Leben mit schwierigem Hund - Privater Austausch gesucht
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Ich bin mir nicht sicher, ob so manch einer die Augen verdrehen würde, wenn ich sage, dass ich diesen Thread als nicht ganz unpassend für uns finde. So hart und ehrlich wie folgende hab ichs aber vermutlich auch hier im DF noch nie geschrieben.
Heute war wieder so ein Tag, wo ich innerlich seufze und mir das Herz blutet, weil ich mich manchmal frage, ob wir irgendwie zu unfähig sind unserem Hund Sicherheit zu geben. Seit seinem Einzug im letzten Jahr arbeiten wir an seiner weitreichenden Unsicherheit. Insbesondere andere Hunde sind ungebrochen schwierig. Fremdhunde werden zunächst massiv verbellt, bei Annäherung kommt es erst zur Flucht und dann erfolgt ein Freeze. Wir wissen nicht, warum er so reagiert, das Verhalten zeigt er bereits seit Einzug. Wir arbeiten kontinuierlich daran, eigentlich (teils unfreiwillig) fast jeden Tag, da hier in der Großstadt natürlich eine entsprechende Hundedichte herrscht. Wir haben feste, rücksichtsvolle bis ignorante Gassipartner-Hunde. Ich sehe die Fortschritte und trotzdem reicht ein blöder Tag, um ihn mindestens für den nächsten völlig aus dem Lot zu kippen. Im Resultat bedeutet das fernab anderer Hunde einen hektischen, rastlosen, herumbrüllenden Hund, der selbst beim kurzen Lachen von wahllosen Passanten hochgeht. Auch an guten Tagen peitscht er sich an Dingen auf wie Osterglocken in der Wiese, Kinder, die ruhig am Rand des Gehwegs stehen oder die Zeckeninspektion nach dem Spaziergang. So viele Dinge sind solche Kämpfe, denn eine blöde Erfahrung lässt sie zur Krise werden. Mein Freund hat ihn vor einigen Wochen beim Einklicken vom Geschirr ein paar Haare eingeklemmt. Seitdem löst das Geräusch Stressreaktionen aus, Baustelle wird also bearbeitet. Oder die übliche Leckbeschäftigung fürs Kämmen kam dieses Mal aus dem Lickimat-Ufo, das die Pappnasen mir letztens als Belohnung fürs Krallenschneiden überlassen haben - stinkt, da ist was im Busch und ich kreisele direkt vor Unbehagen auf dem Handlingtisch. Oder beim Spaziergang vor einiger Zeit hat er Enten am Ufer beobachtet, die sich (lautlos) entschieden haben aufzustehen und ins Wasser zu gleiten, nachdem er ein paar Schnupperschritte in ihre Richtung gemacht hat. Derart schnell habe ich noch keinen Hund umfallen sehen, so erschreckt hat er sich. Seitdem sind Enten nun also die neuen Todesboten.
Neben haufenweise Gegenkonditionierung haben wir auch an manchen Stellen ruhig die Situation einfach durchziehen ohne groß Gewese probiert, manchmal hilft es, manchmal nicht. Geduld, Geduld für jeden Millimeter. Und doch bin ich jetzt wieder hart und ehrlich: Es gibt Momente, da würd ich am liebsten die Hände in die Luft werfen, mich umdrehen und gehen. Es ist unser erster Hund und gelegentlich bin ich doch wirklich müde, wie viel ich vorausdenken, scannen und managen muss. Manchmal würde ich auch gern aus der Haustür fallen, losmarschieren und wissen, wir haben jetzt einfach nur eine nette Zeit zusammen, trainieren das Mitlaufen im Alltag, wie es in dem Alter wohl üblich ist, und nicht, wir stapfen zum nächsten Grabenkampf gegen Umweltreize. In der Konsequenz bedeutet es für uns eigentlich jeden großen Spaziergang des Tages außerhalb der städtischen Wohnumgebung durchzuführen, wo Freilauf möglich ist und die Reize weitaus geringer. Hier durch Parks oder aber länger um die Blocks und er würde mir die Wände hochgehen, nicht machbar.
