Ich stelle mich vor

  • Die Frage ist für mich die:

    Was ist an einer Rasse ‚toll‘, wenn man keine der Eigenschaften braucht, die sie hat?

    Wenn du hunde-tolerant, fremden-tolerant und am-Rad-entspannt-mitlaufend suchst, wovon der Ridgeback nichts mit hoher Wahrscheinlichkeit mitbringt, was alles (mühsam?) auftrainiert werden muss, was ist dann der Reiz am RR?


    Fragt eine mit kniehohem, blonden Wuschelmix, die seit immer total verliebt in Rottweiler ist.


    PS: Wenn die Antwort ‚die Herausforderung‘ ist, Hände weg.

  • Vielleicht weil ich selbst so bin? Ich bin ein Ein-Mensch-Mensch. Zuviel soziale Interaktion (mit fremden) stresst mich. Ich habe meine Freunde unheimlich gerne, aber es können teils Wochen vergehen ohne ein Lebenszeichen von mir. Ich hab tolle Kollegen und bin zwischen Arbeit und zu Hause meistens sozial vollständig ausgelastet und da sehe ich bei einem Gute-Laune-Hund für mich wenig Parallelen?

    Ich wüsste ich sollte viel mittendrin sein dass der Spielen etc. kann und mich bespielen will und dann stünde ich ständig im Konflikt darin Anschluss an potentielle Hundehalter zu suchen. Ich bin autistisch, ich versuche das bis ins Molekül zu zerdenken, wie ich diese „Problematik“ löse

  • Ich kann jetzt leider nur aus dem Leben mit Pferden adaptieren.


    Du gehst erst lange (!) mit professioneller Hilfe in sicherem Gebiet (Halle,Platz) eine sichere Beziehung ein. Machst viel Bodenarbeit, übst. Ich war kein fortgeschrittener Reiter, ABER: nach Monaten(!) kamen dann auch die Fortschritte dazu und ja, alleine im Gelände ausreiten (ohne „Herde“) ist ganz weit oben anzusiedeln. Erst recht im Galopp. Das habe ich mir damals aufgebaut. Das Fachwissen, die Präsenz dem Pferd ggü. leitend zu wirken.

    Ich glaube dir sofort, dass du zu Pferden ein enges Verhältnis aufbauen konntest. Das ist auch ein besonderes Geschenk, dass diese Fluchttiere sich so auf uns einlassen, und ich schätze das auch immer wieder so sehr :smiling_face_with_hearts: Gegenseitiges Vertrauen und Einlassen, Sich aufeinander verlassen sind wunderschöne Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.



    Natürlich möchte man für Hund und Pferd die leitende Persönlichkeit sein, anders wäre ein gelingender Umgang nicht möglich. Ich glaube aber schon, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich mit einem Pferd arbeite oder einem Hund.


    Gerade in der Welpenzeit passiert einfach sehr viel, das den Hund für immer prägen kann. Positiv wie negativ. Am häufigsten lese ich, wie fremde, heranrennende Hunde mühsames Training am Welpen wieder zerstören. Du übst mit deinem Hund nicht nur 30 Minuten allein in einer Halle oder Reitplatz, sondern dein Hund begleitet dich im Alltag.


    Er muss stubenrein werden (btw 4. Stock hab ich überlesen... das wird harte Arbeit. Wirklich harte Arbeit). Er muss lernen allein zu bleiben. Er darf nicht vom Dach die ganze Nachbarschaft beplärren. Er wird dir jede Katze im Umkreis deutlich anzeigen.


    Mein Lieblingssatz als junger Mensch war immer "Das kann doch nicht so schwer sein." xD


    Man denkt in der Jugend ja eh, man könne Berge versetzen, und das ist ja gut so, diese Energie. Inzwischen bin ich eher vorsichtig, kenne mich selber besser, bin auch schon gescheitert und musste einen sehr anspruchsvollen Hund mit starkem Jagdtrieb traurigerweise abgeben, ich kenne die damit verbundenen Gefühle des Versagens. Ich kenne andererseits jetzt meine Grenzen, hab aber gleichzeitig mentale Stärke gewonnen, habe mich vielfach belesen und Kurse belegt, so dass ich meinen einfallsreichen Terrier jetzt mit viel Geduld und liebevoller Konsequenz führen kann.


