Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • 83 jährige Frau wurde von der Polizei gerettet aus ihrem Haus vor ihren 5 Hunden .

    War bewusstlos als diese eintraf und im KH musste der linke Unterarm und die gesamte rechte obere Extremität amputiert werden

    Die Hunde sind bei der Tochter (?).

  • Das kann passieren, wenn Gesetzgebung auf Meinungen und Bildern passiert und nicht auf harten Fakten.

    Ich gehe davon aus, dass man sich schon ein bisschen mehr Mühe mit Gutachten gegeben hat, als nur Zeitungsberichte zu lesen.


    "Harte Fakten" - ist halt so eine Sache. Schon der Begriff Rasse ist kein harter Fakt. Die Biologie kennt den Begriff ja gar nicht. Das ist mehr Defintionssache als wissenchaftlicher Fakt. Wenn ein Halter nach einem Beissvorfall sagt: Das ist ein Labbimix, dann steht das in der Statistik. Wenn ein Gutachter sagt: Das ist ein Staff(Mix) - dann isses ein Staffmix.

    Selten hat man (wie in Naarn) tatsächlich Tiere mit Papieren aus einer seriösen Zucht, wo man ganz klar Rasse und individuelle Abstammung weiß.


    Nehmen wir mal den American XXL Bully. Da ist die Häufung der Vorfälle in England so extrem, dass man sie wirklich nicht wegreden kann.

    Aber: Wie definiert man denn American XXL Bully? Ist das überhaupt eine Rasse? Zunächst mal ist das eine sehr neue Mischung verschiedener Ausgangsrassen, ob man das schon als konsolidierte Rasse bezeichnen kann?

    Und dann gibt es viele Hinweise darauf, dass es kein Rasseproblem ist, sondern eines der extremen Inzucht und v.a. Linienzucht auf einen bestimmten Rüden (Kimba).


    Wie geht man damit um?


    Letztlich bleibt dem Gesetzgeber (wenn er die Situation kontrollieren möchte) nichts anderes übrig, als einen bestimmten Typ Hund zu definieren und für diesen dann Verbote/Auflagen einzuführen. ODER umfassendere Verbote zu erlassen, die alle treffen. Oder nichts zu tun.


    Natürlich wäre informiertes Handeln aufgrund harter Fakten gut, das ist immer gut. WENN es denn eindeutige Fakten gäbe. Die gibt es aber nun leider selten. Es ist ja nun nicht so, dass sich Wissenschaftler immer einig sind (man denke mal an Corona..). Ganz im Gegenteil!


    Selbst wenn es eindeutige Fakten gäbe:

    Politisches Handeln bildet aber immer auch die gesellschaftlichen Diskurse ab, das geht in einer pluralistischen Demokratie gar nicht anders.

    Das mag (aus meiner persönlichen Sicht) gut sein, z.B. wenn auf Klimaproteste reagiert wird. Oder schrecklich, z.B. wenn negative Stimmung gegen Flüchtlinge in EU-Politik übersetzt wird.

    Corona hat uns allen vorgeführt, was alles passieren kann, wenn Fakten und Wissenschaft auf gesellschaftliche Diskurse treffen.


    Aber politisches Handeln, dass sich rein auf harte Fakten begründet (die es im Falle Gefährdung durch Hunde nicht mal gibt), zu erwarten, ist unrealistisch.

    Das heisst nicht, dass ich das uneingeschränkt gut finde. Es ist aber so. Wir leben nicht in einer Scientokratie. Unser politisches System ist auf diskursiv begründeten Normen aufgebaut. Nicht auf wissenschaftlichen, gottgegebenen oder was auch immer sonst.


    Wenn man nun aber mit einbezieht, dass Diskurse - also auch Stimmung und Meinung über Hunde - politisches Handeln beinflussen, dann sollte man sich eben fragen, welche Stimmung man schüren möchte. Und welche nicht.