Gestern war wieder ein Stresstag. Ein neuer Junghund hat unsere Gassipartner-Hündin begleitet. Innerhalb der ersten 5min Freilauf, angucken vom Junghund und auch viel Schutz durch Umleitungen von mir war er, nachdem sie einmal direkt auf ihn zukam, um bloß sein Leckerchen in unserer Hand abzugreifen, trotzdem so verängstigt, dass er umgedreht, sich an den Hang gesetzt hat und sitzengeblieben ist. Heißt also, einsammeln, Schlepp in die Hand und auf Abstand mit unserer üblichen engmaschigen Unterstützung weiter. (Der restliche Spaziergang ging trotzdem weiter den Bach runter und ich ärgere mich, dass ich hier nicht früher die Reißleine gezogen habe. Passiert ist allerdings gar nichts.)
Nach Stresstagen wie diesem ruhen wir entweder oder wir packen ihn ein und fahren raus aufs leere Feld. Einfach nur Hund sein, keine Anforderung, rennen, schnüffeln, existieren. Er ist noch so jung, keine Frage, aber manchmal wäge ich ab, ob ich meine Erwartung runterschrauben sollte. Gewünscht hatte ich mir einen begeisterten Begleiter für tägliche Spaziergänge, Wanderungen und vielleicht auch Hundesport. Möglicherweise wird das aber auch alles noch, keine Ahnung. Mir fehlt einfach als Ersthundbesitzerin die Erfahrung und der Weitblick. Was ist Alter, was ist Rasse, was ist Temperament, was liegt in (fehlender) Sozialisierung begründet und was ist Wesensschwäche? Ich kann das ehrlich gesagt nicht einschätzen. Ich hab ihn lieb, meinen kleinen Hibbel-Angstknopf und feiere unsere Mut-Abenteuer, aber an manchen Tagen bin ich einfach auch ganz schön matt und hab nicht immer das zuversichtliche Lächeln für uns beide in der Hinterhand.
"Oder die übliche Leckbeschäftigung fürs Kämmen kam dieses Mal aus dem Lickimat-Ufo, das die Pappnasen mir letztens als Belohnung fürs Krallenschneiden überlassen haben - stinkt, da ist was im Busch und ich kreisele direkt vor Unbehagen auf dem Handlingtisch. "
Sorry, ich sehe die Worte, aber ich verstehe nicht mal in Ansatz, was sie bedeuten.
Ufos und pappnasen, welche auf Tischen kreisen?
Wer sind denn "ich" und die Ufos?? Welche Schreibperspektive?
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Er wird mit Futter auf dem Trimm-/Frisiertisch belohnt - aus diesem "UFO".
Die Pappnasen sind seine Menschen.
Beim letzten Krallenschneiden gab es die Ablenkung auch aus dem Ufo-Napf.
Das hat sich der Hund gemerkt, sieht den bekannten Ufo-Napf, vermutet, daß etwas Ähnliches wie das Krallenschneiden kommt und rotiert deswegen vor Stress auf dem Tisch.
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Hier bin ich richtig 😊 wir haben auch einen.. schwierigen Hund. Samson ist ein Mix aus Rumänien. 5 1/2 Jahre alt und seit November 2018 bei uns. Seine positiven Seiten sind: er kann super alleine bleiben, er ist sehr gesund, keine Allergien und ähnliches, er verträgt und frisst so gut wie alles, was man ihm hinstellt, er ist natürlich zuckersüß und zuhause bis auf seine Kontrolletti-Anfälle sehr lieb und pflegeleicht. Seine negativen Seiten sind: er ist enorm stressanfällig, enorm schreckhaft, hat plötzlich Angstattacken (draußen), hasst fremde Menschen draußen, kann nicht weitergehen, wenn irgendwelche Menschen draußen sich bewegen (bleibt stur stehen und glotzt sich fest oder dreht sich permanent um, um zu gucken was die machen), und wenn er eine Katze nur riecht, ist der Ofen aus und er vergisst, daß er an einer Leine hängt. Autofahren ist die Pest für ihn. An manchen Tagen kann ich nur Löserunden mit ihm drehen, weil schon ein rascheln im Gebüsch ausreicht und er will keinen Schritt mehr weiter gehen. D.h. größere Ausflüge oder gar Wanderungen oder ähnliches gehen nicht, auch weil Autofahren so schlimm für ihn ist. Eigentlich ist er dann am glücklichsten, wenn er einfach nur zuhause bleiben kann. Das ist nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt habe.
