Leben mit schwierigem Hund - Privater Austausch gesucht

  • Kiri31 Bei dem Wurf unseres Hundes haben 3 Geschwister wohl keine Probleme, er und eine Schwester aber schon. Leider wurde / wird sie dahingehend nicht untersucht werden, sonst hätten wir vielleicht feststellen können, ob da Gemeinsamkeiten zu finden sind. Symptome / Auffälligkeiten sind wohl dieselben.

    Er kommt aus einer VDH-Zucht. Wir wissen inzwischen vom gewissen Aufzuchtmängeln. Zusätzlich kann da aber gesundheitlich natürlich auch was mit reinspielen, da sind wir gerade dran.


    Potato Ganz drinnen lassen möchte ich ihn nicht. Fahren wir raus auf ein einsamen Feldweg, wo außer ein paar Vögeln im Feld nix los ist, kommt er soweit gut klar. Da wir in der Stadt wohnen ist das aber immer ein nicht ganz unerheblicher Zeitaufwand, aber das nehmen wir gerade halt in Kauf dafür. In der näheren Umgebung länger raus als fürs Geschäft ist aber definitiv aktuell nicht mehr möglich.


    Und danke noch mal an die Erfahrungen und Tipps, die hier weitere noch geschrieben haben. Das war echt hilfreich für mich.

  • Fusselbär Ich wollte Dir übrigens noch im Nachhinein gerne mal da lassen, dass ich persönlich auch immer den Eindruck habe, dass auf dieses "man selber muss auf jeden Fall ruhig bleiben" so viel Wert gelegt wird, dass das echt Druck aufbaut. Vielerorts wird ja auch den Eindruck erweckt, wenn man nicht ruhig bleibt, wäre man für die Angst o.ä. des Hundes zumindest mit verantwortlich. Zumindest bei uns ist es aber tatsächlich so, dass es für Juros Ängstlichkeit null Unterschied macht, ob ich ruhig bleibe oder durchdrehe. Für mich ist es halt angenehmer, ruhig zu bleiben, und es war für mich wichtig, um in bestimmten Phasen nicht die Freude am Hund zu verlieren. Aber für Juro war und ist das völlig egal. Ich will das nur da lassen um Dir ggf da ein bisschen den Druck rauszunehmen.

  • Hier habe ich übrigens ein typisches Bild von Arielle als Welpe. Und das war keine Ausnahme.


    Ich bin auch kein Freund davon, sich einzureden, dass man nur selbst ruhig bleiben muss. Man verstärkt vielleicht durch Nervosität oder unsouveränes Verhalten das Fehlverhalten vom Hund. Aber die Ursachen liegen ja trotzdem ganz woanders.



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  • Alles ist möglich.

    Fusselbär Ich wollte Dir übrigens noch im Nachhinein gerne mal da lassen, dass ich persönlich auch immer den Eindruck habe, dass auf dieses "man selber muss auf jeden Fall ruhig bleiben" so viel Wert gelegt wird, dass das echt Druck aufbaut. Vielerorts wird ja auch den Eindruck erweckt, wenn man nicht ruhig bleibt, wäre man für die Angst o.ä. des Hundes zumindest mit verantwortlich. Zumindest bei uns ist es aber tatsächlich so, dass es für Juros Ängstlichkeit null Unterschied macht, ob ich ruhig bleibe oder durchdrehe. Für mich ist es halt angenehmer, ruhig zu bleiben, und es war für mich wichtig, um in bestimmten Phasen nicht die Freude am Hund zu verlieren. Aber für Juro war und ist das völlig egal. Ich will das nur da lassen um Dir ggf da ein bisschen den Druck rauszunehmen.

    Jaaaa, das wird meines Erachtens total überschätzt. Und das hat teils auch negative Auswirkungen in Hinsicht auf die Trainingscompliance.


    Weil dann doch durch dieses "du musst nur ruhiger werden" Halter*innen teilweise die Idee haben, dass sie nur lernen müssen "ruhiger" zu werden und "mehr Führung auszustrahlen" (man muss ja an sich arbeiten und der Mensch ist immer Schuld bliblablub). Dann ändert sich natürlich auch magisch das Hundeverhalten...aber so ist es nunmal nur selten.