  • Und genau deshalb sehe ich - sollte ein gesellschaftlicher Konsens in Deutschland dafür bestehen, dass einschneidendere Maßnahmen gewünscht sind (was ich außerhalb vom DF derzeit gottlob nicht so erlebe) - im Vorfeld zumindest eine möglichst saubere Datenerfassung von Beißvorfällen in die Wege geleitet wird, die fundierteres Handeln ermöglicht. Denn auch diese Forderung ist ein Teil des Diskurses und kann Teil des gesellschaftlichen Narrativs sein. Wenn sie denn unterstützt wird.


    Für mich kommt hier ein wenig die Botschaft an „dann nehmen wir halt Einschränkungen bei wenig gelittenen Rassen - wenn es einen hochgekochten Vorfall gibt - in Kauf bzw. unterstützen sie, indem wir einer vermuteten prinzipiell deutlich erhöhte Gefährlichkeit dieser Rassen aufgrund ihrer unseligen Geschichte zustimmen. Und vermeiden so das Risiko, dass Hunde generell in den Fokus einer stark auf gefühlte Sicherheit pochenden Gesellschaft geraten.“


    Dem kann ich nicht zustimmen. Nicht mal als Jemand, der selbst einen Hund an einen Bullterrier-Pitmischling verloren hat.

  • Für mich kommt hier ein wenig die Botschaft an „dann nehmen wir halt Einschränkungen bei wenig gelittenen Rassen - wenn es einen hochgekochten Vorfall gibt - in Kauf bzw. unterstützen sie, indem wir einer vermuteten prinzipiell deutlich erhöhte Gefährlichkeit dieser Rassen aufgrund ihrer unseligen Geschichte zustimmen. Und vermeiden so das Risiko, dass Hunde generell in den Fokus einer stark auf gefühlte Sicherheit pochenden Gesellschaft geraten.“

    So kommt es bei mir unterm Strich auch an, das empfinde ich als äußerst unangenehm!

  • Meine Beiträge sind einfach eine Beobchtung. Ich habe keine Agenda. Schon gar keine persönliche.


    Das einzige ist, dass ich mich konsequent gegen die Darstellung "Alle Hunde sind gleichermassen gefährlich" wende.

    Wenn man Einschränkungen für wenige Rassen damit abwehren möchte, dass man andere Hunde ebenfalls gefährlich darstellt, DANN hab ich ein Problem damit.


    im Vorfeld zumindest eine möglichst saubere Datenerfassung von Beißvorfällen in die Wege geleitet wird, die fundierteres Handeln ermöglicht.

    Da haben wir ja die nächste Frage.

    Welche Definition von Beissvorfall wollen wir denn nehmen?

    Da kommt dann ja wieder die Argumentation, dass alle Hunde beissen und man an einem Kratzer durch einen Chihuahua genauso sterben kann (wenn auch mit Umweg über eine Blutvergiftung).


    Selbst wenn man nur tödliche Beissvorfälle einrechnen wollte (und dann sind es Gott sei Dank viel zu wenige) - was ist mit Vorfällen mit Kindern? Für Kleinkinder kann tatsächich jeder Hund gefährlich werden.

    Macht man also einen Unterschied oder nicht?


    Wie so oft bei Statistik (was nicht dasselbe wie Fakten bedeutet) kommt es also auf die Auswahl des Samples an, und die Interpretation der Daten.

    Daten, die nur aus unsicheren Quellen stammen können, weil bei vielen Beissvorfällen die Rasse wohl kaum gesichert ermittelt werden kann.



    Und dann sind wir noch nicht mal bei den Umständen, die mit zu betrachten wären. Haltung, Ausbildung, Trigger...



    Was will ich damit sagen? Zu einer gerechten Lösung wird man nicht kommen. Vorfälle wie die in England derzeit, oder damals mit Volkan, lösen aber eine gesellschaftliche Debatte aus, die manchmal zu politischem Handeln führen.


    Was kann man da nun politisch machen?


