Ich habe übrigens provozieren und drohen nicht in einen Topf geworfen, sondern nur beides als unangemessene Verhaltensweisen gegenüber fremden Hunden aufgeführt.

  • Der Arm sieht schrecklich aus... Trizeps raus- und abgerissen...

    Ich möchte nicht wissen, wie die Waden aussehen.


    Das Ganze war wie so viele Hundeattacken eine Katastrophe mit Vorankündigung.

    Der Halter sitzt zwar jetzt für ein halbes Jahr im Gefängnis, aber was ist mit der Stadtangestellten, die alle Bissmeldungen dieser Hunde munter ignoriert hat?


    So etwas darf nicht passieren!


    Und der eine daran beteiligteHund, der dort gezeigt wird, hat eindeutig "Bollerkopp" Verwandtschaft.

  • Der Halter sitzt zwar jetzt für ein halbes Jahr im Gefängnis, aber was ist mit der Stadtangestellten, die alle Bissmeldungen dieser Hunde munter ignoriert hat?

    Die Frau war Angestellte der Stadt, hat für und im Auftrag der Stadt gehandelt.

    Deshalb ist - und konnte überhaupt - die Stadt verklagt werden und musste zahlen.

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