Mein Alltag baut sich um seine Gassizeiten drum herum, weil mitnehmen natürlich wegen seiner Stressanfälligkeit und Schreckhaftigkeit nicht geht.
Trotzdem liebe ich ihn sehr und ich kann mir nicht vorstellen, ihn weg zu geben. Das ist irrational, aber ich habe viel zu große Angst davor, das er woanders nicht so sehr geliebt wird wie hier und ich muss immer daran denken, das er dann die welt nicht mehr versteht und sich verlassen fühlt. Das ist quatsch, das weiß ich selbst, aber ich krieg das nicht aus meinem Kopf.
Wenn er irgendwann nicht mehr ist, dann wird aber kein Hund mehr einziehen. Dieses angebunden sein prägt mich schon sehr und ich hätte nicht gedacht, daß es mir so viel ausmacht, immer zurück stecken zu müssen.
Nicht "ein Hund" bindet dich an, sondern Samson, der zufällig ein Hund ist.
Ich weiß, was du meinst. Aber auch durch einen anderen Hund wäre ich wieder angebunden. Es muss ja alles um ihn herum organisiert werden, er kann sich es nunmal nicht selbst tun. Meine Tochter ist jetzt 14 Jahre alt und sehr selbstständig, ich möchte zumindest für eine gewisse Zeit mich fast ausschließlich um mich selbst kümmern können. Die letzten paar Jahre hat sich das Leben um Kind, Hund und Hausbau gedreht. Irgendwann darf es auch mal wieder um mich gehen.
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Ich bin mir nicht sicher, ob so manch einer die Augen verdrehen würde, wenn ich sage, dass ich diesen Thread als nicht ganz unpassend für uns finde. So hart und ehrlich wie folgende hab ichs aber vermutlich auch hier im DF noch nie geschrieben.
Heute war wieder so ein Tag, wo ich innerlich seufze und mir das Herz blutet, weil ich mich manchmal frage, ob wir irgendwie zu unfähig sind unserem Hund Sicherheit zu geben. Seit seinem Einzug im letzten Jahr arbeiten wir an seiner weitreichenden Unsicherheit. Insbesondere andere Hunde sind ungebrochen schwierig. Fremdhunde werden zunächst massiv verbellt, bei Annäherung kommt es erst zur Flucht und dann erfolgt ein Freeze. Wir wissen nicht, warum er so reagiert, das Verhalten zeigt er bereits seit Einzug. Wir arbeiten kontinuierlich daran, eigentlich (teils unfreiwillig) fast jeden Tag, da hier in der Großstadt natürlich eine entsprechende Hundedichte herrscht. Wir haben feste, rücksichtsvolle bis ignorante Gassipartner-Hunde. Ich sehe die Fortschritte und trotzdem reicht ein blöder Tag, um ihn mindestens für den nächsten völlig aus dem Lot zu kippen. Im Resultat bedeutet das fernab anderer Hunde einen hektischen, rastlosen, herumbrüllenden Hund, der selbst beim kurzen Lachen von wahllosen Passanten hochgeht. Auch an guten Tagen peitscht er sich an Dingen auf wie Osterglocken in der Wiese, Kinder, die ruhig am Rand des Gehwegs stehen oder die Zeckeninspektion nach dem Spaziergang. So viele Dinge sind solche Kämpfe, denn eine blöde Erfahrung lässt sie zur Krise werden. Mein Freund hat ihn vor einigen Wochen beim Einklicken vom Geschirr ein paar Haare eingeklemmt. Seitdem löst das Geräusch Stressreaktionen aus, Baustelle wird also bearbeitet. Oder die übliche Leckbeschäftigung fürs Kämmen kam dieses Mal aus dem Lickimat-Ufo, das die Pappnasen mir letztens als Belohnung fürs Krallenschneiden überlassen haben - stinkt, da ist was im Busch und ich kreisele direkt vor Unbehagen auf dem Handlingtisch. Oder beim Spaziergang vor einiger Zeit hat er Enten am Ufer beobachtet, die sich (lautlos) entschieden haben aufzustehen und ins Wasser zu gleiten, nachdem er ein paar Schnupperschritte in ihre Richtung gemacht hat. Derart schnell habe ich noch keinen Hund umfallen sehen, so erschreckt hat er sich. Seitdem sind Enten nun also die neuen Todesboten.