    Man entwickelt sich natürlich immer weiter, aber oft profitiert erst der zweite Hund von dem Wissen, das man sich mit dem ersten Hund erworben hat, so dass man beim zweiten Hund die Weichen von Anfang an gleich richtig stellt.




    Ich möchte dir nichts ausreden, ich selber bin nur jemand, der sich gern vorher mit einer Sache und ihre Eventualitäten beschäftigt, um vorbereitet zu sein ;)


    Ich bin sehr gespannt, was du erzählst, wenn du die Züchterin kennenlernst :nicken:

  • Vielleicht weil ich selbst so bin? Ich bin ein Ein-Mensch-Mensch. Zuviel soziale Interaktion (mit fremden) stresst mich. Ich habe meine Freunde unheimlich gerne, aber es können teils Wochen vergehen ohne ein Lebenszeichen von mir. Ich hab tolle Kollegen und bin zwischen Arbeit und zu Hause meistens sozial vollständig ausgelastet und da sehe ich bei einem Gute-Laune-Hund für mich wenig Parallelen?

    Ich wüsste ich sollte viel mittendrin sein dass der Spielen etc. kann und mich bespielen will und dann stünde ich ständig im Konflikt darin Anschluss an potentielle Hundehalter zu suchen. Ich bin autistisch, ich versuche das bis ins Molekül zu zerdenken, wie ich diese „Problematik“ löse

    Ich vermeide selbst beim Gassi generell Kontakt zu Fremden, weil ich das nicht mag, aber es ist halt viel einfacher, einem Hund, der andere Menschen/Hund nett findet, ein paar ausgewählte Kontakte zu ermöglichen (und dann gibt es ja noch die, die ihnen gegenüber neutral/gleichgültig sind) als in einer hundereichen Gegend einen Hund zu managen, der andere Hunde kacke findet - da bist du nämlich erst recht im ständigen Kontakt („bitte nicht herlassen“, „leinen Sie Ihren Hund an“ etc).

  • Ich vermeide selbst beim Gassi generell Kontakt zu Fremden, weil ich das nicht mag, aber es ist halt viel einfacher, einem Hund, der andere Menschen/Hund nett findet, ein paar ausgewählte Kontakte zu ermöglichen (und dann gibt es ja noch die, die ihnen gegenüber neutral/gleichgültig sind) als in einer hundereichen Gegend einen Hund zu managen, der andere Hunde kacke findet - da bist du nämlich erst recht im ständigen Kontakt („bitte nicht herlassen“, „leinen Sie Ihren Hund an“ etc).

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es kann sehr stressig sein, einen "anspruchsvollen" Hund zu führen, insbesondere, wenn dieser Hund im Erwachsenenalter womöglich eine Artgenossenunverträglichkeit entwickelt. Es ist dann je nach Wohngegend und Hundedichte leider fast täglich vonnöten, Fremdhunde abzublocken und/oder mit deren Haltern zu kommunizieren, dass der eigene Hund keinen Kontakt wünscht. Häufig kommen von der Gegenseite dann auch Belehrungen, im schlimmsten Fall wird man sogar beleidigt und beschimpft. Ich persönlich als Autistin! finde solche negativen Begegnungen deutlich anstrengender als mit zwei relativ unkomplizierten, verträglichen Kleinhunden, wie ich sie z.B. habe, unterwegs zu sein, die ich zwar auch manchmal schützen muss, wo die meisten Hunde- und Menschenbegegnungen aber doch unspektakulär und entspannt ablaufen.


    Auch "einfachere" Hunde, die meist als mit Artgenossen gut sozialverträglich gelten, müssen ja nun nicht jeden Tag aufwändig bespaßt werden. Und eigentlich braucht so gut wie kein Hund täglich wahllosen Fremdhundekontakt - da geht Qualität vor Quantität.


    Ich würde einfach nur nochmal dazu raten, dir zu überlegen, wie du dir die gemeinsame Zeit mit deinem Hund vorstellst - ist es in Ordnung für dich, vielleicht ein Hundeleben lang managen, ausweichen, vorausschauend spazierengehen zu müssen? Oder wünschst du dir bezogen auf den Hund vor allem Entspannung und runterkommen können? Dann fände ich einen Hund mit wenig ausgeprägtem Jagdtrieb und wenig Wach/Schutztrieb die für dich geeignetere Entscheidung.