  • fliegevogel Danke dir :sweet: Da hast du natürlich recht. So schnell werde ich das ohnehin nicht aus dem Hut zaubern können. Viel von dieser Hilflosigkeit kommt glaub ich auch daher, dass ich im Kopf noch nicht ganz angenommen habe, dass mein Hund wirklich ein Problem hat, das jedenfalls für mich als Anfängerin nicht einfach zu händeln ist. Es ist noch viel da von dem Mindset "Das ist ein normaler unsicherer Hund, du kriegst ihn nur nicht auf die Kette, das ist alles". Wie ich mich kenne, ist das ein langer Prozess. Ich selbst habe an einer eigenen Diagnose Jahre zu knabbern gehabt, immer wieder will man sich dagegen wehren, warum und wieso und weshalb ist das jetzt einfach nicht normal wie bei anderen halt. Jetzt mit mehr Akzeptanz kommt mehr Abstand, um es rationaler zu betrachten und vor allem sehr effektiv zu managen. Das muss wohl jetzt erst langsam kommen. Ich weiß aber mittlerweile auch, dass es Tage und Momente gibt, in denen wird man das einfach nicht können und das ist völlig okay.

    Aber es hilft, auch hier von andere zu lesen, dass in dem Moment emotional mehr getrennt zu sein, völlig okay ist. Ich glaube, das hilft auch meinem schlechten Gewissen weiter, das ich gerade noch habe, wenn ich ihn nun mal aus einer Situation schleifen muss, während er brüllt, als würde jeden Moment der Komet auf uns niederfahren und all die heilige Leberwurst dieser Welt auslöschen oder was weiß ich.

  • Naja das Bild sagt gar nichts aus, daran ist nichts abzulesen. Ohne Kontext kann das auch ein Spielgesicht sein und von allen meiner Welpen habe ich solche Bilder. Was genau sind denn da die zu sehenden körpersprachlichen Elemente, an denen man treffsicher ablesen kann, dass der Hund später artgenossenunverträglich ist?

  • Unser Rüde, leider mittlerweile verstorben, kam mit einem Jahr zu uns. Er hatte einen Deprivationsschade, das haben wir erst später rausgefunden das es da einen Begriff gibt, und wurde mit seinen Rückenproblemen unverträglich, dazu kam dann noch der Jagdtrieb.


    Man kann auch Nervös und/oder unsouveränes Verhalten, wenn man ruhig ist zeigen. Das hat mit laut sein nichts zu tun.


    Lg
    Sacco

  • Ich hab hier beides sitzen. Der Hund aus dem TS, der in den ersten Monaten wenig erlebt hat plus die genetischen Anlagen zu Schutztrieb und Stress hat und dann der perfekt aufgezogene Zuchthund der einfach genetisch in die falsche Kiste gegriffen hat.

  • Mein Ups-Hund war der Kontrollettie. Schwierig zwar, aber teilweise selbstverschuldet.

    Mein Vermehrerhund war der mit der schweren HD und der heftigen Geräuschangst, die im Alter immer schlimmer wurde.

    Mein Züchterhund ist soweit gesund, außer, dass er Autofahren hasst, haben wir kein Thema. Und das Autofahrproblem ist sicherlich eine ganz individuelle Sache, war von Anfang an so und wird wohl auch immer so bleiben. Manchmal muss es eben sein. Er hat echt viel Stress, aber er kommt schnell wieder runter und stirbt davon auch nicht.

  • Mal an andere hier im Thread gefragt: Wie bekommt man mehr emotionale Distanz, wenn man immer wieder sieht, wie der Hund völlig kippt?

    Viel wirklich Gutes wurde ja schon gesagt.

    Mach Dir klar, dass alles erlaubt ist, was Euch gut tut und der Umwelt nicht schadet. Ich versuche bei schwierigen Hunden eine für das einzelne Individuum stimmige Balance zwischen Ruhe / Erholung und körperlicher Auslastung zu finden.


    Körperliche Auslastung ist bei (ansonsten gesunden) Hunden dennoch extrem wichtig. Das kann von Rennen am Rad, über Schwimmen bis zum Joggen oder einem Laufband gehen. Hauptsache, die Bewegung ist relativ monoton und gleichmässig und fordert den Körper, nicht aber den Geist. Letzterer ist schliesslich schon genug beansprucht.