Neben haufenweise Gegenkonditionierung haben wir auch an manchen Stellen ruhig die Situation einfach durchziehen ohne groß Gewese probiert, manchmal hilft es, manchmal nicht. Geduld, Geduld für jeden Millimeter. Und doch bin ich jetzt wieder hart und ehrlich: Es gibt Momente, da würd ich am liebsten die Hände in die Luft werfen, mich umdrehen und gehen. Es ist unser erster Hund und gelegentlich bin ich doch wirklich müde, wie viel ich vorausdenken, scannen und managen muss. Manchmal würde ich auch gern aus der Haustür fallen, losmarschieren und wissen, wir haben jetzt einfach nur eine nette Zeit zusammen, trainieren das Mitlaufen im Alltag, wie es in dem Alter wohl üblich ist, und nicht, wir stapfen zum nächsten Grabenkampf gegen Umweltreize. In der Konsequenz bedeutet es für uns eigentlich jeden großen Spaziergang des Tages außerhalb der städtischen Wohnumgebung durchzuführen, wo Freilauf möglich ist und die Reize weitaus geringer. Hier durch Parks oder aber länger um die Blocks und er würde mir die Wände hochgehen, nicht machbar.
Gestern war wieder ein Stresstag. Ein neuer Junghund hat unsere Gassipartner-Hündin begleitet. Innerhalb der ersten 5min Freilauf, angucken vom Junghund und auch viel Schutz durch Umleitungen von mir war er, nachdem sie einmal direkt auf ihn zukam, um bloß sein Leckerchen in unserer Hand abzugreifen, trotzdem so verängstigt, dass er umgedreht, sich an den Hang gesetzt hat und sitzengeblieben ist. Heißt also, einsammeln, Schlepp in die Hand und auf Abstand mit unserer üblichen engmaschigen Unterstützung weiter. (Der restliche Spaziergang ging trotzdem weiter den Bach runter und ich ärgere mich, dass ich hier nicht früher die Reißleine gezogen habe. Passiert ist allerdings gar nichts.)
Nach Stresstagen wie diesem ruhen wir entweder oder wir packen ihn ein und fahren raus aufs leere Feld. Einfach nur Hund sein, keine Anforderung, rennen, schnüffeln, existieren. Er ist noch so jung, keine Frage, aber manchmal wäge ich ab, ob ich meine Erwartung runterschrauben sollte. Gewünscht hatte ich mir einen begeisterten Begleiter für tägliche Spaziergänge, Wanderungen und vielleicht auch Hundesport. Möglicherweise wird das aber auch alles noch, keine Ahnung. Mir fehlt einfach als Ersthundbesitzerin die Erfahrung und der Weitblick. Was ist Alter, was ist Rasse, was ist Temperament, was liegt in (fehlender) Sozialisierung begründet und was ist Wesensschwäche? Ich kann das ehrlich gesagt nicht einschätzen. Ich hab ihn lieb, meinen kleinen Hibbel-Angstknopf und feiere unsere Mut-Abenteuer, aber an manchen Tagen bin ich einfach auch ganz schön matt und hab nicht immer das zuversichtliche Lächeln für uns beide in der Hinterhand.
bei einem so weitreichenden Angstproblem würde ich mich mit einem Verhaltens TA zusammensetzen und gucken ob sich euer umfangreiches und (so klingt es) gut durchdachtes und bisher erfolgreiches Training nicht medikamentös unterstützen lässt. Ihr arbeitet ja gegen Windmühlen und immer wiederkehrende schlimme Erfahrungen - wenn man den wiederkehrenden Erfahrungen durch angstlösende Medikamente den gröbsten Schrecken nehmen könnte, denke ich, dass ihr trainingstechnisch viel schneller viel weiter kommt und euer Hund mit einem optimistischeren Ausblick auf die Welt später auch wieder ohne Medikamente sein könnte.
