Wesensprüfung für Begleithunde?

  • Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass ein Hund mit starker Geraeuschangst, auch ein Problem mit Schuessen hat.

    Im Alltag ist tatsächlich Geräuschangst relevanter als Schussfestigkeit - Schüsse sind ja einfach spezielle Geräusche. Wobei es da auch noch drauf an kommt. Getestet wird ja meist mit Starterpistolen, Gewehre tönen aber anders, je nach Modell. Ich kenne geprüft schussfeste Hunde, die das Geräusch des Dummy Launchers total gruselig finden....


    Drum finde ich es wichtig, dass mehrere Geräusche getestet werden, nicht nur eine bestimmte Schussart. Der trockene, kurze Schussknall lässt sich übrigens prima durch das Zuknallen eines Schlagholzes simulieren - praktisch, weil dann der Wesensrichter keinen Waffenschein braucht.


    Wichtig ist zu wissen, dass Erschrecken total normal ist und nicht zum Durchfallen führt. Entscheidend ist, was nach dem Erschrecken passiert. Bei uns gibt es 2 Sektionen der akustischen Einflüsse. Einmal auf dem Parcours mit anderen Umweltreizen (also eine Annäherung an das Geräusch), die der Hund durchläuft, das kann eine Rappelkiste, Rätsche, Motorsäge, Kuhglocke etc sein. Da gibt es in der Bewertung 15 unterschiedliche Reaktionen zum Ankreuzen, plus der Richtere kann weitere Ergänzen. Das geht von uninteressiert über klebt am HF zu flieht oder greift an. Entscheidend ist, ob der Hund nach allfälligem Ausweichen wieder zurückkommt, sich mit dem Reiz auseinander setzt.


    Die andere Sektion ist der überraschende Reiz, also der Knall aus dem Nichts. Auch da ist entscheidend, was nach dem Erschrecken passiert, und das wird sehr differenziert beurteilt. Beruhigt der Hund sich schnell oder gar nicht? Flieht er panisch oder versteckt sich?


    Die Gewichtung der einzelnen Elemente kann rassespezifisch unterschiedlich sein. Laut Tierschutzgesetz müssen in der Schweiz Hunde mit übermässiger Agression oder Ängstlichkeit von der Zucht ausgeschlossen werden, das lässt aber einen breiten Spielraum - der Hund muss kein Held sein! "Die in der Verhaltensbeurteilung erreichte Belastung hat zum Ziel, das Temperament, die Erregbarkeit sowie die benötigte Beruhigungszeit des Hundes sichtbar zu machen."

  • Gerade bei den Pudeln gibt doch ne Menge (zu) nervöse Hunde ... leider.

    Da wäre es auf jeden Fall sehr gut, so einen Test zur Zuchtzulassung verbindlich zu machen, damit es in die richtige Richtung geht.

    Ist mir mittlerweile auch aufgefallen. Mein Pudel fällt zum Glück nicht darunter. Der war an seinem ersten Neujahr recht entspannt, Gewitter kein Problem, Schüsse ok, und er läuft hier in der Großstadt wirklich entspannt an allem vorbei.

    Bei uns zu Hause gibts auch regelmäßige Lärmtests, vor allem, weil mir ständig irgendwas in der Küche runterfällt oder ich alternativ mit dem Fuß am Edelstahl-Napfständer hängen bleibe und das ganze Ding samt Näpfen laut schrammend 1 Meter weiter ziehe, während ich verzweifelt versuche, mein Gleichgewicht zu halten ... :ugly: er kennt mich nur in laut und ungeschickt.


    Wir hatten ja neulich im Pudelthread diese Prüfung, wo ich anmerkte, dass ich nicht weiß, ob das mit der Kettensäge ihn eventuell verunsichern würde. Laute "Blasegeräusche" sind nicht so seins, aber im Herbst konnten wir problemlos an Straßenreinigern mit 2 Laubbläsern vorbei laufen, entsprechend scheint das auch völlig ok zu sein. Tatsächlich würd ich mich sogar trauen, mit ihm mal auf Ausstellungen zu gehen, die sind bisher leider immer recht weit weg.


    Czarek Wie stellst du dir den Support der Besitzer vor? Also ich frag das tatsächlich auch für mich persönlich, und auch interessiert. Ich bin bisher eigentlich "nur" mit meinem Züchter in regelmäßigem Kontakt, erzähle ihm, wie der Hund sich so alle paar Monate macht und ob es Probleme gibt. Ich will mit ihm auch hier in Berlin den Hundeführerschein machen, aber sonst wüsste ich tatsächlich gar nicht, wie ich da weiter zu beitragen könnte, die Rasse zu erhalten. Ich würds wirklich gern tun!