    Das kann z.B. bedeuten, dass ich - bis ein gewisser Trainingsstand erreicht ist, der ein Management möglich macht - mit manchen Hunden nur sehr selten und gezielt Garten und Wohnung verlasse, sie aber ab und zu doch vors Fahrrad spanne und wir einen Höllenritt durch die Gegend machen, damit sie mal Dampf ablassen, ihren Körper spüren und laufen können. Viele kommen dabei in so einen Tunnel, dass sie die Umgebung gar nicht mehr richtig wahrnehmen und sich endlich einmal ohne grössere Sorgen einfach verausgaben können. Die sind zuhause dann merklich ruhiger und kommen dadurch endlich einmal richtig runter. Manche Hunde profitieren aber gar nicht davon, manchmal hilft da ein Laufband.


    Wichtiger als alles andere jedoch ist es, dass ich auf mich selbst achte. Ich setze vor allem auf Prävention und nehme mir ganz bewusst und regelmässig Auszeiten von den schwierigen Hunden. Ich verbiete mir in diesen Momenten aktiv, irgendwelchen Schuldgefühle nachzugeben, weil die Hunde jetzt alleine zuhause oder in einer Pension sitzen - denn nur wenn es mir selber gut geht, kann ich weiterhin für diese Hunde sorgen. Ich arbeite von Anfang an ganz stark daran, dass meine 'Sorgenhunde' alleine bleiben und von anderen (sehr ausgewählten Personen) ebenfalls gehändelt werden können.

    Konkret in schwierigen Momenten:


    1) Management: ich versuche das Umfeld des Hundes bestmöglich zu managen. Kann ich das nicht, gehe ich - wenn irgendwie möglich - nicht dahin, bzw. verlasse den Ort sofort.


    2) Prävention: Wenige, aber starke Verhalten über klassische Konditionierung bis zur absoluten Zuverlässigkeit auftrainieren: ich verbringe sehr viel Zeit mit Training in einem stressfreien Umfeld und steigere die Schwierigkeit nach und nach indem ich mit immer stärker ablenkenden Triggern arbeite. Auch das braucht aber viel vorausschauende Planung. Dabei konditioniere ich ein paar Verhaltensweisen so auf, dass sie möglichst bombenfest abrufbar sind. Darunter fallen (je nachdem, worauf der Hund anspringt und mir persönlich gut liegt): fokussier Dich auf den Keks in meiner Hand / friss bzw. such den Keks, was auch immer um Dich herum geschieht; vergiss alles um Dich herum, wenn das heilige Spielzeug erscheint; lass mich Deine Augen oder Ohren verdecken / Dich umdrehen und vertrau darauf, dass der 'böse' Reiz danach weg oder in akzeptabler Distanz ist; renn mit mir mit, wenn ich weglaufe; gib Druck an Leine / Geschirr / Halsband immer nach; konzentrier Dich auf mich, das lohnt sich immer; etc.


    3) Versuchen, vergangene schlecht gelaufene Situationen objektiv und nicht emotional zu bewerten und für die Zukunft zu lernen. Was hätte der Hund gebraucht? Was hätte ich besser machen können? Schuldzuweisungen haben im Training nichts verloren. Wer 'Schuld' sucht, rückt den Blick in die Vergangenheit, nicht in die Zukunft. Ich arbeite Vergangenes auf, richte meinen Blick aber ganz bewusst in die Zukunft: wo wollen wir hin? Was wollen wir in welchem (realistischen) Zeitrahmen verbessern oder erreichen?

    4) Vorgefallenes aufschreiben: das hilft, das Vorgefallene zu verarbeiten, die eigene Perspektive objektiver zu betrachten und kann auch im Rückblick helfen, zu sehen, was bereits besser läuft (oder wo sich z.B. seit 6 Monaten nichts verändert hat und man sein Training / Handling / Management also anpassen muss).


    Und: bei uns ja noch verpönt, aber manchmal doch sinnvoll kann es sein, den Hund zumindest für eine gewisse Zeit lang mit Medikamenten zu unterstützen. Dabei hilft ein guter Verhaltenstierarzt.

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