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lemming Hatte ich bisher noch nie drüber nachgedacht, weil ich sein Verhalten einfach immer irgendwie unter den typischen Faktoren wie Alter, Rasse, schlicht unsere mangelnde Erfahrung etc einordnen wollte ... Ich hadere damit, denn er ist wie gesagt so jung, aber ich nehme es als Gedanke mal mit.
Ich habe mir die Geschichten hier die vergangenen Tage durchgelesen und kam darüber auch wieder vermehrt zum Nachdenken. In dem Sinne war der Thread ein kleiner Trost, denn ja, man ist irgendwie nicht ganz allein mit der Erfahrung und es zumindest mal so deutlich niederzuschreiben und rauszulassen ist irgendwie etwas klärend fürs Innenleben. Hab jetzt auch extra einen Pfotothread eingerichtet, damit man, wie andere hier schon sagten, vielleicht auch die Entwicklung mal nachlesen kann. An schlechten Tagen wäre das einfach ein netter Balsam.
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Ich bin mir nicht sicher, ob so manch einer die Augen verdrehen würde, wenn ich sage, dass ich diesen Thread als nicht ganz unpassend für uns finde. So hart und ehrlich wie folgende hab ichs aber vermutlich auch hier im DF noch nie geschrieben.
Heute war wieder so ein Tag, wo ich innerlich seufze und mir das Herz blutet, weil ich mich manchmal frage, ob wir irgendwie zu unfähig sind unserem Hund Sicherheit zu geben. Seit seinem Einzug im letzten Jahr arbeiten wir an seiner weitreichenden Unsicherheit. Insbesondere andere Hunde sind ungebrochen schwierig. Fremdhunde werden zunächst massiv verbellt, bei Annäherung kommt es erst zur Flucht und dann erfolgt ein Freeze. Wir wissen nicht, warum er so reagiert, das Verhalten zeigt er bereits seit Einzug. Wir arbeiten kontinuierlich daran, eigentlich (teils unfreiwillig) fast jeden Tag, da hier in der Großstadt natürlich eine entsprechende Hundedichte herrscht. Wir haben feste, rücksichtsvolle bis ignorante Gassipartner-Hunde. Ich sehe die Fortschritte und trotzdem reicht ein blöder Tag, um ihn mindestens für den nächsten völlig aus dem Lot zu kippen. Im Resultat bedeutet das fernab anderer Hunde einen hektischen, rastlosen, herumbrüllenden Hund, der selbst beim kurzen Lachen von wahllosen Passanten hochgeht. Auch an guten Tagen peitscht er sich an Dingen auf wie Osterglocken in der Wiese, Kinder, die ruhig am Rand des Gehwegs stehen oder die Zeckeninspektion nach dem Spaziergang. So viele Dinge sind solche Kämpfe, denn eine blöde Erfahrung lässt sie zur Krise werden. Mein Freund hat ihn vor einigen Wochen beim Einklicken vom Geschirr ein paar Haare eingeklemmt. Seitdem löst das Geräusch Stressreaktionen aus, Baustelle wird also bearbeitet. Oder die übliche Leckbeschäftigung fürs Kämmen kam dieses Mal aus dem Lickimat-Ufo, das die Pappnasen mir letztens als Belohnung fürs Krallenschneiden überlassen haben - stinkt, da ist was im Busch und ich kreisele direkt vor Unbehagen auf dem Handlingtisch. Oder beim Spaziergang vor einiger Zeit hat er Enten am Ufer beobachtet, die sich (lautlos) entschieden haben aufzustehen und ins Wasser zu gleiten, nachdem er ein paar Schnupperschritte in ihre Richtung gemacht hat. Derart schnell habe ich noch keinen Hund umfallen sehen, so erschreckt hat er sich. Seitdem sind Enten nun also die neuen Todesboten.