    1. Nichts.

    2. Aufgrund einer zugegeben wackeligen Datenlage Rassen verbieten, die besonders auffallen (Rasselisten, oder wie jetzt in England)

    3. Feststellen, dass man nicht vorhersagen kann, welche Hunde gefährlich werden könnten, abgesehen von klar definierbaren Parametern wie Größe/Gewicht, und Auflagen (oder gar Verbote) für alle Hunde anstreben, die die Grenze überschreiten (20/40 Regelung geht in die Richtung)

    4. auf Einzelfallüberprüfung setzen, sobald Hunde auffällig geworden sind, um zukünftige schlimmer e Vorfälle zu vermeiden (Und dann drakonisch durchgreifen? Siehe Dänemark?)


    Im Falle von 1. kann es passieren, dass sich alles wieder beruhigt (meistens) ODER die öffentliche Meinung hochkocht und zum Handeln zwingt.

    Wenn das passieren sollte, sieht man ja jetzt in Österreich (Hundesport) wie schnell man da plötzlich als scheinbar völlig Unbeteiligter von einer Debatte betroffen werden kann. Wie schnell das "Hundesport macht Aggro-Hunde" Narrativ hochgekocht ist. Genauso schnell kann es plötzlich zu einer allgemeinen negativen Stimmung gegen alle Hunde kommen.


    Warum man das unbedingt anschüren möchte, verstehe ich einfach nicht.

    Wenn "Alle Hunde" böse sind, dann sind die häufiger auffälligen Rassen ja immer noch betroffen. Also gleiches Unrecht für alle?


    Und nein, eine schlaue Lösung habe ich nicht. Ich sehe nur dass der Großteil der Hundehalter keine gefährlichen Hunde hat. Wenn jemand einen Hund halten möchte, der gefährlich ist/wird/ein könnte, dann möchte ich nicht, dass das zu meinem Problem wird.


    Daher wende ich mich gegen die "Alle Hunde sind gefährlich" Aussage.

  • Für mich kommt hier ein wenig die Botschaft an „dann nehmen wir halt Einschränkungen bei wenig gelittenen Rassen - wenn es einen hochgekochten Vorfall gibt - in Kauf bzw. unterstützen sie, indem wir einer vermuteten prinzipiell deutlich erhöhte Gefährlichkeit dieser Rassen aufgrund ihrer unseligen Geschichte zustimmen. Und vermeiden so das Risiko, dass Hunde generell in den Fokus einer stark auf gefühlte Sicherheit pochenden Gesellschaft geraten.“

    So kommt es bei mir unterm Strich auch an, das empfinde ich als äußerst unangenehm!

    Verständlich, aber das ist nicht meine Agenda. Ich bin nicht politisch tätig, und ich habe mich auch noch nie irgendwo für Rasselisten eingesetzt oder jemanden angefeindet (Im Gegenteil, ich habe versucht, kritisch und differnzeirt über Rasselisten zu berichten, was aber an der fehlenden Kooperation von Hundehaltern scheiterte)

  • „dann nehmen wir halt Einschränkungen bei wenig gelittenen Rassen - wenn es einen hochgekochten Vorfall gibt - in Kauf bzw. unterstützen sie, indem wir einer vermuteten prinzipiell deutlich erhöhte Gefährlichkeit dieser Rassen aufgrund ihrer unseligen Geschichte zustimmen.

    Hab ich nie gemacht. Ich unterstütze gar nichts.



    Warum wird über Pudel oder Labbis geredet, wenn die doch gar nichts damit zu tun haben? DAS verstehe ich nicht. Wo sind denn da die Fakten?


    Man kann ja völlig legitim sagen: Aus den bekannten Vorfällen mit Staffs eine Gefährlichkeit der Rasse abzuleiten, ist nicht akzeptabel.

    Kann ich nicht wiederlegen. Ist mir recht. Ist nicht meine Agenda. Ich bin kein Kampfhunde-Hasser.


    Aber aus den bekannten Vorfällen eine Gefährlichkeit ALLER Hunde abzuleiten, das akzeptiere ich nicht.

  • *Waldi*


    Dir ein besonderes Dankeschön für den Blick hinter die Kulissen, wie Zeitungsarbeit funktioniert.


    Es macht mir große Sorgen, wenn einerseits Misstrauen in die etablierten Medien und die akademische Wissenschaft geschürt wird,

    die Alternativen dazu aber nicht vorhanden bzw. haarsträubend sind.

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