  • Wie gut kannst du denn mit Enttäuschungen und Frust umgehen?


    Ein "autonomer Hund ohne will-to-please" bedeutet nämlich, dass der Hund einen eigenen Kopf hat, eigene Entscheidungen trifft und diese nicht unbedingt das sind was wir Menschen wollen. Diese Art Hund zur Mitarbeit zu bewegen ist nicht immer einfach. Und nicht immer erfolgreich.

    Das kann oft sehr anstrengend und frustrierend sein.

    Mein Sohn (auch Autismus Spektrum mit ADHS) kann damit zb sehr sehr schlecht umgehen. Ihm fällt es schwer zu akzeptieren dass der Hund nicht dass macht was er möchte.


    Auch musst du beim rr damit rechnen dass andere Menschen nicht unbedingt freundlich auf deinen Hund zu sprechen sind. Da wird es sicher auch mal die ein oder andere unfreundliche Reaktion geben.

    Kannst du das aushalten?

  • Vielleicht weil ich selbst so bin? Ich bin ein Ein-Mensch-Mensch. Zuviel soziale Interaktion (mit fremden) stresst mich. Ich habe meine Freunde unheimlich gerne, aber es können teils Wochen vergehen ohne ein Lebenszeichen von mir. Ich hab tolle Kollegen und bin zwischen Arbeit und zu Hause meistens sozial vollständig ausgelastet und da sehe ich bei einem Gute-Laune-Hund für mich wenig Parallelen?

    Ich wüsste ich sollte viel mittendrin sein dass der Spielen etc. kann und mich bespielen will und dann stünde ich ständig im Konflikt darin Anschluss an potentielle Hundehalter zu suchen. Ich bin autistisch, ich versuche das bis ins Molekül zu zerdenken, wie ich diese „Problematik“ löse

    Du musst bedenken, dass es unter Umständen schwierig sein kann sich fremde Menschen und die dazugehörigen Tutnixe (die sich dir ungefragt und oft sehr distanzlos nähern und deinen Wunsch nach Einsamkeit und Ruhe so völlig ignorieren) erfolgreich vom Leib zu halten.

    Das ist in stark frequentierten Gebieten gerne ein große Belastung.

    Da wird täglich ungefragt dein Training sabotiert (der will nur hallo sagen) und du wirst ungefragt belehrt ☝🏻(sei nicht so streng, der muss sozialisiert werden, der braucht viel Hundekontakt)....das ist extrem anstrengend...mit tobenden, 35 Kilo Pubertier an der Leine.

  • Ich persönlich finde einen so großen Hund einer Rasse, bei der Rüden durchaus +/- 50 kg auf die Waage bringen können und bei der mit Wach- und Schutztrieb sowie Territorialität zu rechnen ist, nicht passend für das beschriebene Wohn- und Arbeitsumfeld, weil einfach zu wenig Platz ist.


    Was ist, wenn der Hund meint, im Fahrstuhl und/oder Treppenhaus hat sonst niemand sonst was zu suchen? Allein vom Platz her wird die Vermeidung von Körperkontakt zwischen Hund und anderen Menschen schwierig ...


    Lass Dir gesagt sein, gegen Genetik kann man nur bedingt anerziehen und trainieren, César Millán und seine Drillmethoden hin oder her.


    Wenn der Hund in seinem Territorium Ordnung halten will, wird er das tun, und wenn er mangels einer geeigneten Wohnsituation kein zu bewachendes Territorium hat, wird er sich Stellen aussuchen, die er dazu erklärt.


    Ich bin sicher, die Züchterin, die Du besuchen willst, wohnt entsprechend.


    Ehrlich, ich kann die heutige Hundehaltung oft nicht verstehen, warum es partout ein Hund sein muss, bei dem man damit rechnen muss, dass man ihn brechen muss, um ihn passend für das eigene Leben hinzubiegen.


    Ach ja: Wenn ein Ridgeback unter Deinem Schreibtisch ruhen soll, kannst Du Dir überlegen, ob Du künftig mit den Füßen auf dem Schreibtisch arbeiten willst bzw. kannst.


    Denn ein Ruheplatz für einen Hund sollte ihm auch ermöglichen, seine Position frei zu wählen.

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