Neben haufenweise Gegenkonditionierung haben wir auch an manchen Stellen ruhig die Situation einfach durchziehen ohne groß Gewese probiert, manchmal hilft es, manchmal nicht. Geduld, Geduld für jeden Millimeter. Und doch bin ich jetzt wieder hart und ehrlich: Es gibt Momente, da würd ich am liebsten die Hände in die Luft werfen, mich umdrehen und gehen. Es ist unser erster Hund und gelegentlich bin ich doch wirklich müde, wie viel ich vorausdenken, scannen und managen muss. Manchmal würde ich auch gern aus der Haustür fallen, losmarschieren und wissen, wir haben jetzt einfach nur eine nette Zeit zusammen, trainieren das Mitlaufen im Alltag, wie es in dem Alter wohl üblich ist, und nicht, wir stapfen zum nächsten Grabenkampf gegen Umweltreize. In der Konsequenz bedeutet es für uns eigentlich jeden großen Spaziergang des Tages außerhalb der städtischen Wohnumgebung durchzuführen, wo Freilauf möglich ist und die Reize weitaus geringer. Hier durch Parks oder aber länger um die Blocks und er würde mir die Wände hochgehen, nicht machbar.
Gestern war wieder ein Stresstag. Ein neuer Junghund hat unsere Gassipartner-Hündin begleitet. Innerhalb der ersten 5min Freilauf, angucken vom Junghund und auch viel Schutz durch Umleitungen von mir war er, nachdem sie einmal direkt auf ihn zukam, um bloß sein Leckerchen in unserer Hand abzugreifen, trotzdem so verängstigt, dass er umgedreht, sich an den Hang gesetzt hat und sitzengeblieben ist. Heißt also, einsammeln, Schlepp in die Hand und auf Abstand mit unserer üblichen engmaschigen Unterstützung weiter. (Der restliche Spaziergang ging trotzdem weiter den Bach runter und ich ärgere mich, dass ich hier nicht früher die Reißleine gezogen habe. Passiert ist allerdings gar nichts.)
Nach Stresstagen wie diesem ruhen wir entweder oder wir packen ihn ein und fahren raus aufs leere Feld. Einfach nur Hund sein, keine Anforderung, rennen, schnüffeln, existieren. Er ist noch so jung, keine Frage, aber manchmal wäge ich ab, ob ich meine Erwartung runterschrauben sollte. Gewünscht hatte ich mir einen begeisterten Begleiter für tägliche Spaziergänge, Wanderungen und vielleicht auch Hundesport. Möglicherweise wird das aber auch alles noch, keine Ahnung. Mir fehlt einfach als Ersthundbesitzerin die Erfahrung und der Weitblick. Was ist Alter, was ist Rasse, was ist Temperament, was liegt in (fehlender) Sozialisierung begründet und was ist Wesensschwäche? Ich kann das ehrlich gesagt nicht einschätzen. Ich hab ihn lieb, meinen kleinen Hibbel-Angstknopf und feiere unsere Mut-Abenteuer, aber an manchen Tagen bin ich einfach auch ganz schön matt und hab nicht immer das zuversichtliche Lächeln für uns beide in der Hinterhand.
bei einem so weitreichenden Angstproblem würde ich mich mit einem Verhaltens TA zusammensetzen und gucken ob sich euer umfangreiches und (so klingt es) gut durchdachtes und bisher erfolgreiches Training nicht medikamentös unterstützen lässt. Ihr arbeitet ja gegen Windmühlen und immer wiederkehrende schlimme Erfahrungen - wenn man den wiederkehrenden Erfahrungen durch angstlösende Medikamente den gröbsten Schrecken nehmen könnte, denke ich, dass ihr trainingstechnisch viel schneller viel weiter kommt und euer Hund mit einem optimistischeren Ausblick auf die Welt später auch wieder ohne Medikamente sein könnte.
Das wollte ich auch gerade schreiben.
Schilddrüse ist komplett! durchgecheckt?
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Ich hab einen schwierigen und einen (für mich) easy going Hund. Und das ist, für mich, eine ganz wichtige Kombination.
Hätte ich nur Ally, würde ich glaube ich viel Freude an der Hundehaltung verlieren, weil vieles nicht so unkompliziert möglich ist, wie mit ihm.
Aber, man muss halt entsprechend leben und dann diese zwei Hunde auch unter einen Hut bringen können.
Ally ist ein fast 10-jähriger Herder. Reizoffen, Neigung zur Hysterie, braucht viel Anleitung mit fremden Hunden und Menschen.
Sie hat aber auch wahnsinnige Qualitäten und vieles an ihr liebe ich sehr, anderes braucht halt Akzeptanz, Management und Führung.