    Vriff Wozu zählst du Pudel denn auch noch?

  • Und da wäre mir jeder Test lieber als gar nichts in der Hand, muss ich sagen.. Selbst die BH, die ja ganz offensichtlich reine Dressur ist und wo Hunde bestehen, die während der Prüfung abhauen oder markieren gehen, wäre mir lieber als nix in der Hand.

    Aber wie hier schon des öfteren ganz offen kommuniziert wurde, ist die Bereitschaft der Besitzer von "nur zum Liebhaben"-Hunden so gering, ihren Teil dazu beizutragen oder sich für einen Tag im Leben zur Verfügung zu stellen, dass das eh nie klappen wird. Weil diese Leute sich eben als Endverbraucher sehen. Sie wollen einen gut gezogenen Hund vom Züchter, aber dazu beitragen, dass man die Rasse erhält, das ist schon zu viel.

    Aber das ist ja in jedem Bereich so, bisschen Eigenengagement ist ja schon zu viel des Guten. Oder sich mal für etwas einsetzen, was einem wichtig ist..

    Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Leute einen Wesenstest eher nochmal mitmachen als die BH. Für eine BH muss man Üben und Zeit in die Ausbildung investieren. Zu einem Wesenstest kann man einfach so mal hinfahren. Oder meinst du dass das auch schon zu viel des Guten ist?
    Ich meine 100% bekommt man nie. Das bekommt man auch bei den Arbeitsrassen, wo die Zuchtprüfungen als Arbeitsprüfung anerkannt werden und diese Voraussetzung für den Einsatz des Hundes ist nicht hin. Aber wenn man zumindest über die Zuchthunde und ein paar der Nachzuchten Infos hat ist das ja immerhin schonmal mehr als nichts.

  • Wozu zählst du Pudel denn auch noch?

    Ursprünglich mal Jagdhund. Auch ein Langhaarcollie bleibt irgendwie ein Hütehund. Werden heute eben meistens als Begleithunde gehalten, was ich an sich komplett unproblematisch finde.


    Und ja. Es gibt huschige Pudel. Und allein das ist ein Zeichen für, ohne Arbeitsprüfung fehlt was und die sollte irgendwie ersetzt werden und wenn es ein Wesenstest ist. Trotzdem empfinde ich die meisten als nervlich robuste Hunde und so sollte es auch bleiben.

  • Ist mir mittlerweile auch aufgefallen

    Ne Menge würde ich jetzt nicht sagen. Die Menge an Pudeln ist auch wesensstabil.

    Allerdings boomen bei Pudeln eben Modefarben (siehe Moki der Pudel und alle wollen Rot, Red, Mahagoni, bordeaux oder sonstige Fantasiebezeichnung) und können das nicht mal von Braun unterscheiden. Jetzt wollen alle Braun. Da geht wie immer bei Hype andere Dinge vor Wesen. Die Menge an Hunden muss erstmal produziert werden. Man darf nicht vergessen, dass sie Zucht Basis recht klein ist. So wie bei roten Cocker früher, wo man auch lange sagte, dass die schwierig sind vom Wesen. Oder der braune Labrador mit der kürzeren Lebenserwartung, Hauptsache Braun.

    Dazu die bereits von mir oftmals angesprochene Thematik bei ZZL und Deckrüdeneinsatz plus mangelnde Qualifikation (auch der Züchter).

    In meinem Umfeld gibt's keine wesensschwachen ängstlichen Pudel, wo die Besitzer nicht ordentlich mitgemacht haben. Und im Showbereich auch fast gar nicht. Das sieht nämlich doof aus.


    Naja die Besitzer sollen ihre Hunde am Auge, Knie und Hüfte untersuchen lassen und wenn es eine solche Prüfung gäbe, dann die machen. Oder irgendwas mit dem Hund machen, wo man daraus schließen kann, dass der Hund gscheit gezogen ist.

  • Ursprünglich mal Jagdhund.

    Ja bis zum 19. Jahrhundert einige... Und zwar die, die nicht mit direkt Bichons gekreuzt wurden. Und Jagd auch nur als Apport.

    Heute nicht mal möglich die Jagdausbildung zu machen. Auch wenn einige Leute die machemln, indem sie ihren Pudel zuwuchern lassen und als Barbet ohne Stammbaum ausgeben und über Dissidenzvereine die Einsteigerprüfung machen, die vom JGHV nicht mal anerkannt wird.

  • Aber wie hier schon des öfteren ganz offen kommuniziert wurde, ist die Bereitschaft der Besitzer von "nur zum Liebhaben"-Hunden so gering, ihren Teil dazu beizutragen oder sich für einen Tag im Leben zur Verfügung zu stellen, dass das eh nie klappen wird. Weil diese Leute sich eben als Endverbraucher sehen. Sie wollen einen gut gezogenen Hund vom Züchter, aber dazu beitragen, dass man die Rasse erhält, das ist schon zu viel.