Ich hab gelernt, Maulkörbe, Boxen und in ihrem Fall in gewissen Situationen das Halti als Entlastung und wunderbaren Hilfsmittel zu erkennen, aber auch sie in gewisse Situationen nicht hineinzubringen. Es ist konstantes Training und dran bleiben, und es wurde um ein vielfaches besser mit den Jahren. Ich denke, von außen glaubt kaum einer, dass die überhaupt schwierig ist.
Aber was uns dieser Hund Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat..
Aber nie hätten wir sie abgegeben. Wichtig ist auch die Akzeptanz, den Hund in kein Korsett bringen wollen, was man sich wünscht. Das ist für mich das A und O.
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lemming Hatte ich bisher noch nie drüber nachgedacht, weil ich sein Verhalten einfach immer irgendwie unter den typischen Faktoren wie Alter, Rasse, schlicht unsere mangelnde Erfahrung etc einordnen wollte ... Ich hadere damit, denn er ist wie gesagt so jung, aber ich nehme es als Gedanke mal mit.
Ich habe mir die Geschichten hier die vergangenen Tage durchgelesen und kam darüber auch wieder vermehrt zum Nachdenken. In dem Sinne war der Thread ein kleiner Trost, denn ja, man ist irgendwie nicht ganz allein mit der Erfahrung und es zumindest mal so deutlich niederzuschreiben und rauszulassen ist irgendwie etwas klärend fürs Innenleben. Hab jetzt auch extra einen Pfotothread eingerichtet, damit man, wie andere hier schon sagten, vielleicht auch die Entwicklung mal nachlesen kann. An schlechten Tagen wäre das einfach ein netter Balsam.
Verhaltenstierarzt kann ich dir auch nur ganz stark ans Herz legen. Imp ist wegen ihrer massiven autoimmunen SDU teilweise auch sehr ängstlich und dadurch dann aggressiv, wir haben da zwei Jahre lang mit Schilddrüsenmedikation und jeder Menge Training auch schon einiges erreicht. Aber so richtig zu ihr durchgedrungen ist das Alles nicht. Seit Weihnachten bekommt sie Alprazolam (Xanax, ein angstlösendes Medikament) dazu. Es ist unglaublich welche Fortschritte sie seither gemacht hat.
Und für mich ist das schönste daran eigentlich zu sehen wie mein Hund endlich seither zu Hause einfach entspannt rumliegen und dösen kann. Das gab es hier bisher so nicht. Sie hatte vorher entweder erschöpft geschlafen oder war immer unter Anspannung, hat nur auf den nächsten Grund zum aufspringen und bellen gewartet. Das ist jetzt endlich vorbei.
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Schilddrüse haben wir noch nicht überprüfen lassen, aber das könnten wir definitiv direkt angehen. Könnt ihr mich aufschlauen, welche Werte hier alle relevant sind?
(Sorry falls OT, ich möchte den Thread nicht kapern.)
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Könnt ihr mich aufschlauen, welche Werte hier alle relevant sind?
@dutchie.daemon auf Instagram hat einen Hund mit SDU, sie zeigt(e) immet wieder mal den Alltag damit und hat ein informatives Highlight dazu.
Auf jeden Fall zu einem TA-Praxis gehen, die sich damit auskennt, sonst bringen dir weder Werte noch Auswertung etwas.
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Schilddrüse haben wir noch nicht überprüfen lassen, aber das könnten wir definitiv direkt angehen. Könnt ihr mich aufschlauen, welche Werte hier alle relevant sind?
(Sorry falls OT, ich möchte den Thread nicht kapern.)
Es gibt ein Laboklin-Paket, das alle 9 (?, weiß es gerade nicht genau) Werte abdeckt. Da die meisten TÄ nur den T4 und evtl. noch den TSH bestimmen wollen, ist es sinnvoll hinzugehen und zu sagen "wir möchten einmal das große Schilddrüsen-Profil von Laboklin".
Dann ist eben die Frage, ob es eine "echte" SDU (Werte sind nicht in der Referenz) ist oder eine subklinische SDU (Werte sind in der Referenz).
Ich habe damals sehr gute Erfahrungen mit Fr. Dr. Zimpfer in Potsdam gemacht, die berät auch telefonisch. Mit Frau Dr. Wergowski habe ich gemischte Erfahrungen gemacht.
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