    Aber das ist ja in jedem Bereich so, bisschen Eigenengagement ist ja schon zu viel des Guten. Oder sich mal für etwas einsetzen, was einem wichtig ist.

    So, ich hab jetzt versucht, mich hier rauszuhalten - aber diese Aussage, wenn Du sie auf mich beziehst, stimmt einfach nicht und ist einfach nur unter der Gürtellinie platziert. Worauf ich reagiert habe mit „ich bezweifle, dass da die Bereitschaft so weit verbreitet ist“, waren Anforderungen wie professionelles Auswerten der Hüfte (verbunden mit Narkose), Besuch von Ausstellungen. Leistungsprüfungen (worunter ich z. B. sowas wie die BGH 1 verstehen würde) im Bereich der Nachzuchtkontrolle für Hunde, deren Einsatz nicht vorgesehen ist - als verbindliche Anforderung an den Käufer. Dinge, bei denen es definitiv nicht mit „mal einen Tag im Leben eines Hunds“ getan ist.


    Ich habe im Übrigen auch nicht über meine Bereitschaft gesprochen (und da wäre für weit mehr Bereitschaft da, als die Züchterin unseres Pudels interessiert, wäre durchaus für Einiges offen), sondern über die Erfahrungen, die ich im Bereich Tierschutz nunmal gemacht habe. Und nebenher nicht nur bei „Begleithundebesitzern.“

  • Phonhaus Du hast das nicht als einzige geäußert. Und ich habe es ja auch real so erlebt. Sowohl bei meiner eigenen Nachzucht als auch als Mitglied im Verband, wo selbst die Pflicht abgelehnt wird 60Euro mehr für eine Untersuchung auszugeben mit dem Argument "man kann den Züchtern ja nicht alles aufbürden" als würde man verlangen, dass sie sonstwas tun sollen.

    Du brauchst dich da nicht persönlich und direkt angesprochen zu fühlen. Aber es ist eben so bei den Begleithunden.

  • Phonhaus Du hast das nicht als einzige geäußert. Und ich habe es ja auch real so erlebt. Sowohl bei meiner eigenen Nachzucht als auch als Mitglied im Verband, wo selbst die Pflicht abgelehnt wird 60Euro mehr für eine Untersuchung auszugeben mit dem Argument "man kann den Züchtern ja nicht alles aufbürden" als würde man verlangen, dass sie sonstwas tun sollen.

    Du brauchst dich da nicht persönlich und direkt angesprochen zu fühlen. Aber es ist eben so bei den Begleithunden.

    Naja - hier im Thread habe meiner Erinnerung nach nur ich die mangelnde Bereitschaft angesprochen, von daher habe uch mich natürlich angesprochen gefühlt. Was im Verbandoder bei den Züchtern abgeht, kann ich nicht beurteilen, ist nicht meine Welt und da kenne ich mich überhaupt nicht aus, das ist auch nicht meine Welt.


    Wie gesagt: Dass es einen Unterschied in der Perspektive macht, ob man sich einen Hund zum „Liebhaben“ sucht oder feste Anforderungen an eine „Sport-/Arbeitspartner“ hat, das liegt einfach in der Natur der Sache und weist erstmal nicht auf ein prinzipielles Defizit beim Einen oder Anderen hin. Ich gehe durchaus auch davon aus, dass eine erhöhte Bereitschaft für eine Prüfung in der Art da wäre, wie Javik sie beschreibt. Wie sie gesagt hat, ist dass dann eine Frage der Kommunikation und der Frage, wie man es erklärt.


    Aus genau dieser Kommunikation wird aber nix, wenn da schon im Vorfeld abgeurteilt wird mit „Die sind aber so und so …“


    Was den Mangel an Bereitschaft angeht, Geld darein zu investieren, sein Tier vernünftig medizinisch zu versorgen - den erlebe ich hier im Dorf quer durch die Bank bei allen Haltern, seien es nun Begleit- oder Gebrauchshunde. Aber auch hier ist die Frage halt, wie es einem einsichtig gemacht wird.

  • Naja - hier im Thread habe meiner Erinnerung nach nur ich die mangelnde Bereitschaft angesprochen, von daher habe uch mich natürlich angesprochen gefühlt.

    Ich hatte mich auch entsprechend geäußert - und fühle mich auch in die Schublade gesteckt. Als wäre ich als mögliche potentielle Käuferin eines "Nur-Begleithunds" per se gleichgültig.

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